Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 51 - Nr. 60 (4. März - 14. März)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0217

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
er
toffel
upfiehlt

Be .. 14.

und

ken
ftehlt
Nachf,
aſſe.

2

vom Lande
e 20, mit
mmen jähr-




an Damen-
zliches gut
ſprechendem
rer Verehe-
meinte An-
iter Chiffre
ed ds. Bl.

Ehrenſache.
en nicht be-

iges Maͤd⸗
zu Kindern
verſteht.

2. Stock.

ſuch.·

in braver
tilie in die





mManıt,
ifter,
tgen.

ſuch.

jer Manit,
rnen will,

je 27,



— —

rung!“
Bauptöuch.)
of. Gebrauch
„Aerzte,
es reuont

8*
ein“,
ulführung
Dit-Unter-
Selbſt-

ige Leutet
guch. und

deburg.






&.
Neilhat
Saque&

äixlfä'ftg
' Uhr.




cheut togttch mit Angkadhme der Sonn und Feiertage.


18 ° ellun

bei den 2— z bei der Erpeditlon 3whxgerfirafi%e'?

— — — —



2 j — — Nedakteur:
* Julius Yeder {n Heidelberg:





{





Beſtellungen

auf ſden „Pfälzer Voten fur den Monat März


bei unſeren Trägerinnen, ſowie in unſerer Expedition






Die neuerdings angeordneten ſcharfen Paßmaß-
regelu an der franzöſiſchen Grenze haben in Elſaß-
Lothringen mit Recht ſehr verſtimmt. Wir haben
geſtern ſchan melden kounen, daß der Landesausſchuß
eine Adreſſe an den Kaiſer gerichtet hat, in welcher
die Bitte ausgeſprochen wird/ die harten Maßregeln
gegen Un ſchul dige aufzuheben oder doch zu mil-
dern. Ueber die Stimmung der Elſaß-Lothringer,
und über ihre gerechten Klagen mag folgendes Schrei-
ben Zeugniß ablegen, welches uns von hochgeſchätzter
Seite aus S tr aß burg (4. März) zugeht. „Unſer
Lan desausſchuß,“ — ſo ſchreibt unjer Freund —
„wollte in ſeiner geſtrigen Sitzung eine Erklärung
oder ſo was gegen den Paßzwang abgeben; mehrere
Abgeordnete beniühten ſich redlich dafuͤr, gingen hin
und her, erwärmten die Gemüther, befeftigien die
zagenden Herzen; aber umſonſt, zu einer Reſolution
kam es nicht, obſchon die Sitzung für eine kurze Zeit
unterbrochen wurde (die Reſolution iſt inzwiſchen erfolgt
D: Red) Zu was auch? Was der Landesausſchuß
auch wird thun können, e& wird doch zu nichts füh-
ren, obſchon es vielleicht dennoch geboten erſcheint,
daß er etwas thue. Der Paßzwang bleibt uns mit
erneuter Schärfe auf dem Nacken; man mag fich nur
keiner Illuſion hingeben. Nie haben wir als ſeit
einigen Wochen beſſer die Wahrheit des grauſamen
Wortes gefühlt: Vas vietis). Wer es nicht glauben
kann, der deuͤke gefaͤlligſt an Dictatur, Paßzwang,
Vertiefung der Kanaͤle, Branntweinſteuergeſetz, Tabat
vfl anzung, Beamtenſtellen u. ſ. w. u. f. w. Jronie
des Schickſals! 24 Stunden, ehe der Paßzwang
wieder eingeführt, erklärte der Statthalter in ſeiner
Tiſchrede, wir ſeien ein artiges, geſittetes, unter-
thäniges Völkchen, das verdiene, gut behandelt zu
werden, und er hoffe, daß bald normale Zuſtände
würden herbeigeführt werden Und zwei Tahe nach-
her brach der Sturm 103 und adien normale Zu-
ftände Setzen wir den Fall, es ſeien in der That in

*) Wehe den Beſiegten.









2
Seidelberg, „Samitag, den -
durch die Regierung, oder die Mehrheit der

evölferung, oder durch die anſtändige Preſſe Be-
leidigungen gegen die Kaiſerin ergangen, (was bekannt-
lich nicht ift), ſind wir Elſaß Lothringer daͤfür ver-
antwortlich zu machen? Sind wir dafur zu beſtrafen?
Der Deutſche iſt ein Denker, ſagt man; wo bleibt


ſchief üher ſie; nun werden fie ploͤtzlich als ſehr
ernſt aufgefaßt, und wir bekommel den verſchärften
Paßzwang. In Frankreich herrſcht ein lärmender
Chauvini zmus, der beſſer unterbliebe; allein iſt in
Deutſchla nd der Chauvinismus ſeltenet oder ſtiller?
Welches anſtandige Pariſer Blatt hat denn gegen
das deutſche Reich ſo 46 geſchrieben als das
angebliche Weltblatt zu Köln gegen Frankreich? Doch
die Reeriminationen dienen zu nichts Beugen wir den
Nacken und ertragen wir, was nicht zu andern ift.“

die lilhelii Orden. und- dit Foziale Krage.

