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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 11 - Nr. 20 (15. Januar - 25. Januar)
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Elchent taglie mir Ansnadme dg Somn- und Feiertage
SomftogS mit, Unterhaltungs£beilage. Preis vierteljährlich
i 1.20 ohne Zrägerlohn u Pohauffchlag. Beſtellungert





für Stacll * — *



bei den Fofteuſtalten %, bei der Erpebition Zwingerfiaße 7,

JSR ED — — — n

M





Berantwortlidher Nedalteur:
HYaulins Zecer in Heidelberg.














Anzeige-Blatt für die Amtsbezirke Heidelberg,
Ladenburg, Weinheim, Schwetziugen Yhilinpsburg,
Wiedloch, Bruchfal, Bretten, Nedargemünd, Mosbach,
Eyerbach Buchen Walldürn, T.-Bifhoföh. Wertheun et.

2



— — — — — —
Druck/ Verlag ı. Expedition von Gebr, guber
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7,







— — ꝛ «
*



— ——

auf den „Vfälzer Boten“ für die




* — —
- M .
+ Zie Jefnitenhebe md ie Baltoren des
„Cun)ebangel. Bundes”,
Von ſehr geſchätzter Seite „aus dem Hinter-
lande“ wird ung geſchrieben:

„Lügenhafte Lippen ſind dem Herrn ein Gräuel“
(Spr. 12, 22); „Der Teufel iſt der Vater der Lüge“
Goh. 8, 44). Die von der hl. Schrift alſo gekenn-
zeichnete Lüge und die damit zuſammenhaͤngende
Verteumdung (diabolus, Teufel = Verleumder)
Jind die Waffen, mit denen die Paſtoren des „Ev.




Volk verlanat, daß das Culturkampfgeſetz von 1872,
dem etwa 200 deutſche Prieſter zum Opfer fielen,

aufgehoben und dieſen deutſchen Männern die Rück-
kehr in ihr Vaterland geſtattet werde. Es handelt


Indianervolkes, ſondern um deutſche Männer, die
man nach Herkunft, Erziehung, Aufführung und
Thätigkeit genau kennt. Vielleicht ein Drittel derſelben
ſind Sprößlinge des angeſehenſten deutſchen Adels,
faſt die Hälfte gefeierte Schriftſteller, die andern
tüchtige Prediger und eifrige Seelſorger Wer kennt


gartner, Bauer, Kolberg, Beiſſel, Langhorſt, Spill-
mann, Jürgens, Kreiten, Dreves, v. Hammerſtein,
v. Hummelauer, v. Laßberg, Knabenbauer, Peſch,
Dieſe deutſchen Männer, deren Un-
Charakterfeſtigkeit, ſegensreiche Wirk-
im Beichtſtuhl und in der
Schule wir kennen, verlangen wir zurück. Auch die
erbitterſten Jeſuitenfeinde können dieſen Männern
nicht die geringſte Unehrenhaftigkeit oder gar ein
Verbrechen vorwerfen. Gleichwohl müſſen dieſe
deutſchen Männer, es ſich gefallen laſſen, daß ſie von
den Paſtoren desEd. B.“ alz Friedensſtoͤrer, als
Erbſchleicher, als Wohllüſtlinge, als Verführer, als
der Auswurf der Menſchheit vor dem proteſt. Volke
hingeſtellt werden.

beſcholtenheit,
ſamkeit auf der Kanzel,




Reden und Schriften, in Vereinen und Verſamm-
lungen ſo oft wiederholt, bis ſie von der unwiſſenden
Menge geglaubt werden, Und welches ſind erſt die
Mittel, die Kunſtgriffe, die bei dieſer neuſten Art von
Seelſorge angewendet werden? Wir wollen die
wichtigſten derſelben hier auführen:

1. Jede öffentliche Einrichtung, welche Jahrhunderte
lang beſtanden haͤt, kann man ſchlecht machen, wenn
man die Lichtſeiten die während ihres geſchichtlichen
Beſtandes ſich gezeigt haben, verſchweigt, aber alle
Schatten, die man gefunden, ſammelt und dieſe
das zu
Welches Zerrbild könnte
man von der Monarchie entwerfen, wenn man die
Vortheile, welche dieſe Verfaſſungsform den Völkern
gebracht hat, übergeht, dagegen alle Frevel,
welche je von Monarchen begaͤngen wurden, der
Monarchie als ſolche aufbürdet? Dieſes den erſten
Grundſätzen der geſchichtlichen Beurtheilung und Ge-
rechtigkeit hohnſprechende Verfahren

