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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 31 - Nr. 40 (8. Februar - 19. Februar)
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1891.











BrichGeint ragitch mit Zusnwahme der Somn= und Feiertage.
Bamftags mit Unte ungsHeNage. Peeie vierteljährlich
W, 1.20 ohne © han o lag. Beſiellungen
%e den Poſtanſtalien u. 5

bei det Expe Zwingerſtraße?.
—— — —






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2
*

Aunzeige-⸗Blatt für die Amtsbezirle Heidelberg,
Ladenburg, Weinheim, Schwebingen, vhliebut
Wiesloch, Bruchſal. Breiten, Nedargemünd, Mosbac,
Eherbach, Buchen, Walldürn, T.Biſchofsh. Wertheim 2C,










Seidelberg, donnerftag,


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auf den „Pfälzer Boten“ für die


entgegengenommen.





o 1 s
* Die Nuiſchlle des „„Bad. Candesbote.

Der „Bad. Landesbote“ will die Schulfrage in
der Weiſe gelöft haben, daß die Religion aus der
Schule hindusgewieſen wird. Das ungläubige Blatt
Reint, „die Naturanlage des Menſchen laſſe ſſich auf
dew Wege des Verſtandes zur ſittlichen Wirkſamkeit ent-
wickeln oͤhne die Stütze des Glaubens, welche Stütze
dem Landesboten „unzuverläſſig“ erſcheint.

Wenn der „Bad. Landesbote“ ſeine Schulweisheit


mur nach Weſten richten. Iſt doch das moderne un-
gläubige Schulweſen eine „welſche Pflanzung“ wie
der ganze Liberalismus. In Frankreich ijt die Ver-
bannung des Religionsunterrichls aus der Schule und


geführt. Was Hat man inzwiſchen geerntet? Die


daß, namentlich in Paris und den großen Städlen,
jetzt ſchon eine erſchreckende Zuchtlofigkeit und Ver-
derbniß unter der Schuljugend eingeriſfen hat, ſeitdem
der Religionsunterricht abgeſchafft iſt. Es wuͤrden im
Jahr 1888 einmal 13 Moͤrder im Alter von 16 bis
20 Jahren in den Gefängniſſen aufgezählt. Trotz
aller Scheu vor Hinrichtungen mußte man in Paris
im Intereſſe der oͤffentlichen Sicherheit einmal
rere derſelben köpfen laſſen. Zwei davon hatten in
abgefeimteſter Weiſe eine alte Frau totgeſchlagen und
beraubt. Bis zum letzten Augenblick ſteiften ſich die
Bürſchchen daraͤuf, in eine Beſſerungsanſtalt geſchickt
zu werden. „Man köpft doch keine Kinder“ ſchrieen
ſie auf dem Gang zum Schaffot.

Das Jahr darauf, als man in Paris mit dem
Gedanken umging, den Religionsunterricht auch in
den ſtaatlichen Ghmnaſien abzuſchaffen, fah ſich der
republikaniſche Temps! zu folgenden Aeußerungen
gedrängt: Es iſt die Rede davon, die Aumoniers
Seelſorger) der Lyceen abzuſchaffen. Am Tage die-
—— — — * - —

2—





ſer thörichten Maßnahme würden die
Schulen viele Tauſende von Schülern zu Gunſten der
kirchlichen Anſtalten verlieren. Man müßte blind
Geht es doch ebenſo
in den Volksſchulen. Die Eltern mißtrauen dem Un-
terricht ohne ſittliche und religiöſe Grundlage. Denn
es iſt gewiß, daß ohne dieſe Grundlage der Unter-
richt in der Sittenlehre für die Lehrer ſchwer,
wo nicht unmöglich zu ertheilen iſt. Sie vermögen
nicht, das ſittliche Leben darzulegen und zu rechtfer-
tigen ohne Gott; zugleich bleiben ihre Darlegungen
und ihre Rathſchläge kalt und ohne Wirkung.“ Der
„Bad. Landesbote? wird zugeben müſſen, daß nach
dem „Temps“ die Religion eben doch „die Mutter der
Sittlichkeit! iſt. Dabei erinnern wir nochmals, daß
der „Temps“ nichts weniger als ein kath. Blatt iſt;
vielmehr mit derzeitigen glaubensloſen Regierung in
Frankreich in enger Fühlung ſteht.