Gegenüher der Gefahr welche unſere geſellſchaͤft-
liche und ſtaatliche Ordnung über- den Haufen zu
werfen droht, kann nicht oft genug auf die Wichtig-
keit gerade der katholiſchen Orden für die Löſung der
ſozialen Frage hingewieſen werden. Einen ſoͤlchen
Hinweis, mufterhaft in ſeiner Form, vielſagend in
ſeinem Inhalt, anſprechend durch ſeine bündige Kürze,
finden wir in der Broſchüre Neun Briefe an einen
Proteſtanten von Paul von Hoensbroech S. Es
heißt da auf Seite 38 und 39: {
„Ich erinnere an die Volksmiſſionen, welche vom
Anfang der 50er Jahre an, bis zum unſeligen Kultur-
kampf von katholiſchen Ordensleuten in ganz Preußen
abgehalten wurden Gerade die Arbeiterbevblker-
ung, welche jetzt der Regierung ſo viele Sorgen macht,
umlagerte damals die Kanzeln und Beichtſtühle der
Jeſuiten, Kapuziner, Franeiskaner, Redemptoriſten
Mit unterwürfiger Geſinnung gegen die Obrigkeit,
mit Frieden im Herzen und Tröſt im Hinblick auf
ein beſſeres Jenſeits kamen dieſe Leute aus den ka-
tholiſchen Kirchen heraus. Dieſe Tauſende von
Männern, von welchen jetzt vielleicht viele als So-
zialdemokraten eine Gefahr für den Staat ſind,
waren damals Freunde der Ordnung, unfähig an
geſetzwidrigen Beſtrebungen ſich zu betheiligen. . .1ır
„Und dann das Beiſpiel dieſer Ordensleute, der
gewaltige Eindruck, welchen ihr weltverachtendes Leben




nicht, daß Sie jemals Gelegenheit haͤtten, mit katho-
liſchen Ordensleuten zu verkehren Leider! Aber





o h e m geveloòsechk.
Ein hiſtoriſcher Roman aus dem 13. Jahrhundert
von Nachbr. verb.)
Zcohann Rarl Bempf,
Dr. phil,

Nichts Nachtheiliges iſt über ſeine Pexſon befannt,
Gutes nur weiß ich zu fagen, und wer bein. Grafen Rudolf
von Hababura in ſoichem Bextrauen fteht, der iit fKicherlich
ein Kitter ohne Furcht und Zadel. Wie kann ein ſo treff-
licher Mann unſerem Hauſe Unehre bringen?


Augen, werde ich pans gus meinem Herzen verbannen,
treut will ich ihm bleiben bis in den Tod. Und dann wiſſet
Nutter, ſollet Ihr etwa auf dem Vorhahen beharren mich
wiber meinen Willen verbinden zu wollen, ſo werde ich
lieber den Schleier nehmen.

„Ach, meine liebe aute Mutter,“ ſprach Elſa flehentlich
weiter, indem fie ſich vor derſelben auf die enie warf, ich
ſlehe Euch an, macht mich nicht unglücklich.“

„So lange ich Lebe,“ ſaate die Mutter kalt, „wirſt du
meine Einwiligung dazu nie erhalten, weder die angeblih
auten Eigenſchaften des Ritters, noch dein Starrſinn ſolt
mich heugen und für ihn einnehmen.“ - {

„Sollet Ihr bei Curen Worten bleihen Mutter, — in
Gottes Namen ich ergebe mich Eurem Willen, ich werde
den Schleier nehmen beſſer als ZJungfrau ſterben, als
unter unglüclider Che verderben. A

So feſt wie Elſa blieb auch ihre Mutter bei ihrem
einmal gejeßten Blane ſtehen weder der Truchſeß, den
Heilita in der Noth zu Hilfe rief, noch der autdenkende
Boter Hhazinth vermochten in der Folge eine Vermittelung
herbeizuführen

* * *
XL
„Bald glfällt es mir an dieſem Ort
Med bald an einem andern : \
8 zieht micdh her, es zieht mich fort,
Gebrochines Herz muß wandern.
Tag und Nacht ſann die Burafrau Heilika darüber



