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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 161 - Nr. 170 (19. Juli - 30. Juli)
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— —
2 ( mit Autuahw⸗ der Sonne und Feiertage-
—— — — Breis vierteljährlich

2

*2* —
— — — — — *
lel 7 Lerentwortlicher Nedalteur:

Hulins Jeder in Heidelberg.

Veſtellungen

Yn M „Pfälzer Boten“ für die Monate

u. September werden jetzt ſchon bei ammt-

* Poſtanſtalien bei unſeren Trägerinnen, ſowie in

al “* Erpedition Geidelberg, Zwingerſtraße?
egengenummen

Berlag des „Pfälzer Bote.“







Gin %u@etvtnöei;. |

Straffammer die Verhandſung in der

Ihe gegen die feit Monaten verhafteten Han-
e wegen Wuchers. Angeklagt ſind:
er 56 Jahre alte verheiraſhete Handelsmann

ir A Hammel, geb in Neufreiftett, wohnhaft da-


woen erſchwerten Wuchers und Anſtiftung


Q Der 47 Jahre alte, verheirathete Handelsmann
* —— Schmieheim wegen mehrfachen
Uckundeufaͤlſchung Beihilfe zum erſchwerten
© und Untreue;
%/ Der 42 Jahre alte, verheirathete Gärtner und
ndler Zofef Iſenmann, geh in Hofmweier,
4 tiin Oberkirch, wegen mehrfachen Betrugs,
8 zum erſchwerten Wucher und Urkunden-

A Ba 368 —
Jahre alte, verheirathete Handelsmann
Caſſewiß von Schmieheim wegen Unterſchlag-


Der o9 Jahre alte, verheirathete Handelsniann
Dreyfuß von Schmieheim, wohnhaft in Offen-
8 Wegen mehrfachen Belrugs, Hehlerei, gewerbs-
8 erſchwerten Wuchers und Anſtiftung zum
$a 6 Der 24 Jahre alte, ledige Handelsmanx David
rn. Sohn des oben genanuten Abraham Hammel,
en Noheinbijhofaheim, wohnhaft in Offenburg,

9 Beihilfe zum Betrug.
ler%“ Verhandlung iſt Folgendes zu, entnehmen
8* am Hainmel hatte an Ludwig Guͤtle in Dorf

8 Pferd für 500 Mark ‚verkauft. ,, Hammel

das Pferd gerne wieder. Er ſchlug dem Gütle
—— — —









für Stadt



— 23 Zuli —






einen Tauſch des Pferdes gegen zwei Kühe vor.
Gütle ließ ſich durch die Zuſicherung, daß die eine
Kuh eine gute Milchkuh ſei, zum Tauſch bewegen,
gab ſein Pferd gegen ein Aufgeld von 150 M. wieder
her. Die Kuh gab wenig Milch. Gütle verkaufte
ſie wieder dem Hammel um 150 M. Das Pferd
verkaufte Hammel alsbald wieder für 650 M., die
Kühe hatte er kurz zuvor für 440 M. gekauft Um
den Gütle’zu beſchwichtigen, verſprach ihm Hammel
eine Kuh um den Ankaufspreis von 100 M. und
erhielt auch ſolche. Hammel hatte die Kuh aber nicht
um 100 M., ſondern zu 67 Mark kurz zuvor gekauft.
Ferner ſtellte Hammel bei Gütle eine Kalbin zur
Fütterung waͤhrend eines Vierteljahres ein, ohne
dem Gülle irgend etwas zu geben. Unverſchämter
kann man wohl den Handel nimmer treiben.

Am 2 September 1890 verkaufte Hammel dem
Joſef Danner von Durbach eine Kuh zu 340 Mark
unier dem Vorgeben, dieſelbe gäbe täglich 12 Liter
Milch und kalbe in 14 Tagen. Die Kuh war höch-
ſtens 200 M. werth und gab täglich? Liter Milch.

Am 29. Dezember 1890 ließ ſich Hammel von
Durlacher einen von Karl Schnaiter in Oberharmers-
bach über 2550 Mark acceptirten Wechſel übergeben,
von dem er annehmen mußte, daß er nur durch eine
ſtrafbare Handlung in den Beſitz des Durlacher ge-
kommen ſein konnte Hammel verwendete den Wechſel
zur Einlbſung eines andern Wechſels über 2150 M.
bei der Ortenauer Kreditbank hier und behielt den
Reſt mit 400 M für ſich.