Der Bezirksrath der Stadt Nantes iſt ſicherlich
nicht klerikal, die bitteren Früchte der religionsloſen
Volksſchule haben ihn aber zur folgender Beſchlußfaſſung
im Jahr 1889 veranlaßt? „In Anbetracht, daß diẽ
Erfahrung die Unzulänglichkeit der Sittenlehre in den
Volksſchulen beweist, ſofern dieſe ſich nicht auf die
Pflichten gegen Gott und die Unterwerfung unter
Gottes Geſetze ſich ſtützt; in Anbetracht, daß dieſe
Unzulänglichkeit durch amtliche Berichte und Urkunden
beſtätigt wird; daß nach dem letzten amtlichen Aus-
weis in Franfreich i. J. 1887 nahezu 29,000 Per-
ſonen unter 16 Jahre von den Gerichten abgeur-
theilt wurden; daß die früher ganz unerhoͤrten
Kinderſelbſtmorde in erſchreckendem Maße zunehmen
und (1887) deren 443 vorkamen; in Erwägung, daß
eine enge Wechſelwirkung zwiſchen dieſen traurigen
Thatſachen und der Neuſchule beſteht, die den Kindern
vorgetragene Sittenlehre ohne Wirkung bleibt; in Er-

wägung, daß dieſe Laͤge eine ſoziale und nationale }
Gefahr ſchlimmſter Ordnung enthällt, ſprechen wir

den Wunſch aus, daß der Religibnsunterricht wieder-
um die Grundlage des öffentlichen Unterrichts und
der Erziehung werde.“





boten“ genügen, um ſo mehr als die Männer, welche
dieſe Sprache reden, politiſche Geſinnunzsgenoſſen
deſſelben ſind.

Die Leute vom vulgären Liberalismus A& la Hei-
delberger Zeitung werden freilich ſagen: Soweit gehen
wir nicht, wie die Franzoſen, wir weiſen den Reli-
gionsunterricht nicht gerade zur Schule hinaus, wir
vindiziren bloß dem Staat die ungetheilte Herrſchaft



über die Schule. Allein iſt nicht eben damit ſchon
dem Religionsunterricht ſeine Bedeutung als, Grund-
lage des öffentlichen Unterrichts und der Entziehung“
entzogen. Und wird man dabei ſtehen bleiben? Der
neue preuß. Schulgeſetzentwurf ſakulariſirt (verwelt-
licht) nicht bloß die Schule, ſondern ſogar den con-
feſſionellen Religionsunterricht Denn nichts Anderes
als eine Säkulariſation des Religionsunterrichis iſt
es, wenn dieſer dem einzig natürlichen und berechtig-
ten Boden, nämlich der Kirche und ihrer Leitung ent-
zogen und auf den Boden des eonfeſſionsloſen Staa-
te® verrückt wird. Man ſollte doch glauben, auch in
Deutſchland hätte man der bitteren Früchte genug,
an denen der moderne Baum der Neuſchule in jeinem
Weſen erkannt werden kann Sollen noch mehr Feh-
ler gemacht werden bis endlich die Eekenntuiß reift,
daß die moderne Schule, die höhere wie niedere, in
größerem Maße ein Nährboden für den Sozialismus
iſt als die Maſchine und der Kaͤpitalismus!



Deutſches Reich.
_ * Berlin, 19. Febr. Die Nationalztg.“ meldet:
Während der geſtrigen Vorſtellung des Schaufpiel-
hauſes überreichte der Kaiſer dem auf der Bühne an-
weſenden Dichter Wildenbruch den Rothen Adlerorden
vierter Klaſſe.
Mainz, 10. Febr. Domdekan Dr. J. B.
Heinrich iſt in vergangener Nacht 12 Uhr geſtorben.


liches Reguiem und Abſolution ſtatt/ welche der Herr
Biſchof abhält; daran ſchließt ſich das Begräbniß.
Die Nachricht von dem Tode des ausgezeichneten
Prieſters und Gelehrten wird namentlich in kathol.
Kreiſen aufs ſchmerzlichſte berühren. De Johaͤun
Baptiſt Heinrich war 1816 in Mainz geboren wid-
mete ſich zuerſt der juriſtiſchen Laufbahn, traͤt erſt
1845 in den geiſtlichen Stand und entfaltete vierzig


tik am biſchöflichen Seminar, Domkapitular, Offizial-
rath und Domdekan und fruchtbarer theologiſchen
Schriftſteller eine überaus vielſeitige und tief ein-
greifende Wirkſamkeit Schon im vorigen Jahre war
er jchiver erkrankt, aber noch auf der letzten Katholiken-
Verſammlung in Kohlenz iſt der ehkwürdige Greis
mit jugendlicher Friſche als Redner aufgetreten.)

