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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 41 - Nr. 50 (20. Februar - 3. März)
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Erjheitt vaglid mü Kırdnabme ber Gonms und Beierzage.
Bamftags mit Unterbaltungsbeikage, Yreis vierteljährlid
3i 1.20 oOne Trägeriohn , Dokanffelag. Beſtellungen
del den Poſtaͤnſtalten 1, bei der Wrpebition Amwingerfisaße 7,
Berantworllicher Redalteur:
Julluz gecer in Heidelberg.











* 8
— — ——

©,










den Monat






* Befahr für die Monardie?

Einer der allerſchwerſten Vorwürfe, welche irgend
einem Staatsbürger gemacht werden können, iſt der
der Vaterlandsloſigkeit, des mangelnden Patriotismus.
Es hat leider eine Zeit gegeben, wo im Deutſchen
Roiche dieſe Beſchuldigung von gewiſſer Seite ſo leich-
ten Herzens hingeworfen wurde, als ob ſie etwas All-
tägliches ſei. Seit etwa einem Jahre iſt es damit
beffer geworden, nur können gewiſſe nat.-fib. Kreiſe
ſich noch immer nicht darin finden, daß es auch außer
ihnen Patrioten und wahre Monarchiſten geben kann
und gibt, ſie glauben noch ſtets das Monopol des
Patriotismus zu beſitzen. In der letzten Zeit iſt es
die „Köln. Ztg.“, welche ſich ſtellt, als ob unter dem
jetzigen Regierungsſyſtem in Preußen und Dentſchland


men drohten, weil — das Cabinet
regierung ſich nicht mehr auf das „Cartell“ ſtützen
und die Nationalliberalen nicht mit allen Mitteln der
Volksbeeinfluſſung lebensfähig erhalten wollen. „Ele-
rikale? und „radicale“ Elemente ſollen die Gefahr
bilden, alſo wohl das Centrum und die Freiſinnigen,
ſomit muß die „Köln Ztg.“ dieſen wohl einen Man-
gel an monarchiſcher Geſinnung zuſchreiben oder ſie
deſſen verdächtigen wollen, bei wem, das unterliegt ja
keinem Zweifel, denn die „Köln. Ztg.“ wird auch im
königl. Schloſſe geleſen! Obwohl es feſtſteht, daß
dieſe widerwärtigen Verunglimpfungen des rheiniſchen
„Weltblattes“ den gewünſchten Erfolg nicht haben
werden, vielmehr einen entgegengeſetzten, ſo bleibt doch
die Thatſache beſtehen, daß es ein frebles Beginnen
iſt, in ſolcher Weiſe ſich einen letzten Nothanker zu
fehaffen. Auch Fürſt Bismarck hat der Deputation
des Aachener Zeitungsmuſeums gegenüber den Aus-
ſpruch gethan, e$ beginne ſchon etwas vom Reiche
abzubroͤckeln, ohne zu erklären, wo und durch wen;
es ſcheint, als ob die Herren der Deputation im
Augenblick die Tragpeite dieſer Ausſtreuung nicht
erkaͤnnt haben, ſonſt haͤtten ſie, wie wir ſie kennen,

Ein hiſtoriſcher Roman aus dem 13. Jahrhundert
von Nachdr. verb.)
Aohauim Rarl Bempf,
Dr. phil,

Eine fleine Zelle ſtund dadei und eine alte Nonne ſprate
fowohl für die Ordnung des Kirchleins, wie für Inſtand-
Haltuna des dasſelbe umgebenden Friedhofes.

Drei Tage lang blieb die Todte im aroßen Saale auf
Hügelhart Aufgebahrt. Die Bahre war mit iner rothſam-
tenen, Steppdede bededt: Das Haupt ruhte auf einem mit

aumfedern gefüllten Kiſſen und ein lana herabhängendes
identuch mit dem Wapyen ihres Geſchlechts und des von
Luͤtzelhart verhülte die Leiche.

