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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 141 - Nr. 150 (25. Juni - 7. Juli)
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— — Breit8:vierteljährlich
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— bei 2— *












duliut gecer in Heidelberg.

Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten für die Monate
dali, Auguſt, September werden noch fortwährend
dei Tämmtlichen Boftanftalten, bei unſeren Trägerinnen,
wie in unſerer Expedition HGeidelberg, Zwinger-
aße 7 entgegengenommen.

2 Verlag des „Pfälzer Bote.“
— 7 der Beitligen in Der
4 Der große — iſt ein Kampf

ichtung des Diesſeits geßen das Chriſten-
dum. ” In letzter Linie ſtehen ſich die Sozial-


e Die vermittelnden Richtungen werden nach und
4 alle verfhlungen merden. Bewußt oder unbe-
tufif wird von unjeren Gegnern gegen das Chriſten-
* angekämpft. Der Kulturkanipf bahnt der So-
eubdtie die Wege. Die Liberalen jelb{t
nten von dieſem Kampf keine Früchte,
eeeen um ſomehr die Feinde jeder Au-
Stät, der göttlidhen und der wenſch-
en € iſt überaus bedeutend, daß auch Solche,
4 ch etwas vom Chriſtenthum und der Kirche
4 durch Niederreißen der Autorität des goͤtt-
* Wortes der Soziaͤldemokratie in die Hände ar-
uch die gemifdhte Schule iftden
nden des Chriftenthums willfommen.

‘ .“butd) wird unſere Stellung zu ihr klar vorge-
Fhnet Der große Kampf der Gegenwart wird
chuch in der Preſſe und in den Parlamenten
een viel weniger in den Synoͤden und in
; ‚Kirchen. Defßwegen müſſen Ddie Chriften und
Peziell die Geiftlichen, die zum Kampf für die Heiliz
Guter des Evangeliums berufen ſind, auch auf
er Dolitifchen Kampfplas treten in der Preſſe und
n den Wahlen. DazZ Sudenthum lämpft gegen uns
HD Preſſe und in den Parlamenten. Es handelt
4 dabei um nichtz weniger als um die Zukunft, um
* Eriſtens unſeres deutſch⸗evangeliſchen Volkes
8 Unferer Kirche. Deshalb ruft mich die relig-
in gleicher Weije zur politifchen
&Ur rchlichen Thätigkeit. Ich habe das Bewußt-
aß ich mit meintr politiſchen Thätigkeit





Im Kampf — Dafein.

35 Erzählung nach Hesba Stretton von H. v. Remagen.
MNachdrnck verboten)

Ra ‚Siltoria fernte unter der Anleitung der würdiaen
6 eſen und ſchreiben und zwar mit ſo er-
—— — Schnelligfeit, daß es das Vaterherz des alten
%e'äb Mit hohem Stolze erfüllte: er erzählte fogar den
@in‘f..“n davon, bei welchen er früh Morgens ſeine Kreſſfe-
h‚nfi““.fe machte. Seine Markigefchäfte hatten jetzt gegen
44 t gewijffe Tragweite befommen, da er nicht die
qud)@“fi““„ßen füx ſeinen eigenen Hauſirhandel, ſondern
4* den Laden jeiner Hausfrau, an frijchem Obit,
* 1 beforgen mukte. Schon für dieſe
wb Mitleiftung allein, erflärte Frau Linnet, könne ſie ihm
* ntlih_ einen Schiling von der Miethe in Ybzug
und erl Cutlid Hatte jeine fauren Eriparniffe verloren
na @f die mindelte Hoffnung auf deren Wiedererlang-
* — wollte diejer Berluft bejagen Angelichts
fremte Hüctehrenden Gejundheit feiner Tochter?! Wie
mu%f &© K an jedem Wbend auf die Heimfehr, weil er
84 €, daß ein friih aufblühendes Geficht, aus der offenen
end Chälite der Ladenthür fehnfüchtig nach ihm ausfchau-

‚On begrüßen werde! }
var 5en Ginzige Sorge, weldhe mit ihnen am Herde faß,
immet Gedanke an David und jein Gefängniß. Elsbeth
jeiner DON nicht? Anderem bei Nacht al3 von ihm und
fiuttfi Yın bald bevorftehenden . Loslafiung. Wann dieſe
* Nben werde, daz hatten Suklid und Elsbeth durch
4 Dudley biz auf die Stunde in Erfahrung gebracht.
Beit apaıte dann mit David gejhehen, wenn er feine
unreuberßanben hatte? Wie kounte das an ihm begangene
4* Wieder gut gemacht, toͤnnte es überhaupt in diejer

