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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 91 - Nr. 100 (24. April - 5. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0401

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jeder dui-



Kichent taglich mit Kußnahme der Sonu⸗ und Feiertage
Camftags mit Unterhaltangzbelage. Preis vierteljährlid
3, 1.20 oHdne Erögeriohn u. Voflanffehlag, Beftelungen
bet den Boftanfalten u. bei der Expeviiion Awingerfiraße 7
— — ß — — —⏑



Verantwortlicher Kedakteur:
Julius Yeder in Heidelberg.






Beſtellungen

üuf den „Pfälzer Boten“ für die Monate Mai
Und Juni werden noch foͤrtwährend bei ſämmtlichen

oſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen, ſowie in unſerer
Erpedition Geidelberg, Zwiugerſtraße 7 entgegen-

genommen.
Verlag des „Pfälzer Bote.“

— — —
Ftamöſiſche Gteuel in Wirika,

Es fommen jetzt eigenthümliche „Eiviliſatoren“ in
das Qand des armen, unglücklihen Chams. Was
ber Stanley mit ſeiner ölutdürſtigen Horde gefagt
Lerden, iſt noch in Erinnerung, jetzt kommen über
ie Franzoſen am Senegal Berichte, die noch ärger
lauten. Die Pariſer „Illuſtration“, ein Blatt, das
auch den Deutſchen Gerechtigkeit widerfahren läßt,
Drachte in einer ihrer letzten Rummern eine Anzahl
eichnungen aus Franzöſiſch-Afrika, und zwar von

enegal:
Das erſte Bild zeigt Vorder-



ein Gelände im


liegen. In dem gräulichen Wuſte ſieht man Jüng-
Ünge und Greiſe, enthauptete und verſtümmelte Lei-
hen, Erſchoͤſſene und mit der Klinge Getödtete. Ein
zweites Bild ſtellt einen fröhlich grinſenden, jungen
teger dar, der aus einem Binfenkorbe, in welchem
er ſie offenbar herbeigeſchleppt, fünf Negerköpfe her-
AuSgeholt hat, die er vor ſich auf den Boden und
Wen Holzblock aufſtellt, wie in den Städten des
Südenz die Hökerinnen Melonen oder Kürbiſſe feil-
zuhalten pflegen. Ein drittes Bild läßt ein Boot
erkennen, an das viele Negerleichen gebunden ſind,
welche es in die Mitte einẽs Stromes ſchleppt, wäh-
Yend am Ufer noch eine Menge Todter zurückbleibt.
Veun man wiſſen will, was dieſe unheimlichen Bil-
der bedeuͤten, und die begleitende Erklaͤrung lieſt, ſo
erfährt man Folgendes: Oberſt Archinard führt be-
laumtlich ſchon ſeit anderthalb Jahren einen Ver-
nichtungs-Feldkrieg gegen Ahmadu, den Negerkönig,
velcher der Herrſchaft der Franzoſen am Oberlaufe
des Senegals einen hartnaͤckigen Widerſtand eni-
Egenſetzt. Nach einer Reihe blutiger Siege hat Oberſt
Archinard vor kurzem die letzte Feſtung Ahmadu's,
ioto, genommen, und darauf ſind die Truppen
Ahmadu's, die Tukulörs, vollſtändig auseinander ge-
laufen. Viele flüchteten ſich durch das Land Bakel,
— —⏑ 2