MWachsterzen brannten um die Bahre hHerum und der Welt-
rrieſter von Prinzbach, der ihr im Todesfampfe noch die
Lole , Deluna Teichte, verrichtete die iblichen Sterbegebete.
An Dritten. Machmittage wurde die Leiche der Beftimmung
gemäß na Bıberad verbracht, Die Dienjimannen trugeu
die in snent eichenen Sarg gelegte Buraͤfrau und neben
’ demjelben. ſchritten die Anappen mit brennenden Fackeln.
' Bor. der Babre ber ritt auf ichwarz verhängtem Pferde
‚Weidelin, nach demſelhen . trug man‚ die Wahpen, die
Spiben nach ‚obet gewendet, zum Zeichen der Trauer, un-

X tdre Soͤhne und die Kanımerfrauen: Die -Beftattung, in
ithtrach war ernſt und feterlich aber eine algemeine Be-


Höriger, Lonnfe man nicht bemerken. Der Charakter Ddes


belanıit und darunter mußte wenn auch ganz un-
aldio/ die friedliebende Burafrau leden Saut {chlucdzten

Dienitperjonal,. was jedoch von dem YBurghekrn nicht
i onnte, Fn ſich gekehrl zeigte Lüßelhart hei
der —— Handlung, Fein Wort wechſelie er aug ebenfo
frnnn unh A0 / Fehtten ; alle f};?ednebmer. nachdem jeder
Nnach das Weihwaſſer in die Gruft auf den Sarg „efprengt,

; \ bet ‚Der ?Berig?:ung in bie @ruft dDie Söhne, Knappen und







waͤhrung gegen eine ſolche mit der Wahrheit in Vi⸗⸗
derfpruch ſtehende Behauptung eingelegt. Unter Bis-
marck haͤtten wir Miniſterpolitik, die mit dem Namen
des Monarchen gedeckt wurde; wenn zwiſchen dem
Herrſcher und dem leitenden Staatsmann eine Diffe-
renz obwaltete, wurde ſie in allen wichtigen Dingen
zu Gunſten des Letztern entſchieden. Als er am
Ruder war, betonte Bismarck ſtets, er vertrete nur
die Ideen des Kaiſers Wilhelm J., als deſſen getreue-
ſter und demüthigſter Diener er ſich hinſtellte; nach-
dem er ſich in's Privatleben zurückgezogen, hatte er
es ſehr eilig mit der Erklärung, daß die „Kaiſerliche
Botſchaft“ Wilhelm I nicht deſſen, ſondern ſein Bis-
marckis Werk ſei. Weshalb iſt Bismarck geſtürzt?
Weil er feine Politik durchſetzen wollte, nicht die Kai-
ſerliche Politik. Mit ſeinem Abgange hat die mo-
narchiſche Gewalt in unſerem Vaterlande eine unbe-
ſtreitbare Stärkung erfahren, nicht eine Schwächung,
es darzuſtellen
beliebt! Oder glaubt man etiwa, daß ein comman-
dirender General, wie Herr von Caprivi, ſich dazu
herbeizulaſſen denke oder dazu herbeilaſſen würde, eine
gegen die Befugniſſe der Krone gerichtete Politik zu

Derjenige muß noch geboren werden, der
unſerm Offizierſtande Mangel
Koͤnigstreue vorzuwerfen in der Lage iſt. Das Reich
beſteht noch aus andern Leuten, als aus National-
liberalen, Friedrichsruhern und Redakteuren der Köln.
Ztg.“ Wenn anerkannt wird, daß die Verſchiedenheit
der Anſchauungen in den monarchiſchen Parteien ſehr
wohl mit Patriotismus und Königstreue ſich verträgt,
ſo iſt das ein Fortſchritt, nicht aber, wie die „Köln.
Ztg.“ darſtellt, eine Gefahr ſuk die Monarchie, noch
wenigex ein Abbröckeln vom Bau des Reiches, wie
Fürſ Bismarck es, wie es den Anſchein hat, zu nen-
nen wagte! Es iſt noch kein Jahr ſeit Bismarck's
jähem Sturze vergangen, aber in dieſer kuͤrzen Zeit
hat die patriotiſche Befriedigung im deutſchen Reiche
und die Liebe zum Träger der oberſten weltlichen Ge-
walt, wir ſagen nicht Fortſchritte gemacht, wohl aber
iſt ſie mehr und mehr in die äußere Erſcheinung ge-
treten, und das iſt ein Vortheil, der dem Vaterlande
wie der Krone gleichmäßig zu Gute kommt.

Dentſches Neich.
* Berlin, 23. Febr. Die Beſſerung in dem Be-
finden des jüngſten Prinzen, welches in den letzten


Die Gefahr ſcheint vorüber zu ſein.