Würzburg, 10. Febr. Beim geſtrigen Faſt-
nachtszuge herrſchte ein derartiges Gedränge, daß
viele Berſonen leichter, vier bedenklich verietzt und
ein Arbeiter todt gedrückt wurde.







HSHohHenNgeroldöseR.
Ein hiſtoriſcher Roman aus dem 13. Jahrhundert
von (Nachdr. verb.)
Zohann Rarl Kempf,
Dr.. pbil.

Wendelin hatte außerdem ein Fläſchchen Zwetſchgen-
walfer mitgebracht, Haus dagegen kaufte ſich von dem offen
feilgebotenen Markgräfler. E ;

Beim Herausziehen aus der Taſche entfielen Wendelin,
ohne daß er oder Haͤns es bemerkte, mehrere mit Zeich-
nungen Einzeltheile der Burg Geroldseck darſtellend! be-
decktẽ Wachstafeln. —

Hoͤrt Wendelin,“ ſprach Hans ihn freundlich an, „Ihr
habt mir noch nicht gefagt, wo Ibr fo lange Wweiltet, ich
Hatte recht bange e8 doͤnnte ein Mißichik Euch zugeftoßen
jein. Sigenthümlich, 10 gut e& mir hier gefällt und jo
Diel. des Schönen und kriegeriſchen ich hier beſchauet habe
und beſchauen kann, ſo befällt mich doch eine ſonderbare

ngft und mein Herz iſt beklommen, geht e& Euch nicht ſo,
endelin ?“ .
‚ „SGet kein Kind,” erwiderte Wendelin abwehrend, wer
ein Ritter werden will! darf ſo etwas nicht aufkommen
lafien, ſchaͤme dich Hans. Vor al den hier anwejenden
hoben Herrn, ia vor dem Oottfeibeiung felbft fürchte ich
Mich nicht, ſchon gar manches habe ich durdgemacht und
urchgehauen, daren zeugt mein voll mit Narben bedeckter
Rörper. Aljo Iuftig Hans, faffe Muth, jei ein Kerl und
eh wie dort zwei Zungens ringen, da, der Große davon
Wirft alle über den Haufen, das wäre ein Spiel für dich“
aus von dem Weingenuß etwas aufgeregt, ließ ſich
an 8 unverlegten. Ehre nicht faſſen ſondern lief ſchnur-
* auf den großen Zungen zu und forderte ihn zum
weikampfe auf. ; ; .

‚.‚©oäfict) e8 der Mühe werth finden, mit ſolch einem
Yahnen*) Bauernkuirps mich zu balgen, da habe ich ja
Ungoit, daß er mir zwijdhen den Fingern zerbricht,“ {prach
aroßthuerifjh und mit verächtlider Miene der Burfche

— —

) ſchwachen









geben wollte.

Hans aber pariexte den Stoß vortrefflich, limmete auf,
ſprang aleich einer Katze auf den Grotzen lös, erfaßte ihn
mit einer Hand an der Gurgel, während er ihn mit der
anderen Hand zu Boden riß; das im Augenblick einiger
Sekunden Auf dies hin
der Runde. Bald kamen mehrere und noch ftärfere herzu,
um den Kampf mit Hans aufzunehmen aber bei allen blieb
er Sieger. Immer dichter und dichter wurde der Kreis
um die Kämpfenden und ſtaunte die Erfolge des {hmäch-
kigen Bauernjungen an; die Meiſten alaubten, er befaße
das Geheimmittel eines Bauberers und dieſe Meinung rief
das Verlangen hei mehreren der Umſtehenden wach, ihn
ein corpore gehörig durchzubläuen, andere wieder Iobten
und bewunderten ihn. Ein wüſtes wildes Lärmen und
Toben entſtand deßhalb, das nur durch das pioͤtzliche Er-
ſcheinen des Herrn Walther, des Truchſes und der Gaͤſte
einigermaßen gedämpft und die Ruhe hergeſtellt wuͤrde
Walther, nachdem er verno nmen, waͤs vorgefallen, lobte
die Gewandtheit und die Geſchicklichkeit des
Bauernknahen und entließ ihn in Gnaden, ohne näher auf
die Frage über die Perſönlichkeit einzugehen.

