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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 151 - Nr. 160 (8. Juli - 18. Juli)
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Inlins Yoeder in Heidelberg.





Beſtelluugen

Q den „Pfälzer Boten⸗ für die Monate


dei Tämmtligen Poftanftalten, bei unſeren Trägerinnen,
Üdie in unjerer Erpebition Geidelberg, Zwinger-

traße? entgegengenommen.
Verlag des „Pfälzer Bote.“



— — —

dis Brogramm der Sozinldemokratie,
N Wir halten es für zweckmäßig und zum beſſern
iẽ der ſpaͤteren Erörtetungen nothwendis,
* deſeln den Wortlaut des im Pfälzer Boten
TE im Auszug veröffentlichten Aufrufes u. Pro-
Stamm8 der ſozialdemokratiſchen Partei Deutſchlands
Wizutheilen:
* Der Parteitag zu Halle hat den Parteivorſtand
auftragl den Entwurf eine8 neuen Parteiprogramms
AUSzuarbeiten und diefen fpaͤteftens drei Monate vor
Mammentritt des nächſten Parteitages zu verbffent-
1 * 2 die Bartei hinreihende Zeit zur Pruͤf⸗

abe.

Wir ſind dieſem Auftrag nachgekommen 1u. bringen
ernee den Entwurf, wie er nach reiflicher und
eitiger Berathung fejtgeftellt wurde, zur Lenntniß
Und Kritit der Genojfen. Gleichzeitig theilen wir
4 daß die Gejammtparteileitung in ihrer Sitzung
m 20, Suni einftimmig beſchloſſen hat, den d ie3-
’1@?5“9 en Barteitag, einem Antrag der Erfurter
i&e‘wfien cutfprechend, nach Erfurt 3zu berufen, und
W Eröffnungstag vorläufig Sonnabend, der 10.
Atober 1891, beftimmt morden. Provijorijche Tages-
Mnung und alle übrigen auf den Parteitag bezüg-
\Wen Bekanntmachungen werden, den Beſtimmungen
„ Unferer Barteiorganijation entiprechend, zu gegebener

eit den Parteigenoſfen zur Kenntniß gebracht werden.

erlin, den 3. Juli 1891.
Der Parteivorſtand.

Programuis der Sozialdemokratiſchen
Partei Deutſchlands.
4 Die Trennung der Arbeiter von den Arbeitzmit-
5 — Grund und Boden, Bergwerke, Gruben, Ma-
Vnen und Werkzeuge, Verkehrsmittel — und deren
in den Alleinbeſitz eines Theiles der Ge-
Twoͤfisleder hat zur Spaltung der Geſellſchaft in
Im Kampf unt's Dafein.
Erzaͤhlung nach Hesba Stretton von H. v. Remagen.
9 Nachdrnck verboten.)

das in der That derſelbe ſchmutzige, ſchleichende

ommene Kunabe, der ſich einftmals ſo oft vor feines
DOler8 unberechenbarer Tyrannei nach hinten Nüchtete in
utier Kammer War das der ſchüchterne Dieb,
46 id um ſeinen Schaß beſtohlen und dann dieſem
„ 0en CEuklid es zu danken hatte, daß er nicht ins Ge-

Entwurf eines




önen

Träume ?

* SViltoria erfreute ſich des ſchönen Tages nicht minder.
Cl8beth, obaleich fie meniger ſprach und meiitens finnenD
Nausblidte in des tiefe Blau des Himmels, auf das
eHenfränfjeln des ſchnellen Stromes und die faftiggrünen

8* en, die fih an jeinen Ufern ſanft zu ihm hergbſenkten.

