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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 181 - Nr. 190 (12. August - 23. August)
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— mit Urterd



5i den Mofanfiakten ı.. da der Gypediktion

— Nebdakteut:
Fulins Yoeder in Heidelberg.
















8

Der heutigen Mummer liegt ur 33 der WUnterhaltungs-

— — — — —

— Hinmeelfahet eefheint kein —
* die nümfiß%lummer wird - anı AMontag Mittag. eryeditt.
*

— —

— — —



Beſtellungen
auf den „Pfaͤlzer Boten“ fuͤr die Monate
Mauft. u. September werden noch fortwährend bei
unntüüchen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
ötie in anſerer Expedition Heidelberg , Zwinger-
aße 7 entgegengenommen.
Berlag des „Pfälzer Bote.“

Bolitilde. Wochenüberficht.

Heidelberg 14. Auguſt.

Zu ſehr unliebſamen Eroͤrterungen haben in dieſer
Woche vyerichiedene Artikel des Dfjervatore Romgne
gegen den Dreibund Veranlaſſung gegeben. Wir

aben. von Anfang au die Tendenz dieſer Artikel
Lergiſchſt zuruͤckgenieſen und wiſſen unz dauit einS
Mit der geſammten Centrumspreſſe Deutſchlands. Daß
vo Xnl. ſolchen unſinnigen Ergüſſen, welche ihre
Fpitze nicht zuleßt gegen Deutſchland xichten, voll-
iſt oͤhne Unterlaß betont worden.
un hat auch der zum Ehrenpräſidenten der katholi-
en faufmännifchen Bereine erwählte Freiherr von
Schorlemer-Aljt auf dem Düſſeldorfer Congreffe des
‚Verbandesz laut und feierlich erklärt, daß die deutſchen
Katholifen die Angriffe de& „Offervatore“. gegen den

reihund ganz eniſchieden verurtheilen und die alber-
Hen Unterjtellungen des römiſchen Blattes durchaus
üblehnen. Wir halten es für ſehr zweckmäßig, daß
don o pedeutulgsvoller Stelle Zeugniß abgelegt
Morden iſt für die Empfindungen, mit welchen die
deutichen Katholiken derartigen, den Ruf der vatikan-
Ichen Politit gefährdenden Aeußzerungen einer nit
dem Schein der Offiziöfität umgebenen Preſſe gegen-
Überfteht, Vielleicht nimmt die Curie nun doch Ver-
ünlaffung, den /Oſſervatore zu einer größeren Zu-








MiechHaltung zu beſtimmen. Die liberale deutſche Preſſe

Das Geheimwiß der Sreolin.
Von Bernhard Derosne. Nachdruck verb.)
Autoriſirte freie Ueberſetzung von Philipp Freidank
LKapitel.
Arthur Sutherland.

Arthur Sutherland faß am offenen Fenſter jeineS glän-
dend uuggeitattetr)t Bimmers im Metropolitanhotel, behag-
lich Jeine feine Havanna rauchend und mit Intereſſe das
aleich Shhe und Fluth hin und her wogende Menſchenmeer
einer der Hauͤptſtraßen New⸗ Norks beobachtend. Drei Uhr
Yatte e3 joeben .gefhlagen. &S war ein ſchone ſtrahlender

Qinachmittag und Arthur Sutherland verfokate mit zer-
Äreutem Blig dazZ Kommen und Gehen der buntidheckigen

tenge, welche die Straßen belebte. Wenn man 1£)g fah,
wie er mit Behagen ſeine Cigarre rauchte mu%te@„serbve&c;

— Er

Jung, ſchoͤn und reich, war ſoeben von einer längeren Reiſe
AUS Europa zurücgefehrt und ſtellte die zeitgemäße Be-
tmtfitung an, daß es nirgend3 ſchöner fet, al3 in der Hei-
Math. -Sung, {hön und reich! In der Chat alles Glüd,
Welchez die Welt gewähren kann, iit in diejen drei Worten
enthalten ! Und Arthur Sutherland war alücklich, wirklich
ehr alücliH — an diejem Herrlichen Nachmittage Des ſchönen

onatz Mai. Die hHerrliche Welt machte auf ihn einen
ebenjo glänzenden Sindruck al8 im Baradies der erfte Zag
jeine& Lebens auf Wdam und Eva — ja jeine Cva wohnte
in einem Herrlichen, {honen Hauſe des Weltendz und er-
Wartete nur ein einziges Vort von ihm, um Ke zur Glüd-
lichften der Sterblichen zu machen. Wlöblich wurde an der

