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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 221 - Nr. 230 (30. September - 10. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0889

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Ladenburg, Weinheim, Schwebingen, öilippsburg,
Wieslocd, Bruchfal, retten/ Nedargemünd, MoSbadh,
Eeberbach/ Buchen, Walldürn/ T.-Bifdhofsb. Wertheim 26.






















— — 1 | Seidelberg, Donnerkag, den 1. Oktober 1891 — — 22
Arbeiterfrage für den Gemeinbeſitz an Grund und gommenheit durchſieht,



Dringend
erſuchen wir, die rückſtändihen Beſtellungen für das
leßte Bierteljahr 1891 möglichſt raſch bei den Boft-
Anftalten zu machen, damit das pünktliche Eintreffen
der Zeitung vom 1. Oktober ab gefichert ift.



* lleher die foziale Wirkfamkeit der
lithliſchen Litche

Die letzte Zeit hat uns zwei ausführlichere Ent-
gegnungen auf die päpſtliche Encytlita über die Ar-
beiterfrage gebracht, welche in dem gegner ſchen Stand-
Punkte theilmeije überftimmen in ihrem Urtheile über
die foziale Bedeutung der katholiſchen Kirche aber ſehr
geit auseinandergehen. Der Pſeudonninus Kurt
Falt (Bruno Geijer) hat - unter dem Titel „Die
Örıftliche Kirche und der S ozialismug“
eine ſozialdemokraliſche Antwort auf die Eneyklika
Xeo’3 XIIl in großem Stile zu geben verfucht, welche
lich ihm unter der Hand zu einer höchft ergößglichen
ogtaldemokratijchen Kirchen= und Kulturgefchichte ge:
Italtet Hat. Danach ift die Gefchichte der kaiholiſchen
Kirche von den älteften BZeiten bis heute nichts aͤn⸗
“reß, al3 eine fortwährende Bedrückung der Armen
und Nothleidenden ſeitens der Kirche im Bunde mit
der weltlichen Macht. Ob das richtig ift, ſoll hier
Iicht weiter unterfucht werden. E3 genügt vorläufig,
&U fonftatiren, daß das echt ſozialdemokratiſch ift.

Anoch wollen wir es uns nicht verfagen, den ge-
lehrten Ausführungen des Herrn Kurt Falk ſchon
Ate ein anderes, nicht katholiſches, ſondern ebenfalls
Heilweife ſozialiſtiſches Urtheil über die jogiale Be-
Sutung und Wirkſamkeit der katholiſchen Lirche ent-
Egenzuſtellen. Schon vor der pzialdemokratiſchen
utwort des Herrn Kurt Falt hat nämlich auch ein
auptvertreter des Agrar? oder Ackerſozialismus im
deutfchen Reiche fjeine Stimme wider Ddie päpftliche
Encyklita erhoben. Der Schriftführer des deuiſchen
undes für Bodenbeſitzreform, Michael Flür-
Heim, hat von Baden-Baden aus unter dem Titel
Rapſt und Sozialreform. Ein Appell
bon dem falfch' unterrichteten an den
ejfer zu unterrichtend?u Papſt“ einen
Ofienen Brief an Se. Heiligteit Faft Leo XI ge-
ichtet, in welchem

Das Geheimniß der Sreokin.
Von Bernhard Derosne. Nachdruck verb.)
Autoriſirte freie Ueberfetzung von Philipp Freidant)

Vetzhalh? Vielleicht ſtand ſie unter dem Eindruck ihrez
Fraue? trug ſie ſich mit dunklen Unglücsahnungen ?
Arthur, welder fie im Saalbau erwartete, rn
fl‚@lnen Hände in die feinigen, al8 er mit ihr die Treppe

[Mabftieg und betrachtete fie aufmertfamı. Mein armer
8lebling‚ wo ſind Deine rofigen Wangen hingekommen ?
du biſt ſo bleich wie ein Fraiz von Todtenroſen, und
Deine Hände find jo kalt wie Eis, O, das darf nicht mehr
9 Weiter gehen! Wir müflen Maphwood verlaffen und
feieder die Welt zurückehren.“ — „Nein nein,“ rief Eves
üne. „Verlaſſen wir Maphwood nicht, wo ich ſo glücklich
Sevejen bin! Sch bin nur ein thörichtes Kind, wie Du
Iagit; aber i will verfuchen, vernünftig zu werden und
MO al8 eine ernite ran erweijen, damit ih Dir wieder
Sefalle, mein Sreund.“ Lucv war, wie gewohnt, Leije ein»
Etreten/ in dem Augenblic, als Eveline ſo ſpraͤch Arthur
Bot jeiner Srau den Arm und führte beide zu dem Wagen.
venDd fie durch das düftere Dunkel des Abends dahin-
fubren‚ ſchlug der Sprühregen fortgefeßt an die Fenſter des
WWagens, und das Heulen des Windes begleitete 4
‚. Der weite Conzertiaal Ihwamm in einem Meexe von
Sicht und war fchon vollitändig befeßt, al8 Ddie Familie




