Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 61 - Nr. 70 (15. März - 29. März)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0253

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext




© ſind
ugeben.

unge


**
<-63.

é%‘mben‘
gung bei
eioer,
her,
m.

en Zeug-
tehendes

U

ion ein
Familie/
würde
n.

‚an die

@R
-

— —
den an die

> Cautions-
Mannheim:.

ide-






en Damen


bänderuns
vor ‚Be-


ihre Aus-


vorliegen


innen un


3, Näherk

in Inſtit




us,

.





ʒ— ——— —⏑⏑⏑⏑⏑

— S









Sichehit tagltch mit Augnahme der Seun⸗ und TFeiertage,

“ Gamtftags nlit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlid
. ,8R6, 1.20 ‚oOne Zrägerlohn 11., Poftanffelag. . Beftellungen
Bei den Poftanftalten 1, hei der Expebition Zwingerfisaße 7






f — — Nedatteut:
Juline Jeder {n Heidelberg.















Die verehrlichen Freunde unſeres
Blattes ſind gebeten, durch Ver-
; a A theilung von Probe-

nuummern ves „Pfälzer Bote“ waͤhrend
des Wonats Maͤrz an foͤlche Perfonen, welche noch
nicht Abonnenten ſind, zur Verbreitung unferes Blattes
beizutragen. — ſtehen in beliebiger An-
zahl zu jeder Zeit gratis und franco zur Verfügung.
Verlag des „Pfälzer Bote.“





— ꝛ



— — — — — —

VWindlhorf's hahre.





In dem freundlichen ſtillen gimmer das fechszehn
Jahre lang geuge ſeines Betenz und Sinnens
; umb Axb eitens, ſeines Sorgens u. NRingens,
ſeiner Freuden und Leiden war — ID er ſo

Eriing zu den wichtigſten Berathuugen und entſchei-
dendſten Entſchließungen — woͤ er aͤber auch für den
. einfachften Mann, der ſeine Auliegen ihm vortrug,
immer Zeit und wenn es nur guging Rath und


hiftoriſchen Raume ruht er jetzt im weißen Todten-
dewande be ſtreut mit Maiglöcdchen und an-

deren Kiydern des Fruͤhlings, das Antlig ru hig
und milde, die mit dem Roſenkranz umwun-


brennenden Kerzen und Blattpflanzen das Bild
des Gekreuzigten, an den er geglaubt hat, für
den er gekämpft hat, der ſeine Hoffuͤung und Stärke
war: Und von den Vielen, die mit Schluchzen oder
lautem Weinen an dieſem ſo ergreifenden Todtenlager
niederknieten, hob ſo Mancher das thränenfeuchte
Auge, nachdem es auf dem Autlitze geruht, dem jetzt
das Leben entſchwunden iſt, Fzu dem Bilde des Er-
löfers empor, die Seele des thenern Geſchie-
‚denen und die Sache der Kirdhe und des
Leterlandes, für die Windthorſt bis zum letzten
; DauchHe ſich geopfert, Gott empfehlend, bei dem alein
Lroſt und Hilfe iſt.

Die Heimath Windthorſt's war Weſtfalen, das
Land der „rothen Erde“, das ſchoͤn {o manchen ta-

fogenannten Süntelgebirge, wo nach Sage und
Leſchichte die Thaten Wittekind’3, des bekannten





























; —





fruchtharen Thale am Zuſammenfluſſe mehrerer Ge-
birgsbäche, umringt von Teichen, Feldern, Wieſen u.


Im Ddortigen Herrenhauſe wurde am 17. Jan. 1812
Ludwig Soſeph Ferdinand Guſtav Windt-
hor ſt geboren als der Sohn des Rentmeiſters und
Pr. utriusque juris Franz Windthorſt und deſſen
Gattin Klara Joſephine Nievedde, einer
Advokatenstochter von Oſterkappeln. Auf Kaldenhof
verlehte Windthoxſt ſeine IJugendjahre, heſuchte Schule
und Kirche zu Oſterkappeln, bis er in das Haus
ſeines Verwandten, des Dompfarrers Cruſe zu Osna-
hrück, kam und dort auf dem Gymnaſium Karolinum
ſich ausbildete. Nach Abſolviruig des Gymnaſiums
ſtudirte Windthorſt in Göttingen und Heidelberg Juris-
prudenz. Schon als Student gab Windthörft Be-
weije ſeiner Schlagfertigkeit Nır ein Beifpiel. Als
einmal ein großgewachſener, nicht beſonders geiſtrei-
cher Stubent über die kleine Figur Windthorſt's ſpot-
tete, er wolle ihn in ſeine Hofentaſche ſtecken, rief der
kleine Windthorſt dem Prahlhans zu: „Stecken Sie
mich in Ihren Kopf, dann iſt doch auch etwas darin.“

