Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 121 - Nr. 130 (2. Juni - 12. Juni)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0497

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext





ungen-

lell

Inanrhn

llacke,

den, 84
nterie-WaAtt ng
Neberzug. 098 *
v und Bapl
Holzſchuien

iwendung . i
S {@Ieifzufibä a
ffenbein, D

bar.
* vol
ırfarbe nich 4
dient 3

oaaren. aal
yefchirre, D7 f .

antıiß

— B
D Erzengung

4
lagegenſn

rieben



echnung
4

cher

nden, bruhe

rucker®

— —
oller



















nilt Augnahme der Sonn⸗ und Feiertage
— 2 — — vreie vierteljaͤhrlich
1.20. ohıre Tragerlohn n. Voſtentfſchlag Beftellungen

- - bet den Boftanftakten 11 bei der Wxpebition Zwingerfiraße 7.

RS



guline Yeder in Heidelberg.




Für den Moͤnaͤt

Juni

Werden Beſtellungen auf den täglich erſcheinenden


Oten und von unſerer Expedition Zwingerſtraße?
angenommen.



. Die Fefuiten els Beihtväter der Fürften.

Auch über dieſen Punkt wird viel fabulirt. Wie
die meiften dieſer Fabeln, beruht auch die auf den
»Monita secreta“, den an(geblid)en „geheimen Anweiſ-
Algen“, nach denen die Feſuiten zu handeln hätten.

ieje. „Monita secreta“. ſind bereits als gemeine


treffliche Buch von B. Duhr, S. J.,

ſagt: Sn jenen „Monita secreta“ iſt das 4.


Iche Regierung richten. ... Oftmals und



nur wider ihren Willen


l1e Stireitigfieiten der Großen und
ATr ften vorſichilich und heimlich zu n ähren ver-
Öt, ſelbſt mit.; gegenfeitiger. Schwaͤchung der

Döter der Fürften, welche P. Maquaviva im Jahre
602 erließ. !).. Die wichligſten Säße auz dieſen drei



in äußere und politiſche Ge-
1äfte einlaffen und fihH nur um die Gemwifjens-
‘ Fürſten beküm-
Mern. .. Es iſt von großer Wichtigkeit, daß ihm

_ #) Institutum S, J. 11, 225 spp.



Im Kampf unı's Dafein.
Erzählung naͤch Hesba Stretton von H. v. Remagen.
) Gaͤchdrna verboten.)

„Shr rührt die Frau nicht mehr an!“ wetterte er ihm
dem guugen Aufgebot ſeiner heiſeren Stimme ins Ge-



enheit eritaunen ‚mußte. „Sie hat den Wbend mit mir
UNd. meiner Tochter..zugebracht und ich werde für ſie ſorgen.


A } Ich {ag’, daß
en Schurte - feid, wenn Ihr ſie noch einmal anrührt.

Yitanden !“ An’ jeine Züge - zitterten und. die Glieder


ummwandte. zu den dicht hHerumftehenden Nachbarn.

‚.. Die Zujtimmung, welche Euklid durch Wort und Blick
I der * 4 eine {oeinmüthige, daß ſelbſt der
ne Blackett — * und ſich
, AMigem unfläthigen Gemurre in ſeine Wohnung zu-
— Zwei * 4 der Nachbarn leaten mit Eutiid


diefen Leuten, die doch an fo Weniges ocwoͤhnt
Waren, fam ber Maum doch arg nadt und bloß vor für
— Wohnung: Sin Stuhl war nichtmehr
einige Häuflein in den Straßen aufgelejener
‚Negeliteine dienten alz Sike. Die ärmliche Bettitatt ent-
Dielt Nichts mehr, al8 eben noch einen Strohfad; von
Ainer Dede war Teine Spur. _ Euflid fühlte fich, al er mit
— — Blid um ſich jab, . beim Vergleihe mit
Shen eigenen. WohnungsS- und Lebenzverhältnifjen nod
V3 ein reider Mann.


