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Gortftags mit Ubterhaltungsteiinge. . Prei® vierteljährlich
H. 120 ohne Drägerinhn &ı Poltantjelag. Beſtellungen
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- Aulins: Jecler in Heidelberg.
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— BVeitellungen:
auf den „Wiälzer, Boten! für den Monat
bei unſeren Trägerinnen, ſowie in unſerer Expedition
Heidelberg, Zwingerſtraße entgegengenommen.
* Der Quifer and Fürſt Bismard.
Fürſten Biamaret iſt fortgeſetzt Gegenſtand der Umnter-
haltung in parlamentariſchen Kreiſen. Man betrach-
tet diefelbe allgemein als eine nach Friedrichsruh ge-
richtete Mahnung, mit der Oppoſition gegen die Po-
litik der Regierung aufzuhören; vielfäch wird auch
die Vermuthung ausgeſprochen! daß die kaiſerliche.
Kritik der Vorläufer eines entſchiedenen Einſchreitens
gegen den ehemaligen Reichskanzler ſein könne. Soll-
len die Herausforderungen von Friedrichsruh aus
ſich mehren — die Hamburger Nachrichten, das Leib-
blaͤtt des Fürſten Bismarck, ſprechen ſchon von, Vellei-
täten“ (Schwäche) der Regierung — ſo könnte auch frei-
lich in Berlin endlich der Geduldsfaden reißen und
dem Fürſten Bismarck der militäriſche Gehorſam
gegen den oberſten Kriegsherru und ſeine Anord-
nungen eingeſchärft werden. Vorerſt tritt der Reichs-
Anzeiger der falſchen Behauptung des Hamburger
Blaͤttes entgegen, daß Zanzibar 1886, wenn auch
nicht auf Grund von ausdrücklichen Abmachungen
mit England, ſo doch thatſächlich als zur deutſchen
Intereſſenſphäre gehörig betrachtet worden iſt. Das
amtliche Blatt weiſt nach, daß Deutſchland durch den
Vertrag mit England vom 29. Okt. bezw. 1. Novbr.
1886 und dann durch Beitritt zu der franzöſiſch-eng-
liſchen Deklaration von 1862 die Unabhängigkeit von
Zanzibar ausdrücklich anerkaunt habe, mithin unmög-
lich Zanzibar als zur deutſchen Intereſſenſphaͤre ge-
hörig habe betrachten können. Das Abkonimen mit
England wegen Oſtafrika iſt, wie der Reichskanzler
v. Caprivi im Reichstag neulich nachgewieſen hat,
überhaupt nur das Ergebniß der vorgängigen Bis-
marck'ſchen Politik, auf welche beiſpielsweiſe auch die
Preisgabe von Uganda zurückzuführen iſt Man
ſollte meinen, Fürſt Bismarck müßte doch wiſſen,
welche Zugeſtändniſſe er ſelbſt während ſeiner Amts-
thätigkeit an England gemacht hat. Der Reichs-An-
zeiger hätte jeden Taͤg eine Berichtigung bringen
müſſen, wenn er allen falſchen Behauptungen des
Hohegerolosechk.
Ein hiſtoriſcher Roman aus dem 13. Jahrhundert
21 von Gachdr. verb)
Zohann Rarl Bempf,
Dr. phil,
Die Knappſchaft, von der Ankunft der hohen Herr-
ſchaften unterrichtet, ſandte Baten zum Empfange und Ge-
leite aus. Weit von den Stollen entfernt, begegneten ein-
zelıte Mergmänner der wardernden Kohorte und bei der
Grube St Urjula hatte ſich die ganze beramänniſche Schaar
in ihrer ſchwarzen, mit Kapuzen verſehenen Gewandung
aufbelelll
Die meilten der Leute trugen lange Bärte und man
glaubte die Heinzelnmtännden, die fleißiaen, unermüdlichen
Kobolde thatfächlich vor ſich zu haben
Außer den Berginappen hatten ſich die zu dem Bera-
betrieb gehörigen Berarichter, Holzhauer, Köhler und Front-
boten (Watbel) zum Empfange anneſchloſſen!