20 gut gemacht werden ?

fommt « Nüditer Woche il der Tag, an dem er hexaus-
Sray Q El3beth eines AbendS, al8 Alle zund um
Beute IMnet3 Herdfeuer zujammenjaßen.. (Sl8beth war
—%uhibnw hachdenklicher, al3Z fonjt. Sie felbit Konnte
über un mdglic verlaffen — das ftand felt bei ihr; würden
uklid und Viktoria und Fran Linnet einwilligen,









|









für Stadt

— Seidelberg, Mittwodh, den 1. Zuli: 1801.

meinem Herrn und unſerm Voͤlke ebenſo diene, wie mit
meiner firchlichen, ebenſo wenn ich für die deutſchkonfer-
vafine Preſſe arbeite, wie wenn ich eine Predigt ſchreibe
und halte Man iſt daran, unſerem Volte allmälig die
Lebenowaſſet abzugraben. Es ſoll n ach und na H ein
Stuͤck des VBolislebenz nach dem andern anßerhalb
des Einfluſſes des Chriſtenthums und der Kirche ge-
ſtellt werden. Durch die Civilehe, gegen die wir
an und für ſich nichts haben, ¶ ſoll nach der Abſicht
der Gegner des Chriſtenthums und der Kirche es den
Heirathenden möglich gemacht werden, an der Kirche
vorbeizufommen.. An dem Gebäude der gemiſchten
Schule läßt man jetzt den Religionzunterricht als Art-
bau noch ſtehen.
werden, Man wird vielleicht bald fagen, das
Gebäude nehme ſich ſchöner aus, wenn der Anbau
entfernt fei. Die wirthſchaftliche Auſchauung, wie
ſie im Liberalismus herrſcht iſt durch und durch
unchriſtlich, deun in ihr ſitzt der Egoisinus (Selb{t-
ſucht des Einzelnenj auf dem Thron, und die
Selbſtſucht iſt wider Gott — Man war nicht
gewöhnt, daß die chriſtlichen Kreife fich
eingehender am politiſchen Leben hes
theiligten, Deshalb wurde der Liberalismus ſo
erregt, als wir uns bei den Reichstagswahlen rührten.
Man hat ſogar an den evangeliſchen Oberkirchenrath
die Zumuthung gerichtet, uns Geiſtliche nach der
Neichstagzwahl zů maßregeln, aber der Oberkirchen-
rath) hat dieſe Zumuthung abgewieſen. Nicht daß
Cinige-von un8fidh mit Hingebung an
den öffentlichen Fragen betheiligtet, iſt
zu beklagen, jondern vielmehr dies, daß
WeENiIE HMN 4

Aendert man an Vorſtehendem einige Worte, 3.
B. ſtatt: „Man hat an den Oberkirchenrath — „man
hat an den Erzbiſchof die Zumuthung gerichtet uns
Geiſtliche nach der Reichslagswaͤhl zu maßregeln,
aber die Kurie hat dieſe Zumuthung abgewiejen“ ujm.,
ſo würde Jedermann vermuthen Pfarrer Wacker
Ber ſonſt einer der Führer des Centrums haͤlte dieſe
Auslaſſung für den Pfaͤlzer Boten oder ein anderes
Centrumsblatt geſchrieben Denn was hier über die
„Betheiligung der Geiſtlichen in der Politik“, über
das von Gott losgelöſte Menſchenthum,“ über die
„Feinde jeder Autorität, der götlichen und der menſch-
lichen“, über die „den Feinden des Chriſtenthums
willkommene M eiſchſchule“, theilweiſe auch über
„Ddie Civilehe“ u. ſ. w. geſagt wird, iſt kat hol-
iſch und bildet die Hauptnomenle des Centrums-
vrogrammes!