Mit einem tiefen Seufzer fuhr er
„®ott, mein Gott, ſo könnte es auch meiner

ON un8s, S
dann fort : **


Sente bas, ‚werthe Nachbarn muß jeder von euch
Senten,. dießen wir etwas zuſammen für fie; ich geb
‚Yeinen Shilling gern, und das iit mehr, ic heute ver-

Ddient hab’, ea:find Leut’ im Hauz, die können leicht mehr
geben, obite‘ fih-wehe zu thun.“












— *
z 2

— Juni 1091.

der Fürſt ſelbſt die Uebernahme anderer Geſchäfte
unterfage. Denn ſo wird er mit größerer Freiheit
und Selbſtloſigkeit ſein Amt verwalten und ſeinem
Pönitenten nierden viele Unannehmlichkeiten erſpart
bleiben von ſeiten derer, welche die Vermittlung des
Beichtvaters für ihren Privatvortheil in Anſpruch
nehmen wollen.“ Er ſoll auch keine Vergünſtigungen
Ceſchenke oder Gnadenerweiſe vermitteln, da folche
Dinge auch in erlaubten Fällen gewöhnlich zum
Lergerniß gereichen, wenn man fieht, daß ſie vom
Beichtvater, zumal wenn dieſer Ordensmaͤnn iſt, be-
Jorgt werden „In je größerer Gunſt er bei dem
Jürſten ſteht, infolge deren er durch ihn eine gewiſſe
Autorität ausüben fönnte, deſto mehr achte er darauf,
daß er nie, weder mündlich, geſchweige denn ſchriftlich
irgendwelche Dinge oder Geſchäfte zur Anempfehlung
für die Miniſter übernehme. ... Noch viel . mehr
joll er darauf jehen, daß er ſich auch nie als MittelS-
berſan gebrauchen laffe, um im Namen des Königs
die Miniſter und Hofleute zu mahnen und ihnen
Verweiſe zu ertheilen; einen etwaigen hierauf bezüg-
lichen Auftrag aber ſoll er mit Entſchiedenheit ab-
lehnen.

Die in dieſer Inſtruktion erwähnte fünfte General-
conoregation hatte bereits im Jahre 1593 noch eigens
jede Einmiſchung in die Poͤlitik verboten. ) Wie
genau man ſich an die dort gegebenen ſtrengen Vor-
ſchriften hielt, zeigt eine Bemerkung, welche der gewiß
nicht ieſuitenfreundliche Stieve macht. Als ſich der
Münchener Rektor Simon Hendel und P. Gregor de
Balentia einmal infolge des vom Orden an ſeine
Mitglieder erlaſſenen Gebotes, ſich nicht in Staaͤts-
augelegenheiten zu miſchen, weigerten, dem Herzog
Wilhelm ferner in ſolchen mit ihrem Rathe brizu-
ſtehen, beklagte er ſich hei dem General Aquaͤvida.
Aber die Befragung der Fefuiten richtete fich, wie
das auch bei anderen gleichgeſinnten Fürften der Fall
war, ohne Zweifel nur daͤhin, feſtzuſtellen, ob ein


Die Obern der Geſellſchaft Jeſu haben überhaupt
einen unaufhörlichen Kampf nicht ſo ſehr gegen
einzelne Jeſuiten, ſoadern gegen die Fürſten geführt,
um dieſelben von der Verwendung des Pattes in
dolitiſchen Dingen abzuhalten. Daͤs beweiſt 3. B.
der Briefwechſel des Generals Vitelleschi mit Ddem

?) Institutum S. J. II, 226.

°) Institutum S, J. I, 254, 265. al. ſiebente Ge-
neralconaxeaation (1615) I, 305,

*) Stieve, Bayerifhe Politif I, 417, Die Antwort Aqua-
viva’S vom 3, Februar 1596 bei Stieve, Urfprung des dreißtg-
jährigen Krieges, S, 65, Anm. 15. ;



— —⏑









Knzeige-Blatt für die Amtsbezirke Heidelbera,
Labenburg, Weinheim, Schwebingen, PLilippsburg, '
Wiesloch, Bruchfal, Breiten, Nedargemünd, Mosbeac,
Eerbach Buchen Walldärn, T.-Bifhofsh. Wertheim 3C.



— — —





Dru/ Verlagu Exrpedition von Gebr, guber
in Heideiberg, Zwingerſtraße?.