für Stadt







und der Oberſt, der nicht genug Leute zu ſeiner Ver-
fügung hatte, um die Fliehenden mit Nutzen verfol-
gen zu können, gab an die Bakel-Leute den Befehl
aus, ſie hätten die durch ihr Land fliehenden Tuku-
lörs zu jangen und niederzumetzeln, wenn ſie nicht
ſelbſt getödtet ſein wollten. Die Bewohner des Bakel
kamen dieſem Befehle, der ihren Neigungen ſo ſehr
entſprach, mit größter Bereitwilligkeit nach. Sie be-
mächtigten ſich der Flüchtlinge, ſchlachteten die Alten,
die Weiber und die Kinder gewiſſenhaft ab, führten
aber die fungen, kräftigern Männern in's Innere ab,
um ſie als Sklaven zu behandeln. Die Niederge-
metzelten ſchichteten ſie auf den freien Plätzen vor
ihren Dörfern auf, um ſie den franzöſiſchen Offizieren
zu zeigen und womöglich eine Belohnung zu bekommen,
beſonders eifrige Leute brachten wohl auch abgeſchnit-
tene Köpfe ins franz. Lager, um ſie perſöneich zu
überreichen Da an ein Begraben der Tauſende von
Leichen nicht zu denken war, der Geruch der verwe-
ſenden Leiber aber die Franzoſen beläſtigte, ließen ſie
ganze Haufen von Kähnen in's Schlepptau nehmen
und nach der Mitte des Senegals rudern, wo ſie der
Strömung überlaſſen wurden. Dieſe mag ſie in's
ferne Meer wälzen oder an einer andern Stelle ab-
ſetzen, wo ſie nicht mehr von franz. Naſen gerochen
werden können, und wo die Crocodile ſie wohl all-
mählich auffreſſen werden. Das ſind die Vorgänge,
welche die „Illuſtr.“ in Bild und Wort darſteltt.
Nun kam das Dementi ſeitens der Regierung. Was
that nun der Herausgeber der „Illuſtt.“? Derſelbe
zeigte die Photogramme, deren genaue Wiedergabe
die Bilder ſind, welche man für Erfindungen erklaͤrte.
Der photographiſche Apparat erfindet nicht, lügt nicht,
übertreibt nicht. Er iſt ein unbedingt zuverläſſiger
Zeuge. Er wiederholt nur, was ſich wirklich vor
ihm zugetragen hat Die Augaben der „Illuſtr.“
heſitzen alſo volle Beweiskraft, und angeſichts der
beredten Sprache, die ſie reden, wirkt das Dementi
beſonders unglücklich.

Deutſches Reich.

+ Berlin, 3. Mai. Die Maifeier iſt, ſo weit
bekannt, in völliger Ruhe verlaufen. — Die Voſſ.
Ztg. erklärt die Nachricht, daß der Zar Berlin be-
ſuchen werde, für falſch. — Leutnant M. G. v.
Spangenberg, welcher in dem unglücklichen Gefecht
der Expedition Zintgraff gegen die Bafuti am 31.
Januar ſeinen Tod fand, hat ſich, wie die Tgl. Rund-
ſchau einem Privatbriefe aus Gabun entnimnit, ſelbſt
erſchoſſen als er ſein ſchreckliches Loos vor Augen










Hnzeige-Blatt {ür die Amtsbezirte Heidelberg
Babenbutg, Weinheim, Schwebingen, Philippsbura,
Wiesloch, Brucfal, Bretten, Nedargemünd, MoSbadh,
Eberbach/ Buchen, Walldurn T,-Bifhof8h. Wertheim :e

— — —— — ——









ſah — Bezüglich der Arbeiterſchutzvorlage hat eine
Sitzung der Vertrauenskommiſſion, aus Mitaliedern
jämmtlicher Parteien des Reichstags beſtehend unter
Beiſein des Handelsminiſters v. Berlepſch ſtattgefun.
den und iſt uͤber die noch ſtreitigen Punkie eine Eini-
gung erzielt worden. Insbeſondere iſt eine Einigung
über den Kontraktbruch S 153 herbeigeführi in-
dem man der Regierung entgegengefommen iſt und
derſelben eine Strafbefugniß im Fall des Kon-
traktbruches und des Aufforderns zum
kontraktbrüchigen Niederlegen der Arbeit
zugeſtanden hal.

* Bofjen, 2. Mai. Der Dziennik Poznansti“
will wiſſen, Biſchof Likowski, Adminiſtrator der Dib-
zeſe Poſen, ſei zum Erzbiſchof von Gneſen-Poſen er-
naunt worden. Von gutunterrichteter Seite verlautet
dagegen, die Ernennung ſei noch nicht erfolgt und die
Nachricht als verfrüht zu betrachten.

* Paderborn, 3. Mai. Kürzlich wurde Herr
Domherr und Seminardirektor Kiegetiet aus
Metz, ein geborener Weſtfale, als küuftiger Bifchof
von Paderborn genannt. Die Aachener Ztg. bemerkt
dazu: Abgeſehen davon, das die Liſte der Candidaten
noch nicht von Berlin zurück iſt und die Wahl durch
das Capitel wohl keigem Zweifel unterliegt, glauben
wir gut. unterrichtet zu ſein, wenn wir fagen, daß
Herr Niegetiet ſich unter den vorgeſchlagenen Kandi-
daten überhaupt nicht befindet.

