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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 241 - Nr. 250 (23. Oktober - 3. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0969

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*





Ätfheim taglic uu Auenahues der Gonne und Feiextage
— mit Unterbaltungsbeilane, Preis vierteljährlidh
M, 1.20 odne Trägerlohn . Poßanfichlag, Beftellungen
* dem Bofanjalten , bet ver Sypebition Awingerfiraße 7.






für Stadt




Anzeige-Blatt ür bie Amtshezirke heidelberg
Labdenburg, Weinheint, Schwetzingen Sbilippsbnurg,
Wiesloch, Bruchſal. Eretten Nedargemünd, Mo3bach,
Wberbach, Buchen, Waldäürnt, T Biſchofeh Wertheim 3,









gerautrovriticher Aedalteur:
Au zae Seder in Heidelberg.

K








26 Jun.





Zur Beachtung.

Nach dem die Feldarbeiten größten Theils been-
' {ind, fommt deſonders auch für den Landmann
Eſogenannte Lefjezeit. Für-den Familienvater,
werft techt für den Fatholifchen Familien-
Ooter, {r e8 Bebürfnik und Pifliht, für die Winter-
MEnde geeignete Lektüre zu verfdhaffen. Der Mann


Fibſ auf dem Laufenden bleiben. Dazu iſt
1 Beit, in welcher Kammier und Reichstag lagen,
7 geeignetſte. Für Frau und Kind dient der unrer-
acide Theil der Zeitung.

Eine ſolche, für fath. Familien geeignete Lektüre
er

Y d
Pfälzer Bote,

der_ an Reichhaltigkeit und an ſchneller Berichterſtatt-
Ig quch von größeren Zeitungen nicht übertroffen
Witd, . und ſomit allen Anforderungen, welche an ein
kath. Familien beſtimmtes Blaͤtt geſtellt werden
ünen, nach jeder Richtung hin, entſpricht.

Vir bitien deshalb unſere alten Freunde, bei
Welchen der Pfälzer Bote jchon Fahre lang jeden Tag
nfehr zu haͤlteuͤ pflegt, mit daran zu arbeiten, daß
auch andere kath. Familien, welchen er noch nicht zu-
Süngig ift, ſich auf den Pfätzer Boten abonniren.
y eder Freund des Pfälzer Boten gebe ſich
* Mübhe nur einen dder zwei neue Leſer uns
uführen — dann wird's ſchon Recht.
Geſinnungsgenoſſen, welche mit Glücksgütern
6* ſind, und ſich die Verbreitung der politiſchen
ſchauungen und Prinzipien, welche der Pfälzer Bote
Dertritt, angelegen ſein laſſen wollen, thun dies am
ten, wenn fie mehrere Abonnements auf den
faer Boten nehmen und das Blatt den unbe-
Nittelten Geſinnungsgenoſſen, oder anderen
Freunden, die ſie für die Centrumsſachenge-
en wollen, gratis zuſtellen laſſen. Es iſt
5* eine Pflicht derjenigen Centrumsmänner,
Ache über die nöthigen Mittel verfügen, auf dieſẽ
e an der Geivinnung neuer Parteifre un de
‚„ an der Weiterverbreitung der Parteipreſſe
nitzuwirten
.. An die katholiſchen Vereine richten wir die
4 ſte Bitte unter allen Umſtänden nur im
Tälzer Boten ihre Anzeigen einrücken zu laſſen.
5 Zweck iſt klar! Es ſollen dadurch alle Mit-
4* eines katholiſchen Vereines angehalten wer-
, das Katholijche Blatt — in unferem Wirkungs-

RS den Bfälzer Boten — zu halten. Voͤm
— — —




Vorſtande eines katholiſchen Vereines ausgehende
Notizen über geſellſchaftliche Veranſtaltungen des
Vereines u. ſ. w., werden von der Redaktion bereit-


Die Centrumsparteiſin Baden hat in den
letzten Jahren faſt unerwartet große Erfolge zu ver-
zeichnen gehabt. Sie verdankt dieſe Erfolge nicht in
letzter Linie der katholiſchen Preffe. Erhalten
wir uns dieſes koſtbare Gut auch für die Zukunft!
Bedenken wir, daß es ſchwer war die Stelung, in
welche unſexe Partei heute eingerückt iſt, zu erringen,
bedenken wir aber auch, daß e& noch ſchwerer iſt
ſie uns zu erhalten undſie zu feſtigen Mögen
ſich daher alle Faetoren, uns insbeſondere die oben-
genannten, ihrer Pflichten gegenüber der katholiſchen
Preſſe im Allgemeinen und dem Pfälzer Boten
im Beſonderen bewußt ſein und bleiben.