Die Bejhwerlichkeit des Aufitiegs nahm von Minute
zu Minute 3zu, die Thiere hrachten kaum die Laſt noch fort,
doch endlich war der einfiweilige Bielpunkt von den Vor-
derſten erreicht, einige blieben weit zurück,
Noch nie zuvor hat eine ſo groBe, edle Gefellfchaft die
Bergleute mit einem' Beluch beehrt uid ſich Mühegenom-
men, das Zreiben und Walten der unterirdiſch arbeitenden
Menichen. zu beobachten.
er Dlaß _vor der et urſulagrube war, ſo gut es
ohen auf der Höhe in abgelegener Gegend ging, feſtlich ge-
iOmüdt. Ein Zriumphbogen aus Tannenreifig, Buchen-
und Erlenzweigen und mit Feld- und Waldblumen und
bunten Bändern ausgejchmüdt, bezeichnete den Cingang.
Proben des aus der Erde entnommenen Erzes
Sobald Walther, Herx von Hohengeroidseck den Fuß
guf den Plag ſeste/ brach die Beramannichaft ir ein
Hürmifhes „ Oiig auf“ aus, Thal und Wald ertönte davon
und ein vieifältiges Echo pflanzte ſich von Berg zu Berg.
Bung in derben aber herzlichen Worten vor Walther hoch
erfreut über dieſe Kundgebung dankte herzlich und befahl,
Hamburger Blattes hätte entgegentreten wolen; von
ſetzt an aber dürfte die Regierung die bisherige Zu-
rückhaltung aufgeben; darauf weiſt auch der Umſtand
hin, daß die Nordd. Allgem. Ztg. wiederum zu offi-
ciöſen Mittheilungen benutzt wird Wenn die milde
Form der Berichtigung nichts nützt, wird man ſchließ-
lich zu kalten Waſſerſtrahlen? übergehen, ſo ver-
drießlich auch dieſe Nothwendigkeit wäre.
Ein Berliner Blatt, welches durch Zuverläſſigkeit.
ſich nicht gerade auszeichnet, berichtet: Herbert Bis-
marck habe deswegen ſeine Reiſe naͤch Italien und
Aegypten angetreten, weil es ihm unmöglich geworden
ſei, ſeinen Vater von der Kampfthätigkeit gegen die
jetzige Regierung abzubringen. Sicher iſt, daß dahin-
gehende Schritte ſehr einflüßreicher und naher Freuude
des Fürſten bisher eben ſo erfolglos geweſen ſind.
Hat ſich doch auch das Deutſche Tageblatt, das Or-
gan der hartnäckigſten Bewunderer des ehemaligen
Reichskanzlers zu einer deutlichen Abſage an den-
ſelben entſchloſſen! „Er bemüht ſich, den Lorbeer
ſelbſt von ſeinem Haupte zu reißen,“ bemerkte der
Kaiſer in bitterm Tone gelegentlich des jüngſten par-
lamentariſchen Abends bei Herrn v. Eaprivi. Die
Kritik des Kaiſers war eine ſo freimüthige, daß die
Theilnehmer an jener Feſtlichkeit nur zurückhaltend
darüber berichteten; allein menn der Kaiſer einen
Centrumsmann und einen Freiſinnigen auswählt, um
dieſen gegenüber ſeinem Unwillen über das Verhalten
Bismarcks Ausdruck zu geben, ſo beweiſt ſchön dieſe
Auswahl, daß der Kaiſer eine Bekanntgabe ſeiner
wahren Meinung wünſcht. Die Telegraphen-Verwalt-
ung dachte allerdings kaiſerlicher als der Kaiſer, in-
dem ſie die erſten Depeſchen mit dem Inhalt der
kaiſerlichen Ausſprache theilweiſe von der Beförderung
ausſchloß bezw kürzen ließ Die Angelegenheit wird,
einerlei, welche Erledigung die Beſchwerden dagegen
finden, gelegentlich der dritten Leſung des Poſt Etats
oder der erſten Berathung des Telegraphengeſetzes im
Reichstage zur Sprache gebracht und die Cenſur-
Verhältniſſe am Berliner Haupt-Telegraphenamt einer
gründlichen Beleuchtung unterworfen werden. Neben-
bei bemerkt, wird man dabei auch Auskunft verlangen
über den Vertrag des Wolff ſchen Bureau's mit der
Regierung. Wie es heißt, iſt die Regierung nicht
im Stande, den Vertrag entſprechend dem Verlangen
des Reichstages vorzulegen, weil er nicht mehr be-
ſteht; Fürſt Bismarck ſoll beim Ablauf deſſelben ſich
geweigert haben, denſelben zu verlängern. Gleich-
wohl wäre das Vorrecht des Wolff ſchen Bureau's
wonach deſſen Depeſchen bei der Beförderung einen
Anzeiger⸗s att für die Amtsbezirte Heidelberg,
— — Weinheim, Schwebingen, PhilippSburg,
Wiesloch, Bruchfal, Bretten, Nedargemünd, Mosbad,
Eberbach Brzchen, — TBiſchofsh. Wertheim 20,
Druck/ Berläg ı. Expedition von Gebr. Huber R
in Heidelberg, Zwingerrake 7 %. Sflnffl‚
Voͤrraug genießen, i Kraft erhalten worden. Dieſe
Vorkommniſſe tragen ſicherlich nicht dazu bei, die
Stellung des Hrın. v., Stephan zu feſtigen.