* @ingen, 1. Mai. In einer geſtern Nachmittag
unter dem Vorſitz des Herrn Nechtsanwalt Niemanız
von Wählern der Centrumspartei abgehaltenen Ver-
ſammlung, welche äußerſt zahlreich beſucht war, wuͤrde
einſtimmig beſchloſſen, Herrn Anitsgerichtsrath Bran-
deuburg zu Quakenbrück als Candidat für die bevor-
ſtehende Reichstags⸗Erſatzwahl im Waͤhlkreiſe Bent-
heim⸗Lingen⸗· Meppen aufzuſtellen. Die aniveſenden
Vertrauensmänner der Partei aus Meppen erflärten
ſich einverſtanden. Die Köln Volksztg bemerkt dazu!
(Wir geben dieſe Nachricht unter Voͤrbehalt, da ung
gleichzeitig über Berlin folgende Drahtnachricht aus
Iingen zugeht: „In der geſtrigen Verjammlung des
Wahlkemites der Centrumoͤpartei wurde Landgerichts-
rath Abg. Boͤdiker als Reichstagskandidat für Meppen
aufgeltellt. Hr. Bödiker iſt bekauntlich bereits Mitglied
des Veichstaͤgs, und zwar für Muͤlheim⸗Gummers-
bach⸗Wipperfürth Wir müſſen uns vorlänfig be-
* die beiden Nachrichten nebeneinander zu

ellen.

* München, 3. Mai. Gegenüber der von der All-
gemeinen Zeitung ausgeſprochenen Erwartung, der

Drudg, Berlag't, Erpedition von Gebx. Hubet
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7.











— — —







Ein modernes Aſchenbrödel.
Autoriſirte Ueberſetzung aus dem Engliſchen
30) von (Nachdr. verb.)
Luiſe Roch.

Sie hatte jedoch jetzt weder Zeit noch Luſt ſich um ein
{9 aymijeliges Ding, wie eine @ouvernante ift, zu Himmern,
URB daher mußte Magda, ob gefund oder kraͤnt in ihrer
Stelung bleiben, bis ſich für die vornehme Dame BZeit
würde, ſich mit einer ſo läſtigen Angelegenheit zu

äftigen.

2* Schulzimmer von Mowhray Hall war in einem
der beiden Seitenflügel des mächtigen HauptgebäudeS ge

£gen und zwar derartig, daß man von feinen Fenſtern aus
den Blick auf die Eingangsthlir zur Hale und auf die
Öreiten Stufen Hatte, die zu derfelben Hinaufführten. Die

Inder, welche wegen der Weihnachtsfexien ihre Zeit unge-
Bunden genießen Fonnten, ftanden an Magda’3 Lieblings-
ehnfter, neben und in dem mit weichen Kiſſen bedeckten
* uſtuhl gruppirt, und beobachteten geſpannt die Egui-
Agen, welche nach und nach am Hauptgebäude vorfuhren.

Laben, die nahe Station paſſirenden Zügen waxen meh-
Vere Fuhrwerte von Mowbray-Hall entſendet worden. um
Antrelfende Gäite abzuholen, und die drei kleinen Mädchen
Egrüßten jeden neuen Ankommling mit mehr oder minder
Atüßer Freude. Magda jaß inzwildhen auf einem tieinen

el am Feuer und hHarrte athemlos des Momentes, wo
der Schlag ihr Haupt freffen follte.

Eadlich kommt der Landauer!“ rief Hrace plötzlich,
Und ihre Helle Stimme tönte laut und Mar durch das
t}ä;ner@t glaube, jetzt iſt Großmaͤma gekommen mit

Ethell

Die Räder hielten und/ don einem unerkläxlichen Im-
Yulfe gedrängt, erhob Martha fich um gleichfall8 an’8s




Mderföpfe hHinwegzufehen. i

der Dezembernadhmittag war klax und ſonnig, aber

g}n‘t\t:e;‚eta% %)er Qandauer mit ſeinen Grauſchimmeln ſtand
x Halle. .

Ein ſchianter, ſchöner Mann in langem, koſtbaren Pelze



entitieg. dem Wagen und reichte ſeine Hand einex vor-
neh ausſehenden alten Dame, welche nun ebenfalls aus-
Maada erkannte in derſelben die alte Frau Dane-
court.