Schnellſtens durch die Menge ſchleichend, machten ſich
Wendelin und Hans davon auf den Heimweg und da Über-
legte Wendelin erſt, in welche Falle fie hätten fommen
können. „ja,“ dachte er vor ſich hin, wie leicht hätten wir
erwiſcht werden können, was würde Hans wohi von ſich
geſagt haben, ſo er ausgefragt worden wäre? Wären wir
nicht als Spione betrachtet, wie die ruchloleſten Gefange-
nen in einem finſtern Thurm, vielleicht auf Nimmermwieder-
ſehen des Sonnenlichtes geworfen worden.“ So urer-
ſchrocken Wendelin war, ſo fief es ihm bei dieſen Betrach-
tungen doch kalt über den Rücken.

*
® *

Unterdefjen war es Wbend geworden, das Volk zerſtreute
ſich die Tafel wurde aufgehoben und die meiſten Theil-
nehmer, ermüdet von den Strapazen des Eſſens und
Trinkens ruhten in Orbheus Armen, enkweder in ihren




— — — — —
Gemächern oder kurzweg den Kopf auf die beiden Arme
gelegt in ützender Stellung an der Tafel felbſt.

Im Schloßaarten ward mittlerweile eine große offene
Laube, geftüßt von aroßen Speeren, aufgefchlagen; bunte
Ticher {hüßten vor Zugluft, Wappen, Schildeund Fahnen
dekoxiexten das Zelt und Stühle und Tifche waren darir aufge-
ſtellt, Eine Abendunterhaltung jollte den Fefttag befchließen.

Ein kühler friſcher Hauch aus den duftigen Tannen-

waldungen ſhich üder die Gegend und nahm die heißen,
des Tages über angejammelten Dünfte mit fidh fort. Na
und nach bevölkerte ſich der Garten, jubelnd und fingend
traten die Herrn zur Thüre herein und Fofteten mit vollen
Bügen die erfrijhende Abendiuft Kurze Zeit durfte auch
die Elia vor dem Schlafengehen, an der Hand ihrer lieben
Tante vom Wajdhgin geführt, im Garten fpazieren gehen.
Manch ſchöne Sachen und Sprüche erzählte fie dem Kinde
und mit größter Aufmerffamfeit hörte daͤsfelbe zu Zeder-
mann brängte ſich un das aufgeweckie S{ondlodige Mädchen
und wollte ihre treffenden Untiwvorten hören.
.. Sn dex Laube wurde aufs neue Wein vorgefebt, Kon-
feft und Obſt waren aufgeftellt. Ungetrübte Heiterleit
ſtrahlte von den Gefichtern und man trank einander zu
Auch die Geſichter dex damen hatte der Wein iebhaͤft ge-
färbt und manchem Kitter hinkte die Bunge, was jedoͤch
keinen Cintrag that, die Geſellſchaft in animiertejter Stim-
mung zu erbalten *

Trampeter, Baukenſchläger und Fiedler zogen muſizie-
zend auf, ein algemeiner Kingiang Hub an und weithin


die melodijdhen und unmelodiſchen Töne. Ein KRundgefang
nicht allein für die Herren, fondern auch für die Damen,
gab Anlaß zum föftlichften Hınor. SFJedweder und jedwede
fang das Lieblingsliedlein und ein gar zu komilches” und
ein alzı- drafiiiches hatte ſich mancher Ruter ausgewählt.

DHeilika - reichte die Becher umher, indem fie {prach*
Auf a Trünkli, gehört a Trünkli“ und Walther bemerkte
„SJa, ein auter Trunk, macht alte juug.“

Fortſetzung folgt.)


 
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