Ynzeige-Blatt für die Amtsbezirle Heivelberg,
Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen Philippsburg
Wieslodh, Bruchfal, Breiten, Nedargemünd, MoSbad,
Eberbaͤch Budden, Wallduͤrn T Biſchofsh Wertheimet





Druck, Berlag u Erpedition von Gebr. Huber
ig Heideiberg, Zwingerſtraße 7,







— —

Deutſcher Keichstag.
Berlin, 23. Februar

Der Keichstag befhäftigte ſich heute bei der fortge-
ſetzten Berathung der Nobelle zur Gewerbeorduung mit
8 115 der Borlage.‘ Derfelbe Tautet nad:den Anträgen
der Kommijfion:. f
Die Gewerbetreibenden ſnad verpflichtet, die Lohne
ihrer Arbeiter in Reihswährung zu berechnen und aus-
zuzablen. Sie ditrfen den Mtbeitern keine Waaren kre-
ditiren. Die Verabfolaung von Lebensmittel ‚att. die Ar
beiter fällt, ſofern ſie 3zuw-einem, die Anı haffungskoften
uicht überiecigenben Preije, erfolgt, uuler die vorftedende
Beſtimmung nicht; auch kzanen den Arbeitern WoHnung,
Feuerung, Bekeuchtung, Landnußung, regeimäßtde ‘ Bes
Föltigung, Arzneien und ärztliche Hilfe, ſowie Werkzeuge
und Stoffe zu den ihnen übertragenen Arbeiten untier
Aurechnuns bei der Lohnzahluag verabfolgt MWerden, {fo-
weit dDie dafıir angeremneten Beirkge die durchſchnittlichen
Selbſtloſten rücdfichtlih det Wohnung und LandnuBung:
Ddie ortsüblichen Mieths und Rachtpreiſe nicht überfteigen.
Die Auszahlung der Löhne darf ohne Genchmigung der
unteren Verwaltungsbehörden nicht in Gaſt⸗ und Schauk
wirthſchaften oder Berkaufsſtellen erfolgen
— Ng Grillenberger befämpfte die Kantinenwirth-
ſchaft! welche eine Umgehung des Truck Berbots fei. Sr
irat für karze Vertoden der Lohnzahlung ‚ein. Außer
herſchiedenen Anträgen, Ddie mehr vebaktioneller NRatur
ſind iſt eine vom Abg. Hirſch beaniracte Nefolution ein-
gegangen, ‚Welcdhe bezweckt. Daß behufs Kürberung Dder
Wirkhichaftlichfeit unter den Wrbeitern in den Betrieben
des HeichS, der Bundesitaaten, der Gemeindeverbände und
der Gemeinden Abſchlaaszahlungen auf den Lohn woͤchent-
lich und die LoHhnabrehnung nach Möalichkeit ſpäteſtens
alle vierzeha Tage erfolgen. ſoll

Ybo. Gutiflet1@ (freij.} glaubt, eine Berabfolgung
des Lohnes in Waaren ſei nicht gänzlich zu verbieten. Zie
wirthſchaftliche Selbſtändigkeit der Urbeiter werde gerade
durch arößere Perioden der Lohnzahlung gefördert
; og Megner (Centrum) behauptet, faſt der ge-
jammie Lehn müffe gegenwärtig an die Kantinen bezahlt
werden. Ihin widerſprach Geheimratb-Wi Lhelmt; der-
ſelbe erklärte eine vom Reichkanzlex wegen angeblich vor-
gefommener Fälle von Truck bei Konjumvereinen veran»
ſtaltete Enquete habe ein negatives Rehultat ergeben.

Uoa. Hartmann (fon]) Jagt, Berftöße gegen das
Verbot des Trucks geſchähen Häufig in autem Glauben, nur
zum Nutzen, nicht zum Schaden der Arbeiter. .

Hirſch (Freif.) vertheidigt die Rejolution, der Reichs-
kanzler möge es ermöalichen daß wöchentliche Abſchlags-
za9lung und vierzehntägige Lohnzablung eingeführt werde.
: (Sozialdem.) vertheidigt den foziaidemokra-

Intrag.

‚An der weiteren Debatte betheiligen ſich Stumm
(freifon{.), Möller (ugtelib)! Schädler (Centrum),.
Nachden Metzuer jeinen Autrag zurückgezogen hat, wird
der Autras Gutfleiſch und Genoffen angenommen, die
Anträge Auer und Genoſſen werden abgelehnt und der
Paragraph in der Kommiſſionsfaſſung avgenommen.

Morgen Fortſetzung









* *
K *

Die jungen Leute nun-ihrer verchrien Lehrmeiſterin
beraubt, berließen bald darauf das Schloß und kehrten in
ihre Heimath zurück.