Durlacher iſt angeklagt, daß er den Georg Him-
melsbach von Steinach durch die Vorſpiegelung der
falſchen Thatſache, Himmelsbach ſolle dem Durlacher
bei dem Hofbauer Halter einen Rappen kaufen, der
Rappe werde von Durlacher bezahlt, mit dem über-
gebenen Thaler ſolle er das Angeld bezahlen, zum
Ankauf des Pferdes für 700, Mt. veranlaßte. Him-
melsbach folgte das Pferd dem Durlacher aus, diefer
verkaufte e& wieder und behielt den Erlös für ſich,
während Himmelsbach den Kaufpreis an Halter zah-
len mußte. Um den Reſt des Kaufpreiſes für das
Pferd an Halter zahlen zu können und zwar im Be-
trag von 234 M., wollte Himmelsbach eine Kuh ver-
kaufen. Durlacher bot ſich dem Letzteren an, die Kuh
zu verkaufen, den Halter zu bezahlen und den Reſt
an Himmelsbach auszufolgen Himmelsbach übergab
dem Durlacher die Kuh, dieſer verkaufte ſie, behielt
aber den Erlös wiederum für ſich, ſo daß Himmels-
bach keine Kuh mehr und auch kein Geld hatte, den
Betrag von 234 ME an Haͤltes aber immer noch



m Kampf unı's Dafein.
54} Er%hmlmg nach Hesba Stretton von H. v. Remagen.
(Nachdrnck verboten.)

die «Davy!“ nef Elgbeth und jank neben der Pritiche auf

neehe%m“- „Davy, {prih zu mir !“ flehte ſie, ihr Geſicht
da8 jeine: in ‚die, Niffen drücend.

fügteleine E(3bheth !“ "hauchte eı jhwach, dann, aufblicend,

d eer jinzu: „und Suklid.“ Er wollte ſichtlich zeigen

Trener die Beſucher erkenne‘ und ſich über ihr Kommen

„ Nieb arü ; ; bli it un-
eber Davy!” grüßte Euklid und hlicte mit un
Ölihem imi?Ieib zu ihmn nieder...So _ beruhigend wie

Hmn Wort des alten Mannes _ war ihmn außer Dder
“nberme jeiner Mutter und jeiner Schweiter noch keine?
* * enſchen Stimme in's Ohr geklungen. Und als
dellt zum Danke für dieſen Gruß Euklid nun länger anr
Büge eb\ fo-mild, {o freundlich, {o-friedlich meinte er die
Noch 268 Jonft ſo finjter.und mürrijh dreinblidenden Alten
Ynr 713‘9 Gejehen zu haben! Es war eben der Euklid von

ünf Sahren, der in jeiner Borftelung lebte,

— Höhnte er Leife,
ßetb@b‘.‘fllb nickte ſchweigend mit dem Kopfe, während Els-
IS erfaltende Hand aufhob und zärtrich küuͤte
es iſt HUT meinem Leben hat der Fluch gelegen, aber
1a nun bald überftanden,“ Ächzte David weiter
And fr ‚ Davy,“ iröftete El2beth, „wenn. Du wieder zeſund
on bilt, dann ziehen wir Beide weit, fehr weit weg
Noch IF' Wo Du dann al8 ein ehrlicher Menſch leben und

Tücklich werden kannjt.“

und bleibt. bhefjer ſo. wie es i{t,“ erwiderte er fanft
Hie quei® mit {einer weißen, Inocdhernen Hand zärtlich über
befier flg\ge der Schweiter. Nach der Mutter Tod war’3
jonj 208 mirgefchieden blieben, Liebe EIS, ih würde Die
Wwird 4 in mein Unglück hineingezogen haben Der Roger
Dich ein guter ®atte werden, und jedenfalls beffer für
Dann meen fönnen, als es mir möglich geweſen wäre.

enkt zuweilen an mich. Ich Hab’3. ſchlimm gehabt

..... „im Ge-
















Anz eige⸗B lLatt für vie Amtsbezirle Heidelberg
Labenhurg, Weinheim, Shwebingen, Philippahurg,
Wiesloch, Bruchfal, Bretten, Nedargemünb, ämoßbag_.‚’
Eberbach· Buchen/ Wallbürn/ T Biſchofeh Werthehn .