Geſchichte des Jeſuitenordens Seine unbeſtreitbaren
Verdienſte um Seelſorge, Schule, Miſſion und Wiſſen-


gegen den Orden oder einzelne Mitglieder desſelben
erhoben wurden, tragen ſie ohne Rückſicht auf den
Thatbeſtand oder die Zeitverhältniſſe zuſammen und
ſtellen ſie ſo dar, daß der Zuhörer oder Leſer ſie
den gegenwärtigen Mitgliedern des Ordens, um die
es ſich ja in der jetzigen Zeſuitenfrage allein handelt,
zur Laſt legt. Das Zerrbild iſt fertig. Wenn das
proteſt Volk von „luͤtheriſchem Zorn“ erfaßt wird
und mit Entrüſtung die Adreſſe gegen die Zurückbe-
rufung dieſe unterſchreibt, ſo haben die Herken ihren
Zweck erreicht.

2. Wo möglich noch größer iſt der Unfug, der
gegenwärtig mit Citaten, D, h. einzelnen, den
Jeſuitenwerken entnommenen Sätzen, getrieben wird.
Es gibt nichts, was man nicht beweiſen kann, wenn
es bei der Beweisführung geſtattet iſt, aus Büchern,
beſonders aus Fachwerken, mit der ihnen eigenthüm-
lichen Sprache vereinzelte Sätze herauszureißen, ohne
Rückſicht auf den Zufammenhang, auf den Gefammt-
inhalt des Buches, auf die Verhältnifſe, unter denen
das Buch entſtanden iſt Dieſe ebenſo unwiſſenſchaft-
liche als unehrenhafte Art der Schriftſtellerei ſteht
gegenwärtig bei den Paſtoren des „Ev. B.“ in voller
Blüthe. Da wird vorgebracht, der Jeſuit Mariana












— —

Melanchthon, Calvin u ein ganzes Heer von Praͤdikanten
vorgetragen wurde, daß Mariana ſeine Behauptung nur
als ſeine Privatmeinung bezeichnet hat, daß dieſe Lehre
vom _ Ordensgeneral verboten wurde, all’ das verſchweigt
man — Um die Unduldſamkeit der Jeſuiten zu be-
weiſen, bringt man Stellen aus Jeſuitenwerken des
16. Jahrhunderts. Daß dies eine Zeit war, in wel-
cher die Flammen des confeſſionellen Kampfes hell
aufſchlugen und daß aus den Werken der Reforma-
toren und. Praͤdikanden hunderte von Stellen ange-
führt werden könnten, die viel ſchärfer lauten, berührt
man nicht. Würde man eine Eitationsweiſe, wie die
Paſtgren des „Ev. B.“ſie verüben, in einer Geſchichte
des Jeſuitenordens zur Anwendung bringen, ſo wäre
das Geſchichtsfalſchuüng. Der „Ev. B.“ thut aber
mehr. Er ſucht die Anſicht zu verbreiten, als ob die
aus den eitierten Stellen herausgeleſenen Scheußlich-
keiten die Grundſätze der jetzigen deutſchen Fefniten
ſeien. Er verleumdet. 3. Der erwaͤhnten Citations-
weiſe bedient man ſich beſonders, um die Moral
der Jeſuiten anzufechten. Man wirft nämlich den
Jeſuiten nichts Geringeres vor, als daß ſie durch
Verbreitung lockerer Horalgrundſätze die Sittlichkeit
des Volkes ſchädigen. Welches iſt der Beweis ?
Man nimmt die von Jeſuiten verfaßten, lateiniſch ge-
ſchriebenen kaſuiſtiſchen Werke, hebt einzelne Stellen,
ehne Rückficht auf Zuſammenhaͤng, heraus, ſchiebt
ihnen die böswilligſte Bedeutung unter und das Kunft-
ſtück iſt gelungen. Die genannten Bücher ſind ſtreug
fachwiſſenſchaflliche Werke, die ohne eine gründliche
juriſtiſche und theologiſche Bildung nicht verftanden
werden können. Wir ſprechen jedem Laien und auch
jedem proteſt Paſtor, der nicht auf dieſem Gebiete
ſpezielle Studien geniacht hat, die Fähigkeit ab, dieſe
Schriften gerecht zu beurtheilen. Auch haben dieje
Bücher nicht die Beſtunmung, für Predigt und Res
ligionsunterricht als Grundläge zu dienen, ſondern
nur den Beichtvater für die Beurtheilung ſchon he-
gangenex Sünden zu befähigen Nach ihnen die
Noral der Jeſuiten feſtſetzen zu wollen, wäre gerade
jo, _ wie wenn man aus dem deutſchen Strafgeſehbuͤch
die ſittlichen Grundſätze des deutſchen Volkes heraus>
leſen wollte. Will man im Ernſte die Sittenlehre
der Jeſuiten erfahren, ſo fehlt es nicht an Quellen
Man leſe ihre Hauptwerke z B. das reichhaltige
Werk von Feber; man vertiefe ſich in ihre ausge-
dehnte ascetiſche Litteratur, man verſchaffe ſich von
irgend einem Schulkinde den Deharbe ſchen Katechis





















