Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 221 - Nr. 230 (30. September - 10. Oktober)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0917

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
idelberg-
)ber1891" (
Probe-
ix.
en von
*
; ifang
: O un
Oktober-
nent.
lige.
ten.
* hea!

umefltba['
Uhr.

ot. @ |
Sie:
ll's
Art

Q







a ön
idelberg-



hüchshein


cheu MI
Die be-
nır 96
rden und
Stundel

peträgt

en unter
gung x

i- und

aft
er. ?.







Lrſcheint taglıd mit Angnahwe der Eounö vnd Feiertage
Tomflags nrit Unterhaltungsbeilage. ' Breis vierteljaͤhrlich

3, i. ne Trägerlohn ı. Boßlanffhlag. Beftelungen
K} — w hei der Axbebitlon — *








Anzeige=zBlatt für die Amtsbezirte Heidelberg,
£adenburg, Weinheint, Schwebingen, biltppshurg,

Wiesloch, Bruchfjal, Breiten, Nedargemünd, Mosbach,
aberbach/ Buchen, Walldäun, T. Giſchofeh. Wertheint 2C.









fr 229

Berantwortliher Nedakteur : }
Aulings gecer inm Heidelberg.


















Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten“ für die Monate
Ottober, Noveniber und Dezember werden noch
fortwährend bei ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren
Zrägerinnen, ſowie in auſerer Exbedilion Geidelberg,
Zwingerſtraße 7 entgegen jenommen. . Der Pfaͤlz
Bote“ toſtet für das VBierteljahr: in Heidelberg:
don der Trägerin in Haus gebracht M. 1.50, in der
Erpedition abgeholt M. 1.20.. Nach Answärts.:
Bei der Po ſi beſtellt und pom Briefboten ins Haus
gebracht M. 1.90 ; auf der Poſt abgeholt M. 1.50.
— Bei unſeren Agenten auf dem Lande M 1.20
ohne Trägerlohn.

Verlag des „Pfälzer Bote.“

— — —

“ Die Unsbentungder Ungezogenbeit. Ireier

Franzöfilder. Bilger.

Das Verhalten der drei jugendlichen Bilger am
vabe BViktorz Emmanuel’8 . verdient . entjchiedenen
Tadel. Mag alſo die antikirchliche Preſſe ‚immerhin
&in gerütteltes Maß der Entriüftuntung über die Schul-
1gen ausſchütten. Aber wir moͤchten bitten, Ddie
usſchreituigen der ſoß Gegendemonſtration, die
waltthätigleit gegen Leute, die mit dem Streich
e& Drei nichts zu thuu haiten, nicht zu beſchönigen
und Ver-
und ſchuldloſer Zeitgenoſſen
uns mindeſtens eben ſo ſchlimn aͤls eine
NgezogenhHeit‘ gegenüber dem Denkmai eines Todten.
cnn Ddrei junge Leute eine Rohheit veruͤben, ſo er-
langen dadurch nicht Hunderte das Recht, ebenfalls
in der enigegengeſetzten Tendenz zu ver-
Nben. Wer iſt denn für die oͤrei Ercedenten einge-
heten? MNicht bloß der Ol. Vater und die ganze
TatDolifche Prefjehaben. ihr. Berehmen ſcharf 'getadelt,
Tondern auch ihre eigenen Volks- und Reifegenoffen
aben ſie auf das Entjchiedenfte und Schnellite ab-
| Es bleibt alſo nichts übrig, als eine
iſſethat dreier vereinzelter und. höchft unbedeutender
Nenſchen Darum braucht wahrlich das kirchen-
reinducht Italien und das geſinnungsverwandte Europa
Iicht in andauernde Zuckungen zu gerathen.
ie Katholiken jedesniat eine rieſige Gegendemonſtration

xwaltigung friedlicher






veranftalten wollten, ſo oft ſich einige „aufgeklärte“
Jünglinge in einem unſerer Heiligthimer eine Rohheit
erlauben ſo kämen wir taus dem Demonſtriren gar
nicht heraus! ; ;

Man ſagt nun, der Unwille des „Volkes“ ſei mit
elementarer Gewalt losgebrochen, und darin liege ge-
xade die große Bedeutung der Demonftratioyn, daß ſich
der Volkswille zu Gunſten des italieniſchen Einheits-
ſtaates und gegen die Anfprüche des Papſtthums ſo


