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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 281 - Nr. 290 (10. Dezember - 20. Dezember)
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WE unı regtes a Autnabus der Goune mid Beiertage
Gomfags mit Unterbaliungsbeilage, vPreis vierteljaͤhrlich
E 1.20 0ore T agerlebn n Boßanfiehlag: Beſtellungen
den Poßanfranen . bei ver Brbabitten Rwingerfiraße 7,

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für Stadi

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Ladenburg, Weinbeim, Schmesingen bilıppsbutg,
BWiesloch, Bruchfal, Breiten, Redargemiütnd, Mosbath,
— Yurchen, Waldihn, T.-Bifchofsh, Werthein ı;
















ÖeLazxkıWuLslher Kedalteur:
Ayltına Aeder in Heibelberg.

u. 280








. zun



VEGG0060600080000008
Beſtellungen

uf den „Bfälzer Boten für die Nonate
Januar Februar, März werden jetzt ſchon bei

ammiſichen Boftunftalten, bei unſeren Trägerinnen.
vwie in anſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
ſtraße 7 entgegen jenommen.

Verlag des,Pfälzer Bote.“

Br. Sriftentdum un Sozialdemolratie.

Ueber dieſes viel beſprochene Thema hat Herr p.
Vollmar ſich, wie den Leſern des Pfälzer Boten
bekannt, auf dem dritten badiſchen Arbeit:rtage zu
Freiburg in einer zweiſtündigen Rede verbreitet,
um den Beweis zu liefern, daß die Sozialdemokratie
ſich mit der chriſtlichen Religion woͤhl vertrage.
Wollte man Herrn v. Vollmar glauben, ſo hätte er
eigentlich noch mehr bewieſen. Nach ihm waͤre der
Kommunismus das eigentlich chriſtliche Wirthſchafts-
ſyſtem. Gerade die grundlegenden Gedanken der So-
zialdemokratie ſeien urchriſtliche. Ueberall im Neuen
Teſtament finde ſich die koͤllektiviſtiſche Idee vom
Gemeineigenthum, desgleichen bei den Kirchenvätern
und im Kirchenrecht. Später habe man freilich die
Vorſchriften über das Gemeineigenthum zu Rathſchlaͤgen
herabdrücken wollen, allein im ſchreienden Wider-
ſpruch zu Kirchenvätern und Päpſten. aala

Dieſe Gedanken ſind nicht neu. Sie ſind in allen
kommuniſtiſchen Syſtemen immer wieder zu Tage ge-
treten Nur hat die moderne Sozialdemokratie bei
ihrem total materialiſtiſchen und antireligiöſen Stand-
punkte bisher davon weniger Gebrauch gemaͤcht. Dieſe
Anſchauungen ſind aber auch hundertemale richtig ge-
ſtellt worden. Es genügt daher, hier feſtzuſtellen,
daß weder das Neue Teſtament, noch die Kirchen?
väter, noch die Päpſte, noch das Kirchenrecht irgend-
wo oder irgendwie einen Z wang3fo mm uni8:
mus lehren, denſelben vielmehr durchweg verwerfen.
Das iſt eben der Unterſchied. Das Chriſtenthum
lehrt Len freien Kommunismus der Liebe, die Sozial-
demokratie den erzwungenen Kommunismus der Ge-
walt. Und wenn Herr v. Vollmar nicht ganz mit






Kirchenväter leicht eine ſozialiſtiſche Brandrede zu-
ſammenſtellen ließe, ſo iſt es doch ebenſo richtig, daß'




Schlechter Seumuns.
17 Criminal· Novelle von Carl Ed. Klo pfer.

Du weißt, daß ich mich ſcheue immer das Herz auf
die Zunge zu nehmen, aber mandmal zucdtes da driunen,
jo mwild leuria auf, daß ich mich dahingeriffen fühle.
Du daran, daß ich Dich liebe? Liebe nach meiner

xt, die tiefer und dauernder iſt als du nur ahnen kannit.
Es liegt etwas verzehrendes in meiner gigantijchen Leiden-
ſchaft für Dih —” * J f

Er holte tief Athem, da unterhrach ſie ihn plötzlich mit
einem lauten Gelächter, das ſein Auge auf einen Moment
zornig aufſprühen ließ

„Dahahaha! Ferdinand — ich lerne Dig zum erſten
Male von Deiner Hoetifchen Seite kennen. Dasz i{t wirk-
li® tFöftlih! Hahahaha! Aber bitte verluffe mich jeßt —
e8 ijft ja überdies auch ſchon fpät — und — und ich will
g%d)t, 'baB Du dich mir gegenüber lächerlich machſt Guͤle

acht !”