Dieſe handgreiflichen Lügen und habe den Iyrannenmord gelehrt. Daß dieſe Lehre | Mus, _ der wegen ſeiner Trefflichteit fajt in ganz
im 16. Jahrhundert, vielfach 3. B. auH von Luther, Deutſchland eingeführt iſt. Findet ſich in all diejen
— — — — — — — ——




Qachd verb.)
Novelle von Antonie Haupt.

Geſtatten Sie, Herx Profeffor“, flüſterte ſie mit ge-
Jenkten Yugen, „deß ich Ihnen meine aufrichlige Freude
über Shre Wiedergenefung ausipreche!“ d
; Abdalbert hörte nicht, was fie fagte; mit Entzücken be-
1rä®tete er daZ Lieblide Kind- 3
q E3 {cheinf“, begann er, al3 ob meine Wünfhe heute
Moxgen Zauberkraft heſäßen! Meine Gedanken weilen
eben 10 recht in Shnen, Fräulein Liane — und da erfehei-
NN DSie, Erinnern Sie ſich noch jener Stunde, die wir
hier vereint unter dem grünen Laubgewinde verbrachten,
jener Slunde der Verföhnung, die un ſo grauſam zerſtoͤri
wurd frug er und ergriff mit Wärme ihre Hand.

„ Seije 1om biejelbe entziehend jagie fie Ihuerzlich: Ob
idy mi ihrer noch erinnere? Doch i glaubte, Sie, Herr
Beofelior, Hätten diefelbe Längft vergeffen, c3 märe {a auch
j9 notürlidh gewejen! Yber“, fügte fie plößlich, mit Pur-
vurehuth überNammt . und mit Thränen im Auge, hinzu,
„c3:1hat mir dod feid, daß Sie kein einzig. freundliches
Wort mehr an mich richteten, ja daß Sie fajlt feindlich
zeine Naͤhe Nohen.“

; ' „Siane, um des Himmelswillen, ſprechen Sie nicht
jo — bören Sie erſt meine Rechtfertigung! Weil . ich-Sie
Kiebte, weil ich nur mchr in dem Gedanken an Sie febte
und aihmete, darum mußte ich fliehen, denn ich hielt Sie
fuͤr die Braut meines Freundes Chrhardt! Und nun, nach
einem Zehr voll tief empfundener Qual, voll (hmerzliden
Entjagens, Euchtete mir heute wieder ein Hoffnungsftern.
— Eprich, Liane“, fliſterte er in tiefer Erregung, „Lannit
Dujmeine Liehe ermwiedern, willſt Du mein Herziges, treues
Weib werden ?” N ; ;

Bis in die Lippen bleich ſtand das junge Maͤdchen vor
ibm; ftumm,. mit dem Ausdrucke des höchften Erſtaunens.
Sie blicte. in ſein Yuge — und fah nur Aufrichtigkeit, unı
Teine Wahrheit und innige Siebe in dieſem Blick Der
Musdruk des Zweifels auf ihren Zügen wich jetzt dem
des hHöckften Glückes. Mit dem Kufe: „Ia, mein Abdal-
bert!“ jank fie an feine Bruſt.





Er amſchlans ſeine Geliebte und drückte den Verlob-
bungsfuß auf ihre rane Stirne,

„Wie glücklich Du mich machſt, mein Adalbert!“
flüſterte Liane. innig zu ihm aufſchauend. „IH kann es
gar nicht faſſen, daß Du Hoher, Herrlicher mich wirklich
zu Deinem Weib erheben wilft.”

„Und Du, Kleingläudige, Demüthige,” erwiderte Wdal-
bert mit {trahlendem Auge, „weifl Da denn nicht, daß
Deine Liehe erſt meinem Leben Werth verleiht ?”

Leberlaſſen wir ‚ nun die Beiden ungeftört ihrem
Glücke und jehen uns einmal nach dem Alterthumsforfcher
um, der heute zum erfien Male die Srlaubniß erhalten,
ſein Krankenbett zu verlaſſen.

