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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 291 - Nr. 297 (22. Dezember - 31. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#1193

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— Aeiertage
—— Unterbhaltungsbelange, ⏑ — erteljährlich








KnseigesBiatt : 4 Aumisbezirle HKeidelbern,
Kabeounrg, 2engeunn, SHWweBMgei., wovsdurt
Breiter





























— — — ——— Wieolych Bruchlal ——

%u GE A, — — —— CEberbach, Buchen Waldärıt, TBiſchofeh Werthetm 36.
— — ; — — — —— — —
D ——⏑ ! 4 2 ® Drus Berlagu. Expebuion von Gebr. uber 9 Yab,

—4 %er n Betzerperg.. | Deidelberg, Donnerftag en A Dezember lil. } Sebelbero, Hwingertrage 7 20. Nin





— — — —
Die Poſt⸗Abonnenten

werden dringend gebeten, das Abonnement auf den
Pfälzer Boten ſchleunigſt bei der naͤchſtgelegenen
Poſtauſtalt — auch Landbriefträger nehmen Be-
ſtellungen an — zu erneuern, damit Unterbrech-
ungen in der Zuſendung beim bevorſtehenden Quar-
talwechſel vermieden werden.

Unſere bisherigen Leſer und Freunde bitten wir,
dem Pfälzer Boten auch ferner treu zu bleiben und
für weitere Verbreitung desſelben durch Em-
pfehlung in den Kreiſen ihrer Bekannten nach
Kräften mitwirken zu wollen. Probenummern ſtehen
zu Dienſten.


dieſes Monats den Pfälzer Boten unentgeltlich,
wenn ſie der Expedition desſelben die Poſtquittung

für das 1. Quartal zuſenden.
— — — —⏑

Beim Il %amfl

Eugen Wolf bexichtet im Berl. Tagebl. über ſeinen
bereits erwähnten Beſuch bei Papſt Leo am 11. De-
zember u. A. wie folgt: „Es iſt in jetziger Zeit nicht
ſehr leicht, eine Privat-Audienz zu erlangen. Nicht
nur, daß Leo XIII das ganze Jahr hindurch vom
frühen Morgen bis ſpät in die Nacht trotz des hohen
Alters von 82 Jahren ununterbrochen beſchäftigt iſt
— der Monat Dezember bringt dem Papſte noch viel
mehr Arbeit als die andern Monate. Es war nicht
Neugierde, die mich veranlaßte, eine Audienz nach-
zuſuchen; es waren wichtige Angelegenheiten, die mich
beranlaßten, den Verſuch zu machen, eine Audienz zu
erlangen. Ich war darauf gefaßt, etwa acht Tage
warten zu müſſen, falls der Papſt mich überhaußt.
privatim empfangen würde; aber ich hatte meine
Rechnung ohne des Papſt gemacht. Am 9. kam ich








Audienz ein, bereits am 10. empfing ich die Mit»
Heilung (folgt Benachrichtigung für den folgenden
Tag). In der Anticamera segréta waren einige Car-

Stunde ſowohl im Thronſaal als auch oben in den
Gemächern des Cardinals Rampolla etwas kalt ge-

Schlechter Seumuuuns.
Criminal⸗Novelle von Carl Ed. Klopfer.

„Ah, ſehr aut, der kommt mir gerade gelegen! Komm,
Mariechen, wir wollen ihn zum Frühhück einladen, und
ibm aleich unſern unfern Dankfür jeine werkthäthige Hülfe
ausſprechen! — Franz, ſagen Sie Weller, wir kämen ſofort
nach ”

a%er Diener ging, und Herr Sendler wollte den Arm
ſeiner Tochter nehmen, um mit ihr in die Villa zurückzu-

23)


Marie entſchuldigte ſich ſagte/ fie käme nach und ließ den
Vater allein gehen. Sie wollte ſich noch, ein wenia
jammeln, ehe ſie dem Bräutigam nach der geltrigen Dop-
pelicene, die ihr Gemuͤth im Inneriten erregt hatte, ent-
gegentrat und ihm, wie fie doch nicht umhin konnte, einige
Dankesworte für ſeine aufopfernde Bemühung ſagen. In-
dem ſie dem Vater den Vortritt gönnte, überließ ſie ihm
aleichſam auch die Initiative zu dieſem offiziellen Aner-
kennungsausdruck.