Boltsvereins
für d05 fath. Deutichland
in Köln am 15. Febr 1891, ”
Rede des Hadım. Hr. P. Albert Weiß,
(Profeſſor an der katholiſchen Univerſität zu Freiburg
in der Schweiz.)
Schluß.
Wer war es denn, der den Sag aufgeſtellt hat,
man müſſe das Recht, das öffentliche wie das private,
durchaus unabhängig machen von Sittlichkeit und
Religion, wer anders als der Liberalismus? Wer
hat denn die Lehre in die Welt veingeführt, daß die
Volkswirthſchaft, daß Handel und Verkehr, daß das
Geſchäftsleben und das wirthſchaftliche Glück der
Völker ſo lange nicht gedeihen kann, als man nicht
von der Rückſicht auf Sitte und Religion Umgang
nimmt? Nicht der Liberalismus? Wer hat denn
die Behauptung, daß Kunſt und Poeſie, daß Wiſſen-
ſchaft und Cultur ſich nach den Anforderungen von
Sittlichkeit und Religion richten müſſen, mit ſo viel
Hohn überſchüttet? Doch der Liberalismus? Wer
hat denn der Sittlichkeit und der Religion jede Ein-
flußnahme auf das öffentliche Leben, auf die Geſell-
jchaft, die Politik, den Staat unterfagt, wenn nicht
der Liberalismus?
Was thut aber der Socialismus anders, als daß
er Die Gruͤndehren des Liheraltmus blindgläubig
Vort für Wort nachbetet? Mit welchem Rechte
fällt er aber dann über den Liberalismus her, als
ob ihm dieſer mit ſeinem unſittlichen Syftem des
Gehenlaſſens, mit ſeiner unchriſtlichen Ausbeutungs-
kunſt Unrecht thue? Es iſt wahr, der Soctalismus
iſt das Opfer des Liberalismus, das Opfer auf wirth-
ſchaftlichem, guf ſittlichem, auf religiöſem Boden und
wir können die arbeitenden Klafjjen nicht ſchmerzlich
genug daxob hedauern, daß ſie in ſolche Hände ge-
fallen ſind. Aber der Sociglismus als ſolcher hat
kein Recht, ſich darüber zu beklagen, da er alle volts-
wirthſchaftlichen Lehren, alle ſitllichen, rechtlichen und
ſeinem
Umgekehrt hat aber auch
der Liberglismus kein Recht, ſich mit ſolchem Abſchen
denn dieſer iſt
ſein echtes Kind, das einzig echte, das er hat all
andern, mit denen er groß thut, Wiſſenſchaft, 48
zur nachherigen Befichtigung in Bewegung zu ſetzen
Man war endlich froh, vom beſchwerlichen Ritt ab-
ſteigen zu können mit vollen Zügen genoß man die geſunde,
reine Bergluft und ein bereit geſtellter guter Trunk und
ung zu exzeugen
Großes Intereſſe bat den Gäſten das Teufen; nicht
minder guch die ganz aus Holz oefertigte Majdinerie, die
Erzmühle und die SOmelzhüite. Zie Herren ließen ſich in
an Seileıt Hefeftigten Körben tief in den Schacht hinab und
/ beobachteten den ®ang des Silbergeäders.