39)

leijes Murmeln der Bewunderung den weiten Saal. Arthur

Hlbrte Teine Gattin und bahnte fich, gefolat von Lucy,
en Weg durch die Menge bi8 zu den drei Vlägen, welche
Hahe der Bühne für fie refjervirt waren. Sm Vorbeigehen
rubten fie ihre Freunde zur Rechten und Linfken. Der
b“”. ang war noch medergelaſſen; aber das Orcheſter ſpielte
STEIS einige Stüde, al8 fie ihre Vlätze eingenommen
Datten. „ Sier find Brogramme für Sie, meine Damen !”
Iagte YArthur ; „man beginnt fogleich.“ Während er noch
Stach, hob fich der Vorhang, und man {ah ungefähr ein

Boden polemifiert. Wir gedenken auch auf diefen
offenen Brief noch zuxückzukommen. Züt heute be-
gnügen wir uns dainit, dem ſozialdemokratiſchen Ur-
theile Kurt Falks über die ſoziale Wirkſamkeit der
katholiſchen Kirche das Urtheil des Agrarſozialiſten
Michael Flürſcheim entgegenzuftellen. Flürſcheim
ſchreibt im Eingaͤnge fjeines offenen Briefes :

„Die Frage, ob die Kirche es ſtets verſtanden
hat, im Sinnẽ ihres hehren Gründers auf ſozialem
Gebiete zu wirken, iſt eine zu heikle, als daß ich
wagen möchte, vor Ew. Heiligkeit diefelbe zu behan-
deln. Ich möchte, aber wenigſtens nicht bei Hochder-
jelben im Verdaͤchte ſtehen, al3 ob ich mich in dieſer
Richtung gerade ſo ahſprechend verhielie, wie die
weitaus vorherrſchende 3ffentliche Meinung, welche in
der Kirche, ſowohl in Vergangenheit wie Gegenwart,
nur den Genoſſen und Geſchaͤftstheilhaber volksdrück-
ender Gewalthaber ſiehl, ſtets gefügig, wo es galt,
gemeinſam die große Heerde zu ſcheren, ſtets anmaßend
und herrſchſüchtig, wo es ſich um die Vertheilung der
Volle handelte. Wenn diefes Bild, daz ihre Feinde
von ihr entwerfen, wirklich ein völlig treffendes wäre,
können dieſelben dann wirklich glauben, daß daß die
katholiſche Kirche heute noch nicht nur beſtehen,
jondern ſogar dem ſtaunenden Auge der Welt das
Bild eines Rieſengebäudes bieten würde, das in
ſeinem einzig daſtehenden Gefüge beinahe zivei Zahr-
tauſenden getroßt hat, anſcheinend für die Ewigkeit
gefeſtigt erſcheint? Und nicht nur bedarf ez
der Wahrheit als Grundftein des Baues, auch der
Weiterbau und die Erhaltung wird unmöglich, wenn
nur die Sandgrube der Lüge das Material liefern
ſoll, das zum Weiterbau und zur Erhaltung nothwendig
iſt. Ein Bau, der ſo lange und ſo feſt beftand, wie
die katholiſche Kirche, kann nicht auf Lügen gegründet
ſein.“

Weiter ſchreibt Flürſcheim über die ſoziale Ver-
gangenheit der katholiſchen Kirche Folgendes:

„Es iſt für mich feſtſtehend, daß, wenn die ſozialen
und politiſchen Thaten der Kirche nur in der Richtung
zu finden geweſen wären, in der ihre Gegner ſie fuchen,

— ——









hmfe aufgeftellt, vaz Bublitum begrüßten. Das Orchefter
egann eine Symphonie zu {pielen, und einer der ſchwaͤrzen