Biſchof von Augsburg vom Jahre 1634, der ſich der
Feder ſeines Beichtvaters P. Wagnereck in einent
Streite mit der Stadt Augsburg bediente. Als ſich
bei Gelegenheit der münfterlichen Friedensverhand-
lungen die Gefahren für eine politifche VBerwendung
von Zeſuiten mehrten, erließ der General Caraffa am
35. Janırar 1648 eine Mahnung an den Provinzial
der oberdeutjchen Provinz, er möge die Vorſchriften
des Inſtituts üher die Einmiſchung in politiſche
Dinge in aller Gedächtniß wieder auffriſchen. Wenige
Monate {päter, am 25. Fuli, richtete derfelbe .General
an den Kurfürften Max von Bayern, in weldem er
denſelben bei ſeiner großen Liebe zur Geſellſchaͤft be-
ſchwort. ſeinen Beichtvater, P Vervaut „doch nicht
für. Feſchäfte zu verwenden, welche durch das Juſtitut
der Geſellſchaft ſo ſtreng verboten find, wie ſolche,
welche ſich auf die Politik beziehen (qualia sunt illa
quae appellantur status).“ . In den nächftfolgenden
Jahren richtete der General Rickel zwei Schreiben an
die Oberen der deutſchen Provinzen, in welchen er
ihnen wiederholt einſchärfte, daß fie trotz aller Bitten
der Fürſten fich nicht bewegen laſſen ſoͤllen, irgend
einen Jeſuiten für die Beſoͤrgung weltlicher Geſchäfte
herzugeben.

Alle dieſe Briefe ſind vertrauter Natur, „gebeime“
Inſtruktionen für die Oberen, die wohl kanum gedruckt


bei der Aufhebung der Geſellſchaft in die Bibliotheken
und Archive der verſchiedenen Fürſten gewandert
wären; ſie bilden deshalb den ſchlagendſten Beweis
gegen die Echtheit der Anweiſungen, ſich in die Poͤlitit
einzumiſchen, wie ſie in jo unverſchämter Weifje im
den Monita secreta zum Ausdruck gelaugen.

Dieſer Gegenſtand mag beſchloſſen werden durch
das Urtheil zweier den Jeſuiten durchaus nicht günftig
gefinnter Schriftfteller, auf welche der mehrfach citirt
Sejuit %. Hoenbroeh (S. 134) hinweiſt. Der Kal.
Preußijche Regierungsrath und Kammerherr Seiner
Majeſtät des Deutſchen Kaiſers, Er uſt von Berz
touch ſchreibt: Es hält ſehr ſchwer ein allgemei-
nes Vorurtheil zu bekaͤrnpfen Der Geſchichtsſchreiber
darf aber von dem Odium eines foͤlchen Verſuchs,
auch bei einer befürchteten Erfolgloſigleit, nicht zurüc
i&reden.-. ... Wenn die Fürften Mitglieder dieſes
Ordens wegen ihrer vorzuglichen Befähigung zu iHhremn
höchſten Rathgebern machten, ſo trugen fie ſelbft die

>) Die Terte diefer Briefe zum Theil wörtlich bei Wittmanız,
Die Feſuiten und der Ritter Heinrich von Lang, Augoburg 1845,
S. 12—16. Das Schreihen vom 25. Yuli 1648 vollſtandig bei
Stieve, Urſprung des dreißigjährigen Krieges, Anhang S, 36,



Eie betommt jeden Dienſtag vier Schilling und acht
Sroſchen von der Armen-Commiffion,“ warf eines der um-
ſtehenden Weiber ein ;

; Wenn ſie die Miethe bezahlt hat, iſt noch der dritte
4444 übrig, und damit lebe einmal eine!“ derfetzie
uklid

„Sie iſt inner ſo Yunarig,“ ſchluchzte Elabeth; „fie

hat ſich ſchon lange nicht nieht ſatt effen Fönnen.“

„Sie hätte ins Urmenhaus gehen {ollen,“ ließ ſich eine
andere Stimme vernehmen: „dort hHätt’ fie Medicin - und
alles Nothmwendige gehabt. Ich {ag’3 nicht alein, andere
Leute find auch der Meinung.“

... er iit der Meinung, daß dieſe Frau in’s Armenhaus
hätt’ gehen folen?“ fragte Euklid, den Kopf hoch aufrich-
fend und rund um ſich blidend, während feine trüben Augen
faſt funfelten vor innerer Entrüftung. „Sie, ein ehrbares,
arbeitjame3 Weib und Wittwe eines rechtjhaffenen Mannes
Die Weibzbilder, die inz Hiefige Armenhaus gehen, {ind
mit _ geringer Ausnahme, ganz anderer Art; abgewirth-
fhaftete liderliche Dirnen und. heruntergekommene Saufe-
rvinnen; b’rum hört man dort Nichts al8 Schwören und
Slucdhen. In der HIN kann’s nicht {Ölimmer fein. In
meiner Gegeniwart {oll Niemand einer braven Frau zu-
muthen, ins Armenhaus zu gehen!”