Nachdem Windthorſt die Univerſitäten mit glän-
zemdem Erfolge abſolvirt hatte, begann er ſeine Ad-
vokfatenlaufbahn in Oznabrück. Nachdem
er längere Zeit in Osnabrück als Advokat und ritter-
ſchaftlicher Syndikus gewirkt hatte und ebendaſelbſt
vortragender Rath im Konſiſtorium geworden war,
ſiedelte er 1848 als Ober⸗Appellationstath nach Celle
über. Ein Jahr ſpäter begann ſeine politiſche Thä-
tigkeit, indem er 1849 zum Mitglied der zweilen haͤu—
noveriſchen Kammer gewählt wuͤrde. Am 22. Nov.
1851 wurde er vom Könige zum Juſtizminiſter er-
naunt. In dieſer Stellung bot er ſeinen ganzen Ein-
fluß auf, um die gerade ſchwebende Frage der Er-
richtung des Bisthums Ooͤnabrück zu einem erfolg-
reichen Abſchluſſe zu bringen und überhaupt die Lage
der Katholiken in Hannovẽr zu verbeſſern. Im Jahre
1853 legte er ſein Portefeuille nieder, und ließ ſich
wieder als Abgeordneter wählen. Neun Jahre ſpäter
wurde Windthoͤrſt zum zweiten Male als Juſtizmini ·
ſter berufen, blieb in dieſem Amte von 1862 bis
1865 (21. Okt) und trat mit Wärme für die groß-
deutſche Politik und für die Anlehnung an Oeſterreich
ein, ein Verbrechen', das ihm gewiſſe Leuie heute
noch nicht vergeben haben.

Das verhängnißvolle Jahr 1866 ſah ihn als
Kronanwalt in Celle, welche Stellung er aber nach
der Entthrohnung ſeines Königs und nach dem Ueber-
gang Hannovers an Preußen freiwillig niederlegte.







Hobhengeroldösec.
Ein hiſtoriſcher Roman aus dem 13. Jahrhundert
Nachdr. verb.)

von
FIohann Rarl Zempf,
Dr. yhil, '

Lun bin ich, liebe Frau, doch begierig zu erfahren,
‚Wwas Shr insgefammt nach meinem Verſchwinden angeltellt
Habt,” frug Walther am Schluffe. ;

„Erübe Stunden und bittere, {hwere Sorgen Iuden.fich
au uns, mein lieber Gemahl. Wir konnten uns in der
erken Heit taum faljen, das Pferd kam unverfjehrt allein

‚ &Utüc und kein Sucdhen, kein Blafen, kein Eflufen"ßa[f etwas,

‚8i ausfindig zu madhet, einige Tage und Nächte dureh-
kreifte man die ganze ®egend, aber nirgends einen An-
Haltspunkt, eine Spur deines mohſteriöſen Verſchwindens
war zu entecken Der Kummer waͤrf mich auf das Kran-
Senlager. Die Gäfte zo0gen Irauernd und weheklagend ah,
eine Zeit der Brüfungen und der Entjagungen irat an mi
beran und ein halbes Jahr nach deiner Wegführung jhenkte
mir der Himmel einen Fräftigen Anaben, er iteht jeßt vor
* 42 Saͤhre alt, der Wbglanz,' das Chenbild feines

aters — — — —*

Ein trautes, feſtes Band umfing wieder die Familie.
DBochH ganz war die Sorge bei Walther nicht sewichen, tiefe
Stirnfalten verriefhen dies, darım jeßie er auch jeiner
„‚Hamilie auseinander, dDaß, um eine Wiederholung des Er-
‚Tebten abzujhneiden, ganz Lüßelhart {o bald wie mbalich
wöllig unſchädlich gemact werden müßte, Walther nahın
Nücipracdhe mit dem Truchjeß, ſeinen andern Rathgebern
yab aljeitig Himmte man darin überein, daß mif der Aus-


b nicht, da Herc von Lübelhart von der Flucht Wal-
tberS noch feine Menntniß hHatte, Die Ueberrumpelung des
Schloſſes follte am nächjten Sonntag, wenn die meiften aus
demfjelben in der Kirche zu Seelbac weilten, ftattfinden.
Ym Berrath zu verhindern, wußten uur die Vertrauteften
um die Sache

