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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 151 - Nr. 160 (8. Juli - 18. Juli)
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Beſtellungen
auf den „Pfalzer Soten für die Monate
duli, Auguſt, September werden noch fortwährend


Pwie in unſerer Erpedition geidelberg Zwinger ·


—— BVerlag des „Pfälzer Sote.
. BER- In der Reiſeſaiſon machen wir auf-




Orten, Bädern, Hotel? und Gaſthaͤuſern ſtets chriſt-
liche Blätter zu verlangen. ' 'E8 ijt dies ein Toften-


reſſe.



Lililiſche Wochenüberficht,
*Heidelberg II. Juli.
Das deutſche Kaiſerpaar iſt nach ſeinem Be-
e in Holland nunmehr in England einge-
ttoffen. War der Empfang in HoNand ein äußerft
Derzlicher und mwürbiger, {o gehören die Feftlichkeiten,
Welche in London zu Ehren des deutſchen Kaifers
Und ſeiner hohen Gemahlin veranftaltet werden zuͤ
© glänzendften und großartigſten, die man je ge-
— Die politiſche Tragweite der Reiſen Kaiſer
ZWilhelın IL mwird im In- wie auch im Ausland
Delfach und ernſtlich beſprochen Beſonders der Um-
tarnd, daß nach der definitiven Ernenerung des Drei-
Undes auch England — wenn auch nicht offiziell —
den Friedensſtaclen fich anzuſchließeüu gedenkt, fienpelt
die Reiſe des Kaiſers zu ſeiner königlichen Groß-
Miltter zu einem überaus wichtigen politiſchen Ereig-
mB, Mit voller Beſtimmtheit kann, angeſichts ſolcher
densbündniſſe, einer rühigen, der inneren Ent-
icklung günſtigen Zukunft entgegengeſehen werden.
Tran hindert auch nicht der angẽbliche, geſtern von
NS mitgetheilte, Buͤndnißvertrag zwiſchen Rußland
und Frauͤrreich
Das Progkamm der deutſchen Sozialdemokratie,
weldes. in diefer Woche veröffentlicht worden ift,
Wird Hauptfächlih in der Centrum3preffje leb-
Daft und eingehend beſprochen. Dieſe Erörterungen



In Kampf unt's Daſein.
Erzählung naͤch Hesba Stretton von H. v. Remagen.
45 (aNaͤchdrnck verboten)

na biohn mar Capitän einer Schaluppe, die zwiſchen
xnfllfln‚b und Schweden fegelte, und hatie vordem unter
DeAS Binnet als Steuermann gedient, oboleich er um
iele * jünger war, als dieſer
—— Bittoria iſt ein zartes Berfönchen“, ſgate er, „die
Ine KRauhheiten ertragen kann; ‚aber fie {oll eS aut bei
mir haben, und auch ihr Vater {oll, wenn’3 ihm einmal


Und wenn *
°r jeßt ein Eſelwägelchen haben will, um bei
leinen Sunden vorzufahren, 10 will id3 ihm anjchaffen.“
i itän Ubjohn war ein Mann, dem ettwvas Höheres, al
Todhter eines Brunnenkreſſe⸗ Vextäufers zum Altar ge-
® at müre: aber er hatte ihr mildes, finniges Weſen in
%fln Linnet's Haufe {o hochihäßen gelernt, daß er ihrez
aters niederen Stand ganz darüber vergaß.
üb ‚Der alte Euklid war, als er ſein jünaſtes und einzig
den CS Kind, anftatt ihm zur Orube zu folgen, noch an
y Zraualtar geleiten Konnte, glücdlid über alle Beichreib-
* a$ Begraͤbniß-Ceremoniell war ihm leider bekannt
— — in ſeigem Leben. Das Trauungs-Ceremoniell
nnE 1Om etwaz Neue3; denn mur Ddunkel Ffonnte er fich
et%f‚h de3 Vorganges erinnern, al3 er Biktoria’s Mutter
* eFreſ gelobte. UYl8 er nun hHörte, wie Capitän Ub-
und VBiltoria fich diefeiben Geftändnifje machten, da
— er bei ſich nun könne er jeden Augenblick beruhigt
wiedibre Mutter batte es noch erleben müfjen“,
teberholte er oft mwährend des Meinen Mahle3, welches
Jan Sinnet, dem Paare zu Chren, in ihrem Küchenzimmer
Cgerichtet hatte:
4 a dem Mahle wurde ein Ausflug gemacht, den
* \nunter nach Greenwich. Was war dis aber auch
5385tem Präctiger Tag! Der alte Euflid erflärte, jeiner
beth %0 bhabe die Sonne noch nicdt jo hell gejhienen. El8-
* und Koger gaben zu, daß der Tag {chön jet; aber
V an weldem das Feft auf der „Kleopatra“ ftattgefunden,