Druc, Verlagn Expedition von Gebr. Huber
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7,



ſchuldig war. Um Geld zu erhalten, wollte Himmels- .
bach ein Pferd verkaufen. Durlacher kaufte es gegen
Baarzahlung Himmelsbach erhielt aber nur 290 M,
den Reſt bekam er nicht.

Weiter iſt Durlacher beſchuldigt, daß er den Him-
melsbach durch die falſche Vorſpiegelung, er werde dem
Himmelsbach ein von Iſenmann zu kaufendes Pferd
gut verkaufen und ihm den Erlös ausfolgen, zum
Ankaufe eines höchſtens 500 M. werthen Pferdes zu
700 M. veranlaßte, das Pferd an ſich nahm und es
gegen ein altes Pferd und ein Aufgeld von 470 M.
vertauſchte und den Erlös für ſich behielt, während dem
Himmelsbach wegen des Kaufpreiſes gepfändet wurde.

Den Joſef Schille von Bolleubach wußte Durla-
cher unter allerhand falſchen Vorſpiegelungen dahin
zu bringen, daß dieſer von Hammel ein höchſtens 400
Mark werthes Pferd für 680 M. abkaufte Das
Schlimmſte, was Durlacher vollbrachte, iſt das, was
er gegenüber dem Karl Schnaiter von Oberhammers-
bach ausführte. Schnaiter kam mit Durlaͤcher durch
Viehhaudel in Geſchäftsverkehr. Im Jahre 1890
wußte Durlacher das 12- und das 10jährige Maͤdchen
des Schnaiter dahin zu bringen, daß dieſe den Namen
ihres Vaters auf je ein Wechſelformular ſetzten, Dur-
lacher füllte die Formulare dann in der Weiſe aus,
daß er als Ausſteller des Wechſels je 1350 M, auf
den Acceptanten Schnaiter zog und die Wechſel dann
als ächt durch Abraham Hammel hier bei der Orten-
auex Kreditbank diskontiren ließ. Im Dezember 1890
wußte ſodann Durlacher dem Schnaiter ſelbſt durch
verſchiedene falſche Vorſpiegelungen zur Abgabe eines
Blankoacceptes zu verleiten. Durlacher ließ dann
das Accept von einem noch Unbekannten auf 2550
Mark ausfüllen und übergab dann den falſchen Wech-
ſel dem Hammel zur Einkaſſirung bei der Ortenauer
Kreditbank.

Im Januar d J uͤbergab Durlacher dem Hammel
abermals einen auf gleiche Weiſe von Schnaiter er-
langten Wechſel über 1950 M. zur Diskontirung bei
genannter Bank.

Weiter iſt Durlacher beſchuldigt, daß er dem Ham-
mel und Dreyfuß dadurch zum Wucher Beihilfe lei-
ſtete, daß er Wechſel und Perſonen zu Hammel brachte,
Pferdekäufe theils ſelbſt abſchloß, theils bei denſelben
zum Vortheil des Hammel und Dreyfuß mitwirkte.

Im Auguſt v. J. übergab Michaef Schilli von
Fröſchenbach dem Durlacher einen Wechſel über 240
Mark zur Einkaſſirung, Er zog das Geld auch ein,
lieferte es aber nicht ab, ſondern verweudete e& im
eigenen Nutzen.

P







5 — ſchlimmer kann’3 in der Hölle nicht werden
ür mich.“

„Davy ! Davy! weinte Elsbeth, „Jag’ nicht, daß Du in
die Haͤle ME

„Du bift nur unglüclich geweſen, Davy aber ſchlecht
hiſt Du nicht,. ſchlecht kannſt Du ja auch gar nicht ſein,“
tröſtete ihn Elsbeth.

„a wenn ih’$ fo gut getroffen Hätt’, wie der Roger,”
murmelte er, „e8 hätt' wohl ein rechtſchaffener Mann aus
mir werden koͤnnen; jetzt aber iſt alles vorbei.“

Der liebe Golt weiß, daß Du niht Schuld haſt an
Deinem VBerderben,“. ſchluchzte Slsheth.