Wiesloch, Brucfal, Gretien, Nedargenränd, M ,
Eberbach / GBuchen, — — —
Druaͤ/ Verlag ı Exxedinon von Gebr, Yuber

in Heidelberg, Zwingerfraße 7. AB 26. 3““.
— 2 — — — 2






















Wo finden wir aber dieſe von der Centruns-
partei Vertretenen. Anſchauungen . mwiedergegeben ?
&er tritt ſo eifrig für die von Centr.u m Jeit ſeinem
Beſtehen vertheidigten. Hriftlidhen Srundjäbe ein? —
Wir finden ſie wieder gegeben in in der „Badiſchen
andpoſt und Dderjenige, der für fie eingetreten iſt
der verſtorbene Oberurchenrath Mühlhaußet im Jahre
1877 auf. der Heidelherger evanugeliſchen
Konferenz. Und was Haben die Sejinnungsge.
nofjen derſelben Bad. Landpoſt und des jelhen Sbẽr-
lixchenrath Muͤhlhauſſer ſeit Jaͤhren gethan? Sie
haͤhen ſeit Jahren diefe einzig ſtaatzerhaltenden Prin-
zipien und die Bartei, welcher diefe Prinzipien als
oberſte Richtſchnur dienen bis aufs Meſſer bekämpft
und thun dies heute noch. Das redet Bücher!

Deutſches Reich.

+ Berlin, 29. Juni. Die Kreuzztg. meldet
aus Rom, die Regierungsorgane conftatiren den Be-
ſuch des deutſchen Kaiſers an Bord des engliſchen
Geſchwaders als eine Annäherung Englands an. den
Dreibund. — Die Nordd. Allg. Ztg ſchreibt,
für den Kronprinzen ſei vor einigen Tagen das
Rittergut Ober- und Nieder Ludwigsdorf . im Kreife
Tels ſür 590,000 M.. angefauft worden. Dasſelbe
Blatt erflärt in Bezug auf die Lottette ; die nach
dem Heſchluſſe des ſeßten Kronrathes für Zwecke der
Antiſklaberei Beſtrebungen veranftaltet Wwerden ſoll,
der Erlos ſolle allein für ideale Ziele. der Kolonial-
politik à fonds perdu verwendet werden, insbeſondere
zu der Beſchaffung von Dampfern, zur Errichtung
von Schußſtationen für die Miffion und zur Unter-
bringung der befreiten Sklaven. Das hierzu gebildete
Komitee welchem Fürſt Wied, der Bergraih Buſſe
in Koblenz Laugen in Köln, Graf Brühl in Koblenz,
ſpäter ebendaſelbſt, Hamm in Koͤln und NReichstag3=
abgeordneter Graf Hönsbröch angehören, habe bereits
von vielen Bundesregierungen die Genehmigung zur
Zulaſſung der Lotterie erhalten; die preußiſche Re-
gierung ertheilte zuletzt die Senehmigung. — Nach
dem Berl. Tageblaͤtt organiſirt das Berliner Bank-
haus Delbrück Leon u, Co. die Lotterie zur Be-
fämpfung des Sklavenhandels. Für die Zeit vom
Begiunn des Etatsjahres bis zum Schluß des Monats
Mai 1891 haben nach dem RKeichs⸗Anzeiger die Ein-
nahmen der Poſt- und Telegraphen-Ver-
waltung 37,596,063 Mark (gegen das Vorjahr
+ 1,809,933 M.), die Einnahmen der Reichs⸗Eiſen-
bahn⸗ Verwaltung 9,301,000 Mark E 1,166,000
M) betragen.











Ddaß ſie mit ihm weggehe und ſeine Schande theile, viel-
leicht auf Nimmerwiederfehen ? Sie wußte wohl, daß fie,
nachdem ſie faum ein erträgliches Daſein gewonnen, fich
auf ein wildes Meer von Elend _ und Herabwürdiaung
hHinauswage, wenn ſie ihr eigenes Schicfal mit dem ihres
unalücklichen Bruders verknüpfe; Schreden erfaßte fie,
wenn ſie daran dachte Aber denuoch fchwaͤnkte fie keinen
Augenhlick: ſie war feſt ent{chloffen, diefes neue freundliche
Heim lieber dranzugehen, als ſich jpäter den Vorwurf
machen. zu müffen: ſie habe ihren Bruͤder in einem Slend
verlaffen, das doch nur die Liebe zu ihr und der Mutter
über ihn gebracht Hatte. ;

Euklid meytte wohl, was El8bethz Gemüth mit Sorge
erfüllte, und wollte ını ein Wort des Trofjtes jagen ; er
wußte aber fein beſſferes, als das, welches er bhei dem
erften Beſuche Dudley’3 aus deſfen Munde gchört Hhatte,
und welches ihm ſeitdem in der Seele nachklang.