für Stadt




— M0

100





werden in der nächſten Zeit fortgeſetzt werden und
das Publikum wird alsdann volljtändig‘ in der Lage


ungen haltbares iſt und was nicht. Die natalib.
Preſſe hält ſich dieſen weltbewegenden Fragen gegen-
übex recht zurückhaltend Sie hofft aͤugenſcheiuͤlich
wieder auf den Polizeiſtock, der fich der ſoz. Beweg-
ung ſchon einmal eher als fördernd denn hemmend
erwielen hat. Auffallend ähulich ſind die Forderungen
der Sozialdemokratie auf dem Gebiete der Kirche uͤnd
Schule mit denjenigen des Nationalliberalismus. Auf
dieſem Gebiete reichen ſich Vater und Sohn ver-
ſöhnend die Hände

Unſere Leſer kennen die unſinnige Meldung des
Wiener Fremdenbl über die Abmachungen in Betreff
einer eventuellen Sedisvacanz des hl Stuhles bei
Erneuerung des Dreibundes. Das Blatt haͤt nun-
mehr ſeine Nachricht in aller Form dementirt Die
Ente war, wie immer, italieniſchen Urſprugs. Es iſt
noch nicht lange her, daß gleichfalls aus Italien die
Naͤr berichtet worden war, Kaiſer Fraͤnz und Kaiſer
Wilhelm würden in Italien Flottenſchau haͤlten Der-
artige Nachrichten ſind der Ausfluß einer ganz in-
famen Hetzerei. Es iſt bezeichnend, daß e& ſtets
Eriſpi ſche Organe ſind. welche ſolch ſinnloſen Traͤtſch
auftiſchen. Was die Sedisvacanz im Speciellen be-
trifft, ſo ſind informirte Kreiſe der feſten Meinung,
daß bei den Erneuerungs⸗ Unterhandlungen der Vaͤ⸗
tican vollſtändig außer Combinatton
geblieben iſt. Man rechnet in Wien zwar mit
den vollzogenen Thatſachen, wird aber keineswegs zu
einer weiteren dem Vatikan mißliebigen Stellung die
Hand bieten. Dasſelbe glaubt man auch von der
deutſchen Regiernng. Herr de Rudini endlich ſcheint
auch nicht der Mann zu ſein, welcher zu den Pro-
ovcationen Eriſpi's hinneigt.

In San-Franeised ſind weitere Nachrichten
über die Unruhen eingetroffen, welche ſich in Nan-
king am 25 Mai abſpielten und in deren Verlauf
die Mädchenſchule der Methodiſten von dem chineſiſchen
Pöbel angegriffen, geplündert und verbrannt wurde.
Auch einige andere Miſſionsgebände wurden überfallen
und nur durch das rechtzeitige Eingreifen des Vice-
Königs, welcher auf das dringende Erſuchen der
Miſſionare Truppen zu ihrem Schuͤtze entſandte, vor
dem Untergang bewahrt. Bereits an dem vorange-
gangeuen Sonntag hatten die Miſſionare von den
Behörden die halbamtliche Mittheilung empfangen,
daß man ihre Häuſer in Brand zu ſetzen beabſichtigte.
Am Tage vor dem Ausbruch der Unruhen ſchifften



ſei mindeſtens ebenſo ſchön gewefen. Daxin, wurde ihnen
aber von den übrigen Drei aufs Entſchiedeniſte wideripro-
chen und der Streit ſchliezlich dadurch beendigt, daß Capi-
tän Ubiohn erklarte. e& fönne gar feine Frage jein, wel-
chem von den beiden Tagen der Preis gebühre. Soviel
teht feit: eine glüdlidere Barthie, ais die kteine Hodh-
zeitSgejellidhaft, hatte ſich noch ſeiten oder nie unter dem
Fielenden Schatten der ſpaniſchen Kaſtanienbaͤume in dem
Vaxle von Greenwich vergnügt.