... Sie wandte ſich ab, um hm das plößlihe Zuden
ihrer Sippen zu verbergen. Mit einem jähen Ruck riß
fie fich 108 11. eilte den Niesweg hinab, der Laube zu, die unweit
von dem Obfervationspoften Hügels Iag, wo fie ſich auf
eine Bank warf.

Veller rief ihren Namen und ſtarrte ibr überraſcht
nach, er wollte ihr folgen, befaͤnn ſich aber und wandte ſich
Mmit einer unmuthigen Schwenfung, um in das Landhaus
äurüdzufehren. War es nur das fahle Mondlicht, was
lein Gejicht mit einer ſo unheimlihen grünliden Bläffe
übergoß ? — Er jah nicht mehr zurüc, {ah jedenfals
nicht — was Leopold von feinem Verſteck aus jedoch jehr
Wohl jah — Saß Marie in der Laube die Hände vor’8 Ge-
irtnd;'t t[)ielt und zum erſten Male feit lauger Zeit bitterlich

einte.

Hügeh lehnte ſich an ſeinen Baumſtamm und biß die
BZähne aufeinander. Mit Schred und Schmerz hatte er
die Scene zwijdhen Weller und jeiner — Braut belaufcht.

5a3 mar Das, was da in feinem Herzen ſo mächtig auf-
Hieg, jid mwie ein wachjender Feuerball ausdehnte, Daß er
ſchier feine Bruft zerfprengte? Sr alaudte fie Yanaft ein-










tie widerlegen und das Recht auf Privateigenthum
begründen kann. Es fommt eben nicht darauf an,
aus einzelnen abgeriſſenen und willkürlich zuſammen-
geſtellten Stellen der Kirchenväter eine Brandſchrift
herzuſtellen, ſondern ihre Lehre im Zuſammenhange
zu betrachten.


krreichen will, negt auf der Hand.
ſelbſt früher verrathen. Aber er komnii damit zu
fpät: Es iſt bereits zu bekannt, welche Stellung
Jämmtliche Führer der Sozialdemokratie, Herr von
ollmar nicht ausgeſchlofſen, zu Religion u Chriſten-
thum einnehmen. Sie haͤben fich darüber ſeit Jahren
unzählige Male in Rede und Schrift in der offenſten
und rückſichtsloſeften Weiſe ausgeſprochen. Wer ſich
darüber näher unterrichten will, den verweijen. wir
u. M auf ein foeben erſchienenes, gegen v. Vollmar
gerichtetes Schriftchen: „Die Stellung der Sozial-
demokratie zur Religion, BVortrag, „ gehalten im kath.
Männerverein zu Paſſau am 26 Inli 1891 von Dr.
Franz Ser. Bahler.“ Der Verfaſſer, Domvikar
Vahler in Paſſau, beleuchtet hick eine ganz aͤhnliche
Rede, welche v. Vollmar am 5, Juli in Paſſau ge-
halten hat, um zu zeigen, daß die Sozialdemokraͤtie
der Religion an ſich durchaus nicht feindlich ſei, wie
Herr Dr. Pahler früher behauptet habe. E3 empfiehlt
ſich, das kleine, aber gediegene Schriftchen überaͤll
da zu verbreiten, wo Herr v. Bollmar auf den Bauern-
fang geht.
Paſſavia in Paſſau erſchienen und koftet nur 15 Pfg.

Es kann für keinen Vernünftigen mehr zweifelhaft
ſein, daß die heutige Sozialdemokratie mit dem Chri-
ſtenthum durchaus gebröchen hat und mit demſelben
gänzlich unvereinbar iſt. Eine andere Frage iſt die,
ob daz wirthſchaftliche Syftem der Sozialdemokratie
an ſich mit den Grundſaͤtzen des Chriſtenthums ver-
einbar iſt. Es iſt das kine fehr ſchwierige Frage,
welche namentlich auf dem diesjährigen evangeliſch-
{ogialen Kongreſſe verhandelt und von dem Hauptredner,
Profeſſor Dr. Hermaun bejaht wurde. Ebenſo hat der

Er hat es zudem


in ſeinem bekannten Buche:
ter“, dieſe Frage bejaht. Wir halten das für ſehr
bedenklich, und zwar nicht nur wegen der faktiſchen
Religionsloſigkeit und Religionsfeindſchaft der heuti-
gen Sozialdemokraten, ſondern auch aus prinzipiellen
Gründen Zwar läßt das Chriftenthum Freiheit für
die verſchiedenſten politiſchen und ſozialen Syſteme,
wie auch v. Vollmar in Freiburg nachdrücklich betonte,
aber doch nur für berechtigte Regierungs⸗ u. Wirth-