„Und Gott wird Dir vergeben, David,” nahm nun
Fuklid das Wort. „Hat nidht auch der Erlöſer bei ſeiner
Kreuzigung dem reuigen Miſſethäter verziehen, der zu fei-
ner Rechten hing? Du biſt nicht ferner vom Paradies, als
dieſey reuige Sünder e& war, Dayid.“'

Es waͤr als ob ein Retter ihm winkte, ſo leuchtete es

bei dieſen Worten hoffnungsvoll in David's Blick er
drückte die Hand der Elsbeth feſter mit ſeinen zitternden

Fingern


ſeines Zuredens und ſo nahm er denn all' ſeine geiſtige
Kraft zufjammen, um das begonnene Werk auch zu einem
auten Ende zu führen. „Herr, gedenke meiner in Deinem
Reiche! — ſo bete und ſei verſichert: Der Herr macht Alles
gut, was die Welt an Dir verſchuldet hat.“

Dicke Thränen rollten dem alten Euklid die tief ge-
furchten Wangen herab als er gewahrte wie David mit
durſtendem Blicke ihm jedes ſeiner Troſtesworte aleichſam
vom Mund entgegennahm
ſprechen, aber die Zunge wollte ihm verſagen.

„O. daß dem ſo wäre, wie Ihr jagt, Euklid! — das
war Alles, was er ſtammelnd hervorhrachte. _

„Es iſt gewiß 1o, David,“ rief Slobeth mit Innigkeit.
„So wahr ich Dich liebe, ſo wahr liebt Dich der Herr und
er wird Dich nicht ewig zu Grunde gehen laſſen!

In dieſem Augenblick klopfte der Wächtex von draußen
an der Thür und rief dann durch das Guͤckfenſterchen her-







laufen; ſie hätten nur noch wenige Minuten zur Verab-
ſchiedung. Elsbeth legte ihr anmuthiges Gefichtchen neben
die von kaltem Schweiß bedeckte Stirn des ſtexhenden Bru-
ders und ihre zaxte Hand auf deſſen bleiche Wange. Zu
ſagen hatten fie ſich nichts mehr und die letzten Augenblicke
verflogen ſchnell.

Leb' wohl, Zavid, ſchluchzte der alte Euklid ibm die
44 ſegnend auf's Haupt legend.„Gott ſchenk Dir feine

nade!

. „Sebt wohl!” bauchte David ſchwach Es war ia
mein Wille nicht daß ich zum Diebe geworden bin. ...
Leb' wohl kleine gute EI8 !”

Es war ein langer heißer Ruß, mit dem die Schweſter
von dem Bruder Abſchied nahm. Dann mutzten fie die
gelle verlafjen ſchyellen Schrittes gingen ſie hinaus.

Der Abend rücdte langjam vor; in David’s Belle be-
ganın eS 3zu dunkeln Der Wärter trat Herein, um das
Saslicht arzuzünden, aber David bat ihn, noch zu warten.
die Dämmerung ſei ihm angenehmer. Er hielt das Auge
auf das Stück Lichteren Himmels gerichtet, welches durch
das Gitter des Fenſters halb hereinleuchtete Er war alein.
Vas er noch liebte, davon hatte er Ahſchied genommen auf
ewia Keiue Hand war wehr da, um die jeinige zu halten
ſo lange die eiſigen Finger noch für einen liebenden Druck
empfänglich waxen; kein Mund, um ihm noch ein Wort
des Troſtes und der Hoffaung in’s Ohr zu jagen, das nun
für aNle irdiſchen Tone ſich zu ſchließen begann; keine Hand,
die ihm auf die Stirn ſich gelegt und ihm bekundet Hätte,
daß er nicht verlaſſen ſtehe auf der Schwelle zwiſchen Zeit
und Ewiskeit.

In gewiſſen Baufen luate der Wärter durch die dicke
Thür und überzeugte ſich in dem dämmernden Zwielicht
daß der Kranke ſtil liege und nicht durch irgend ein Zei:
chen belunde Hülfe nöthig zu baben Was für Hülfe hätte
auch ein ſolchex Mann dem Sterbenden noch biefen koͤnnen?
Der Hausgejſtliche hatte gethan, was ſeines Amtes geweſen,
Cuklid und Elbeih Alles, was unter den obwaltenden trau-
* Umſtänden die Freundes und Geſchwiſterliebe ver-
mochte.

Zuletzt kam eine Krankenwärtin, um nach ihm zu ſehen


 
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