In einen großen weiten Pelzrock eingehüllt, faß der
Alterthums forſchex verdrießlichin dem bequemen Lehnſtuhl,
der vor wenigen Zagen nock Jeinem glüdlichen Freunde
zur Stütze dienen mußte! Recht elend und verfalen fah
der arıne Profeſſor aus, und wer ibn fo trüblelia und
allein jeinen traurigen Gedanken überlaſſen gejehen, - hätte
gewiß Mitleid mit ihm agehabt.

Sein freundlicher Bileger CHrharht, unter deffen Beit-
ſtand er bis zu dem Ruhefeffel gelangt, war ptößlich, als
man das Kollen eines Wagens vernommen, mit dem freu-
digem Ansruf; „Ah, da kommen liebe Gäſte! aus dem
Zimmer geeilt. {

Eine freudige Begrüßung hattte alsdann unten ſtatt-
gefunden/ wobei beſonders unter droͤhnenden Klängen einer
raächtigen Baßſtimme eigenthümlich bekannt das lauſchende
Ohr des Krauten berührien, Seitdem war ſchon eine
haibe Stunde verfloſſen. und man ſchien den armen Rekon-
valeszenten ganz vergefjen ‚3 haben. Die lautloſe Stille,
die ihn umgab, mar jehr gekignet zu melaucholiſchen DBe-
trachtungen! kein Wunder alfo, daß der Yerinite mit trüb-
** Miene matt und verdroffen in ſeiiem Sorgenſtuhl
ehnte. 2*

Mit einem Male öffnete ſich leije die Zhlive, unNd ein
blonder Mädchenkopf mit Iuftigen, braunen Schelmenaugen
ſchaute neckiſch herein. 3

Wie die Sonne, welche durch Wolken bricht, zog es über
des Profeſſors ernſte Büge. Fn demſelben Moment aber




die AMugen.: . e ? *
Darf ich eintreten, Herr Profeſſor?“ klaug es ietzttieb-
lich bittend.

„Sonderbar, fo lebhaft hahe ich noch nie geträumt”,
dachte Habeſch und vreßte die Lippen aufeinander.

Ohne ſeine Erlaubniß abzuwarten, folgte. aleich
4 blonden Köpfchen die ganze niedlihe Geftalt Laura’s
nach,

„Aber, verebrter Herr Profeſſor', plauderte fie, „was
haben Sie ung mit ihrem Unfall für Sorge gemacht ! .(Richt
wahr, jeßt iſt das Schlimmfte auc vorbei ?“

„Wie das ſchwatzt und lieblich thut!“ brummte der
Alterthumsforfcher, . mibtrauiſch die vermeintlidhe Traume-
geftalt betrachtend. Allmahlich verklärte ſich iedoch fein
Antlitz wieder: er verſuchie jogar, fih zu erheben, . aber
4 Schwäche wor noch jo groß, daß er ſofort zurüce-
ſank. — $

Schmerz und Glück reichen einander die Hände, liehes
Hräulein,“ ‚antwortete er endlich Lächelnd., „MWenn ıh die
Verwirklichung meiner Phantaſiegebilde damit erreichen
Fönnte, wahrlich, jo märe ich gerne bereit, alle empfunde-
nen Leiden nochmals durchzuloſten

„D bitte, erzählen Sie mir Ihre Träume,” bat Laura
jOmeichelnd, indem fie mit allen Zeichen Lebhafter Theil-
nahme näher kam.

Mit einem Gemiſch von Härtlichkeit und ſcheu fah Has
heſch zu ihr empor. „Wenn Sie mir verfprechen, nicht
böſe zu werden,“. ſagte er zaghaft.

Dieſe Verſicherung jei. Fhnen hiermit feierlichſt ge»
währt,” lautete die heitere Entgegnung.
Woblan. jo-Hören Sie: In oll meinen Schmerzen,
in al’ meiner. Raferei empfand ich ſteis die Nahe einer
lieblichen Erjcheinung ; ſie ſprach zu mir {o {üß und traut
und pilegte mich o freundlich und aufmertfam, wie meine
Nutter mich pflegte in den Tagen meiner Rindheit, SIhre
braunen Augen jahen micdh an treu und lieb, gerade 1o
wie Sie jeßt zu mir herniederbliden. Ih nannte fie —
„„Sanra““, und wir liebten uns und {prachen miteinander,
wie ſchön es wäre, wenn wir uns * Beide

































































 
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