Der alte Euklid lief trog feiner wackeligen Fütze in der
Reihe mit die grünen Wiejenabhänge hinunter, daß ſeine
lancen weißen Haare im Winde flatterten, wie Wimpel
auf einer Flaagenſtange.

Urd erft die Heimfahrt den Fluß hinauf in der er-
frifchenden Abendkühle! Eullid ſab {Hilljelig, Vittorig mit
ihvem Gatten zur Rechten, die ihm kaum weniger theure
Eisbeth mit Roger zur Linken. Er war nun aller Sorgen
ledig. Morgen früh gedachte er um vier Uhr zum Markte
aufzubrechen, wie alle Tage: aber die Arbeit war ihm
nugl * eine zerſtreuende Beſchäftigung, als eine ermüd-
ende Laſt,

Sie landeten im Dunkeln und ſtrichen beim Weggange
von der Brücke an einem Müßiggäuger vorbei, der, wenn
er auch nur gekommen ſein mochte, dem Ankhmmen und
Abfahren der Dampfer zuzuſehen/ doͤch unſerer Geſeliſchaft.
vbald ſie ihm ins Auge fiel, ſofort eine außergewöhnliche
Aufmerkſamkeit ſchenktẽ.

Nit verftohlenen Diebesſchritten folate er den Fünfen
guf ihrem Heimwege. Frau Linnet erwartete dieſe aus-
jchauend aus der offenen Oberhälfte ihres Ladens, und
winkte als ſie deren Nahen gewahr wurde, ihnen ihren
Wilfomm mit einem weißen. Tajdhentuche entgegen.
E3 ijt der alte Suklid“, murmelte der Raͤchſchleicher
in fih hinein. „Und die VBiktoria, — was die groß und
itarf gemworden ift, wie eine Dame! -— Auch die Elsbeth
hat ſich nicht ſchlecht gemacht. Wer aber nur der Schlingel
fein mag von neunzehn Jahren oder ſo Herum ?! Solte
das — cs iſt nicht mögliH! Und dennoch: e8 iſt der Ro-
ger, mein eigener Junge! Er ſcheint wohl daran zu ſein,
nach den Kleidern zu ſchließen. Da kriechen fie ja Hiübjch








Siesloh, Bruchfal, Bretteis, Nedargemiültid, Mosduch,
— — — n
Adun

— A

— — — —
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7.





ſich deßhalb die meiſten nach Shanghat ein. In
Taͤniang überfiel ein chiueſſiſcher Mob am 1 Juni
die Miſſionsgebaͤude und üherwaͤltigte den Mandarin,
ſowie einige Soldaten, welche ſich gegen ihn zur Wehr
ſetzten Die Aufrührer begaben ſich ſodann nach dem
Hineſiſchen Friedhof, wo ſie die Gräber öffneten, die
eichen ſchändeten und die Koͤpfe der Todten an einer
Stelle übereinander aufthürmten Die Unruhen ſind,
wie es heißt, das Werk geheimer Geſellſchaften, welche
weniger den Ausländern ſchaden, als vielmehr die
Hineſiſche Regierung in Confliet mit den auswaͤrtigen
Waͤchten verivickeln wollen um währenddeſſen mit
Erfolg eine Repolution entfachen zu können. Am 2.
Juni meldete ein Telegramm aus Taniang, daß die
chriſtlichen Kirchen in der Umgebung zerſtört woͤrden
jeten. In Kin Kiang fandten die Curopaͤer ihre
Werthſachen nach Shaͤnghai, da ſie anläßlich des amı
2. Mai ſtattfindenden chineſiſchen Jahresfeftes das
Eintreten weiterer Unruhen befürchteten.. Am 15.
Nai wandte ſich die blinde Wuth des Pobels gegen
die katholiſchen Kirchen in Hochow. Mit knaͤpper
Noth famen die Geiſtlichen mit dem Leben daboͤn.
Chineſiſches Militär trieb endlich die Angreifer zu