_ Die nöthigen Vorbexeitungen wurden getroffen, die
Sehnsträger, welche die Truppen zu ftellen hatten und die
Vorſteher der Ortichaften erhielten Befehl, d zur be-











Anzeige-Blatt fr die Amts — — —
Ladenburg, Weinheim, — — —
Vie Loch/ Bruchfal, Breiten, Nedargemünd: MbEh ;
— Yrhen, Maldürnn, .-Bifhofsh. Wertheinuze









in Heidelberg, Zwingerüraße 7,




und einflußreichſte Thatigkeit ſollle aber mit dem Ver-
laſſen des Miniſterſeſſels nicht abgeſchloſſen ſein —
nein, ſie ſollte jetzt erſt recht beginnen und alles
Bisherige nur eine Vorſchule, eine Vorbereitung eine
Nüſtung zu einer Arheit, zu einem Kampfe, zů einer
Aufgabe zu ſein, für die ihn Gott berufen und in die
Velt geſchickt hat. Gott ſchickt nicht blos in großen
Zeiten große Männer: Er erzieht und übt und
kereitet ſie auch vor, führt und leitet ſie durch die
Schule des Lebens und der Erfahrung, bringt fie in
die Lagen und Verhältniſſe und Kreife, die ſie keunen
in denen ſie bewandert ſein wüſſen, am die Pläne
der Vorſehung mit Kraft und Geſchick ausführen zu
helfen. Die Wanderjahre * voraus den Meiſter-
jahren. Das war auch bel Windthorſt der Fall

Qogleich ſchmerzich getroffen durch die Ereignife
von 1866 zog ſich Windthorft dennoch nicht grollend
in einen Winkel zuriick, ſondern trat jofort im Jaͤhre
1867 in bag preußiſche Abgeordnetenhaus und. ir
den norddeutſchen Reichstag, 1871 in den deutſchen
Reichstag ein. Als Vertrẽter des Kreiſes Meppen,
welcher ihn ſtets nahezu einftimmig wiederwaͤhlte, hat
er ſeine parlamentariſche Laufbahn ſeitdem nicht mehr
unterbrochen.

Sollen wix nunmehr die parlamentariſchen Kuhmes-
Veten des Centrumsführer8 feit 1871 aufzaͤhlen?
Das hieße eine vollſtändiga Geſchichte des Kultur-
fampfes und zugleich die innere Geſchichte des nexen
Deutſchen Reiches ſchreiben. Die Hervorragende
politiſche Machtſtellung, welche das Centrum im Reiche
wie in Preußen einnimmt, ift unzweifelhaft vor Alen:
Windthorſt's Werk.



Verliu, 16 März. In der geſtrigen Sitʒung
der Lentrums-Frattionen des Reichtaͤges u.
welche von halb 2 bis halb 3 Uhr

den Centrums⸗ Mitglieder erſchienen.

Der Vorſttzende, Graf Balleſtrem hielt eine
ergreifende Gedächtnißrede, worin er der gemeinfamen
Liebe der Verehrung und dem Schmerz um den Ver-
luſt Windthorſt's Ausdruck verlieh Er woͤlle die
Ereigniſſe der letzten Tage nicht ſchildern auch keinen
Blick in die Vergangenheit oder in die Zukuuft wer-
fen. Die Zukunft oͤhne Windthorſt erfcheine daunkel,
werde aber mit Gottes Hülfe ſich erhellen. Graf
Balleſtrem gedachte dann der hervorrahenden Eigen-
ſchaften Windthorſt, vor allein ſeiner Treue gegen






und Keiter, oder aber ein an den;Pfahl aufgeftelltes Wap-
ven perlündeten das Aufgehot der Krieger.

Eine große Anzahl Fußtruppen mit Bogen und Arm-
bruft, Schleudern und Lanzen ausgerüftet, famwmelten fich
ihon am Samitag. im Burghofe zu Hohengeroldsed. Ein
friegerifches Leben entfaltete fih und allgemein waren die
Mannen geſpannt zu erfahren, wohin der Zug gehen follte.

Walther mit Gefolge, darunter die Edelknechte und der
Zruchfeß, hielt genaue Heerichau uud nahur zum Theil die
Cryerzierübungen felbit.vor. Im Laufen. und Springen, im
Aormieren der RNeihen, im Armbruftichießen,. in der Hand-
habung der Kenle und im Speerwerfen mußten fih die
Leute des Tangz über üben.

