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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 271 - Nr. 280 (27. November - 8. Dezember)
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Yenenhutg, Weinheint, Schwebingen, PElippeburg,
Beiegio, Brnchlal, Gretten, Nedargemünb, Moshaxh,
Wborbadı, Yırdeu, Walhüirn, T Bifchoteh. Fertheimn 18.













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— Gepebition bon Szhr., Yuber
ir Heibelberg, Awingerſer aße 7,





— — 0G
Beſtellungen
auf den „Bfälzer Woten“ für den Monat
Dezember werden noch fortwährend bei fämmtlichen
Foftanſtalten, bei anſeren Trägerinnen, ywie in anſerer
Expedilion Heidelberg. Zwiuger traße entgegen-
genommen.
WBerkag des „Pfälzer Bote.“

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2 4 » ” 222

Die Lage de5 Deil. BaterSs in det iſterreich-
ſihel Delegation.

Die Sitzung der öſterreichiſchen Delegation am
letzten Freitag gab dem Konſervativen Franz v.
linger Geteégenheit zu einer Erklärung über
die Jegen wärtige Sage des hl. Vaters.
Herr v. Zallinger jagte ungefähr: „Es könne nicht
Kufgabe des kath ODẽſterreich ſein, mitzuhelfen, daß
die Papſtfrage auz der Welt geſchafft mwerde. Man
weiß, was in Rom Alles geſchehen ſei, um den Papſt zu
verletzen. Kann man €8 den Katholiken der Welt
derargen, wenn wir in Jlalien nicht vogelfrei ſein
wollei, und wenn wir fordern,
haupte der Kirche jene Stellung zurückgebe.







die ihm


angewieſen hatten?
Freiheit und die volle und waͤhre Unabhängigleit des
yi. Stuhles fordern. Zu dieſer Unabhängigkeit, zu
dieſer Selbſtſtändigkeit gehört abex eine feſtfundirte
Souveränität auf eigenem Territorium. Die Geſchichte
hat uns wiederholt Beweiſe geliefert, daß, ſobald die
Souveränität des Papſtes zu leiden hat, auch die
kirchliche Souperänität in Mitleidenſchaft gezogen
wurde. Wer die territoriſche Unabhängigkeit befämpft,
kämpft gegen die Uuabhäugigkeit der Kirxche. Wir
ſahen Rom wiederholt dem Papſte entriſſen, immer
aber murde durch das Dazwiſchentreten der einen oder
Iuderen Macht — auch Seſterreichs — wieder
der Papſt in jein Befigthum zuͤrückgeführt. Heute iſt
das durch die Macht der Waffen allerdings nicht zu
erwarten. Aber
ſich unaufhaltſam Bahn brechen. Die INee:
Ohne ſelbſtſtändiges, freies Oberhaupt keine ſelbſt-
laͤndige freie Kirche“ ruht nicht,
Herzen, die Ueberzeugungen, die
jie Stalien zu: Die r ömiſche Frage ijt feine

Gewiſſen: Laut ruft










nur italieniſche, ſie i ſt eine äußere, eine inter-
nationale, eine katholiſche Eine theil-
nahmsloſe Duldung der Zuſtände in Rom wäre nichts
Anderes, als eine Anerkennung der Revolution gegen
alle legitimen Throne — denn kein Thron iſt älter,
feiner legitimer in der cipiliſirten. Welt, als der Thron
des Heiligen Vaters. Woͤllen die europäiſchen Re-
gierungen der Logik der Umſturzmänner ihre ätzende
Schärfe nehmen, wollen ſie der Legitimität der Throne
und überhaupt der politiſchen und ſozialen Ordnung
die Garantie der Dauer wiedergeben,, Ddann iſt es
höchſte Zeit, dem älteſten und legitimſten Throne in
irgend einer Weiſe zu ſeinem Rechte zu verhelfen.“
Zallinger's Rede erregte in der Delegation
ßes Aufſehen. Hierauf ergriff der Miniſter des


Ddas Wort. Der Miniſter naunte die Papſtfrage ein
Problem, welches große Heiſter und politiſche Köpfe
ſchoͤn beſchäftigt hat. Bis jebt ſei eine praktiſche
Löfung des Problems noch nicht gefunden worden.
Endlich gab Graf Kalnoky folgende prinzipielle Er-
klärung ab: „Die Hegierung iſt ſich der enormen


und haͤlt ſich vor Augen, daß' die Gefühle und die
ſichkeit berückſichtigt werden ſollen. Die Regierung
hat auch nur den Wunſch, es möge die Stellung des
jl. Vaters eine ſolche ſein, welde völlige Unabhän-
und für ihn nothwendig ift, in ſich ſchließt. Sie
möge eine ſolche ſein, die das
Paßſt ſelbſt befriedigt, denn erſt, wenn die Zufrieden-
heit auf dieſer Seite auch daueruͤd iſt, wird der Friede,
wie wir ihn wünſchen, zwiſchen dem Papſtthum und
den italienifchen Königreiche hergeſtellt ſein. Das
find unſere wärmſten Wünſche, und wenn wir
twas dazu beitragen Lönnen, ſo werden
wir nie verfehlen, in dieſer Richtung 3U wirken nach
beſtem Rönnen.“ Hierauf gab der Miniſter zu be-
denken, daß Oeſterreich mit der italieniſchen Nation
befreundet ſei und daß man in dieſes Problem nicht
hineingreifen kann, ohne die Gefühle der italieniſchen
Nation zu verletzen.