— — —






— 4 m

Wiesloch, Bruchfal, Breiten, Nedargemünd, Mo8bad
; erbag, Buchen - Wolldüın, Z.-Bifchofsh, Wertheimn 2C,

— —













— — —



22
SN

ı. Sie AnDdere, hr auch uur
gelegentlich, ' hatfen.” Welchen Eindruck es auf fie
machte, hochgebildete Männer in ärmlicher Kutte ein-
hergehen zu ſehen; zu ſehen wie die Welt mit ihrer
Ehte und ihrem Reichthun von ſolchen wahrhaft mit
54 getreten wird Nun denken Sie, daß ſalche

änuner unter die Armen, unter darbende Fabrit-
arbeiter treten; welche den Neid gegen die Keichen


Hoffnungsloſigkeit an der beſtehenden Orduuug rütteln


gelangen. Muß iücht dieſen armen Arbeitern gleich-
ſam ein neues Licht aufgehen, beim Anblick eines
katholiſchen Ordensmannes, welcher freiwillig das
Joch der Armuth auf ſich genomnien welcher frei-
willig eine geachtete Stellung, ein bequemes Daſein
daran gegeben hat, um in Entbehrungen und harter
Arbeit ſein Leben zuzubringen? Muß nicht der er-
ſtorbene Glaube an ein Jenſeits und damit die Zu-
friedenheit über ſein ſchweres Loos dem armen Mann,
dem geplagten Arbeiter aufs neue erſtehen? Wird
dadurch nicht ein gewaltiger Damm errichtet gegen
gegen die Strbmungen des Sozialismus? Werden
dadurch nicht die Verſprechen und Vertröſtungen der
Volksaufwiegler in ihrer Hohlheit und Nichtigkeit ge-
zeigt Warum denn ſind die Anführer der Sozial-
demokratie ſo erklärte Feinde der katholiſchen Kirche,
ihrer Prieſter, ihrer Ordensleute? Sie erkenuen eben,
daß wo unſere Kirche feſten Fuß faſt/ wo ſie unge-
hindert ihre Thaͤtigkeit entfalten kann! daß dort fur
die Lehren des Umiſturzes wenig z hoffen iſt. Ein
Kapuzinerkloͤſterchen mit ſeinen paar Injaſſen fürchten
die Bebel und Liebknecht mehr, als ein gaͤnzes Regi-
ment mit Schnellfeuer⸗ Gewehren Letzteles kann die
Menſchen tödten, aber nicht die ſchlechten Geſinnungen
aus Kopf und Herz entfernen. Erſtere heilen das
kranke Herz und machen aus unruhigen gefährlichen
Leuten ruhige, friedliche Bürger.“

Das ſind wahrhaft goldene Worte! Ihre Wahr-
heit kaun im Ernſte von Niemaͤnd beſtritten werden,
wird auch von Niemand beſtritten Gleichwohl aber
ſehen wir die katholiſchen Orden theilweiſe noch vom
Staatsgebiete ausgeſchloſſen Wir ſehen die Zuge-
laſſenen in ihrer Thätigkeit beſchränkt! in ihrer Ent-
faltung hehindert. Wir ſehen ſie ſtaatlich überwacht,
als ob ſie eine anerkannte Gefahr für den Staat
wären! Ein unentwirrbares Räthſel Sache des ka-
tholiſchen Volkes wird es aber ſein! immer wieder
die Freiheit der Orden! zu verlangen und bei den





nad, wie ſie Elja zerhreue und die Erinnerung an den
Ritter Hans verwifchen tonne Mit großer Sorgpe bemerkte
He, daß das junge Maͤdchen immer ſtilier/ einfilbiger und
bläffer wurde und ein innerer Aummer an dem jungen
Leben nage. ; ;

Berzchiedene Pläne, Elja wieder auf den rechten Weg
zu bringen. durchjhmirrten die Sinne Heilitas, bald wolfe
ſie den Ratb des Probhes pon Lahr, Eifa iu das Eijaß
zu Berwandten zu ſchicken, bald dem Zureden anderer fie
in das Kloſter Andlau zu bringen,.. befolgen, aber feiner-


Ritter Hans war der Buͤrafrau von jetzt ab der ge-
fährlichſte und goͤfürchtetſte Feind.

