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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 131 - Nr. 140 (13. Juni - 24. Juni)
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1

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Preiſe
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— + {it Angnahme der Gonns und deiertage.
— — — Breis vierteljaͤhrlich
Bit. 1.20 ohre Trägerlohn ı. Boftanffdlag. Beftellungen
— Oftanftalten u. bei der Expebition Zwingerfiraße 7.






Lerautwortlicher Nebakteur :
Iulins Jeder in Heidelberg.

Seidelberg, den 16 Zuni 1801

Geltung kommen. Nichts 7 zu * * *

eigneter, als kirchliche Feierlt eiten, welche durch die

Beſtellungen Sinne auf die Herzen mächtig einwirken. — Eine ſolche

UF den „Pfälzer Boten“ für die Monate | Feier ſoll aber vor - allem die Ausſtellung des hl.
uli, Auguſt, September werden jeßl {hon bei Rockes werden.

Lnntliche Poſtanſtalten, bei unſeren Traͤgerinnen, Diejes 9. Gemwand ſpricht uns von dem Erlöfer

* der Welt, e& verkündet laut feine unendliche Liebe.
4 m injever Erpedition. Geidelberg, Zwinger⸗ Es ſagt uns: „Der Sohn dol iſt aus übergroßem
raße? entgegengenommen. Erbarmen für die gefallene Menſchheit vom Himmel
Verlag des „Pfälzer Bote.“ herabgeſtiegen und hat unfere Natur angenommen.“

i {b ä „Knechtsgeſtalt ⸗
; 7 — *— 4 4 2 8*— — 2
hüinrſ des Ferrn viſchofs von Triet iber wie ein Venſch erfunden worden“. In Ddiejem



Lleide iſt er unter den Menſchen gewandelt, und in-
ie Liſtelllnis des ßl. oles. dem er die verlorenen Schäflein in der Erdenwüſte
(Schluß.) ſuchte, hat er es mit ſeinem Schweiße, mit ſeinem

Velches ber die Frucht dieſer Feier ſein, in | Blute benetzt. „Er exniedrigte ſich ſeibſt und ward
*6* — wir — 4 ? Wir haben | gehorfam bis zum Tode, ja bis zum Tode am
Teinen Anderen Zweck, als die Belehung des Glaubenz | Kreuze.“ Da er überreich war, ift er für un& arm
AD Dder Qiebe zum göttlidhen Heilanp, al Befeftigung | geworben, Lebte von Almojen. Dies . ‚SKeid un-
M einem Oriftlichen Sebenzwandel. | Wie jehr thum | hüllte den Leib, der für uns blutig gegeißelt wurde,
diele Güter des8 Slaubenz un noth, gerade in unjerer , bedeckte die Schulter, die das ſchwere Kreuz getragen,
Beit! Mie jehr bebürfen wir eines Himmlijchen Arztez | unter diefem Keid {hlug- fein göttliches Herz von
der die frante Menfchheit Heilt! dieſem Gewande wurdẽ er heraubt, „al8 man ihn für

3 find nun Huudert Jahre, daß die blutige Re- | UnS an’8 Lreuz fchlug. Welche mächtige, eindring-
ODlution in einem Nachbarlande Thron und Altar | lihe Predigt hHält uns die hl. KReliquie, wie verfündet
Seltürzt hat. Die Flüth des Unglaubenz iüber- ſie laut daz zaͤrtliche Erbarmen, die Güte, die alles
ſ emmte deinah! gat Curopa, und noch heute em- überſteigende Liebe unferes Herrn und Heilandes
El wir ihre verheerende Wirkung. VBon Lehrern | Jefus Chrijtus, Darum joll unfer Feſt ein deſt

eltweisheit öffentlich verkündet, iſt dieſer Un- |Ddes Glaubens, der dankbaren SGegenliebe ſein, ein
4 be nach und naͤch in das Volk eingedrungen. gewaltiges Sursum corda, himmelwärts die Herzen zu
5 Frucht war Unzufriedenheit mit dem eigenen Ehriſtus, dem eingeborenen Sohn Gottes, dem Erlöſer
D

— Der Goffgung au den Himmel im Feuſeits der Welt, der uns ein neucs Leben in Gnade und
— 4* 2— — — Dienieden | Wahrheit verliehen und unz ewige WoHnungen ‘ im
Änden, Daher die Senußfjucht, Neid-und-GHaß gegen= | Hauſe feines Vaters bereiten will. ; .
ADr den befjer. geſtellten Mitmenjchen, Auflehnung Was predigt uns ferner das Gewand? Eine heil-