er vAr färfer geworden; aber das zeigte DDW ihr ganzes

raum, der ein Ende nehmen mußte, wie alle


eiben werde, die für ichwere Urbeit nie küchtia würde.
quf Detr on Dudlen hatte mehr al3 einen Schüßling
* der „Meopatra“, und deshalb Mancherlet zu thun von
— an, al er Schiff betreten. AI die
un‘gflniamen Nebungen begannen, war er abex gefommen
Hatte neben Viktoria Plaß genommen. Ihr ernites,
omemiumeä Weſen war ihm aufgefallen, ohne daß er ie-
„b@tmaß befürchtet Hatte: denn um den Mund des
AdeNZ lagerie e3 trogß aller erniten Miene wie Friede
und Freude.
„SchWW’3 irgendivo, Viktoria?” fragte er thHeilnehmenk.
aber”SCict3, Herr Dudley; ich bin nur etwas nachdenklich,
begr das bin ich ja immer; bei der langen Abweſenheit
Volerz den ganzen Tag über bin ich 10 geworden.“
„Und worüber dachten Sie denn gerade eben nach ?”
ie „Was macht mohl mehr Koften, der Unterhalt Rogers
— — Schulichiff, oder der Unterhalt David 3 im
anenih?' fragte Viktoria ernſt.
Lutüänonifẽ fojten mehr, al3 Schulichiffe“, waͤr die





—— —












die arbeitende und die beſitzende, ge-

find die geſell-

geworden. Die hierdurch bedingte bkonomiſche Unter-
werfung der Arbeitex unier die Beſitzer der Arbeits-
mittel, d. h. der Lebensquellen, iſt die Grundlage der
Knechtſchaft in jeder Geſtalt: des geſellſchafthchen
Elends, der geiſtigen Verkümmerung, der politiſchen
Abhängigkeit.

Unter der Herrſchaft dieſer Ausbeutung nimmt die
Anhäufung des durch die Ausgebeuteten erzeugten
Reichthums in den Händen der Ausbeuter — der
Capitaliſten und Großgrundbeſitzer — mit wachſender
Geſchwindigkeit zu. Immer ungleicher wird die Ver-
theilung des Arbeitsprodults zwiſchen Ausbeuter und
Ausgebeutete, immer größer die Zahl und immer un-
ſicherer die Lebenslage der Proletarier, immer maſſen-
hafter die Armee der überſchüſſigen Arbeiter, immer
ſchroffer der Claſſengegenſatz, immer erbitterter der
Kiaſſenkampf, welcher die moderne Geſellſchaft in zwei
feindliche Heerlager trennt und das gemeinſame Merk-
mal aller Induſtrieländer iſt.

Die im Weſen der eapitaliſtiſchen Produktion be-
gründete Planloſigkeit erzeugt jene immer länger an-
dauernden Kriſen und Arbeitsſtockungen, welche die
Lage der Arbeiter noch verſchlimmern durch den Ruin
der ſtädtiſchen und ländlichen Mittelſtaͤnde — der
Kleinbürger und Kleinbauern — den Abgrund zwi-
ſchen Beſitzenden und Beſitzloſen erweitern, die allge-
meine Unſicherheit zum Normalzuſtand der Geſellſchaft
erheben und den Beweis liefern, daß die Klaſſe der
Aneigner der geſellſchaftlichen Arbeitsmittel den Bexuf
und die Fähigkeit zur wirthſchaftlichen und politiſchen
Führung verloren hat.

Diefem Zuſtand, der von Tag zu Tag unerträg-
licher wird, durch Beſeitigung ſeiner Urſachen ein Ende
zu machen und die Befreiung der Arbeiterelaſſe zu er-
ringen, iſt das Ziel und die Aufgabe der Sozial-
demokratie.

Die ſozialdemokratiſche Partei Deutſchlands erſtrebt
demgemäß die Umwaͤndlung der Arbeitsmittel —
Grund und Boden, Bergwerke, Gruben, Maſchinen
und Werkzeuge, Verkehrsmittel — in Gemeineigen-
thum der Geſellſchaft und die Umwandlung der capi-
taliſtiſchen Produktion in ſozialiſtiſche Produktion ;
eine Umwandlung, für welche die capitaliſtiſche Ge-
ſellſchaft ſelbſt die mäteriellen und geiſtigen Beding-
ungen geſchaffen hat und weiter ſchafft und durch die
allein die Befreiung der Arbeiterklaſſe und mit ihr


Anzeige-Blatt Mr die Amtebeznte Heidelberg,

Wiesloch, Brucfal, Öretien, Nedargemäünd, Mosdac,
aberbach / Buchen, Wallbdärn, T.⸗Biſchofsh. Wertheim 2C,







Drug, Berlag u. Expedition von Gebr. Huber
tu Beidelberg, Zwingerſtraße 7.







die Befreiung aller Geſellſchaftsglieder ohne Ausnahme
verwirklicht wird.