über eine radau— und raufluſtige, ſtets zum Standal:


längſt, ſogar ſchon vor den ſcandalöſen Ausſchreitung-
en. gegen die Leiche des hochſeligen Papftes, die
nebenbei bemerkt noch ein wenig ſchwerer wiegen, als
die Ungezogenheit von drei Franzoſen. Ob die Schreier
und Schläger die vollwichtigen Repräſentanten des
wahren Volkes ſind, laſſen wir dahingeſtellt ſein.
Immerhin muß man zugeſtehen, daß die Vertreter der
kirchlichen Intereſſen in Ztaͤlien noch ein ſehr ſchwe-
res Stück Arbeit zu vollbringen haͤben in der Bekehr-
ung des verblendelen Theiles des Voͤlles Ein wahrer,
ſolider und dauerhafter Frieden in Stalten iſt nicht
Lher möglich, als bis die Mehrzahl des Volkes wie-
der erfüllt iſt mit thatkräftiger kirchlicher Geſinnung
und der Erfenntniß, daß das Heil des Landes und
der ewigen Stadt durch den Ausgleich mit dem Papſte
nicht gefährdet, ſondern
Eben deshalb beklagen wir ſo lebhaft die Hinweiſe
auf die kriegeriſche Einmiſchung einer fremden Macht,
weil ſie den Biick von dem wahren Sitz des Uebels
und dem einzig richtigen Heilmittel abziehen und zu-
gleich den Gegnern Anlaß zur weitern Aufſtachelung
des Nationalgefühles bei den weniger Urtheilsfähigen
bieten koͤnnen

Mögen die Kulturkämpfer nicht zu ſehr jubeln
über die „große‘ Demonftration.“ Dieſelbe erſcheint
bei ruhiger Erwägung als ein neuer Beweis für die
Gefährlichkeit und Unwürdigkeit der jetzigen Lage des
H. Vaters in Rom. Eine Dummheit doͤn dreı gleich-
gültigen jungen Leuten reicht ſchon hin, um eine
Lawine gegen den Vatikan ins Nolen zu bringen.
Dieſes Mal hat die Polizei die Tiberbritcke: noch ab-
ſperren koͤnnen. Wie leicht kann fie zu ſpät kommen
oder zu ſchwach ſein?

Der Skandal war
Stuhl, jJondern auch gegen Fraukreich gerichtet Das
franzbſiſche Miniſterium ſoll nach der „Riforma ?durch
ſeinen Botſchafter den offiziellen Ausdruck des Bedau!



— — — — —
Das Geheimmiß der Greokin.
VBon Bernhard Serosne Gaͤchdrug verb.)
Autoriſirte freie Ueberſetzung von Philipp Freidant)

Hott verzeihe e& mir! Haben Sie keine Furcht. Sie
ebeſ richt! das Gerinaſte zu befürchten/ ich verſichere Sie.
X bin bder fanftefle Menf@w - der Welt gegenüber den
und jch habe alle Urfache, recht liebenzwürdig gegen

GEr bielt inne; denn- Eveline hatte ibre beiden Hände
&doben und rief mit Stimme:
1 nicht weiter, menn Sie Mitleid mit mir baben; ver-
Ionen Sie midh.“ ' Oajton Lenvir fagte fpöttifh Lächelnd:
Haa ©ie 10 weiter {Oreien, werden wir : bald Heugen
haden. Mößigen Sie ſich, denn ich möchte Sie niht bei
Ynferer erjten Zujammenhunit vor- aller Welt‘ bloßiellen:
tebenbei bemerft : Wırd man Khre Abweſenheit au nicht

46)

Bemerten 7“ fügte er bei, indem' er auf Ddas Wohnhaus
{state. „ Nein.“ — „ Waß diefe junge blonde Dane, Fräu-
ein @qtf)erlanb‚ daß- Sie ausgegangen find-?” — „Kch

denfe nichti“ — , Das H gut: lafien wir biefe feine und

laue Dame in ihHrer Unwiffenheitz denn. e ift, wie ich
Q, Dcuttheile, feht gefährlich, Ddieles {hücterne junge
Müdchen ! Fegt wollen wir aber auf unjere Gejchäfte zu-
eucdtommen,. benn c3 ift’fehr Talt hier und io muß noch
en weiten Marich durch Regen und Wind macen. Seit
'tte lange fennen Sie Shre SGejdhichte ſchon? —: „Seit
500 drei Sahren.““ „Ah, diefer”alte ſchlane guchs Hat es
A lange verborgen, al3 e8nur immer möglich mar l“ —
$ A,“ antwortete Eyelite, vor Aufreguns und Froſt mit
einyOnen Hapbernd, indem fiefich dichter in ihren Shawil
‘ „Gie haben "ihrem Gemahl das Geheimniß
m“bt Mitgetheilt, nicht wahr ?“ — „Nein;“ — Und Nie-
u““b In dem ganzen weiten Hauſe fennt Ihr Geheimniß
uns Beiden?" — „Niemand.“ — Die Augen Galton
füllten ſich nit dem Ausdrue des Triumphes.
#E20 nun, mMeine Feine, Hiübidhe Sveline, ſind Sie voll-
und untiderruflich in meiner Gewalt,
Sirrten Sie fih $as: ' Sie