In Chingyi überfielen die Eingeborenen eiue Kirche
während des Gotiesdienſtes und zertrümmerten dieſelbe
In Shanghai haben die Behoͤrden Bekanntmachungen
erlaſſen, welche alle Augſchreitungen gegen Europäer
und namentlich gegen Miſſionare mit hohen Strafen
bedrohen. In Wuhu ſelbſt ſind über 20 von den
Aufrührern verhaftet und 11 von ihnen auf Befehl
des Vice⸗Königs am 25. Mai hingerichtet worden.
Die Köpfe von zweien wurden nach Nauking und
anderen Städten als abſchreckendes Beiſpiel fuͤr das
Volk geſandt.

In Braſilien hat wieder ein theilweiſer Militär-
aufſtand ſtattgefunden, und zwar in Para, wo kurz
zuvor ein Stabsoffizier des 15. Infanterie⸗Bataillons
von ſeinen Soldaten ermordet worden war. Es kam
zu einem mehrſtündigen Gefecht zwiſchen den auf-
rühreriſchen, zum Theil vom Pöbel verſtärkten Sol-
daten und den treu geblicbenen Truppen, die von
den auf dem Amazonas befindlichen Kanonenbooten
nachdrücklichſt unterſtützt wurden. Die Aufſtändigen
wurden vollſtändig niedergeworfen und zerfprengt;
und nach neuern Nachrichten ſoll jetzt in Paͤra wieder?
um Ruhe und Ordnung herrſchen Immerhin wirft
der Vorfall von neuem ein ſchlechtes Licht auf den
Zuſtand der Digeiplin der braſiliſchen Trüppen.

Der Zwiſchenfall von Bethlehem iſt nun-

zuſammen, alle Fünf in ein Neſt, mit denen ich noch ein
Hühnchen zu rupfen habe!“
XX. .
Endlich die Vergeltung.

E3 waren jeßt fünf Jahre, feitdem David zum erften
Male die Schhwelle des Gefängnifjes überfchritten Hatte.
Vie an Alter, fo hatte er, da er von Natur weder ein
Dummlopf, noch ein Tölpel war, aud an Geidik zum
Diebeshandwverk zugenommen. Er verftand e8, den Ge-
jeßen ein Schnippdhen zu Ihlagen und doch der Strafe zu
entgehen. Die natürlihe Anftelligkeit eines englifhen Ar-
heiters neben der verſchlaaenen Findigkeit einer Londoner
Straßenjungen hatten ihn zu einem ausgemachten Ver«
hrecher werden laſſen, der ich in allen Lagen und allen
Unternehmungen ſeines DiebeSgewerbes zu heifen wußte.
Die Polizeileute fannten ihn fajt ale, wenn nicht von
Anfehen, dann doch von Hörenjagen; aber troß Hundert-
fältigen Verdachtes war er während der leßten zwei Sahre
ihrer Gewalt doch immer entgangen. Oft freilich hatte
nur eines Haares Breite an den Belajtungs-FIndicien ge-
Tehlt, um ihn feſtzunehmen und doͤr Gericht ftellen zı
fönner. Er machte der Spibbubenzunit, zu weldher ſich
zu halten er nicht hatte vermeiden fönnen, alle Chre. Eine
andere Schande, als die, erwiſcht zu werden, gab e8 für
ihn nicht mehr.

AlS Roger 3 Schulzeit auf der Kleopatra? vorüber,
Blackett alſo nicht mehr verbilichtet war, fernerhin fünf
Shillinge wochenilich zu feinem Unterhalte beizutragen,
war diejer alte Sünder wieder in das frühere Haus
3zurücgezogen.

‚. David hHatte ſich auch bierin an Blackett angeſchloſſen.
Eine oewiſſe treue Anhänglichkeit an diejenigen, welche
ihnt einmal im Leben jich hülfreid erwieſen Hatten, Iag
in der inneren Natur des fonit o GHeruntergekommenen
Burfchen unvertilgbar, und Bladett war doch der einzige
Mannn gewefjen, der ihm, alz er das erfte Mal aus dem
Gefängnißz fam, nicht den Rücen gefehrt hHatte.

Gortſetzung folgt.)


 
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