Die ſoͤzialdemokratiſche Partei hat nichts gemein
mit dem ſogen. Staatsſozialismus, dem Syſtem der
Verſtaatlichung zu fiscaliſchen Zwecken, das den Staat
an die Stelle des Privatunternehmens ſetzt und damit
die Macht der ökonomiſchen Ausbeutung und der po-
litiſchen Unterdrückung des Arbeiters in einer Hand
vereinigt.

Die Befreiung der Arbeiterklaſſe kaun nur das
Werk der Arbeiterklaſſe ſelbſt ſein, weil alle übrigen
Klaſſen und Parteien auf dem Boden des Kapitalis-
mus ſtehen und trotz der Intereſſenſtreitigkeiten unter
ſich doch die Erhaltung und Stärkung der Grund-
der heutigen Geſellſchaft zum gemeinſamen Ziele

aben.

Die Intereſſen der Arbeiterklaſſe ſind in allen
Ländern mit capitaliſtiſcher Produktsweiſe die gleichen;
mit der Ausdehnung des Weltverkehrs und der Bros
duktion für den Weltmarkt wird die Lage der Arbei-
ter eines jeden Landes immer abhängiger von der
Lage der Arbeiter in den andern Laͤndern; die Be-
freiung der Arbeiterklaſſe iſt daher nicht eine nationale,
ſondern eine ſoziale Aufgabe, an der die Arbeiter aller
Kulturländer gleichmäßig betheiligt ſind. In dieſer
Erkenntniß fühlt und erklärt die ſozialdemokratiſche
Partei Deutſchlands ſich eins mit den elaſſenbewußten
Arbeitern aller übrigen Länder.

Die ſozialdemokratiſche Partei kämpft nicht für
neue Klaſſenprivilegien und Vorrechte, ſondern für
die Abſchaffung der Klaſſenherrſchaft und der Klaſſen
ſelbſt, und für gleiche Rechte und gleiche Pflichten
Aller ohne Unterſchied des Geſchlechts und der Ab-
ſtammung. In dieſem Befreiungskampf verficht die
Sozialdemokratie, als die Vertreterin nicht bloß der
Lohnarbeiter, ſondern der Ausgebeuteten und Unter-
drückten insgeſammt, alle Forderungen, Maßregeln
und Einrichtungen, welche die Lage des Volkes im
Allgemeinen und der Arbeiterklaſſe im Beſondern zu
verbeſſern geeignet ſind.

Die ſozialdemokratiſche Partei Deutſchlands tritt
deßhalb gegenwärtig für folgende Forderungen ein:

1. Allgemeines, gleiches, direktes Wahl-u. Stimm-
recht mit geheimer Stimmabgabe aller über 21 Jahre
alien Reichsangehörigen ohne Unterſchied des Ge-
ſchlechts für alle Wahlen und Abſtimmungen. Ein-
führung des Proportional-Wahlſyſtems. Feſtſetzung
der Wahlen und Abſtimmungen auf einen Sonmn-
oder Feiertag. Entſchädigung für die gewählten Ver-
treter.





„Roger', fuhr Viktoria foxt, „lernt hier ſein ehrliches
Brod verdienen; er wird in den Stand fommen, zu Hei-
rathen und als ehrlicher Mann feine Kinder rechtſchaffen
erziehen; er wird Niemand mebr Koſten machen. Nun
aber der David! Die Elsbeth hat Ihnen erzählt, wie er
geftern ſelber jagte: er ſei hoffnungslos verloren. Und
Sie koͤnnen mir glauben, er wär ein viel beſſexer Junge
und eher Etwas mit ihm anzufangen, als mit Roger; er
war fo gut geſinnt und leicht zu leiten, wie die Elabeth
da. Wenn Sie nicht zeitig noch eingegriffen hHätten, wäre
das arme Maͤdchen wohl auch in den Abgrund gerathen.
Traurig nur, daß Roger erft ſtehlen mußte, ehe für ihn
und Elsbeth der Helfer kam.“

Vietorials Augen füllten ſich mit Thränen und ſie
wandte das Gelichl halb von John Dudley weg, ſorgen-
voll auf die Stadt blickend, übex welcher unter allem
Sonnenſchein, eine Wolke rothen Rauches ſchwebte.