Das Feuer war wirklich vortrefflich localiſirt worden.
Außer dem ausgebrannten Stallgehäude, deſſen zujammen-
geftürzte und demolirte Trünmer den Hof bedeckten, hatte
das fuͤrchterliche Element kein Opfex mehr verlangt. Sogar
die Hundehütte, die doch ſo dicht an dem Brandobijecte
{tand, war vollitändig intakt geblieben, bis auf die Ein-
wirkungen des Löfchwafjers. Daſſelhe halte auch ein Leben
zerſtoͤrt nämlich das des aetreuen Philax, der, an ſeine
Hütte durch eine jtarke Kette gefeſſelt. durch die nieder-
{trömenden Wafiermafjen ertraͤnkt worden war Da lag er
ſteif neben ſeinem Hauſe ausgeftredt, ein rührendes Hild
von Wächtertreue. E3 hatte Fajt den Mnfchein, als hätte
er in Auziübung ſeiner Dienſtyflicht daz Leben gelaffen und
es wäre nicht die Kette die zwingende Urjacdhe ſeines Todes
geweſen.

Marie konnte ſich nicht enthalten, ſich nieder zu bücken
und dem armen, todten Thiere ‚mit mitleidiger‘ Hand über
den Rüden zu {treicheln. In dieſer Stelung ſict ihr
Blick zufällig auf das naſſe Stroh;das aus der hHölzernen
Häütte heraushing, und eutdeckte da drinnen etwas Dunkel-


aus Zanzibar,
im Frack,
nach dem alten römiſchen Syſtem mit großen orna-
mentalen Meſſingbecken geheizt; aber jeßt wurde e&
mir doch etwas warm Das Zimmer, in welchem der
Papſt mich empfing, iſt ein kleines, mit rothen Damaſt-
möbeln ſehr beſcheiden ausgeſtattetes einfenſtriges
Wohnzimmer. Se. Heiligkeit bat mich, Platz in ſeiner
unmittelbaren Nähe zu nehmen. Ich muß geſtehen,
daß ich im letzten Augenblick trotz der rothen Möbel,
des rothen Teppiches, des rothen Plafonds, der rothen
Stühle und der rothen Etagere nichts als weiß ſah.
Ich ſah nur den Papſt. Es ſoll nicht reſpektwidrig
ſein, wenn ich ſage, daß ich im erſten Augenblick das
Gefühl hatte, als ob eine wunderbar ausgeführte Fi-
gur des Papſtes, etwa wie ich ſie auf Oelgemälden
geſehen, in Wachs vor mir ſäße, mit künſtlichen, aber
durch Mechanismus beweglichen Augen. Ich war ge-
bannt vor dieſer weißen, bleichen, ruhigen, ernſten,


Der
Mangel an Bewegung, Luft und Licht iſt den Zügen
unverkennbar aufgedrückt Scharf ſteht die kühn ent-
wickelte Naſe aus dem abgehärmten Geſichte heraus;



Geiſt des Papſtes doch noch mächtig.
braunen Augen ſind lebhaft und ununterbrochen in
Thätigkeit. Während ſie im gewöhnlichen Geſprächs-
thema mit warmer Milde und theilnahmsvoll auf
den Sprechenden blicken, werden ſie plötzlich lebhaft


ſonders intereſſirendes Thema berührt wird. Der
Papſt erſcheint dann um ein Menſchenalter jünger.
In gedrängter Kürze machte ich Leo XIII. mein Ex-
poje. Allein ich haite wieder die Rechnung ohne den
Papſt gemacht. Se. Heiligkeit zeigte nicht nur ein
rieſiges Gedächtniß von Dingen, die vor vielen Jahren
paſſirt waren, nicht nur eine ganz genaue Sachkennt-
niß aller Verhältniſſe, die ich berührte, ſondern auch
ein ſolches Intereſſe für das, was ich vorzutragen
hatte, daß ich, von neuem ausholend, haarklein und
mit allen Details dienen mußte. Punkt für Punkt
gab mir Se. Heiligkeit mit einer Schlagfertigkeit, mit
einer Logik und einem Scharfblicke ſeine Anſicht kund,