Noch einjamer und abaeſchiedener von der Außzenwelt
ſtund das Schloß ietzt da entlediat derienigen Werfon,
welche allein jeither, no0 des gute Necht und die chriftliche
Moral vertheidigte upd lehrte.

*
IL
Der unverzante werthe Mann
Trug allzeit reiche Kleider_an,
Lerſtund das Brett⸗ und Saitenſpiel:
Daber fein froͤhlich Weſen
Er fonnt” auch ſchreiben, lefen,
So er gelernt in jungen Tagen.
Das Birſen Beizen und das Jagen,
Daz ſtund dem Rittersmanne ‚gut }
Und macht ihn immer hochgemuth. ß
(Der Ritter von — von Engehard Straßburg

Vier Jabre mochten verfloſien ſein, daß Hans bon
Schnellingen Lützelhart verließ, kurze Zeit nur blieb er

durftigen ' Mann hinaus in die Weite, Viele Irrfahrten
und Abenteuer machte er mit, die ihn frühe zum Ritter
reiften, . Den Ritterſchlag ſelbſt erhielt er mit großer Feier-
lichkeit zu Straßburg und nun kam er durch einen Zufall
in die Dienite des Grafen Rudolf von Habsburg. Hans,
bdas Muſter eines Charakters kannte weder Furcht noch
Tadel, überall wurde er geprieſen, überall lobie man ſeine
Beſcheidenheit und Dewuth.

Et, eine Fräftige, ſchlant gewachſene Geſtalt, yexbunden
mit einer blühenden Schönheit des Geſichts, auf dem ſich
das Barthaar in üppiger Fülle zeigte aber einſtweilen noch
in den Schranken eines zierlichen Schnurrbaͤrtchens ge-
halten wurde war, wo es aul ſein mochte, gerne gefehen.

Das Sxtüchwort: „Edle Seelen finden ſich zu Waffer
und zu Lande kann in ſeiner auten Bedeuiung hier an-
gewende! werden.










Eines Tages ;zur. Beit bei einem befreundeten Ritter
in Rolmar weilend, ritt Hans begleitet von einem Kuechte
durch Rufach nad den Bogejen auf die Iaygdı -
Nahe amı Walsfaume angefommen, beobachtete er einen
SKampf auf Leben zund Tod zwiſchen 4 Verfonen. / Ein
Edelniann und ein Reifiger, ſo ſchien es in der nicht großen
Entfernung. Lämpften tapfer mit.zwei vifierbededten, ver-


aug und nannten ihren Gegner den Berfolger den Eräfeind, -
Hans jah, daß es bier galt, dem Ritter oder was er ſein
mochte, zur Hilfe zu komnien. Najch -griff er zu. feinem
weren langen Schwerte, zog eS, ritt mit Wucht auf einen
der Angreifer 108 und mwie vom Blige. getroffen, ſchlug er
ihn von feinem Rofje. Schwer und dumpf fiel dieſer zur


des Hans verfolgt; eilends aus dem Staube: Der Sdel»


irug Dankte dem unbekannten Berbündeten in aller Höflich-

feit und Hcotlidhes Gefalen fand erın dem jungen Ritter.
Der Habsburger/ der ſich ihm zu ‚erkennen.gab, . war fein
anderer, , alS der don den Straͤuchrittern gefürchtete Graf
Rudolf jelbit.. Hans gerieth darudet in eine nicht geringe
VerlegenHeit, ſich mit jeinem Geburtzuamen dei Grafen
ebenfall® vorftellen zu müffen, begretflih, denn e& war
Rudolf unbelaunt. das Hans ſich auf Lüßelhart, dem ſchlecht
angefd)riebenen Haufe im Ritterdienit hHatte unterwetfen
laſen Schnell überlegie er, daß er, um nidht in einen
falichen Verdachte zu kommen, einen audern Namen, {a
icwer es ihm dem redlichen Wenſchen fiel, ſein autes Ge-
ſchlecht zu nerleugnen, anunehmen müffe. Haͤns gab vor,
ein ſchwäbiſcher MRitter von Hölzlin zu ſein

Im weiteren Verlauf gelang es dem Grafen Rudolf,
den tapfern Hans von Hölzlin wie er in der Zukunft eine
Zeit lang auftritt, für feine Krieasdienſte zu gewinnen und
im der Tbat machte er ſich bald nach der Affaire auf nach
Enſisheim in das Lager des Grafen, um ihm in ſeinen
ausgebreiteten Fehden beizuſtehen.

Cortſetzung folgt.)


 
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