ie mögen flichen in die weiteften Fernen/ immer find Sie
















ern& über den unbeſonnenen und tadelnswerthen Akt
franzöſiſcher Staatsbuͤrger ausgeſprochen haben. Diefe
hochdiplomatiſche Formalität ſcheint uns eigentlich der
Flegelei zu viel Wichtigkeit beizulegen aber ſonſt iſt
ja an dieſem Höflichkeis- und Beſchwichtigungsatt
nichts auszuſetzen, wenn fich die andere Nachricht be-
daß der fraͤnzöſiſche Minifterrach bea
ſchloſſen habe, „die franzoͤfifchen Brälaten aufzufor-
dern, ſich bis auf Weiteres an Pilgerfahrten nach
Italien nicht zu betheiligen. “ Woher hat die Staats?
regierung das Recht/ den Biſchöfen ſolche, Aufforder-
ungen zugehen zu laſſen, als ob fie bevormundete. -
Staatsdiener wären? Wenn einmal ein Handlungs ;
reiſender im Nachbarlande Aergerniß gibi, ſo wird
man gewiß nicht daraufhin die Einſtellung des Ge-
ſchäftoͤverkehrs mit dem Auslande verfügen. Wie kann
man aun wegen der vereinzelten Flegelei von drei
unmaßgeblichen Pilgern den Verkehr der Katholiken
mit ihrem tirchlichen Qerhaupte antaſten wollen?
Will der Miniſter des Auswaͤrtigen den Führern der
Pilgerzüge freundliche Rathjchläge ertheilen, ſo mag
er das immerhin thun. Aber zů einer Siſtirung der
Pilgerfahrten liegt kein ſtichhaliizer Grund vor.
Im Uebrigen wird es gut fein, bei Dder Beur-
theilung der Sache das heißere Blut der Betheiligten
auf beiden Seiten im Auge zu behalten. Die Ses
müther flammen dort leicht auf, aber gewöhnlich
dauert die Feuersbrunſt nicht lange. Man ſoll denken,
daß das Gefühl für die Kleinlichkeit des ausgebeute-
ten Zwiſchenfalles bald zum Durchbruch kommen müßte.

arnell. +


Draht überraſchend meldet, in Brighton geſtorben.
Vaͤre dieſer Tod vor ein paar Jahren erfoigt, ſo
virde derſelbe eine ganz audere politiſche Bedeutung
gehabt haben. Damals mar Parnell. unbeſtritten der
Führer der Iren, welche er geſchloſſen hinter ſich
hatte; damals hätte er eine führerloſe Schaar hinter= .
eine entſchieden
ſchwerere Stellung gehabt haden würde, als ſie heute
Yat. Inzwiſchen kam der Prozeß OShea und die
Parnell mit ſeinen An-
hängern in die Minderheit drängte und ſeine Stellung
zur Regierung weſentlich verſchos. Wenn die con= :
fervalive
nahm, ſo war dies von taktiſchen Erwägüngen
diftirt nach dem Grundſatze: divide et impera. Die
Spaltung mußte erhalten und womoͤglich erweitert
werden, dann hatte man mit den Iren leichteres



— — —
Cveline erhob fich, madchte, einen Sch ]
tniee und rief: Ver-

ſchonen Sie mich, um ®Gotteswillen haben Sie Mitleid mit


daß Gott/e8 gegen Sie {einwird. Aus Mitleid für meınen
Semahl, aus Mitleid für mein Kind, auz Mitleid für
meine ; fodte Nutter verfhonen Sie. mich !” Das Antıig
Sajton Lenvirz verdüfterte jih. „Stehen ſie auf, Sie be-
trachten mich mit den Augen Shrer Mutter und Sie ſprechen
zu mir mit ihren füßen Stimme. AWber das iſt nur für
mich ein Grund mehr noch unbarmherziger zu jein. Hatte
Zhre Mutter Rückfichten für mich? Aus welchem Grunde
{ofl ich ihr Andenken ſieb Halten ?" Icoh habe eine lange
Rechnung der Rache einzuziehen. Der Tod ihres Groß-
Ausgleichung verfdhoben und ich fürdchte
jehr, daß Sie ſeine Rechnung mitbezahlen müſſen. Bitte,.
ſtehen Sie auf. Eveline ich drobhe nicht, aber ich mache
auch keine VBerfprechungen. Ih fage einfach nur das : Xch
bin ein Mann, welcher niemals vergißt. und niemal8 ver-
zeiht. Evekine, ich bitte nochmals rheben Sie fich und
hören Sie mir zu.” ;