ſeiner Lebensbahn angelangten, gewöhnlichen Sterb:
lichen erwarten kann. Sollte man mir die Frage
ſtellen: „Wie lange glauben Sie, daß der Papſt, den





Sie geſtern geſprochen, leben kann?“, ſo koͤnnte ich

mit voller Ueberzeugung antworten: wenn e& Goͤttes

Wille iſt und wenn keine Complieationen eintreten,

100 Jahre alt
werden. Mager, blaß, enthaltſam, aber zaͤh, recht zah
iſt Leo XIM., dieſen Eindruck nehme ich mit mir

fort — — Einem Artikel Wolf’8 über die Beſteuerung
der Miſſionen in Deutſch Oſtafrika entnehmen wir
noch die nachfolgenden Sätze: „Der Miſſionar ar-
beitet nicht, um Geld zu verdienen und ſpäter von
ſeinen Renten zu leben. Meiſt bis zu ſeinem Lebens-
ende iſt er unter den ungünſtigſten klimatiſchen Ver-
hältniſſen, häufig in ſchlechter Wohnung und mit noch
ſchlechterer Ernährung dem von ihm gewählten Berufe
treu. Eigenes Einkommen hat er keiues. Er bezieht
nux ein kleines Gehalt, von welchem er ſich ernaͤhren
und kleiden muß und wovon er häufig noch den
größern Theil für wohlthätige Zwecke abgiebt. Gute
Wohnungen haben die Miffionare nur in gauz ver-
einzelten Faͤllen, wie z. B. in der proteſtantiſchen
Miſſion in Dar-e8-Salaam, in der katholiſchen Baga-


nur mildthätigen Beiträgen ihre Entftehung Haͤtte
man das Material für die Häuſer und die Einrichtung
verzollen müſſen, ſo hätten wohl die Mittel zur Fer?
tigſtellung nicht gereicht. Der katholiſche Miſſidnat
z. B. muß mit 480 Mark, als Maͤxinium aber mit

zieht ſich ſowohl auf die Brüder als auf die Patres,
den höchſtſtehenden nicht ausgenommen 550 Mart
pro Jahr iſt die höchſt bewilligte Summe, die aber
nicht überſchritten werden darf. Dafür muß die
Wohnung im Stande gehalten werden, der Miſfiouar
muß ſich kleiden und ſich ernaͤhren, den Ueberſchuß
muß er wohlthätigen Zwecken widmen. Iſt es unter
ſolchen Umſtänden angebracht, ihn zur „verdienenden
Llaſſe“ mitzurechnen und ihm die verſchiedenſten
Steuern aufzuerlegen? Es iſt im Intereſſe der ge-
deihlichen Entwickelung aller Miſſionen zu hoffen, daß
bei denſelben für die Zukunft von Zoll⸗ und Steuer-
Maßregeln abgeſehen werde.“

Deutſches Reich
Berlin 22. Dez. Der Großherzog von Meck-
lenburg gratulirte telegraphiſch aus Canues Caprivi
zur Annahme der Handelsverträge und zur Verleih-
ung des Grafentitels — Die Nordd. Allg Big,
tritt nochmals den Angaben des Africa-Reijenden




Sklavenhandels im Togo-Gebiel entgegen.



Laucs, das wie ein vom Waſſer getränktes Tuch ausſ ab.
Sie zog es hervor. Es war ein feines blaues Seidentuch
mit weißen Streifen am Rande. Es war nur auf dem
Zipfel durchnäßzt, dex zufällig aus der Hütte herausgehan-


fehr gutes Cachen63z. ;
wehrleute gehört, der es hiex verlor und das Philat kurz



Port ſeiner Hütte rettete, die durch ein vor dem Eingangs-
loch zinaefaſtenes alimmendes Holzſcheit. dem Reſte eines
Bachſparrens. allerdings ihm felbjt kein Aiyl mehr zu
bieten vermocht hatte. Oder, was unter diejen Umftän-
den noch wahrſcheinlicher war, vielleicht hatte Martin, der
Kutſcher, als er heute Nacht bei ſeinem heimlichen Aus!
rücken den getreuen Hauswächter beſchwichtigte, diefes
Seidentuch xerloren; eS trug ja auch in dex einen Ede,
mit rother Seide, den Buchſtaben W und der Hutſcher hieß
ja Martin Weiß. Freilich war das Foulard für einen
Kutſcher auffallend elegant.