Abendz war die Hauptühung und dieſer jahen alle auf
der Burg Anweſenden zu. Mit Wohlgefallen betrachtete
die Burgirau mit Elfa die gelungenen Verfuche und fie mar
gemiß, baß mit einer ſolhen Truppe viel auszurichten fei-
beide batten befonderes Intereffe an der {(Hmucden Abthei-
fung_der Armbruft und Bogenihüben unter ihrem erprob-
ten Feldhaupimann Berthold von Nuvenburg. MNMervige
YUrme fparnten die ſtarle Sehne über den Haft und gut
gezielte Pfeile flogen bis zur Hälfte in das in einiger Ent-
fernung aus Holz gefertiate Hielobjekt. } 6

Mit dem Beginn des SonntagS wurden die Schläfer
durch das Signal aus der Ruhe gewecdt. Sin Heerrufer
rief dann das Nöthige zur Sinhaktuna der Ordnung und
den Zweck des Aufrufs aus, ebenfo erfolgte durch dieſen
bie Ausaabe der Loojfung an die Roſteuführer Nun trat
Pater Hhazinth vor die Kriegsleute und hielt eine zündende
Anſprache und endete mit dem Schladhtgebet, wobei ſich die
ganze Schar auf die Knie warf und das Haupt entblöfte :

„Sant Marey munter und maid,
Alle unsrew not sey dir gesohlait 5

Zuletzt ertheilte er feinen Segen und die Hauptleute
fommandierten: „Helm auf, Helm auf!” ——

Fort aing's nun in grüßter Ruhe, damit die auf



*) Ottofar von Steier &, L. III.
Schulz höf. Leben Bd. 2. pas. Al.



Lüßelhart nicht aufmerffam wurden unter Vorantritt eines
Aähnleing, begleitet von den Scharfichüßen, der feindlichen
Bura zu. — Unten in unmittelbarer NMähe derfelben ange-
fommen, fingen wie aus einem Guſſe die Trompeter an zu
ſchmettern 1und die Tamboure ihre Trommeln zu raͤhren
Zum Angriff erfolgte das Kommando, das Rriegsge-
ichrei ertönte, furzum, alles dies zujammen veranlaßte einen
hölliiden Cärm, geeignet, die ohnedies begeifterte WMenge
noch mehr zum Kampfe aufzuftacheln.
„ Thurmwächter Kublin hatte die Häuflein ſchon einige
Zeit beobachtet, ‚einen plößlidhen Üeberfall fonnte er fich


iangſe zu geben, Srit als er unzweifelhaft erkannte, de
e5 Süßelhart gelte, fing er an Lärm zu {AOlagen und uur
das Allernothiaſte Konnte von den wenig anwejenden Yeiz
ſigen angeordnet werden Nichts ahnend, jaben der Burg-
YHerr, die MRıtter und Sehnsleute von Lüßelhart unterdeffen
in der Kirche oder im Wirthshauſe zu Seelbach.

Kein Wurfgejhoß, kein Heißes Del und Wafler, ja


Sn Diefent Angenblide erfolgte don Dden Kußfoldaten
der Ungriff_aufs Zhor. Raſch {tellten fie eine Berbindung
anitatt der SaNlbrüde her, ihon Hatten andere die Höhe der
Ringmaner mit Sirileitern erreicht, bal fiel Ddie Öug-
brüde herunter, gewicdtige Scheuderbleie und Bleitolhem
Lerſchmetterten Das Doppelihor, entzwei ihlug man das
Fallgitter und kaum eine ®egeniwvehr von innen mar bemerk-
bar. Nur einige Urmbrujtbolzen und Rfeile Nogen über
bas Biel. Sämmtliche antwejenden Anechte und einige
Hörige ellten fid zur Gegenivehr, welche, nachdem ſie
durcdhnebläut, mit dem vorhanbenen Weibsperfonal zum
Schloffe hinausgejagt wurden. Der übrige Cheil der Be-
ſatzuns hatte ſich in den DBergirieb, den leßten Zufluchtsort
zurüdgezogen : doch auch da ereilte ſie das Schidial. Das
Blündern unterfagte Walther bei Todesiirafe, nichts jod
am Eigenthum weggeführt oder entwendet werden, Inutete
der {trenge Befehl. Walthers Blut, im Unblide des
Zhurmes mit dem Sefängniffe wallte hoch auf und er felbit
war der Erfte, weider vor demfelben erfchien und die Fuxz
ſaſſen mit lauier Stimme zur Üebergabe aufforderte. &.


 
Annotationen