Hür gepocht. „Herein!“ rief Sutherland, ohne ſich umzu-
bliden. SFrgend Femand vdurchichritt das Zimmer, und eine
behandschuhte Hand fMopfte ihm leicht auf jeine Achfel,
Arthur Sutherland drehte jidh um, erblidte aber nicht den
ewurteten Bejuch, fondern einen von den Lackſtiefeln an
18 zum hocheleganten Seidenhut auf das Modernite ge:
Heideten jungen Mann don vornehment Ausiehen. „Was,
Du bijt e8, Rbhilipp?” rief Sutherland überrajcht, indem













T

*

— 4






ihre Tiraden machen
Denn erſtens,

deutſchfeindlichen Axtikel hin-
Denn die Jeſuiten lieben das Vaterland,
vielleicht
aufrichtiger als mancher ihrer „nationalen“ Gegner.

in wohlthuendem Gegenſatz zu geniſſen
Qiberalen und Radicalen, welche, als politiſche Maß-
regelu ſie ins Ausſand trieben, mit glühendem Haſſe
ihr Vaierland in den Koth zogen. Zweitens können
die beſorgten Hüter des „nationalen” Empfindens aus
der. einmüthigen Stellungnahme der Katholiken und
der Katholijchen Preſſe gegen die oben gefennzeichneten
Treibereien zur Genlige erfehen, daß gäeriucf)e‚ die
deutjchen Katholiken gegen das deutfch-nationale Snter-
eſſe zü beeinfluſſen, abjolut erfolglos jind.. Die Ka-
tholiken laſſen ſich die Selbſtſtändigkeit des
politiſchen Denkenz und Handelns von
Niemanden in der Welt verkümmern Das
hat die Geſchichte der Septennat3wahlen wahr-
lich zur Genüge bewieſen. Damals hätte es aller-
dings im Intereſſe der „RNationalen“ gelegen, mwenn
mir das „Opfer des Intrellect3“ Cer eigenen Erkennt-
niß) gebracht hätten.

Das ruſſiſche Ausfuhrverbot wird von den
Gegnern, wie von Freunden der Kornz und anderer
Zölle ſehr lebhaft erörtert. Die geſtern von uns ver-
Fffentlichte Darſtellung der Nordp. Allg. Ztg. welche
woͤhl als Fühler der Regierung anzuſehen iſt,
nimmt die Frage der Verſorgung DeutfhlandS durch
Aınerika. . oder Iudien, unſerer Anſicht nach denn
doch etwas zu leicht. Die Thatſache, daß Rußland
nur durch eigene Noth gezwungen, das Ausfuhrver-
bot zu erlaſſen, darf als feſtſtehend angeſehen werden.
Es bleibt alſo hauptſächlich, die Frage, zu erörtern,
wie dem eigenen Laͤnde am beſten z helfen il DE

dieſer Hinſicht













































Anzeige-Glakt für die Amtsbezirie Heidelberg,
Ladenburg, Weinheim, Schwebingern, Philippsburg,
Wieslocdh, Bruchfal, Bretten, Nedargemünd; I ;
Werbach, Butchen, Walldärn, Z.-Bifdofsh. Wertheimt 2

in Geibelberg, Wuge?fflflfiß 7. A. Juu.

