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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 231 - Nr. 240 (11. Oktober - 22. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0929

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Oktober·
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10 Uhr.

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Argn saglımq un xutuchus ve Gonnes und Feiertage
Vemfiags mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlig
Nt. 1.20 vhne Trögeriobn n. voͤflauffchlag Beſtellungen
%i bem oftanftalten , bei der Mypebition Zwingerfiraße 7.




für Stadt und




Anzeige-Blatt far die AmtSbezirte Heidelberg,
Labenburg, Weinheim, Schwebingen, Philippsburs
Wiesloch, Sruchſal Breiten, Nedargemünd, MosSbac,
@berbach, Buchen, Walldärn, T.-BifchHofsh. Werthein 3C.

Lanil.







Verantwortlicher Redakteur:
m!n& Mofar in Heidelbera.

&. 2










%. Sabıe.








2—

Beſtellungen
f den „Pfälzer Boten“ fur die Monate
dttover, November und Dezemiber werden noch
lortwahreud bei ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren

rägerinnen, ſowie in anſerer Expedition Geidelberg,

Zwingertraße T entgegen zenommen. Der „Pfälzer
Bote“ foftet für das Vierteljahr: in Heidelberg:
Don der Traͤgerin in Haus gebracht M. 1.50, in der
Erpedition abgeholt M. 1.20. Nach Auswaͤrto.
Bei der Poſt beſtellt und vom Briefboten ins Haus
gebracht M. 1.90; auf der Poſt abge holt M. 1.50.
— Bei unſeren Agenten auf dem Lande M. 1.20
ohne Trägerlohn.

Verlag des „Pfälzer Bote.“

—— — — —

* 65 wird immer lefet!

In der nat. lib. Preſſe werden immer mehr Stim-
MeR Yaut, die endlich zum Augdruck bringen, warum
l Wahlen ſo, wie fie ausgefallen, ausfallen mußten.
S charaktexiſirt eine Stimme „au3 der Neckargegend“
\ der „Bad. Prefje“ die Stimmung derBevölferung
WD die Gründe, wmarum nicht nationalliberal gewählt
vurde, u. M, wie folgt:

Ein allgemeiner Grund iſt der, daß wir nach-
Lrade immer mehr einem Polizeiſtaate zuſteuern.
Ind es der Verordnungen in anderen Beziehungen
Bdu ſehr viele, die in den letzten Jahren und dies
Mcht ſelien mit rajchem Wechfel und häufiger Aen-
ung geſchaffen wurden, ſo ſind es deren in poli-
licher Hinficht gerade unzählige. Aber nicht allein
'C bielen Verordnungen, jondern auch vorzugs weife
en oft xigoroſe und rückfichtlofe Handhabung macht
b‘‚? Bevölkerung nicht allein mit den beftehenden Zır
ünden unzufrieden, ſondern wirkt auch hemmend und
end auf Handel und Wandel, unterdrückt und er-
ft‘Fff den Unternehmung3geijt. Wir erinnern bei-
ielsHalber nur an die Beſtimmungen über die Bau-
Beterinärpolizei.

Ein weiterer allgemeiner Grund iſt der, daß ſpe-
SN die eigentlichen Beamten — wir meinen die mit
'Q?‚abemiic{)er Bildung — ſich zu ſehr von der Be-
öllerung abfchließen. Es ift dies nicht nır Fränkend
{ den gewöhnlichen Mann, ſondern der Beamte
Mt dadırrch auch die Bedürfniffe des Voltes zu



— —

wenig kennen. Den Kindern wird es ja vielfach von
ſolchen Beamten-Vätern und Müttern ſchon im zar-
teſten Kindesalter eingepflanzt und eingeprägt, ſich ja
in keine Gemeinſchaft mit Kindern dieſer Sorte Leute
einzulaſſen. Genug. daß der große militaͤrifche Dünkel
einen ſo großen Riß in unſer ſoziales Leben macht,
es fehlte nachgerade noch, daß dies auch unſere Be-
amten thun.

