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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 271 - Nr. 280 (27. November - 8. Dezember)
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Sabenöurg, Weinheim/ Schwetziugen hllippeburnj
Fielech Bruchfai Bretten/ — — —
Lherhach/ Huchen Waldilen, X.-Difhofah. Wertheim se



















ran nrtliher Mebaltenr ;
KpYing Yakar in Heidelberg.

,











Dr — — diti 2 SGebr, Hub 6 ;
6, Berfag ı. Expeditis r. Muber 25. %fiä?än










Beſtellungen

auf den „Bfälzer Boten“ für den Monat
Dezember werden noch fortwaͤhrend hei ſämmtlichen
Boftanftalten, bei unſeren Trägerinnen, jowie in anſerer
Expedition Heidelberg, Zwingeräraße 7 entgegen-

genommen. *
Berlag des „Pfälzer Bote.“

— — —

— — — — —

Bes Feſtes Marin @mpfüngutß„ wegen erſcheint aw
Nenſtag kein Pfälzer Bote. Mie nüchſte Nummer wird am
Mittwoch Mitiag erxpedirk.

— — — —

? Die Novelle zum Seantenkaffengefeh —

wird vorausſichtlich in der Form im Reichstage zur
Verabſchiedung kynimen, welche fie in der Kommiſſion
erhalten hat. Eine Reihe wichtigexer Beſtimmungen,
bezüglich welcher die Centrumsfraktion in entſcheiden-
der Weiſe Stellung genommen hat, wird gewiß die
Leſer des Pfälzer Bolen intereffiren und wollen wir
dieſelben kurz zuſammenſtellen:

1. Die Ausdehnung der Krankenverſicherungspflicht
auf die Sandlungsgehülfen (mit meniger al3 6?/s
Nark Tagesverdienft) ift auch von der Centrumz-
fraktion angenomnien worden, nachdem der Vorort
der „Katholijchen Faufmännifhen Vereine und Kon-
gregationen in einer Zuſchrift an den Herrn Abg.
Hitze vom Dezember vorigen Jahres ſich für dieſelbe
au3ge{prochen hat. Vielleicht ließẽ ſich noch eine Zuſatz-
Beftimmung (in 5 Za) dahin treffen, daß Handlungoͤ⸗
gehülfen auf ihren Antrag von der Verſicherungs-
pflicht befreit werden fönnen, wenn der Arbeitgeber
ſich verpflichtet, fuͤr den Fal der Erkrankung auf
mindeftenz 6 Wochen das Gehalt weiter zu zahlen.
Zieſe Verpflichtung beflcht zwar ſchon nach dem
Handelsgefetzbüche aber die Arbeitgeber entziehen ſich
derfelben leider vielfach, indem fie fürzere Kündigungs!


den Handlungsgehülfen jedenfall® entweder die drei-
zehnwöchentliche Lrantenunterſtützung dder
gber (ohne Beitragszahlung) die ſechswöchentliche
Sortbezahlung des Gehaltes geſichert. Ju-
dixett wuͤrde durch obige Zufaß-Beftimmung wahr-
heinlich dahin gewirft werden, daz die ſechswöchent-










während ohne
diefe Zuſatz Beſtimmung die Befahr beſteht,
Arbeitgeber die KündigungsSirift kürzen, da ſie vielfach
ſchwerlich geneigt ſein werden, neben den Beiträgen
zur Krankentaſſe auch noch die Verpflichtung zur
Foxtzahlung des Gehaͤltes zu übernehmen. Die Fraͤge
verdient reiflichſte Uehexlegung. Vielleicht nehmen die
katholiſchen kaufmänniſchen Vereine zwiſchen der zwei-
ten und dritten Leſung der Novelle noch Gelegenheit,
zu obigem Zuſatz Autrage (wie er ſchon im „Abeiter!
wohl“ 1890 Heft 12 zur Crmwägung gegeben war)
Stellung zu nehmen und das Reſultat den Mitglie?
dern des Centrums mitzutheilen — Die Ausdehnung
der Verſicherungspflicht auf Dienſtboten ift von
den Mitgliedern der Centrumsfraktion abgelehnt
worden.