/ Nackdem des Merkwürdigite befichtigt und beobachtet,
ſammelten ſich die Herrſchaften und Bergleute wieder vor
Et Urſula und zum Andenken an den Feſttag erließ
Walther eine neue verbeſſerte Bergordnung, ehenſs Iieß er
durch den Truchſeß verkünden, daß die jünaſt angebohrte
Zeche fortan den Namen des hl. Gerold führen ſoll
Hiexauf legte das ganze Berawexkskorps ein erneutes
zffentliches Gelübde ab. Es war ein erhebend feiexlicher
Yit, Freude und Zufriedenheit lagerte auf den Geſichtern
der Bergleute, dankerfühlt blickten ſie zald Walther! bald
ſeine treuhexzige Gemahlin an, ihre Befreier aus Inechti-
ſcher ſklaviſchex Arbeit, Kindex und Frauen lieben es ſich
nicht nehmen,. die Kleider der Herrſchaft zu küfſen
Beffere Beiten und ein wenſchenmürdigeres Daſein
ſollte die Zukunft den Leuten bringen; Walther hat es gut
gemeint, aber ſeine Räthe wollten nicht und thaͤten nicht
nach ſeinem Willen d gln
Unter ſeinem Vater waren die Beraleute nichts mehr
und nichts minder wie Maſchinen, und der Truchſeß Berch-
told hatte dieſe Anſicht noch nicht abgelegt, ebenſo handelten
die Hutmänner, die nicht durch neue erſett wurden, noch
ganz und gar nach den veralteten Prinzipien. Sie ſchal-
teten und walteten mit den Bergleuten noch lauge mit der-
ſelben Härte und Unmenſchlichkeit wie zuvor
Kamen derartige Vorkommniffe und Klagen Walther
zu Ohren ſo beftrafte er die Aufſeher ſtrenat und gerecht,
aͤher gerade der Bergbetrieb, der ſich aller ‚Yeffentkichkeit
ohnedies entzieht, mar für ihn zu entlegen, um felbſtöfters
— und Nachfrage zu haltern. 37 og
Zu den von den Berarichtern erlaffenen harten Bußen
und Strafen zählte Knebeln und Prügeln durchaus , nicht
zu den Seltenheiten.
* *
*
Der Abitieg, die Rückkehr der Gäſte ging befjer und
ichneller vor fih, wie man allgemein annahın. Die fteilften
Stellen des Abvanges wurden zu Fuß zurüdgelegt, erſt auf
beſſexem Wege in-der Thalſohle murde wieder aufgejeffen.
Schen wintte der Ahend bei der Kückunft auf Hoben-
geroldsed. Mit Ungeduld. erwartete die tlene Elja das
Biderſehen ihrer lieben Eltern und welche Freude bei der
Begegnung ! CNa das Muſter eines braven Rindes, hing
mit ganzem Herzen an ihrer: Mutter, ſie wollte ſtels um
ihre Wege, fein, und die Lebren, Sprüche und Erzählungen
aus ihrem Munde hören
Bein Eintritt ins Thor ſtund der Thorwächter Martin
ſalutierend auf der Zugbrücke.
' „SGrüß Euch Gott! Wartin rief ihm Walther zu,
nichts Nues unter der Sonne?“ {
Behüt Herr,” erwiderte er, „NUr einen ſe vorwitzigen,
nichtönußigen BogeliteNler und einen frechen Bauernjungen
hatte ich die Ehre nach meiner Art hHinauszuburteren, i
glaube der Zunge 1/ .
‚0 „Daltein, Martin,” legte Walther ein, „bis hernach,
i lomme gleich wieder zurück und dann ſoilſt Du mir die
Geſchihte erzählen !“
Zalther ritt mit den Gäſten In die Burg und ſobald
er abkommen fonnte, kebrte er zu Martin zurück, {
„Trete herein in die - Wachtitube !“ forderte er Martin
auf und Beide treten in ein kleines dunkles Zimmer mit
Banken, einem ledergepolſterten Lehnſtuhl, einem Tifch und
einer Britiche ausgeftattet. Walther jegte. fich auf den
Stu9l und ihm gegenüber auf die Bank Martin.
Nun/ erzähle mir wa8 bat ſich zugetragen; wie ging’$
zu mit dem: Bogeliteller 2“ frug Walther und. Martin hub
an umfiändlich zu erzählen.: .
Vor dem Mittagläuten ſaß ich auf meiner Bank vor
dem Thore; nur wenige Dienſtteute und andere Bekannt
aingen aus und ein Fremde klopften nichtan 349