„Srau Linnet kann mir gewiß drauf helfen“, ſaate er,
ich bring’S nicht mehr fo recht zujammen: Gott will nicht,
7 ein Kind zu Grunde gehe, ſo oder ähnlih Iau-
——

„Aha, i& weiß ſchon fiel Frau Linnet laͤchelnd ein,
dann fuhr fie in feierlihem Tone fort: „E$ iit nidt der
WWille eures Bater3 im Hinimel, daß Eines diejer Kleinen
verloren gehe. Es ſind Worte von Zefus Chrijtus.”

„Armer David!” ſeufzte Euklid. .„Halb verloren iſt
er ſchon, denn er iſt in die Irre gegangen, wie ein junges
Lamm das den rechten Weg nicht wußte. Was hHaben
wir zu thun, um ihn wieder zurecht zu führen? Wenn er
nacdh Gottes Wille nicht verloren gehen {oll, müffen wir
unſer Beſtes an ihm thun — mein’ ich.“

„Was wir an ihm thun müffen?“ wiederholte Frau
Linnet, . Si, freundlih ‚hier aufnehmen müffen wir ihn
für’8 Erite, dent ich Der Ton, in welchem die Alte
Da jagte, war ein jo herzlicher und freudiger, daß es der
niedergefhlagenen EISheih Ddas Herz im Leibe Hüpfen
machte. Wenn Ihr, Cuklid, mit ihm in meinem Bette
ichlafen wolt, ſo nimmt . Elobeth daz Lager in dem Cabi-
netchen, und ich ichlafe bei der Biktoria. Wir joNlen ſchon
zu liegen kommen. Der Kapitän Upjohn, der Steuermann







meineS fjeligen Thomas ſagt, er wolle ihn mitnehmen
Schweben; die Reiſe dauere ihre gute jechs
der Beit feien feine Hanre wieder gewacdjen und er ſehe
danın aus wie andere ebrliche Menfchenkinder. Vielleicht
befommt er auf dieler Fahrt Freude am Seeleben, und
dann * er aut *
„&), wenn nur die Mutter das noch erlebt Hätte !” ju-
belte” Elabeth. SE —

Am Tage vor Dayids Entlaſſung aus dem Gefäng»
nifje hexrſchte in Frau Linnet’8 feinem Haufe eine außer-
gewöhnliche Geſchaͤftigkeit. beth ſchrudöle die FuBbhöden
blanf vom Speidher oben bis zum: Laden unten. Die
MMöbel wurden fo emfig abgerieben, als Könnten fie dem
David gar nidt genug entgegenglänzen. Unter diefer
Axheit z0g der glüdlihen EIsbethH Ales durch die Seele,
wa$ ſie den Bruder zu erzählen Hhatte: Dder Diebſtahi
Koger’8, Bladetts gehäfltges Betragen, der Befutch des
Hern Sohn Dudley, die Auswanderung in Fra Linnets
Hauz und wie e8 nun hier ſo friedlih. und gemüthlich
zugehe. _ Der LebenSfreundlihen Frau Linnet war von
Zeit zu Zeit ein Anlaß zu einer Heinen Feſtibitaͤt ger
nicht unwilfommen und ſo jollte denn auch das Mittag-
effen am folgenden Tage der freudigen Stimmung Aus-
druck geben belfen und über das Maß des Alltagmahles
hinausgehen. VBiktoria half ihr Korinthen und große Ro-
finen waſchen für einen Budding. Gefproden mwurde
über das bevoritehende Ereignis nicht viel, wenn auch
Ylle das Herz voll davon Hatten; e8 war. eben ein. Ereig-
niß, weldeS unter feiner freudigen Oberfläde doch einern
recht bitteren Bodenfaß barg; bei dem Einen heitand die
herbe Bitterkeit in dem Verdruß Über das DVergangene,
Andern in dem Bangen um die ungewife Zukunft

avid’3, _

Wie wir wiffen, hatte Herr Dudley die Stunde aus
geturdſchaftet und SEuklied mitgetheilt, um weiche die Ge
fangenen vrdnungSmäßig entlaffen wurden.

Eortſetzung folgt.)


 
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