Ein ſpezieller Grund ſodann iſt das letzte, in
ſeinen Wahlbeſtimmungen entſchieden rückſchrittliche
Gemeindegeſes Der Bürger, ſagen wir der Bauet,
will ſeinen Bürgermeiſter direkt wählen. Hat ihm
das indirekte Waͤhlſyſtem bei den Landtagswahlen
jhon lange nicht gefallen, — Beweis die geringe
Betheiligung bei derſelben — ſo iſt er geradezu er-
boſt über das im letzten Landtag — — aleiche
Syſtem bei den Gemeindewahlen Schreiber dieſes
hat zahlreiche Stimmen aus allen Berufsklaſſen in
Stadt und Land ſich bitter über daſſelbe ausſprechen
hören. Und das iſt gerade das Schlimme, daß die
Meiſten erklaͤrten, ſie wählen überhaupt nicht mehr,
ſo lange dieſes Syſtem etiſtirt. Es ſtehen alſo hinter
den vielen Unzufriedenen, die durch Abgabe ihrer
Stimmen Proteſt gegen dieſes Wahlſyſtem einlegen
wollten, noch fo und ſo viel Tauſend weitere Unzu-
friedene, die ſich am öffentlichen Leben, ſpeziell an
den Wahlen überhaupt nicht inehr betheiligen werden
und bezw. wollen.

Ein fernerer Grund iſt das Beamtengeſetz, das
unwiderlegbar die ſogenannten Subalternbeamten zu
leer ausgehen ließ. Wer war es aber, der, durch die
nackte Nothdurft des Lebens gezwungen, dieſes Geſetz
provozirte? Gerade der Subalternbeamtenftand. Und
nun ſoll die Früchte ſeiner Saat, ſeiner Mühe ein
Anderer genießen? Aber nicht allein das ſtimmt ihn
bitter, daß die Hoffnungen, die er auf das Beamten»


— wenigſtens hinſichtlich der klingenden Münze —
ſo zu ſagen in Nichts zerfloß, ſondern auch die Awas
Alzu ſchroffen Disziplinarbeftimmungen des Geſetzes
Und ſo herrſcht denn heute noch, nicht nur in vielen
Häuſern der niederen Diener die bittere Noth und ſie
können ihres Lehens und Dienſtes vor lauter Sorge
um das Wohl, die Ernährung und Erziehung ihrer
Angehörigen nicht froh werden, ja dies Heute noch
mehr, da die Lebenzmittel inzwiſchen im Preiſe noch
erheblich geſtiegen ſind, ſondern e& herrſcht dort auch
vielfach der Geiſt der Unzufriedenheit, der ſich weder
mit ſchönen noch mit drohenden Worien unterdrücken
läßt. Die große Maſſe der niedern Diener lebt aber





Das Geheimmiß der Ereolłin.
Von Bernhard Derosne. Nachdruck verb.)
Autoriſtrte freie Ueberſetzung von Philipp Freidant)

mir Selbit Arthur war bei ihrem Aublic betroffen. Sage
dn Doch, Lucyh,” bemerkte er eines Tages, als Rebekka mit
uepleinen Ebeline auf dem Arme mit beinahe königlichem
den Salorn durchichritt, wo haſt du dieſe neue
je aufgefiicht? Sie gleicht ja mehr einer indijhen
anefferm als einer Kammerzofe,“ Luch jeßte Arthur die
%“Üelmenbeit außeinander. „S3 iſt eine merkwürdige
ng m“ {agte Arthur, indem er fih auf einen Divan feßte
nepmdte Beitung zur Hand nahm; „Jie hat wirklih vor-
pehme Umgangsformen. Unſer ganzes männliches Dienſt-
lonal wird fich in fie verlieben, wenn Du nicht Acht
gibſt, Luch“
S Wer Rebekka hielt jedes männliche Weſen weit von ſich.
* tahnzte nicht, Ichwaßte nicht und war nemens ohne Be-
5 Öftigung. Wenn fie von Lucy eine Arbeit erhalten hatte,
2* ſie an ihrem Fenjter darauf 1o08, alZ wenn ihr
ft n davon abhinge. Sie war eine Berle von Kammer-
mä‚ aber Luch war noch nicht zufrieden. Daͤs Geheimniß,
o %e8 MRebeffa umagab, ihre Zurüchaltung und ihr Zleiß
* ten fie Luch gerade verdächtig. Watum ſpricht fie
don ihrer Wergangenheit, warum vermeidet ſie den
gent Shresgleichen und Halt fich ftet3 für fich?“
ttmgte O Luch! „Warum beeilt fie fich, ju ihre Arbeit zu
ng“' Und warum wählt ſie immer ein Fenſter an Dder
E Detieife des Haujes zum Nähen? Ganz gewiß ftedt
Batıs Dahinter, mwa mir verborgen bleiben {oll,“ Lucy
mit n Nect. Die Kammerfrau Rebelka war gleich Lucy
ar der Enthüllung einez Geheimniffes beſchäftiat; ſie er-
zmecie eine Berfon, weldhe aber erit beim Beginn der
lten Woche eintraf. : ;
ein SO war an einem drückend heißen Sommertag; nicht
hüu—ßaud) bewegte die Blätter der Whorn- und Buchen-
ir * Des Varls und die untergehende Sonne verwandelte
c Unfles Grün in ebenſo viele Lanzen von rothem Feuer.
eita betrachtete den wie in Feuer getauchten Horizont.