‚ Marie nahm das Zuch an ſich, um es hei Gelegenheit
ſeinem muthmaßliden Eigenthümer zuzujtellen, dann
wandte fie ſich dem Hauſe zu, um endlich ihrem ater und
5* Compagnon am Frühſtückstiſch Geſellſchaft zu
eiſten.

3 ſie in das Speiſezimmer eintrat, ſprang Herr Sendler
von ſeinem Stuhle auf und trat ihr entgegen. Sein Geſicht
ſah blaß und erregt aus.

„Maxie, mein Kind, denke nur, was ich da ſoeben von
Ferdinand erfahre: Der Hügel, Leovold Hügel, unſer ehe-
maliger Buchhalter — iſt wieder hierher — zurückgekehrt,
begnadigt, wie es heißt — und —“ Hier zögerte Herr
Sendler und räuſpertẽ fich ehe er ablenkend fortfuhr „und
— man hört ſeltſame Dinge über ihn!“

Marie ſchrack zuſammen bei dieſer Nachricht Alſo,
man hatte Leopold geſehen, und gerade ihr Bräutigam
mußte es geweſen fein, der ihn entdeckte. Himmel! ahnte
er vielleicht, daß der „begnadigte Sträfling“ in der ver-
gangenen Nacht mit ihr geiproden hatte? — AWber ein
forſchender Blid in das Geſicht Weller's heruhiate ſie
wieder. Er ſaß mit ſo gelaffener, harmloſer Miene



— — * — s — — M
?ei ſeiner Theetaſſe, daß es unmöglich war, ihm zu miß-
rauen

„gerdinund bat mir auch ſonſt noch — ſehr überrafch-
ende Mittheilungen gemacht,“ fuhr Herr Sendler fof?t‚
„aber die wil ic Dir erſt bis nach dem Fraͤhſuͤck auf»
waren, bis du Dig mehr berubigt hHaft, Die Nachricht
von dem Wiederexſcheinen dieſes — diejes unangenehmen
Menſchen Icheint Dich ohnedies ſchon ſehr peinlich zu be-
rühren. Ja. ja, es erwedt immerhin unliebjame Er-
innerungen; — ich wollte — es wären nur — Erinner-

ungen

Die letzten Worte murmelte er nur mehr in den Bart
Dann verjuchte er es wieder eine frühlihe Miene aufzu.
nehmen, indem er ſeine Tochter neben {ich auf’3 Sopha 20g-
* ihr eine Theetaſſe zuſchob. Dann fingelte er dem,

iener

„Franz bringen Sie heute einmal eine Flaſche Io-
Hannisberger herauf — Ja, meine Finder, der Wein
wird unz Allen gut thun auf die Aufregungen des heu-
tigen Morgens, und wir feiern damit das Glück über den
verhältnigmäßig ja ſo günftigen UWusgang dieſes Creig-
nißes — und ftoßen zualeich auf das Wohl des braven
Ferdinand an, der ſich heute ſo recht als der Schirmherr
unfereS bedrohten Hauſes erwiefen hat.“

Jerdinand ſtimmte dem Vorſchlas mit einem leich-
ten Scherz bei und perwigelte den Schwiegerpapa in ein
4 —— — 45 * * wenigitens

exr Sendler gewiß, die gedrücte weigjamfeit ihrer
Tiſchnachhaxin aar nicht benierklen

„ Der Diener erſchien wit dem verlangten Wein und
44 die Gläſer, mit welchem die Drei gegenfeitig an«
ſtießen.

„ApropoS, Fraxz was ich ſagen wollte !“ rief Weller
dann dem ſich zum Gehen wendenden Diener nach.

Gortſetzung folgt.)


 
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