2. Auch für die erſten drei Tage und für die
Sonn⸗ und Zeſttage kann in Zukunft Krankengeld
gegeben werden, ſobaͤld der Heſervefonds erreicht ift
und die Generalverſammlung (mit einfacher Stimmen-
mehrheit) dieſes beſchließt. Auch wenn der Referve-
fonds noch nicht erxeichteiſt, lann der Beſchluß
gefaßt werden, wenn ſowohl die Vertretung der Ar-
beiter als auch der Arbeitgeber zuſtimmt.; — Die
Lentrumgmitglieder wollten die Entſcheidung: ob
Karenzzeit beſtehen foll oder nicht, ohne jede be-
ſchränkende Bedingung der Generalverſammlung (in
welcher den Arbeitern 2/s, den Arbeitgebern !/s der
Stimmen zuſtehen) zuweiſen; nachdem das nicht zu
erreichen war, traͤten ſie für obige Beſtimmung ein.

3. Nach dem hisherigen Heſetze ſind die Kaffen
gehalten, auch unehelichen Wöchnerinnen während
drei Wochen nach ihrer Niederkunft die Hälfte des
Lohnes als Vöchnerinnen Unterſtützung zu geben. Die
Regierungs-Vorlage wollte e3 der Kaſſe felbſt über-
laſſen, unehelichen Woͤchnerinnen die Unterſtützung
zu geben oder zu verſagen. Denſelben Standpunkt
vertraten die Mitglieder der Centrumsfraktion; ſie
erachteten es nichi als zuläſſig, die Arbeiter durch
Geſetz zu zwingen, für uneheliche Wöchnerinnen
einzutreten Leider wurde der Antrag der Centrums-
mitglieder abgelehnt.

4. Die vielfachen Klagen über die Kaſſenärzte
hatten Kommiſſtonsmitglieder der ECentrunisfraktion
veranlaßt, den Antrag zu ſtellen, daß, wenn min-



*) In der Preſſe iſt der letztere Zuſatz Autrag der
Ubgeordueten Hiße-Spahn vielfach unrictig dargeftellt
worden: als oͤb diefelben die Abſchaffung der Rarenzzeit
hätten erſchweren wolen, während dieſelben thatjächlich

die Beſeitiaung diefer möglich{t zu erleichtern ſtrebten
* — — — — — 8



Schlechter FSeumuns.
Criminal⸗Novelle von Carl Ed. Klopfer.

‚ „Sie fehen Herr Hügel,“ ſagte Weller ganz gleichmü-
Ihre Schlauheit befieat ijt — und Haben freilich
Srund zu erichreden. Wollen Sie denn jetzt noͤch Iange
leugnen ?”

Veopold griff ſich an die Stirne, als wollte er ſich be-

Ännen, ob er nicht träume, oder ob er nicht am Ende

Matfächlich in einem Anfalle ” von Seiftesabwejenheit da

! m bvindicirte Verbrechen begangen habe. Sendler {ah

i ernit und ftrafend an; ein Seufzer ertrang ſich feiner
ruſt — jeßt war die ganze Schuld erwiefen.

„Hählen Sie nach Herr Sendler, es find faſt elftanfend
Martt! — Die reitlichen dreitaufend Mark haben SGı
alſo wohl ſchou verbraucht, Herr Hügel !”
; „Um Chrifti willen,“ jtammelte der Unglücliche, wie
Üt mir denn ? ! Das {oll wirklich bei mir in meinem Haufe
gefunden worden fein ?” *

„Amtmann Ramberg kann es beſtätigen.
Mldedten das Geld im Divan verborgen. Wollen Sie

3re famlofe VBertheidigung vielleicht fo weit führen, daß
Sie ßebaupg‘en‚ es wäre von ſelber dahin — in den Divan

Beiommen ?
„Sott ſteh' mir bei! Ich weiß nicht — ich finde

10)

Teine” Erflärung hierfür, aber i Din jchuldlos! — wäre
mailOt möglidh — meine Mutter kaufte dieje Möbel hei
finem Trödler, ats wir in dieje Stast zogen — wäre e8

gtcht dentbar, daß das Geld {hon vorher in dem Sofa
Hol daß e8 yon einem früheren, rafch verftorbenen Ber
\ber diefes Möbelftüdes herrührie? Ste fehen ja, e8 ift
U nicht die gleihe Summe, welde SA
x mußte wohl felbit einjehen, wie hinfällig dieſe An-
fei, denn er brach ab und verſank wieder in fein
Umpfes Sinbrüten. *
O eller hielt es nicht der Mühe werth, die Araumente
— anders, als durch ein Iurzes Achjelzucken abzır-
„Hügel, laſſen Sie die Ausflüchte,“ ſagte Sendler be-

