Alle Poſtanſtalten, unſere Trägerinnen und unſere
Agenten, ferner die Expedition des Pfälzer Boten
Gwingerſtraße 7) nehmen Beſtellungen für die Monate
November und Dezember entgegen.

Redaction und Verlag des „Pfülzer Bote“.

* Zranffurter „ Zolevanz.“

Ueber den Schul-Culturtampf, der neuer-
dings in Frankfurt a. M wieder heftig entbrannt iſt,
und in welchem die Katholiken die Confeſſionalität
ihrer Schulen gegen die Intoleranz der Frankfurter
Stadtverwaltung vertheidigen müſſen, wird in katholiſchen
Blättern eingehend berichtet. Im beſprochenen Faͤlle
handelt es ſich darum, daß die katholiſche Gemeinde,
welche ein bis dahin als Mädchenſchule benutztes ge-
miethetes Local aufgeben mußte, die Stadt aufforderte,
ein anderes Lokal für dieſe Schule zu beſchaffen; die
ſtädtiſche Verwaltung aber lehnte dies Geſuch mit
dem Hinweis auf ihre Simultanſchulen ab,
welche die Kinder beſuchen könnten; ſie will alſo die
Nothlage der katholiſchen Gemeinde benutzen, um
katholiſche Eltern zu zwingen, ihre Kinder in con-
feſſionsloſe Schuͤlen zu ſchicken. Dieſe Darleg-
ungen durch die „Germania“ ſcheinen unangenehm
berührt zu haben, denn die „Köln. Ztg.“ unternimmt
den Verſuch, die Unduldſamkeit der Verwaltung zu
rechtfertigen reſp. ſie in Abrede zu ſtellen. Es ſind









Thatſachen bleibt unerſchüttert beſtehen, daß die Stad
Fraukfurt ſeit Jahren unausgeſẽtzt darauf ausgeht,
die kathol. Bewohuer zum Aufgeben ihrer Confeſſibns-
ſchulen und deren Kinder zum Beſuch der Simultanz
ſchulen zu nöthigen. Und dieſes unqualificirbare Be-
ſtreben wird auch dadurch nicht gerechtfertigt, daß die
ſtädtiſche Vertretung neuerdings einſtimmig ſich für
ungeſchmälerte Aufrechterhaltung des Simultaͤnfyſtems,
alſo des Gewiſſenzzwanges gegenüber einem
erheblichen Bruchtheil der Bevölferung ausgeſprochen
haben ſoll. Als Gewiſſenszwang betrachtet es die
katholiſche Gemeinde, daß man ihre Nothlage dazu
benutzen will, um ihre Kinder den Simultanfchulen,
die ſie aus Gewiſſenzgründen verurtheilen
müſſen, zuzuführen. Unſer Urtheil, daß kéine
Stadt bezüglich des Schulweſens ſo intoͤlerant ift,
als die ehemals freie Stadt Frankfurt am Main,
muß alſo voll und ganz aufrecht erhalten werden,
mag es der „freien Stadtvertretung auch noch ſo
unangenehm {jein. — Man darf aber annehmen, daß
dieſe Intolexanz ſchon um dezwillen die längſte Zeit
gedauert haben wird, als in Folge einer Verordnung
der Regierung, die in dieſem Falle weniger unduldjam
iſt, als die Stadt Frankfurt, neue Simultanſchulen
nicht mehr errichtet werden durfen. Auch in
Frankfurt werden ſchließlich Freiheit, Recht und Bil-
ligkeit über Intoleranz und Gewiſſenszwang den Sieg
davon tragen.

R Jie Generalverfanmlung des Serbandes
„ Arbeiterwohl“ }

fiudet in dieſem Jahre in Bocholt ſtatt, und zwar
am Montag den 26. Ottober, Morgens halb 11 Ubhr,
im Arbeiterinnen⸗Hoſpis daſelbſt. Bocholt iſt das
Centrum der weſtfäliſchen Baumwollinduſtrie und ift
ſpeziell auch wohl deshalb gewählt worden, weil die
Beſtrebungen von Arbeiterwohl Lin Bocholt beſonders
thätige Förderer gefunden haben So iſt z. B. das Arbei-
terinnen⸗Hoſpitz (mit Verein) in welchein die Generaͤl⸗
verſammlung tagt, nach dem Vorbilde des Gladbacher-
Hoſpitzes geründet worden. Ebenſo weißtBocholt einen der
Ilteſten, blühenſten Arbeitervereine auf, mit einem herr-
lichen Vereinshauſe für jugendliche wie erwachſene Arbei-
ter. Auch der „Bolfsverein für das katholiſche Deutſch-
land! hat in Bocholt bereits freundlichſte Aufnahme
gefunden und ſoll am Sonntag den 25., Nachmittags
5 Uhr, eine große Volksperſammlung für die Zwede
deſſelben ftattfinden. Wenn die Berathungen von
„Arbeiterwohl! ſich bisher immer durch Gediegenheit