* göttliche und menſchliche Gebote, gegen Lirche ſame Lehre, die für uns ſehr wichtig iſt. Es ſagt
—— daß — mit — in die | ung mit dem hl. Paulus: „Erſcheinen iſt die Güte
* ſhauen. Und welches ifl der Grund al | und Menfchenliebe unſeres Heilandes. Erſchienen
4 Vericrungen? Es iſt der Abfall vom Glauben | ift die Gnade Gottez unſeres Heilandes allen Menſchen.
4 Sejus Chrifius den eingeborenen Sohn Gottes, Sie mahnt uns, der Gottloſigkeit und den weltlichen
* Ab al von der Kirche, welche er al8 ſein Stell= | Qüften zu entſagen und nüchtern, gerecht und fromm
eein hicnieden zurückgelaffen hat. „Weil dır | in dieſer Welt zu leben, in dem mir erwarten die
b.Dtt deinen Herın verlaſſen haſt, Ddarum kommen ſelige Hoffnung und die Erſcheinung der Herxlichleit
* Nebel über dich,“ ſagt der Prophet dem un= ! des großen Goͤttes, unſeres Heilandes Jeſu Chriſti,
ucjet Iſxael, und das gilt auch von unſerer Zeit. | der ſich felbſt für unz dahingegeben, um bon aller
* muß daher der Glaube an den göttlichen Er⸗ Ungerechtigkeit uns loszukaufen und ein Volk ſich zu
4* In die Herzen wieder Hineingejenkt, die erkaltete bereiten, das ihm mohlgefällig und eifrig iſt in guten
* wieder entfacht werden Im Leben der Völker | Werken. “ „So rede und ermahne,“ Jagt Der
im e









Wiesloch, Bruchfal, Breiten, MNedargemünd, MoSbadh,
Werbach, Buchen, Walldürn, T·Biſchofsh. Wertheim 2c.



Dınd, Verlagu Cxpedition von Gebr, Huber
in Beidelberg, Ztuingerfraße 7,
— —

— —










4

mahnt auch das ehrwürdige Gewaͤnd Alle die es
gläubig betrachten. . Nicht der Gottloſigkeit, nicht
weltlichen Lüſten dürfen wir un8 hingeben, ſondern
in Erwartung des einſtigen Gerichtes ſollen wir
nüchtern, gerecht und fromm leben; denn der Herr
hat uns erkauft, damit wir unz heiligen durch Jute
Werke. Welche günſtige Umwandelung würde herdor-
gerufen, geliebte Diözejanen, wenn mir alle un be-
ſtrebten dieſe Mahnüng zu beherzigen. Wie würde
Haß, Mißguͤnſt, Neid, Unzufriedenheit ſchwinden wie
würde Barmherzigkeit, wahrhaft brüderliche Liebe ı.
Friede blühen? Möchte dieſe Sprache 10 recht von
allen Chriſten verſtanden werden, daß wir uns Ale
vereinigen in der Liebe Chriſti, und um das Panier
ſeines Kreuzes geſchaart den Gefahren der Zukunft
mit Zuverſicht begeguen können!

Irre ich nicht, geliebte Diözeſanen, ſo müßte die-
ſer höchfte und letztẽ Zweck unſeres Feſtes den Bei-
fall Aller finden, oͤenen das wahre Heil der Menſchen
am Herzen liegt, die ſich noch ihres chriſtlichen Na-
mens bewußt ſind und inmitten der herannahenden
ſtürmiſchen Nacht einen Rettungsanker fuchen, nach
einem Hoffnungsſtern blicken

Wenn das hl. Gewand allen Chriſten den Glau-
ben und die Liebe des Hern verkündigt, ſo gibt es
uns Kindern der Kath. Kirche noch eine ganz beſon-
dere Lehre. Der hl. Zohannes ſagt von der Tunica
des Erlöſers: „Der Roͤck aber war ohne Naht, von
oben an durchaus gewelt Die hl. Väter wie die
Hriſtlichen Schriftfteller haben von jeher den unge-
nähten Rock des Heilandes al8 ein Bild der Kirche
betrachtet, ein Symbol ihrer unzertrennlichen Einheit.
Wie er ein Ganzes ‚ohne Naht bildet und deshalb
bei der Kreuzigung nicht getheilt wurde, ſo bilden
auch alle Glieder der Kirche ein lehendiges Gewebe
aus einem Stück, das weder zerriſſen noch getheilt
werden darf. Wenn wir nun bedenken, daß alle vier
Edangeliſten gerade diejen Umſtand bei der Theilung
der Keider des Erlöſers hervorheben, daß tauſend
Jahre vorher der kongliche Sänger dieſe Begebenheit
auf das Beſtimmteſte vorhergefagt hatte ſo wird
man leicht begreifen, daß die hl. Väter eine tiefere,
geheimnigvolle Bedeutung in diefem Vorgang erblick!
ten Schon der hl. Cyprian ſchreibt in der Mitte
des dritten Jahrhunderts : „Wer die Einheil der
Kirche Gottes verletzt der verletzt Gattes Gefetz, der
bewahrt nicht den Glauben an den Vater und den
Sohn und beſitzt nicht das Leben und das Heil. Die-
ſes Geheimniß der Einheit, dieſes Band _ der unzer-
trennlichen Eintracht wird dargeſtellt, wenn in dem