in Heidelberg, Kwtngerürake 7,
deſtens 20 Mitglieder die Anſtellung eines weiteren
Arztes verlangen, dieſem Folge gegeben werden müßte.
So ſollte wenigſtens eine gewiſſe Wahl unter den
Kaffenärzten den Mitgliedern geſichert ſein, ſollte
wenigſtens das ärztliche Monopol, wie es namentlich
in maͤnchen Fabrik- und Knappfchaftskaſſen beſteht/
durchbrochen werden Leider war e8 nicht möglich,
den Antrag in der Forn durchzuſetzen un0 mußte
derſelbe dahin abgeändert werden, daß auf Antrag
von 30 Mitgliedern die hHöhere Verw attungs?
behörde die Anſtellung eines weiteren Arztes ve r⸗
fügen kann, „wenn durch die von der Kaſſe ge-
Loffenen Anorduungen eine dem Bedürfniſfe der
Vexſicherten entſprechende Gewährung (freier ärztlicher
Behandlung) nicht gefichert iſt Letziere Bejchränk-
ung für die höhere Verwaltungsbehörde iſt wenigſtens
im Plenum beſeitigt, mährend der Verſuch, die höhere
Verwaltungsbehörde zur Beſtimmung eines weiteren
Arztes zu berpflichten Ourch Aenderung der Worte:
„fann verfügen“ in „hat zu verfügen“), „ſofern nicht
die Vermögensinterefjen der Laſſe entgegenftehen,“
ſcheiterten. Ein kleiner Fortſchritt iſt jedenfalls erzielt,
indem wenigſtens die höhere Verwaltuͤngsbehörde (Re-
gierungs-Präfident) eingreifen kanı und hoffentlich
aud) eingreifen wird, menn B dem Fabrikinſpektot
die Mißbräuche dargelegt werden. In Zleicher Weiſe
lann auch verfügt werden, daß mehr als ein Kranten-
haus (z. B, je nach der Koufeſſion) und mehr als
eine Apotheke zur Verfügung geſtellt wird. — In
dringenden Fällen kann in Zufunft kraft Geſeßes
jeder Arzt, jede Äpothe, jedes Krankenhaus auf Koften
der Kaſfe in Anſpruch genommen werden.

Bezüglich der Aerztewahl beſtehen dieſelben
Schwierigkeiten wie bezüglich der Karenzzeit — es
iſt abſolut unmöglich, allgemeingültige geſetzliche Be-
ſtimmungen zu treffen. Die Verhältniſſe find zu ver-
ſchieden. Man kanu die Kaffen unmöglich verpflichten,
jede ärztliche Rechnung zu bezahlen, ſonſt würden die
Kaſſen bald bankerott ſein. Aerztliche Taxen, je nach
den Kaſſenverhältniſſen für jeden Ort befonders bhe-
meffen und obrigkeitlich genehmigt, gibt es nicht.
Am Beſten iſt, wenn pro Rezept und Beſuch bezahlt
wird und ſämmtliche Aerzte und Kaſſen eines Bezirkes
ſich über die Taxe verſtändigen, wie es 3 B in
Crefeld zur Befriedigung der Aerzte wie Kafſen ge-
regelt iſt; aber das läßt ſich nicht geſetzlich ver-

Algemeinen. — „Kritiftren iſt leicht, beſſer machen
ſchwierig,“ das haben auch die Sozialdemokraten in
dieſer Frage wieder „glänzend“ bewieſen Seden

praktiſchen Vorſchlag find ſie ſchuldig geblieben,




es noch Rettung für —“ }

„Hein,“ unterbrad ihn da ſeinen Compagnon mit
Lexrgiſch auf den Tijh; „nein,
Jeßt Läme auch ein Geftändniß ichon zu ſpät, das unter
ſolchen Umfländen ein fehr wohlfeiler Rüczug wäre. Ob
— das Geſetz ſoſ über ihr ent-
ſcheiden. Er {oll durch ſeine bisherige Halsſtarrigteit,
durch den Cynismus, mit welchem er un8 zum Narren
hielt, durch jeinen Undank — das finden, was ihm gebührt.
Hätte er das Geld verſpielt, dann wollte ich gerne mein
Auge zudrüden, aber — er hat e8 fich al3 Fünftigen
Fondz bei Seite geräumt, er dachte un& in jeiner tHörrich»
ten Zuverſicht auf ſeine bislang bewährte Ehrlichkeit viel-
leicht doch noch mit fo albernen Märchen wie einem Dieb-
ſtah von fremben Händen zu täufhen; oder er vergaß
vbieleidht im Drang der Geſchäfte in letzier Beit, das
Manquo durch eine falſche Buchung zu verbergen, die
Entdeckung hinauszuichieben. Kurz — Herr Leopold Hügel


das Jehlſchlagen feiner Vläne zur Malverfation verleitet,
wurde, jondern ein gemeiner, raffinirter Dieh !“