Das Wiener „Vaterland“ nennt Kalnoky's Er-
tlärungen „ſehr erfreulich“ „Wir haben zwar nie
gezweifelt, ſchreibt das Blatt, daß unſer auswaͤrxtiges
Amt in der tömiſchen Frage den heute vom Grafen
Kalnoky gekennzeichneten Standpunkt einnimmt, und
die Politik des Grafen Kalnoky *

as













— — — —


Weſen der römiſchen Frage hat Graf Kalnoky mit
einer Präciſion dargelegt und zugleich ſo unzweideutig
feine Wünſche für eine glückliche Löſung dieſer Frage
ausgedrückt, daß er, wie wir glauben, des Dankes
der Janzen katholiſchen Welt ficher ſein kann. Es
Handelt fich in dieſer Sache nicht um ein eigeues
Jutereſſe, ſondern um ein Sntereffe Dder
ganzen katholiſchen Welt, und wir dürfen
deshaͤlb erwarien und beanſpruchen, daß wir, indem
wir folche Wünſche ausſprechen, nicht mißverſtanden,
werden.“

In der italieniſchen Kammer hat. Kalnoky's Er-
klärung einen ſolchen Eindruck gemacht, daß in der
Sitzunz vom Samſtag eine Inferpellation über
die Rede von Bovia eingebracht wurde, Bovio
forderte die Regierug auf, eine Erklärung abzugeben,
Damit n’cht wieder einmal eine Derartige Aeußerung
falle. In Abweſenheit Rudini's erklärte NMicotera,
die Regierung werde am Nontag die Interpellation
beantworten. Iuzwiſchen ſpreche er ſeine Meinung
daͤhin aus, daß von der Regiergng eines verbündeten
Staate8 unmoͤglich derartige, Aeußerungen gemacht
ſein können, da fie wiſſen muͤſſe, daͤß für Italien die

läufige Erklärung wurde beifällig aufgenommen. Die
Worte Kalnokh's wurden ſelbſtredend von der ganzen
Preſſe beſprochen. Der „Diritto“ ſieht darin einen
den Dreibund und ftellt
ihnen alle Aeußerungen franzöſiſcher Miniſter 34
Guͤnften des unanftaftbaren Koms entgegen, während
die vatikaniſche Preſſe Kalnoky’s Worte als ein koſt-
hares Dokument für die Nothwendigkeit der weltlichen
Herrſchaft des Papſtes bezeichnet.

* Gine vernihtende Kriltk

der Anklagerede Ddes Staatsanwaltes Quesnan
de Beaurepaire in dem Prezeſſe des Erzbiſchofs
von Aix hat der gewiß nicht des „Klerikalismus“
derdächlige Paul de Cafjagnac abgegeden: „Man leſe
dieſe Anklagerede,“ ſchreibt Caſſagnge, „und man
wird ihn ihr ſofort die ganze Flachheit, die ganze
Gehäſſigkeit, die ganze Unverfchämtheit des Redners
wie in _ einem Spiegelbilde erfennen. Noch niemals
hat ein franzgſiſcher Staatzantvalt ſeine Worte ſo










Dicfet gleich den früheren

gem Unſinn geſpickt.


weder vor dem Praͤlalen noch vor dem Öreije irgend
welches Reſpektgefühl gehabt. Und dieſer Menſch, der












innere, feine natlonale, keine blos piemont ſiſche, keine

chlechtex — —

Lriminal⸗ Novelle von Carl Ed. Klopfer.
Am nächſten Bormittag, während Leopold in größter
GSejhäftigkeit an feiner Büchern,
lichen Seufzer unterdrücend, Nict ahnte,
wollen feine Chefz ihm zu

2
welches Wohl-

mit hrem Sohne zum Domieil diente.





Schreck über dieſen unvermutheten Beſuch. Sie war ge-


waz fie in eine höchſt fomiiche Verwirruns verſetzte.

ESntihuldigungen placirte fie den hohen Gaſt auf das
Kampee in der /guten Stube,“

ihre Beine nur tragen konnten.



bald wieder nach der Lüche wenn
ſchen der Kochtövfe fie wieder dahin abrief Vor lauter
Hin- und Herlaufen und Entjhuldigungen kam Weller
Hu jehe ichher dazu, ihr den Zwed [cines Beſuches mit-
zutheilen. Er befand fih _ alle Augenblide allein im
Binmer und konnte feinen Bericht nur mit unzähligen
Bıwijchenpaufen herrorbringen,

Als er das Hauz
Lächeln ſeine Lippen.
wirklich zu kamiſch ejen i
ibrem Schreck über den fiuanziellen Verluſt und endlich
in ihren gerührten DanfkesSbezeugungen für die bewundernz-
werthe Guͤte der beiden Shefs ihres vielaeliebten Leopolds.