ſolche längſt dem verdienten Untergange hätte anheim-
fallen miiffen. Daß fie heute nach einein bald zwei-
tauſendjährigen Beſtehen fefter daſteht als je, wäre
mir allein ſchon ein Beweis dafür, daß dieſe Thaten
im Großen und Ganzen den Anſprüchen mindeſtens


ſtellte Und wirklich muß Jeder, der die Seiten der
Geſchichte nicht mit den Augen totaler Voreinge-

Sänger hatte mit ziemlich hübſcher Tenorftimme mit dem

ortrage einer befannten Oper begonnen, als der Konzert-
faal von einem durchdriungenden !
wahricheintich der Weheruf einer Frau Es entitand ein
Augenblick des Schreckens, welchem eine große Bewegung
im Saale folgte. FJedermann erhob fich und verfuchte zu
erfahren, was vorgefallen jei. Meilten in dieſer Aufregung
durchbrach plößlihH Arthur Sutherland, blaß wie ein
Schatten die Reihen der Anweſenden und trug ſeine ohn-
mächtige Gattin auf den Armen ins Freie, Luch Suther-
land folgte in größter Gile. Es dauerte eine Zeit lang,
bevor das entfeßte Bublikum begriff, was vorgefallen war.
Was hat ſich denn zugeiragen? Eveline, welche ſich an-
ieinend in guter Gejundheit befand, het? auf ihrem
Programm den Namen eines der Sänger gelejen, dann jenen
entſetzlichen Schrei ausgeftoßen und fiel dann in Ohnmadt.

12, Kapitel.
Gaſton Lenvir.


und das Hotel von St. Maria. das Haus Welden be-
herberate die meiſten Fremden, welde nach St Maria
kamen; ob die auf die vorzügliche Mittagstafel oder auf
den ausgezeichneten Stand der Hremdenzimmer, auf die
bezaubernde Liebenswürdigfeit der gefälligen Wittwe, welche
da? Hotel leitete, oder auf ihre bier hübſchen Töchter zu-
rüdzuführen ſei, kann mit Sicherheit nicht behauptet werden.
Als die ſchyarzen Minnefänger von Si. Maria ankamen
und fid nach dem leßten Hotel erkundigten, wies man ſie
zum Hotel Weldon und in Folge deſſen luden dieſe ausge-
zeichneten Kerſbnlichkeiten ihre Kiften und Kaſten in dem
genannten Hotel ab. |

An dem Morgen nach dem Conzert war in dem ge-
räumigen Speifejaale des Hotel8 eine lebhafte Gejellichaft
verjammelt. Sie beſtand au3 den vier Fräulein Weldon,
einigen jungen Mädchen des Dorfes und etwa einem halben
Fubend der ſchwarzen Sänger. Sie waren in einer erregten
Unterhaltung über das Conzert vom vorigen Wbend bhe-


vor Allem die

großartigen
auf dem Gebiete

der Wohl-
Was ſie auf dem der land-

Leiſtungen der Kirche
thätigkeit bewundern

wirthſchaftlichen und techniſchen Arbeit, der Künſte
und Wiffenſchaft leiſtete, iſt befannt. Mag ihr be-
züglich ihrer politiſchen Thätigkeit ſelbſtſüchtiges

Hexrſchaftsintereſſe vorgeworfen werden, Thatſache ift,
daß das Ergebniß in bvielen Fällen der Sieg über
weit gefährlichere, ſchädlichere Selbſtſucht war. Unter
dem Krummſtab wogHnte es ſich gut naͤch dem Voͤlts-
ſxrüchwort, entſchieden beſſer. als unter dem Ritter-
ſchwerte. Wenn denn doch Unterdrückung ſein mußte,
weil das Volk meift nicht verſtand, ſich feiner Haut
zu wehren und ſeine Peiniger zu Boden zu werfen,
ſo war die, welche einẽ geiſtige Quelle entftammte —
deren Beſchaffenheit ſich ſelbſtverſtändlich nach den
Eigenſchaften des gefammten geiſtigen Quellengebietes
richtete immer noch der auf dem rohen Fanftrecht
beruhenden vorzuziehen. Die Geſchichte keines Volkes
zeigt dies deutlicher, als die des engliſchen.
lehrreich iſt jene der ſogenannten Reformatiousʒeit,
welche von den ausgedehnten Konfiskationen der
Kixchengüter durch den Tyrannen Heinrich Vl bhe-

richtef“
Flürſcheim verbreitet ſich weiter über die Auf-
der Klöſter in England und die nachtheiligen