So verſtrich mit dem Hin⸗ und Herzaudern eine ge-
raume ‚BZeit und Elſa trug mehr und mehr die Spuren
ihres tiefen Kummer2 an ſich Das Gefinde rannte ſic
wunderlihe. Gejhichten von der Krankheit des Burgfrät-
leins in die Ohren und anſtatt wie früher, ihr Erfcdheinen
bei allen Freunden hervorgerufen Hatte, zoͤgen ſich die ihr
Begegnenden jeßt ſchen vor ihren Viicken zurück und he-
mitleideten fie ınnerlich. Allgemein hieß es unier der den
Bedieniteten, dem Burgfräukein ſpucke e8 im Oberftübchen.
„ Sungfer Gertrud Dlieb nach wie vor Elſas Bertraute,
ſie troͤſtele das Fräulein ſa gut ſie konnte und brachte es
durch ihre ſuperklugen Sinfälle hin und wieder zum Lachen.

Later Hnazinth blieb Eijas diebeskummer ebenfalls
nicht fremd, denn er war der Vertraute der Gertrud und
mit ihm dem Schweiglamen konnte dieſe alles beſprechen
Muf,, deffen Fürbitte brachte Iungfer Gertrud es foweit,
daß die Burgherrin ſich entfchloß, Elſa auf einige Zeit bei
den Berwandten auf Schloß Albeck oder Almigsburg bei
Sulz unterzubringen.

Die Reiſe Iag ganz und gar im Sinne Elſas; ſchon
vielmal wurde ſie dahin eingeladen, ſchon oft fehnte ſie ſich
zu den lieben Anverwandten im Neckarthale, in jener Ge-
gend, von der ihr die Muttex ſchon ſo viel erzählt halte.
ieles davon hatte ſich von fruͤheſter Kindheit an tief in
ihr Herz eingeprägt und ihr Gemüth wurde wieder heiterer
geftimmt, als ſie von dem Borhaben der Mutter Hörte.

Und Elſa gefolgt von Gertrud und einem vertraͤuten



Wahlen Diejenigen zu unterftügen, welche für Wahr-



alten, Diener zogen von Hohengeroldsect ab.
Der Weg fuͤhrte ſie durch das Kinzigthak Durch ſtarke
Niedexſchtäge in den letzten Tagen war Hochwafjer hHereins
gebrüchen und Ichäumend braufte bie Ninzig {Halabwärtz.
Das wilde Waſſer war theilmetje in Die Oritichaften ge-
drungen und, fOredenerfülnt Ichrieen die Üferbewohner um
Hilfe fir ihre Habe, de Sirom riß@les mit fih fort,
was ihm in den Wen famı. Der Weg - Aheilweife vom
Waſſer unterwühlt, war ‚Hellenweife unpaflierbar und e8
7 War-Deshalb-nur mit der größten. ®efahr weiterzufommen.
Serfrud und der alte Anecht wollten umtehren, Clig
aber beharrie auf der Dürhführung ibrer. Reife und j9




Unter unfägligen Hinderniffen kamen fie bi8 Haslach.
Ellas Herz-wurde tief beiveat als fie — nahe hei Haslacdh
die Burg Schneflinget erbliteN „Uo auf diefer Feite iit
Hans neboren,” rief e „D-vieNeicht weiſt er gegen»
wärtig in Diejen; Mayern,und i 3iehe Vorüber mit ge-
brochenem Herzen ? . „Fedenfalls aber fünute { bort ev-
fahren, mo er jeßt U, — Aber / wozur auch,“ fuhr He bitter
* 8 ſoll br {a vergeſſen, ich varf ihu nie wieder
ehen

Sin heftiges Schluchzen erſchütterte ihren zarlen Mörper
und ängiilich umfaßte Gertrub ihre — — **
64 24 4 —— 8* zueilen und die Her-

ı , eine guie Erfriſchunq und mehrfiündi
Raſt wird Euch gub thun” *
„ @eftärit durch die Ruhe, der. Nachl teunte Elſa mit
ihrer Healeiterin am naͤchſten Morgen die Reife fortjeßen,
allein überall itießen {ie Dur die Werwällungen, welchẽ
das Hochwaſfer angerichtet Hafte,. auf Schwier:gkeiten, 10
daß ſie, {rob waren, al fie AlpirSbad erreichten. Dort
Janden ſie im Klojterwirthshauje : freundliche Nufnahme,
Der Aufenthalt in Alpirsbad war Elja fehr erwänfcht. -
— mein Wunfch erfüllt,“ jagte fie, „nun darf ich
das großartige Rlofter mit feinem herrlichen Gotteshaufe
jehen, voͤn dem mir die Mutter, Bater Hyaͤzinth und fogar
durchreiſende Pilger oft und. viel erzählten !“

(SortfeBung folgt.)


 
Annotationen