Die Rückkehr aller Gäſte von dem Schulſchiff nach
London erfolgte in Gemeinſchaft auf einem zu dieſen
Zwecke eigens gemietheten Dampfer. Seitens der Schiffs-
fungen folgte ihnen ein des Tages würdiger Abſchieds-
* die Muſikbande ſpielte wieder heitere Seemanns.
weiſen.

Die übrigen Zöglinge kletterten in die Takelage odex
ſtellten ſich auf der Kanonenlage, kurz, überall da auf,
wo nur fur einen Fuß Raum war, und ſchwenkten unter
frohem Zuruf ihre glänzenden Laͤckhüte Elsbeih wandte
kein Auaͤe von dem Schiff, ſo lange Roger, der natürlich
in vorderſter Reihe ſtand unter ſeinen Kameraden zu er-
fennen waͤr. Hätte nur David neben ihm ſtehen können!

Der erſte Halteplatz des Dampfer3 war an der Lon-
don-Brüce.“ Es dunkelte ſchon und die Laternen waxen
bereilz angezündet. Als Elsbeth unwillkürlich die Frück
hinguf zu der Stelle ſchaufe, an welcher ſie am Abend
vorher mit Dapid zuſammengetroffen war, bildete ihre
Phantaſie ſich ein, das verzweifelte Geſicht ihres Bruderz
über der Bruſtwehre zu ſehen, den Blick auf ſje gerichtet.
Sie drückte die Augen zu und ſah darauf nochmals hin,
aber da war das Bild verſchwunden.



— s» E
XIX,
Hochzeit anſtatt Begräbhniß.

Es vexgingen Monate, ehe Herx Dudley Etwas über
David in Erfahrung hringen konnte. und was er davon
hörte, war nicht erfreulich: er hefand ſich wieder in Haft
und zwar wegen eines Diebſtahls ernſterer Natur Dud-
ley erhielt die Erlanbniß, den Gefangenen zu beſuchen.
Er hatte eine lange Unteredung mit ihm und gab ihni das
VBeriprechen ſein Freund ſein zu wollen.

Als die Strafzeit um war, verſchaffte Dudley ihm
ein Unterfommen und that ſein Moöglichſtes auch eine
Beſchäftigung für ihn ausfindig zu madhen; aber das
wollte nicht gelingen. Harte Axbeit und ſchlechte Bezahl-
ung war zudem nicht mehr nach Davids Geſchmack Seit
er zuerſt im Gefängniſſe geweſen waren jeßt drei Jahre
vergangen, und in dieſen drei Jahren hHatte er das Sine
gelernt, daß man auch ohne übermäßige Anſtrengung fich
dor dem Hunger bewahren lonne In der Ausſhung des
Diebesgewerbes hatte er nichts zu riskiren als ſeine Zrei-
heit, und was nüßte ihm die Hreiheit, wenn er doch ar-
beiten ſollte wie ein Sklave? Sein einziger Ehrgeiz war
jetzt, geſchickt zu ſtehlen, daß er die Waͤchſamkeit feiner
Feinde — der Polizei — zu Schanden machte.

Trotz Allem aber, — ein guter Funke war doch noch
in ihm; er wollte von DudleyH nicht wiſſen, wo Elsbeth
wohne und bat ihn, ihr von ſeiner ſchlimmen Lage keine
Mittheilung zu machen. Lakt mih“, ſagte er, „allein
ins Verderben gehen; aber die kleine Els will ich davor
behütet wiſſen.“

Ale Vorſtellungen Dudley's, er moge es doch noch
einmal mit einer rechtſchaffenen Hantirung verſuchen
wollten nicht verſchlagen. Verſucht ſaate er, habe er es
ſchon oft genug; er ſei aber immer wieder daran erinnert
worden, daß er ſchon einmal „gefefjen“ habe. Sein Name
ſtehe nun einmal im ſchwarzen Buch der rückfälligen Ver-
brecher, und ieder Bolizijt habe ein Auge auf ihn — „E$
iſt eine verflüchte Welt“, ſagte er eines Tages zu Dudley,
nachdem diefer ſich lanae mit ihm unterhalten und abſicht-
lich die Rede auf Davids verſtorbene Mutter und feine




 
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