Beſonders

hebung
Wirkungen dieſer Maßnahmen in wirthſchaftlicher Hina
ſicht. Wir können jedoch auf weitere Citate verzichten.
Die angeführten Urtheile eines Mannes, welcher der
Athnliſchen Kirche perfönlich ſehr fern ſteht, über die
Vergangenheit der latholiſchen Kirche ſind jedenfalls
genügend, um die Geſchichtsmacherei eines Sozial-
demokraten zu beleuchten, welcher bewußt zuſamiuen-
ſucht, was irgendwie gegen die katholiſche Kirche und
ihre ſoziale Bedeutung in der Vergangenheit zu ſprechen
ſcheint Das aber hal Kurt Falk nach eigenet Aus-
ſage gethan und dazu noch ungeſchickt genug Er
mag ſich darüber mit Herın Nichel Flürſcheim weiter
abfinden. Es wird ihm übrigens auch anderwärts
noch weiter heimgeleuchtet werden, damit ſeine Geſchichts-
kenntniß hell zu Tage tirete.



Aus Baden.

Heidelberg, 29. Sept.

— Zreifaches Hoch aus der Pfalz! — Den
vortrefflichen Wahlmännern in Baden gewidmet in
der Pf. Ztg.:

Grüß' Euch Gott! Ihr lieben Brüder,
Endlich habt Ihr einmal wieder

Lommelte, während ihr Blick an der Eingangsthüre haftete :

Mädchen war merkwürdıg hübſch, mit. ihren
langen, goldbraunen Loden und ihrem in eine Art von
biolett übergehenden blauen Augen, € war Sophie Weldon,
die zweite Tochter der Wirthin und e$ lag auf der Hand,
daß fie mit Ungeduld dem Eintritt von irgend Zemanden
entgegen jah. Ihr Stilihweigen fiel auf.“ Vas hat
nur unfere Sophie diejen Morgen ?” frug die Dame des
Haufes; „fie pflegt doch fonit nicht ſo {tille zu ſein; heuſe
aber ſibt fie da, feierlich und ſtumm — undich glaube bei-
nahe — Gott verzeihe e& mir — daß jie die Tpüre Üüber-
wacht.“ — „Die Thüre überwachen ?” wiederholte ſpöttiſch
die älteſte Schwefter Sophiens. da jagt man weit befier,
fie wartet auf Hertn Lenoir.“ Die rofigen Wangen
Sophiens färbten fich einen Ton tiefer und die ganze Ge-
Ellichaft brach in Iautes Lachen auß. „Senvir ift ein glüc-
licher Kerl,“ ſagte einer der Sänger, „aber er iſt daraͤn
vollftändig gewöhnt. Ich weiß nicht, welchen beſonderen









Seſchmack alle die Dumen befibßen, welche für ihn Ihwärmen;
denn ich möchte darauf ſchwören daß er ein Halbblutneger
iſt. — „Wer, Er ?“ frug ein neuer Sänger, welcher foͤchen
in nachläffiger Haltung eingetreten war; niot wahr, Ihr
vebet von mir, nicht wahr?” G3 herrichte überall beitürzte8
Schweigen und die indigoblauen Augen Sophiens murden
glänzend wie die Sterne, „Reden! , ... ‚ Nein! 8ch
möchte vor dieſen Damen nichts gefagt haben,“ {agte ein
anderer Sänger. „Braun bemerfte joeben, daß Sie ein
MNeger feien, ohne Sie aber beleidigen zu wollen Apropos,
find Sie wieder ruhiger geworden über die Unterbrechun-
mitten in Ihrem Vortrage geftern Ubend ?“ —
was_ war denn dies ?“ frug Lenvir „Weiß man denn, wer
die Dame ift, welche aeſchrieen hat und dann bewußtlos
wurde?“ — „E3 ift Frau Arthur Sutherland von Mapyh-
mo00b,“ erwiederte die ältejte der Fräulein Weldon; „mir
dünkt, daß die Hiße an ihrem Bufale Ichuld trägt, denn fie
iſt eine Dame von jehr zarter Gefjundheit.“

(ortſetzung folgt.)

„Teufel,



griffen, ausgenommen ein junges Ladchen welches an einem
Fenſter ſaß ünd mit ihren Fuͤhen ungeduldig auf den Teppich


 
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