Das Gebeimniß òex Sreokin.
58 Von Bernhard Derosne. Nachdruck verb.)
Autoriſirte freie Ueberſetzung von Philipp Freidant)
19. Kapitel.
Im Pavillon.

gat Luey ſatz, als Arthur und Eveline in den Speiſeſaal
* M, am Tiſche und las mit ernftem, beinaͤhe finfterem
45 wie ſie ſtets in Gegenwart Cvelinen3 zu thun be-
Boyr IN einem Buche, Stolz thronte fie am Tıjdhe in dem
unä‘”}fitiem‚ endlich die Demüthigung Epelinens durchgeſetzt
4 bre Rache genommen zu haben. Man kanr fich ihr
Nyp nen und ihre Wuih denken, ais fie jehen mußte, wie
ea} Teine Frau. in der altgewohnten, zärtlidh Liebenden
trü[l‚fe' wie wenn kein Wäfferlein die eheliche Einigkeit ge-
* ! hätte, in den Speijejaal begleiten jah. E3 dünkte ihr
Qiebgflufe des Abends als ob Arthur ſich mit verdoppelter
finen IU ſeiner Frau wendete und als ob ſeine Stimme
7 Noch innigeren Ton gegen CEveline anſchlüße al3 ob
für Mlich noch von einer viel tieferen Achtung und Liebe
Teine Frau erfüllt fei, wie früher.

wie Coeline war fehr ihwadh und ihr Angeficht ſo weiß
%Q?Chneg. Ihre jchönen, {hwarzen Augen bejaßen den
Tendes L tiefen Kummers, Hriftlider Ergebung und rüh-
gjgm“. Swermüthigkeit.. Fede andere Frau wäre von
%mb‘;‘rbinubermättigt worden über das Ausſehen der ſchönen
bmé&et Luey hrachte es aber den entgegengeſetzten Ein-
Sie behaxrte ohne iedes Gefühl von Mitleid
herzeleit auf ihrem Haffe. Sie fam gar nicht
ät0ij l Bermuthung, daß die UAngelegenheit des Ringes
daß %en Arthur und Eveline aufgeklärt worden jet, und
%muauß„ dieſem @runde nur ihr Vetter Urfache hatte ſeine
—— diefen Verdacht durch doppelte Zärtlichkeit zu
ßm“bmen. Er itt von dieſer Buppe mit den ſchwarzen
Saft *n vollitändig bezaubert; ih möchte nur wifjen, ob er
hat ON Senoir angetroffen und den Ning Evelinenz entdeckt
ir y bin ſehr gejpannt darauf, ob er noch Heute mit
arüber {prechen wird,“. murmelte. Luch vor ſich hin.




Abend noch etwas ſingſt, mein Liebling. Früher ſagte ich
mir oft, daß ich einen prächtigen Singbogel im Bauer be-
ſitze, der mich durch ſeinen herrlichen Geſang erfreut Seit
—4 — ſchweigt mein Singvögelein, heuie aber hoffent-
ich nicht.“

Er führte Eveline an das Piano, wo ſie ihre Muſik-


gefällt Dir, mein Lrebling. Sınge mir doch eine Deiner
alten ſpaniſchen Balladen, welche ich ſo gerne höre.“ Die
fleinen Hände Evelinens axiffen in die Taſten zu einem
kleinen Vorſpiel und dann intonirte ſie die melaͤncholiſche
Melodie eines der alten ſpaniſchen Geſänge, welchen auch
ihr verſtorbener Großvater ſo gern gelauſcht hatte Arthur
fühlte ſich von dem Geſange feiner Frau wunderbar er-
griffen; während derſelbe an dem von dem Erze des Haſſes
umpanzerten Herzen Luchs wirkungslos abalitt.