— —



Anzelnen muß das Geſetz Chriſti wieder zur Voͤlkerapoſtel zu ſeinem Fünger Titus; ſo lehrt und



2— — gleich feinem — — Bater.” |
— —7— * 7 Dann folgte ein lebtes röhelndes Ausathmen und die
28) 9 nach Hesba Stretton “ Maddent verboten)‘ Arme Hatte den Kampf ums Dafein ausgelämpft.
X

;)Jgut%g? Elzbeth in gewohnter Frühe erwachte, lag ihre





: Fluch —
Dagte fil;ocb TGfOS Da 4 —— 4 Fünf Bretter und zwei Breitchen, dazu vier Schuͤh
e HE allein zu aſfen ; für’s erſte Mal ſeit langer Zeit d z
8 Cuklid ieineä Marktgang allein an ohne fie. Da E3 | Erde war Ales, was das reiche England der armen Frau

0 YNiem R i ätte angehen | Au geben hatte, deren Sohn in der Unerfahrenheit und dem
— ⏑ — 44 Ungeftüm der Iugend zweimal des Landes Geſetze gebro-
berei Macdhen und eine Taſfe Thee für die Mutter zu } chen hatte, dafür aber jedes Mal mit faſt graufamer Strafe
YAber alles Zureden Half niot: Das wohlgemeinte | belegt war. Man wehrt fih fo warm für die Rechte der
Sbfal brieb unberührt menjchlidhen Gefellſchaft dem VBerbrecherthum gegenüber —
i Wa ein dunkler truber Wintermorgen, und e& war erfüllt eben diefe GejeNlichaft auch überall vollihre Bflichten
4 dem Simmer faum etwas heller — al der Nach- | gegen Armuth, Noth und Elend? Allerorts recrutiren ſich
den 48 Ol fchon wieder in den Abend überging. Im Laufe | die Verbrecher in ihrer weitaus größeren Mehrzahl aus
* Ömittags- fam ein Priefter, der ſich lange mit der | den Reihen der verlaffenen Kinder Welche Gemeinde zählt
Teichte — „DEIhÄftigte und ihr die Toſtuuhel der Kirche unter ihren Anochbruen keinen den ſie als mutter=. oder
ine zweite fummer- und ſchmerzvolle Nacht Iag ! vaterloje Waiſe feinem Schiejal überließ, ſo daß er hHeute
un MEn Dg fam im Stoielicht Koger veritohlen hinein | als Sanditreicher Öffentliches Nergerniß giebt oder als Ver-
n Olg Jachte auftretend an die Seite der Bettitatt, | brecher die Geielfcdhaft bedroht? Man Iäßt der ſittlichen
Orauf Davidz Mutter lag. Elsheth faß daneben und | Entrüftung über große und und HMeine Verbrechen freien
w infe Hand der Krantken feſt in der iOrigen. E3 | Lauf, und man hat ein Recht dazu Aber man fpare ſich
418 hätte Ke gefühlt, wohin es mit der Mutter ging | auch ein Reſtchen dieſer Enirüftung für iene Gewijfenlofjen,
Sei fie habe diefelbe mit Gewalt dei ſich halten wollen.. welche ungerührt das ihrer oberften Fürſorge anbvertraute
m‚m Noger’8 Schredensfunde am Abend vorher hatte fie | vder in den Vachtbereich ihrer Hülfe geftellte Waifenkind
fein Wort geſprochen ja ſich noch taum eben geregt. | erbarmungslos Ddem Derderben überlaffen. Wir machen
vernahm {fie den on jeiner leifen, von ehrfürchtiger | den Verbrecher verantwortlih für jeine Mifjethat 2—
Tichter, Z Weaten Stimme: fie ſchlaa die Augen auf und | menfchlicheGerechtigfeit verlangte8 {o. Wer aber macht die Ge-
n 6n ‚Sielelben feifauf den naben. Derfeibe Denite Ün | FeNichaft berantwortlich für ihre Unterlafungsfünden, die vor
e Ör nieder und Kifpelte ihr zu mit bebender Stimme: | der göttlichen Öerechtigkeit darum d0ch Kcherlich nicht minder
„& hat wieder drei Monate befommen. Nehmt’3 Such | fchwer in ‚bie Vaagſchale drücen, meil fie in unfern Crimi-
emt alzujehr u Herzen. Fran Zel! Wer fommt nicht nalgeſetzbüchern nicht verpont ſind? „Die Exiſtenz eines
MOl eine Beit lang ins @efängniß in {einem Seben?! | einzig verlaffenen. Rindes,” fagt Brofefior €. Dilty in fer-
der Sterbenden bewegten ſich in frampf- | nem „Ziele und Jdeale {hweizertidher Bolitik, ſtraft all
5 u