Er ergriff ihre Hand, um ihr Hülfe zu leiſten; ſie
lebnte dieſe ab, indem ſie ſich ohne ſeine Hülfe erbob.
Saiton Lenoir lachle laut auf. . „Ah,. Sie wollen meine
Hand nicht annehmen Eveline? Sie befürdhten vielleicht,


Blut, weldhes in meinen Adern rinnt? E3 liegt in meiner
Macht, Sie fehr, ſehr verächtlich zu madchen, meine buͤbſche,
fleine Roſentnospe, jofern ich e8 nur will! Endigen wir
übrigens! Sagen Sie mir, haben Sie-Geld bei fich?“
„Nein.“ — „Sie' Heine Un{uld! Loffen Sie mir ‚einmal
diefen Rug jehen. Ein: Diamant, Sapperlot. Dieſe Dia-
manten ſind jehr {hön. Geben Sie mir den Ring !“ Cve-
line wich exſchrect einen Schritt zuruc. „„SIch-Lann das
nicht;. er ift ein Seſchet meines Gatten.“ —. „Er wird
Vnen einen anderen jchenken; Sie fagen: einfach, daß Sie
in verloren hätten.“ — „Nein, nein,“ jagte fie leijer, mit
bittender Stimme ; „nur das nicht. - Sie jollen Geld haben,
ſo viel Sie wollen, aber laffen Sie mir doͤch den Ring.”






— — — —

— „ min den Ring und auch ihr. Geld.. Aljo bitte,
geben Sie ihn her.“ Sie wagte den drohenden Bitten nicht
länger tderftand Zu leiften und-ließ den Ring in die
vorgehaltene Hand 8enoir$ fallen Diefer hielt den bracht-
vollen Edelſtein an das Licht der : Laterne und ergdbste ſich
an defjen in allen Farben des KRegenbogen3 {trablendem -
Heuer; dann ftedte er deh Ring mit einem triumphirenden. ;
Blicke an ſeinen kleinen Finger. }

Viel Dank, ſchöne Cveline. Der Ring iſt zwar ein


wird mir zur Erinnerung Sienen.. Wann werde id) wieder. -
das Glück haben. Sie wiederzujehen, liebe Cveline ?“ —
„Warum, fragen Sie mid? {agte Cyeline mit zitternder
Stimme.. „Sie wiffen ja doch, Ddaß ich jcder Zeit zu
Ihrer Verfügung ftehen muß.“ — „Das iit allerdingz fehr.
richtig, aber ich bequeme mich gern, ſo viel al8 möglich ..
Shren Winjdhen an, Ich weiß beute noch niot, wann ich
nerdde Luſt hHabe, in Ddiejem Bavilon wieder mit Shret
Gegenwart beglückt zu werden ; wenu dies aber der Kall
iit, werde ic Ihnen {hreiben.“ — „Welche Summe können
Sie morgen geben, ohne daß es Ihnen unbequem wird ?” ,
—. „So _ viel Sie wünjdhen.“ — „Nın,“ fagte Lenvir einen
Augenblick überlegend, „ich wilbeſcheiden anfangen. Sagen
wir ‘ zehntaufend Franfen.“ ‘ Cveline erwiderte, vor YMufe
vegung immer mehr erbebend: Sie müffen ein oder zwei Tage
auf die Summe warten, da ich {o viel Geld gerade nicht
zur Dand habe. vaben Sie mir noch etwas zu jagen?“ -
„Wie eilig Sie find, mich jegt {Hon zu verlafjen. Meiner -
Fleu/ ich bin eben 10 eilig, ( aber ttoßdem gerällt e& mir
hier, 3O habe‘ Ihnen * Heute nichts weiter mitzutheilen.
Ich werde Sie von Zeit zu Beit hier miederfehen. Ich
habe durchaus nicht die Abſicht Zuͤnen Shre — — — _
Freiheis wiederzugeben, meine Liebe. Denr wifien Sie,
liebes Kind, ich habe die ganze Erde nach allen Richtungen
durchftreift, um Siezu fuchen, und ich babe, bereit3 meine
Bartie verloren gegeben,. als ich Hierher kam und Ddaz
Glück fand, Sie zu entdeden. -

(ortſetzung folat.)



 
Annotationen