„Das iſt Großmama, und ja hurrah — da iſt auch
Zante Ethel! Tante Ethel! Tante Ethel!! riefen die
Kinder frohlockend durcheinander. Dabei trammelten ſie
an die Scheiben biv Fräulein Danecort, welche inzwiſchen
ebenfalls mit Sir Alichs Hilfe den Wagen verlaſſen hatte,
binaufſah und den wilden Kleinen hexzlich zunickte. Der
junge Mann blickte aleichfalls zu den Fenſtern empor, 30g
den Hut und eilte den Damen in das Haus nach. Magda
aber kehrte zu ihrem Sitze am Kamin zurüc.

Eine Stunde fpäter, als ſie mit den Kindern beim
Thee ſaß, trat Ethel in ein anſchließendes, blaues Tuch-
koſtüm gekleidet. in das Schulzimmer und die Kinder
ſprangen ihr entgegen, um ſie zu begrüßen. Vieleicht
waren es die ſie umiſchließenden Aeruichen! welche Fräu-
lein Danecourt hinderten, Maada die Hand zu reichen,
aber ſie nickte und lächelte dem jungen Mädchen zu und
ein theilnahmsvoller Blick ſprach aus ihren Augen. .

„Ich bin gekommen, um eine Taffe Thee zu bitten,
wenn Fräulein Lockhart, die Güte haben will, mir eine
ſolche zu geben,“ ſprach ſie freundlich

Ul Magda ihHr die Taſſe reichte, ſah ſie einen herr-
lichen Brillantrig an dem vierten Finger von Ethel's linker
** leuchten, und ſie wußte, was derſelbe zu bedeuten

ahe.

Während der halben Stunde, welche nunmehr folgte,
erſchien es der jungen Gouvernante, als ob Fraulein Dane-
court’3 Fröhlichkeit eine erzwungene fei, daß ſie bleich und
traurig ausſehe, und wenn ihre Blicke ſich begegneten,
Ethel die ihrigen ſo eigenthümlih niederſchlüge. Doch,
das konnte ehenſo gut nur auf Einbildung beruhen, dachte
Maada, als fie verſuchte in das Lachen ünd Plaudern der
Andexen einzuftimmen.

Nachdem der Thee eingenommen war, ſtand Fräulein
Danechurt auf und ſagte munter ; —

„Wer kommt mit auf mein Zimmer und hilft mir die
Weihnachtsgeſchenke auspacken? Ihr Alle? Nun, dann





lauft immer voran. ich komme fogleich nach.”

Die Kinder Keßen ſich nicht bitten, jondern karmten
davon und liehen die heiden jungen Mädchen allein zurüg,
weldhe ſich nunmehr ſchweigend am Kamine gegenüber
ftanden. Ethel blidte traͤumeriſch in die vothe Glutbh,
Magda’s dunkie Augen dagegen ruhten gedanfenvol und
zürtlidh auf den ſchoͤnen ernften Untlige des glüclichen
Nadchens. welches ſo bald ſchoͤn Sir Alid’s Gemahlin
ſein mürde.

„Frau Mowbray hat mir bereits davon erzählt,“ be-

gann Magda, auf den Ring an Sthels Finger deutend.
Ich freue wich von Herzen und wünfjdhe, daß Sie recht,
recht glüclich werden mögen!”
‚„ danke Ihnen !“ antwortete Sthel; Ddabei ſchaute
fie in tiefen traurigen, glanzlojen YMugen von Magdas
abgehärmtem Sefichtehen, und einem plößliden Impulije
nadhgebenb, - neigte ſie fih, zu der Heinen Gouvernante
herab und füßte ſie auf die Wange. Dann verließ fie
ebenfalls das Zimmer.

Magda Lochart aber blieb wieder ihren trüden Ge-
danken überlaſſen.

41, Kapitel.

„Fräulein Lockhart, Mama wünſcht Sie zu ſprechen.
Sie it in der Bibliothet. *

Die winterliche Abenddämmerung war bereits herein
gebrochen. und Maxrgareths klare ANugen vermochten fauım
die in der Fenſterniſche zufammengekauerte, dunkle Gejtalt
zu erfennen, denn das Kaminfeuer war aus Vernachläfti-
gung * Verloſchen nahe und die Lampe noch nicht an-
gezündet.

Vo iſt Deine Mama, Meg? fragte Magda..

„ 3n der Bihliothek, ich jagte kes Ihnen ſchon D,
%rüuulg}n‚ wir ſpielen ſo hübſch Blinde-Kuh unten in der
alle.

Jortſetzung folgt.)


 
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