en, wä ie Li ich 1 über die | unjer Gerede von Republick. und Demokratie Lügen.
g@érnen Augen tgggarg%gtf?gt.ßIggd)mäm%%%f?[%ten ſie ſich Die Mutter todt und begraben. — Waz foll aus Els-
i „auf, über ftarr, wie in8 Leere gerichtet, als Eisbeth beth werden. Sinen Einzelnen, der verpfüchlet gewejen

—4 hi i utternamen | wäre, ſich ihrer anzunehmen, gab e& nicht. Sie war ia
Eee "nbengfe / und ibr Taut den Aut alt genug, für ſich jelber zu ‚Torgen! ‘ Jm. Nebrigen wer
Er wär⸗ gewiß ein rechtſchaffner Mann — geworden! daͤz Arbeitshaus da, wenn fie um Aufnahme in da felbe









— — — — — —
anhalten wollte. Wenn fie das aber mit Exfola that, ſo
wurde fie nacdh einigen Wochen oder Monaten hHinausge-
ſchickt, als „Arbeitshäuslerin“, ohne zu etwas Befferent
tanglich gemadht zu fein al8 zu den Alerſchmutziaften Blade-
teien. Um als Wäjderin ihr Brod „3U berdienen — un

itanden hätte — war fie, wenn nicht 3zu fchwach gebaut,
O durch die jahrelang ‚unzureichende Ernährung zu {ehr in
der Entwidelung zurüdgeblieben. Sie fonnte fortfahren,
Brunnenkrefſe in ber Straße feilbieten; Leibh und Seele
hätte fie mit dem Verdienfte hieraus wohl zujammenhalten
konnen, wo war dann ihr Heim ? wer bot ihr ein Obdach ?
Der alte Blackett hHatte ihr zwar zu, verftehen gegeben, fie
könne zu ihm fommen, und Roger . ihr eindringlih zuge-
vebet, jeinen VBater, nun da er einmal ein gutes AWerk zu
thun bereit fei, beim Worte zu nehmen. Aber {hon der
SGedanke an ein Zufammenleben mit ‚Bladett erfülte El8=
beth mit Sraufjen. Sie hatte von Kindesbeinen an Furcht
vor diejem Manne . gehabt und alle feine zeitweilige

Freundlichkeit vermochte nicht, dieſe Schen in Bertrauen
umzuwandeln.

Als ſie von dem friſchen Grabe der Mutter zurück-
kehrte, ſchlich ſie an Bladett’3 Stube in ihrel Bohnrannd

ber nun Lichte mehr enthielt, als bie baufällige Bettitatt

Alles Andere war fort: Der ſchiefe wackeligẽ Leuchter, der
henkelloſe Theepott, die geriffenen Tafien, daz Blätteifen,
der Feuerfioher. Vor und nach hatte Elzbeth ANes in den
leßten drei Tagen fortgetragen, um. ein Vaar Bfennige zu
erlöfen und ihren Hunger damit zu ſtillen FJeßt mußte
die Bettitelle an die Reihe — wenn es ihr nur möglich
ſein wird, fie fortzufchaffen !

„ Eufitd, ihr einziger greunb„batte ſich in den letzten
drei Lagen nicht jehen lajfjen. Die Urfache war, daß der
alte Mann einen wichtigen und ernſten Kampf mit ſich
felber zu beitehen hatte, und diefer Kampf war noch nicht
entſchieden Er Hatte Elsheth lieb gewonnen und ſein Herz
war tief befümmert um ihr Schicfal.

(Sortfegung folgt.)


 
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