9



im und mit dem Volke, ſie klagt ihm ihre Noth und
das Volk hat Herz genug, um mit ihr zu fühlen.“
Das ſteht nicht etwa in einer Centrums- oder in
einer demokratiſchen oder freiſinnigen Zeitung unſeres
Landes, jondern in einem gut nat.=libh. Blatte ; leider
fommt die Weisheit erſt nach den Wahlen an das
Tageslicht Die oppofitionelle Preſſe, die alle die
oben angeführten Beſchwerden wiederhoͤlt zum Aus-
druck gebracht, wurde als regierungSfeindlich, demg-
gogiſch verſchrieen. Jetzt müffen nat lib Blätter

* berechtigten Beſchwerden ſelbſt ihre Spalten
öffnen.



Deutſches Raid

Berlin, 11. Olt Der Reichsanzeiger meldet:
Laut geſtrigem Telegramm v. Soden's ſei Lieute-
nant Prinze, welcher behufs Recognoͤſeirung nach
Condoa marſchixte, an die Lüſte zurücgekehrt. u
Mpwapwa herrſche völlige Ruhe. Uehet den Erfolg
der Reeognoſeirung enthaͤlt das Telegrawm ſonſt nichts,
Die Nordd. Allg. Ztg. zieht aus der Niederlage Ze-
lewski's die Lehre, dem eoloniſatoriſchen Ziele fei mur
mit vollkommen ausreichenden Mitteln nachzuftreben.

Stuttgart, 10. Okt. Der König kündigie einen
Amneſtieaft an, beſonders berechnet für ärmere Leute,
die aus Noth Vergehen verübten.

Straßburg, 10. Ott. Der Statthalter
traf heute 5 Uhr Nachmittags, von Mitgliedern des
Miniſteriums, höheren Beamten und 8 Mitaliedera
des Landesausſchuſſes empfangen, hier ein. 34
Namen des Letzteren hielt Dr. Petri eine Anſprache,
in welcher er ausführte, e& ſei für die Elſaß⸗Lothrin-
ger eine gern geübte Ehrenpflicht, das durch die Er-
leichterung des Paßzwanges ihnen erwiefene Veb-
trauen zu rechtfertigen Sie würden ſtets vereit ſein,
auf der unerſchütterlichen Grundlage der Zuſammen?
gehörigfeit Elſaß-Lothtingens mit dem Reiche den
Statthalter zu unterſtützen, die politiſcher und wirth-
ſchaftlichen Verhälmiſſe zu gedeihlicher Entwickelung
zu bringen, zum Wohle des Reiches und des Landes.
Der Statthalter exwiederte dankend, die Erleichterung
des Paßzwanges ſei, wie mit Recht angenommen, auf
den Kaiſer zurückzuführen In dẽr That jet dies ein
Zeichen des kaiſerlichen Vertrauens zu der Bevölfer-
ung. Er werde die von Dr. Vetri ausgedrückten
Geſinnungen dem Kaiſer zur Kenntniß bringen, der
um ſo wohlthuender berührt ſein werde, als er den
Intereſſen der Reichslande ſtets die wärmſte Theil-
nahme widme. Beim Verlaſfen des Bahnhofs wurde





Das rothe Licht Ipiegelie ſich in ihren glänzenden Augen
wieder und übergoß die Wellen des ſchwarzen Haares mit
goldigem Schimmer. Sie {tüßte ihr Rinn in ihre Hand
und ſchaute traumverloren dem Untergange der Sonne zu ;
ihre Näharbeit war zur Erde gefallen. Das friedliche
Haus war an diefem Auguft-Abend gerade fo ruhig und
unbelebt, wie das verzauberte Schloß Dornröschens. , Sie
g%gdtrrgner noch da in Gedanken verfunken und in das Weite
ickend.