Drue, Berlag n.Exbebition von Gebr, guber





AA N





— l

die freiſinnige Partei in einer Adreſſe an den
Kaiſer appelliren, damit er, wenn Caprivi
nicht die Verantwortung übernehmen würde, an die
Ernennung eines anderen Reichskanzlers denke. Der
Kaiſer habe mehrfach ſchon Intereſſe und Verſtänd-
niß für die wirthſchaftliche Lage der großen Volks-
klaͤſſen verrathen. Heute hat die Regierung noch
eine gewiſſe Freiheit der Entſchließung zur Auf-
hebung der Kornzölle. Es wird aber die Zeit kommen,
wo ſie unter einem eiſernen Zwang der Verhältniſſe
dasjenige thun muß, was ſie bisher freiwillig zu thun
abgelehnt hat. Der Autorität der Regierung und der
Monarchie kann ſolche Entwickelung der Dinge nicht
zur Förderung gereichen.“ — Unſerem Gefühl mehr
entſprechend ſchreibt der eonſervative Reichsbote: „Es
trete an die Regierung ernſthaft die Frage heran,
ob ſie nicht ähnlich wie die ruſſiſche die Fürſorge für
den Roggenbedarf der Nation in die Hand nehmen
ſoll durch ein ähnliches Verbot der Auzfuhr von
Brotf rucht aus Deutſchland und durch große
Anfäufe von Roggen in Amerika. Wird
dann für ſolche Ankäufe der Zoll aufgehoben,
ſo haben wir nichts dagegen; denn dann haben wir
die Gewißheit, daß die Aufhebung wirklich eine Preis-
erniedrigung herbeiführen wird, welche Gewißheit wir
bei dem Spekulationsgetreidehandel nicht haben Wenn
in Rußland der Nothſtand wirklich ſo groß iſt, dann
thut die r uſſiſche Regierung Recht, und andere
Regierungen können ſich ein Vorbild an ihr nehmen.“
In Oeſterreich ſieht man mit lebhaftem Intereſſe
den diesjährigen Manövern entgegen, welche 70,000
Mann unter den Augen zweier Kaiſer, eines Königs
und anderer Fürſtlichkeiten zu Uebungen auf Grund-
der ganzen modernen Kriegswiſſenſchaft vereinigen
werden Trotz dieſer anſcheinend ungeheuren Truppen-
zahl, ſchreibt das Wiener Fremdenblatt, ſteht das
Truppenaufgebot bei unſeren größten Schlußmanövern
noch immer beträchtlich hinter jenem zurück, welches
Deutſchland, Frankreich und Rußland bei dieſen Ge-
legenheiten entfalten. Oeſterreich muß eben Haus
halten mit den für militäriſche Uebungen disponiblen
beſchränkteren Mitteln, und um ſo mehr darauf be-
dacht ſein, Zeit und Kraft im vollſten Umfange aus-



freiſinnige und demokratiſche Preſſe verlangt Jtürmi-
ſcher deuͤn je die ſofortige Aufhebung der Getreideʒoͤlle
und iſt es beſonders die freiſinnige Zi9., welche dies
am energiſchſten thut, Da alle Voͤrgusſetzungen der
Regieruug hinfällig geworden ſeien. Unter der Ueber-
ſchrift: „Reichskanzler gib nach,“ ſchreiht daz genannte
Blalt:„Waͤre der Reichstag verjammelt, ſo würde

„Weiche UNeberraihung ! Wo Komm{t Dr her ?”
„Wo ich herkomme?” rief der unverhoffte. Befucher, den
Handevdruck herzlih erwiedernd. „IH alaube, ich thäte
befler, dieje Frage Dir zurüczugeben. Woher Kommit Du,
und was fAlt Dir ein, eine ganze Woche hier in der Stadt
zu verweilen, vHne e3 der Mühe werth zu finden, Deine
Xreunde von Deiner Ankunfjt zu benachrichtigen ?” „Wie
fann ich wijjen, daß Freunde von mir hier img? Wie geht
e3 Dir, übit Du Deinen Beruf hier au3?“ erwiderte
Sutherland. „SZa, aber jehr wenig! Meine Befannten haben
feider eine für einen Arzt ganz HofnungsSloje Gefundheit
ynd diejenigen Leute welchen ich nicht befannt bin, rufen
mich nicht. In Folge deffen befinde ich mich, unter uns
gejant, in einer menig beneidenZwerthen, aber auZgezeich-
neten Armuth. Ich wollte,“ ' fügte der Jünger Nesculaps
mit einer überzeugenden Miene hinzu, „cS brächen die
ſchwaͤrze Beft, dazZ gelbe Fteher vder die Pocken plötzlich
au8 ! Ich würde dann windeflens Ausſichten haben, mid
ehrlich durdzufdlagen!“ „DO, e3 gibt nach andere Gelegen-
Heiten, den zu holen,“ bemerkte Arthur Sutherland lachend
„Warum gehjt Du nicht nah St. Maria, um dort Dein
Belt aufzujhlagen ? Neiv⸗ Dork iſt überfüllt von ehrgeizcgen,
jungen Werzten, noch.mehr aber von ältern, wohl bekfannten
und-gejhäßten Jüngern Nedculaps. . In St. Laxia aber
find die Nerzte, dünn -gefäet, wenig beſchiftigt und zudem
alle alt; zudem bijt du dort bekannt !“ „Ale8 ganz richtig.
jagte der junge Arzt mit niedergejhlagener Miene. „Aber
man wird mich nicht wollen! Glgubſt Du, daß diejenigen,
welche der Keinen Bhilipp Sutherland als vauzbächaen
Sungen gefannt hHaben,. ihn jebßt als Arzt zu Hülfe rufen
werden, um fihH von ihm Zähne ziehen, ſich von Kolik
und von Rheumatismus und wie alle dieſe intereffanten
‚ @ranfheiten fonjt heißen, herſtellen zu laſſen? Nein, ih
mwürdein den von Gras bewachſexen Straßen von St.
Maria ſicher verjhimmeln müffen, ehe ih für ſechs Pences
Arzneien verkauft oı er verordnet hätte.