Eveline ſang mit ſo viel Gefühl und Innigkeit, daß ihr
Geſana eine wunderbare Aehnlichteit mit dem Brauſen des
von dem nahen Meere kommenden Abendwindes beſaß, bald
brauſend anſchwellend, bald ſanft abtönend und ſich in
weiter Ferne verlierend „Dein Geſans iſt heute ſehr ſchwer-
müthig, liebe, kleine Frau,” ſaate Arthur, als ſie ihre Hände,
müde vom Spiel, in ihren Schoß fallen ließ! „aber diefe
Melodieen erinnern mich lebhaft an das Glück der früheren
Tage.“ „Der früheren Tage! wiederholte Eveline leife
für ſich. „Ich habe beinahe Anaſt, ſagen zu müſſen, es
wäre vielleicht beſſer geweſen, theürer Arthur, wenn diefe
früheren, ſchönen Tage für uns niemals beſtanden häͤtten.“
Eveline blieb unbewegſich und ſtill während des ganzen
Reſtes des Ahends. Louife, die Schweiger Amme, brachte
die kleine Eveline in den Salon, und legte ſie in die Arme
ihrer jungen Mutter, welche ſie ſanft jchaufelte, um ſie ein-
zuſchlaͤfern. Arthur hatte inzwiſchen ſeine Couſine einge-
laden, eine Bartie Schach mit ihm zu ſpielen; aber ſeine
Gedanken waren nicht beim Spiel und feine Augen wan-
derten jeden Augenblick zu dem köſtlichen Bilde, welches
ſeine Frau mit ihrem Kinde darbot. d

Schach und matt!” rief Lucy mit ſchaxfer Stimme
und Arthur erwachte aus ſeinem wachenden Traume, um



zu beſtätigen daß er die Parthie verloren hHatte. „Dır
zätteſt Preisſchachſpielerix werden {jollen!“ jagte heiter
Arthur und ſtellte jeine Figuxen wieder auf. „Ein Suther-
fand ſtirbt eher, als daß er ſich exgibt. Ich verlange alfo
Hevanche, bitte ziehe an Luch !“ Diejes Mal wendete Ar-
thur dem Spiele ſeine volle Aufmerkſamkeit zu und gewann.
Lucy hatte ſich riefig angeftrengt und empfand es al8 eine
Art von Demüthigung, als Arthur ſich erhob und lächelnd
jagte: „Ic bin Dir doch noch gewachjen, meine {höne
Couſine; ich jagte es Dir ja, daß ein Sutherland niemals
zurückweicht. Aber wo iſt CEveline ?“ — „Frau Sutherland
hatte vorhin das Zimmer verlaffen,“ ſagte Lucy. „SIch
glaube, Du wirſt ſie im Zimmer der Amme finden.“
Arthur folate indeſſen nicht ſeiner Zrau in das Zimmer
der Amnie, Er zog die Vorhänge zurück öffnete die Feniter
und ſetzte ſich an eines derſelhen um den Herrlichen Anblick
des vom Monde beſchienen Meeres zu genießen. Lucy blieb
ebenfalls im Salon zurüc, in der ſtillen Hoffnung, Arthur
werde mit, ihr nochüver den verlorenen Ring {fyrechen.
Aber er ſchien ihre @ege}lmart gänzlich vergeſſen zu hHaben,
bis ihn der Ton ihrer Stimme in feinen Betrachtungen
itörte. „®ute Nacht, Arthur.” „Oute Nacht, Lucy,” fagte
er und fiel dann un die unterbröchene Träumerei zZzurüd.
Um die Wahrheit zu ſagen, war nur Arthur zur Hälfte beru-
higt obwohl e& in den Augen Lucys vollſtändig der FZall zu
ſein ſchien, Er konnte den unverſchämten Ausdruck im Ge-
ſichte Lenoirs nicht vergeſfen; er konnte noch weniger der-
geſſen den niedrigen, verſchmitzten Ausdruck der fhwarzen,
durchdringenden Augen des Fremden und deſſen heraus-
fordernden Ton, als er von dem Ringe ſprach! Gaͤr nicht
aus dem Sinne wollte ihm aher die demuthigende That-
ſache, daß ſeine Frau einem ſolchen Menſchen ihren Ring,
ſein Geſchenk gegebenen hatte.
Dieſer unbekannte Vagabund beſaß das Vertraue-
jeiner Frau, von welchem er in dieſem Falle ſelbſt ausge
ſchloſſen war. Dieſer freche Fremde beſaß über ſeine Fraͤu,


ohne daß er das Recht beſaß ſie genen ihn zu vertheidigen,
ſich zwiſchen ſie und ihn ſtellen zu fönnen.. Das. ftolze Blut
der Sutherlands kochte in ſeinen Adern, ſeine Fänſte ballten


 
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