Hiügel fuhr mit einem Schrei verzweifelter Wuth
embor und ftürzt, auf den Sprecher zu, alS wollte er ihn
für diefes Wort in’8 Geficht {hlagen, aber der ſtrenge
Alig Weller8, ſeine energifhe Haltung ließen ihn zurüc-
taumeln. _ Er lehnte {fio mit einem unartikulirten Lallen
an die Wand und fank ohnmächtig zu Boden. :

Sendler, der feinem Compagnon nicht zu wider-
iprechen gewagt hatte, eilte jeßt Herzu und verfuchte, den
Öeftürzten aufzurichten, Weller ging feiten Schrittes zur
* und winkte dem im MNebenzimmer Harrenden

erein.

‚ ..„Derr Amtmann, bitte, treffen Sie Ihre Maßregeln,
244 als der Veruntreuung überwiefjen, in Haft
zu nehmen.“

Sräulein Sendler erbleichte bis in die Lippen, als ihr
der Later beim Mittagstijh über die gewaltiaen Ereis-
niſſe des heutigen Vormittags Bericht eritattete. Heiß und






Ichmerzlich wallte es in Ihrem Herzen auf, als ſie die ent«
fetzlichẽ Kunde vernahm. Hätte fie nicht fchon längſt ge-
wußt, daß fie den jungen, hübjden Buchhalter liebie, ihr
Schmerz bet der Nachricht von jeinem Bergehen würde
zum Bewußtfein ihrer Gefühle gebracht hHaben: - Sie
wollte laut aufſchreien, ‚<3 laut binausrufen, e8 fönne ja
nicht möglich fein, daß fih ihr armes Herz in ſeinem Ge-
genitande ſo arg getänfcht habe, Hügel müfe unjhuldig
jein, aber Ddas furchtbare Weh, daß in ihrem Innern
brannte, eritidte jeden Laut in der NMehle. Die Schuldbe-
weife waren ja aud) zu (Owerwiegende — und fie erinnerte
ſich mit Schreck der Worte. die Leopold ſelbſt noch vor
wenigen Tagen zu ihr geſprochen hHatte, Ändeutungen
daß er ſich nach Mittel fehne, um reich 3zu werden. SFrei-
i — ihretwillen haite er ıja diefen Vunſch geheat, das
Hiel, die durch den Standesunterfchied von ihm getrennte
Öeliebte zu erringen, war auch !der Sporn 3zu jeiner un-
— That gewefjen — aber mit Abichen mußte Marie
jeßt an ihre Neigung denfen; fie glaubte ſich befchimpft
durch die Liebe eines ‚Menjdhen der zur Erreichung jeines
Zwedes zu folden Mitteln griff, und hätte über ſich ſelbſt
weinen mögen, daß fie einem joldhen Charakter, wenn auch
aus Migverfiand, ihr Herz gefchenkt hatte. Aber wer
konnte das denfen! ...

„Wer Fonnte denn das denfen,“ waren aug die
eriten Worte, die fie dem Vater gegenüber ihren Gedanken
über daß Vernommene Ausdruck gab.

„Sa, freilich mein Sind.“ Bbeitätigte der gute alte
Mann mit befümmerter Miene, „iO fjehe, Dich areift
$ au an. Was, hätteft Du nicht, gleich mir, goldene
Berge auf ıdn gebaut? Und mun? Und gar {0 gemein,
19 wohlgekartet — nein, &’ zu abideulih! Mir ihut es
in innerfter Seele weh, daß ein Menich mit einem ſolchen
biederen, Hübiden Sonntagsgeficht herumgehen, durch feine
SiebenSwürbdigfeit fih in unjier Herz ſtehlen {oX — und
hintenher dieſe ſchnöde Enttäufchung.

Fortſetzung folat)


 
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