War es der ruhige Zauber des Ortes und der Stunde,
welche eine ſolche Macht auf die junge Frau auzübten oder
erwartete ſie in der That, wie das Dornroschen den Brinzen,
der ſie erlöſen ſollte? Endlich verlöfchten die lekten Strahlen
der untergehenden Sonne, und der Volmond ftieg langfam
Und maieſtätiſch, umgeben von der unendlihen Zahl glän-
der Sterne am dunklen Nachthimmel empor. Kebekka er-
hob fid Ddann blaß vor Innerer Erregung, eilte auf ihr
Zimmer, warf einen ſchwarzen Shawl über, {tieg ohne Ge-
räuſch die Treppe hinab und verließ das Haus, vohne von
iraend Jemand benierkt worden zu jein. E3 fand heute im
Haufe Samilienmadhl ftatt, und deßhalb mar Luch fehr be-
iäftigt. Beim Licht des Mondes Lenkte Rebekka ihre
Schritte gegen die Terrafje und erhückte bald Gafton Lenovir,
welcher ſich nachläffig und rauchend auf das Geländer
fehnte und dort die Fijcherboote betrachtete, weldhe nach
allen Richtungen hin in Thätigkeit wmaren. Die Rammer-
frau blieb im Schatten eines alten Cederbaumes und
twartete, Er hatte nicht3 gehört, denn er war volijtändig
von dem tiefen Eindruck gefangen genommen, welchen die
Beobachtung des Meeres hHervorbringt. E3 dauerte lange,
bi3 er weiter ging. Das ichwarze Kleid Kebelkas und die
Dunkelheit. in welcher ſie ſich hielt, verhinderten ıhn, fiezu
jeben; aber plößlich ließ jie den Shawl, welcher ihr Haupt
bedectte, Herabgleiten, ſchrut einine Schritte in das volle
Vondlicht und rief den einjamen Nachtwandler mit feinem
Namen : „Gafton!” Gafton Lenvir war mit einer bewun-

rungswürdigen Kalthlüthiakeit begabt, aber jeBt wurde

von einer Ueherraſchung befallen, welche beinahe an
grenzte. „Es iſt zum. .. .. Teufel holen,“
agte er.

Hebekka trat vollſtändia auf die vom Mond beleuchtete
Strede heraus und machte mit ihrem Iang hHerabfalenden,
Ihlichten ſchwarzen Haar und ihren funkelnden, dunklen
Augen auf den jpäten Wanderer den tiefiten Sindruck.
„Hein, Gajton, e$ ift nicht der Teutfel, Dein Herr und
Meifjter, welcher Zich holen will, ich bin e2, ich jebit bin
e8. Nıcht wahr, Du haft nicht darauf gerechnet, mi hier
zu finden?“ Gaſton Lendir fand rajch feine GeilteSgegens
wart wieder Mit ſeiner gewohnheitzmäßigen Gleichgül-
tigkeit machte er einige Züge an fjeiner Cigarre; dann ſagte
er: Darauf gerechnet, Dich hier zu fjehen? Ich hHätte eher
erwartet, die Königin von Saba hier anzutreffen, al8 Dich.
Wie Famit Du eigentlih hierhergejchneit, Rebeffka ?” — —
„Unmittelbar von Newyork. VBon diefer Stadt bin ich bis
hierher Deinen Spuren gefolgt.” — „Du bift meinen
Spuren gefolgt? ſaaſt Du. Das machl mir Spaß. Und
was machlt Du eigentlich hier, wenn ich fragen darf ?“ —
„ bin die Kammerzofe Eveline Sutherlands,“ wieder-
holte Rebelka mit großer Ruhe. „Ich Imeichle mir {ogar,
daß Naphwood noch niemals bi8s Heute einen gleichen
Schatz von einem Dienftboten beſeſſen hat.“ .
Safton Lenoir drücte ſeine Empfindungen durch ein
längeres Bfeifen aus. „Ben Atiba,” fagte er, — „ich
glaube es war dieſer oder ein anderer weijer Mann — —
hat einmal ausgeſprochen, daß es nichts Reucs unter der
Sonne gäbe; früher giaubte ich an diefen Ausfpruch, aber
‚... bei @oft, nun werde ih Ddiejen Glauben für alle
BHeiten daran gehen! Kebeffa Sſaats eine Kammerzofe!
SO_ geftehe offen, meine fühniten Srwartungen find über-
troffen !“ „Rebefa Stone nenne ich nich bitte. E3 gibt
feine KRebeffa Ijaaks mehr. Und bift Dır nicht vielleicht
neugierig zu erfahren, wie ich Deine Spur gefunden habe?”
— — „Hein. Doch ſcheint mir die Sache jehr flar vor
Augen zu liegen. Dieje Truppe von jchwarzen Sängern
haf Dir meinen Wufenthalt verrathen, nicht wmahr ?” — —
„®anz richtig errathen! Ich bin Dir gefolat na New-
Örleans bis nach New-York und von da bis na St.
Maria, ohne Dich aus dem Auge zu verlieren.“ —



Fortſetzung folgt)
































































 
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