Zwei Tage ſpäter fand die übliche Caſſencontriruna
ſtatt Weller nahın dieſelbe, dor während Herr Sendler
noch beim Frühitück in ſeiner WoHnung weilte, froh
darüber, daß mit dem beutigen Tage endlich eine

war.
Ferdinand ſtand am geöffneten Eiſen⸗Geldſchrank, dem





jungen Buchhalter den Rücken zukehrend, der an ſeinem

„nerr Hüigel“, fagie er HIB ganz ruhig, ohne ſich
hat die Nürcnberaer Actien-Brauerei ihre
Bestellung redreffirt und das Geld zurückaezogen?

„Nein. Moxcaen it exſt der Termin abgelaufer. Und
de > noch fhreiben, daß wir zu den verlangten
Modalitäten uicht Kiefern Können.“

Meller hielt eine Sekunde den Athem an; er ſchloß
einander, als Habe er ein
RKuhe zurücgewonnen.

Aber mo iſt denn der Betrag von 14000 Mark?“


Hitgel trat raſch hHerau. „Da im linken Treſor das
jchwarze Bortefenill, —”

Seine Hand fuhr zitternd zurüc, als fie den Behälter
leer fand; die Geldtaſche War verjchtwunden — oder wenia-
flens nicht an dem vermutheten Orte.

Meller trat zurück und überließ Hügel den Blas, der


— —


falter Schweiß jeine bleiche Stirne bededite, .

„Umn — beareiflich,“ Hotterte ec mit bebenden Sippen-
„das Bortefenile war doch noͤch geftern Abend da — ich
weiß c3 beſtimmt.“


Leopold itand vOöllig rath-
Anoilt iIOnürte ſeine Kehle zu-
ypeinvolle Pauſe.
begann endlich Weller mit et-
tauntem Kopfichütteln, „ Hätte . Ne — für klüger ge>
Halten! Diejes Mandver iſ doch aar 3ZU plump ! Oder i
SZhre Lage {chon jo verzweifelt, Da Sie zu ſolchen Hülfs-
Mmitteln Fhre Zuflucht nehmen mußten ?”
Qeopold Harrte den Chef entießl au, ohne noch recht

zu wijjen, was er meinte. Diejer legte ihm jetzt ſchwer
die Hand auf die Schultern.

— „Unglückjeltger Menid, Sie haben das Geld — ver-
fpielt Alles?“

{o3 da, eine fürchterliche
Jammen. So entſtand eine

Wiſſen Sie, Hügel !”



a Der andere griff ſich beſinnnnadlos an die Schläfen,
hn trafen diele Worie wie ein glühender —

„Um — Gottes — willen, was denken Sie?

"Daß Sie JOr Leichtlinn zu einem {chier unbeaxeif-
lichei Schritt verleitet hat, verblendeter Thox! ſagte Fer-
dinand umit erhHobener Stimme und finfierem Stirnrunzeln,.
„Sie haben un nicht den „ganzen Umfang Fhrer Secku-
Yation einneltanden, weil Sie vielleicht hoffen dieſes Man-
auo noch früher erſeben zu Fönnen ?“

Hügel ftieß einen Schret aus, drückte die Hände vor’S
Geſicht und mwankte wortlos na einem Stuhl. Seine
SGedanken wirbelten wie im Wahnlinn durcheinander·
Weller hetrachtete ihn Hrenge, aber niht ganz ohne Mit-
feid. Sr näberte fich ihm und faßte ihn am Arme. Seine
Stimme Hang sedämpft, ermahuend.

Bekennen Sie, Unglücdsmen|d, iſt c3 wirklich {o?”

Derr Weller,“ drang eS in Hakberitidten Sägen au8

: Bue i ichwöre Ihnen — bei

meiner. —. Seligfeit — beim Haupie meiner theueren
Mutter —

— „Sa, ja, Ihre Mutter! €E8 war wohl die Sorge um

dieje, Ddie Sie in Ihrer VBerzweiflung zu diejem Fehliritt

verleitet Hat? — Geftehen Ste; _ nur ein unumwundeneS,








offenherziges Befenntniß fanıt Sie vielleicht noch einiger-
maßen retten, wenn es mir nämlihH gelingt, Herın Send-
ler zur Annahme einiger Milderungsgründe zu be-
ſtimmen *

„Über. — um alle Barmherzigfeit ! — wie ſoll — wie
gc}m}? i denn geftehen — wenn ic) aänzlich unſchuldig
in?“

Aber wo iſt denn das Vortefeuille, mit 14,000 Mart?

Weiß ichs? Geſtern wer es nach da, als ich die
Cafie zur Berwaltung fertig machte !”

„Kajeln Sie nicht, daß es jebt Fehlt!” *

ein Gott — ih weiß nicht am Ende — vieleicht
mwäre e8 doch möglih, DdaB — Daß Jemand Cimen Nach-
daß man in der letzten
Nacht — —

(Sortjebung folgt.)


 
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