Arthur Sutherland lachte herzlich. Es aitbt allerdings

kein . billigeres Bergnügen, als über das Unglück feiner
Freunde zu fyotten, wenn man nur ſelbſt außer dem Be-

ſchüttelte.



er beide Hände jeines Gegenüber erariff und ſie herzlich

deiche deren Mißgeichickes ſich befindet. — Die beiden iungen



zunützen. Daher tragen die Mannöver einen ernſten,
ſtrengen Charakter, vermeiden alles Schaugepräge,
halten aber an der unbedingt⸗feldmäßigen Anlage feſt,
wund laſſen den Führern freien Spielraum zur Be-
| £hätigung ihres Geſchickes, zur praktiſchen Entwicklung
ihrer Ideen. Die Manöver beruhen alſo keineswegs
wie in der „gulen, alten Zeit“ auf genauer Berech-





Leute waren weitlaufige Vettern, trugen denſelben Namen
aber ſonſt hatten ſie keine weiteren Aehnlichkeiten mitein
ander. Arthur Sutherland war reich. Philipy Sutherlan d
dagegen arm. Arthur hatte eine Mutter, eine Schweſter
und eine Heimath ; Bhilipp hatte keine anderen Angehöri-
gen mehr, als ſeinen weitläufigen Better Arthur, und Fein-
andere Heimath, als die geräufchvolle Wohnung einer bür»
gerlichen Miethskaſerne. Er war ſeit ſechs Monaten Doltor
der Medizin, und es fiel ihm ſehr ſchwer, ſich eine lohnende
Praxis zu erwerben.

Alles, was ein Ungliicklicher nur thun fann,” fuhr
traurig Doktor Sutherland fort, „gefchieht meinerſeits reich-
lich; Ich unterhalte mich am liebſten in Gedanken über
hraͤchtige Heilungen und Aufſehen erregende Operationen
Allein davon kann man leider weder ſeine Hotelrechnungen
bezahlen, noch Schuſter und Schneider Dbefriedigen, viel
weniger aber ins Theater gehen. Ia, wenn Schufter
und Schneider BZahHnoperationen und Wderläfie als
Zahlung annehmen wollten, da könnte man ſich noch
Helfen; allein das thun ſie nicht. Es ſcheint, Schuſter
ind Schneider werden niemals frank und wenn
jie e3 werden Jollten, dann laſſen ſie mich leider links Liegen.
E3 wäre beſſer geweſen, ich wäre Schneider geworden; da
fönnte ich mir wenigſtens meine Röcke und Hoſen ſelbſt an-
ferligen. Ich hätte aute Luſt, die Medizin an den Nagel
zu hängen, und dafür Nadel und Bügeleiſen in die Hand
zu nehmen.“ — „Das iftein ſbwieriger Fall, oanz gewiß,”
erwiederte lächelud Arthur, „aber entehre mir ja nicht den
Namen Derer von Sutherland: Du weißt, meine Mutter
rühmt ſich. daß bis heute noch Niemand aus unjerm Ge-
ichlechte ein blirgerlidhes_ Gewerhe Dbetrieben hat. Halte
Dich daher lieber am Secirmeſſer und Sancette, mein-
Lieber, und heirathe ein xeiches Mädchen. — „Da3 iſt
leichter gefaat als gethan,“ murmelte düjter dex Doktor.
Ich würde mich beeilen, eine reiche Erbin zu Heirathen,
wenn ich eine finden koͤnnte, weldhe mich wollte, ganz gleich»
gültig, ob es eine Lady oder ein Mädchen aus dem nieder-
ſten Stande wäre.

Fortſetzung folgt.)
















































 
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