‚Cuflid hatte unter ſeinen Nachbarn alzeit als ein
tuhiger {hüchterner Mann gegolten, der Feiuem Hund
etwas zu leide that. Sebt war aber auf einmal ettvas {o0
ungewöhnlih Ungejtümes in feinen Worten, in feinen
Geften, daß die Umftehenden ordentlih Furcht vor ihm be-
famen, Sie ſchlichen fih aus dem Zimmer, die Eine vor,
die Andere nach, fo daß {Oließlidy Euklid und El8bheth
allein waren mit der Aufgabe, die Ohnmächtige zur Be-
finnung zurüdzubringen. Sie bielt den verhängnigvolen
Brief noch immer zwiſchen den Fingern; als E[8beth jetzt
die Hände auseinanderkralte, um deren Innenflädhe warm
zu reiben, fiel das Bapier zu Boden. Suflid hob dasfjelbe
auf und trat damit zu dem Lichte, welches eine der Nach-
barinnen mit ſich aebracht und ſtehen gelaffen hatte.

„%o. fommt dex Brief ber ?“ fragte Etsbeth in anaſt-
licher Spannung. „SIft er von David ?” ; .



— — — — « ꝛ“—

„Ah, von David Fell, eurem lieben Sohn,“ 1a8 Euklid.
„AÜber er kommt aus dem Gejängnig ! David GL in Haft.“
Cutlid’s grauer Kopf neigte-{ih vornüber und feine Worte
wurden zu einem beiſern Gemurmel. War’8 da ein Wun-
der, daß die Frau bei diejer Erfahrung in - todesähnlidhe
Odnmacht fiel ?!: Das Armendaus war Ihredlich, aber daz
SefängniB war doch noch bverabiHeuungswürdiger und
entehrender. Sr ftand; einige Augenblide im Nachdenken
verfunfen. ‚David war immer in einer gewifien Art fein
Siebling gewefen; er fah germ in das offene‘ Ana-
bengeficht und taunte idn, wenn fie auf der Straße ein-
ander nahe kamen, an jeinem muntern Bfeifen und Singen
aus ziwanzig andern Lnahen heraus, Wenn er einmal gar
zu heifer war, um feine Arefje auszurufen, dann brauchte
er Dadid nur Herbeizutvinken, Dder ihm dann wilig daz
Körbohen durch die Straßen ' vortrug und ihm Jeine helle
Stimme lieh. Und diejer David - waͤr nun Sträfling in
einem Gefangenhauſe! ;

Jetzt drang ihm der {Amade Zuruf ins Ohr. Er
fam von der KAranken, GHinzutretend blidte er -ihr in daz
ajdhfarbene Geficht mit einer feinen eingefunkenen Augen
faſt fremd gewordenen weichherzigen Ruͤhruns

„Seid 10 gut, Sutlid, und left mir den Brief laut
vor,“ Lispelte fie mit ſchtlicher Unfirengung; die zudenden
Lippen wollten ibr kaum dienftbar fein. Cuklid IaZ die
paar SZeilen laut und vernehmlidh; dann faltete er das
* zuſammen und legte dasjelbe der Mutter
zur Hand
„ »eur Bettel8 wegen!“ ähtze er „Drei Monate Ge-
fängniß, weil er für Jeine Mutter gebettelt hat! Gott fei
uns YUAllen gnädig! Wber in Ordnung ift die Sacht nicht.
Die Richter ſoll man fagen, müßten doͤch au menidli
Fühlen, wie Unfereins, und doch ſchickn fie den Kungen
drei Monat ins Gefängniß, weil er feine Mutter nicht
verhungern laſſen wollte.

Fortſetzuna folgt)


 
Annotationen