„Drei Monate Fabrikarbei-




2



ſchaftsſormen, nicht für ſolche, welche der Natur der
menſchlichen Geſellſchaft widerftrebden. Das aber thut
unſeres Erachtens die Sozialdemokratie, wenn ſie als
erſte Forderung in ihrem Programm die allgemeine
und zwangsweiſe Aufhebung alles Privateigenthums
und Produktionsmitteln, den gänzlichen Ausſchſuß
jeder privatkapitaliſtiſchen Produktion verlangt. . Man
beruft ſich dafür vergebens auf den kollektiviſtiſchen
oder wenn man will auch kommuniftiſchen Zug der
chriſtlichen Religion. Sie kennt dieſen Zwang nicht/
ſondern widerſtrebt ihm ganz und gar. Sie ilt jeder
freien ſozialen Geſtaltung der Geſellſchaft ‚günftig, ſie
iſt daher an ſich wohl vereinbar mit jedem vernünf-
tigen und legitimen Sozialismus, . aber nimmer mit
dem Syſtem des radikalen Sozialismus, welchen die
ſozialdemokratiſche Partei Deulſchlands vertritt. Wie
eng ſich Chriſtenthum und Sozialismus an ſich be-
rühren, ebenio undereinbax ſind die Grundjäße des
Chriſtenthums mit dem erſten wirthfchaftlichen Grund-
jaGe des radifalen Sozialismus; benn das Chriften-
thum widerſtrebt weſentlich jeder prinzipiellen Auf-
hebung des Privateigenthums, welch letzteres die
Sozialdemokratie prinzipiell negirt. Und ſo ſtehen
ſich auch auf wirthſchaftlichem Gebiete Chriſtenthum
und Sozialdemokratie gegenüber wie Feuer und
Waſſer.



Deutſches Reich.

* Berlin, 15. Dez. Die Krankheit des Majors
v. Wißmann ſcheint bedrohlicherer Natur zu ſein,
als man bisher angenommen hatte. Naͤch ärztlicher
Ausſage iſt die Luſige angegriffen, und es erſcheint
daher fraglich ob Vißmann nicht für gemeſſene Zeit
auch Deutſchland ferubleiben muß. An eine Rückkehr
nach Eſtafrika iſt vorlaufig überhaupt nicht zu denken.
Leber ſeinen Erſatz für die Erpedition nach dem
Bictoriafee ſteht dem Vernehmen nach noch nichts feſt.
Bezirkshauptmann Rochus Schmidt, der wegen der
Malaria, an der er leidet, auf die Nachfolge Gra-
venreuth’S in Kamerun verzichten mußte, iſt wohl in
Ausſicht genommen; iudeſſen häugt die Angelegenheit
zum Theil von der Entſchließung Wißmaͤnn? ab,
dem der Dampfer übergeben worden iſt.

ZFürſt Bismarck hat wieder einmal ſein Herz
ausgeſchüttet und zwar einer Deputation aus Siegen,
welche ihm ſeine Exnennung zum Ehrenbürger dieſer
Stadt mittheilte Nach den „Hamb. Nachr.“ äußerte
er bei dieſer Gelegeuheit: Falls er in den Reichstag
käme, mäle er die herrſchende Politit
ſchärfer angreifen, als es ſeiner Vergaugenheit



gefarat zu haben, feine Liebe, meinte diefes Gefühl erftict


wie raſch die blutenden Wurzeln wieder in die Höhe


ſeiner Nähe — weinte? — Er

Als er, ſich gewaltfam zuſammenraffend. aufblickte,


ſich langiam über den Feldrain
ſein ehemaliger

elend _ gemacht

tretene Herz Leopolds hinfchritt.
Weller blieb vlötzlich ftehen und ſah ſcharf zum Wald-
er hatte wohl das Geräufch vernommen,

Ihre Haltung
zögerte mehr-

er ſich langſam, mit einem Bogen um

Seopold gins nicht, wie er ſoeben ſich feſt vorgenom-

Cr wollte noch einmal die liebliche Geftalt
jhauen, die ſütze Yual feiner Liebe fich
wenn auch ſeine Vernunft dagegen

Er bog die Geſträuche auseinander und ſah mit
aube. Er faßte ſchon

1— jJo ſchmerziich Geliebten








trennte, Durfte er ihr gedenübertreten, fo wie er war —
der entlajfene Sträjling ? — Sie hatte ja gewiß an feine
daz in ihrem

Herzen vieheicht für ihn aufgeflammt war, länaſt mit


was taͤtte er in dieſem Moment darum gegeben, fie davon
überzeugen zu fönnen! Er Hätte ja nicht3 weiter verlangt,
als das liebe Wort: Ich glaube Dir!“ —
de länger er bei diefen Gedanken verweilte, deſto

heiber wurde das Verlang n in ihm, Marie doch nur ein
einziges Mal — zum legten Mal — zu {preqen, ihr daz
zu fagen, waß wie ein fchweres Geheimnif in {einer Seele
brannte, ‚deffen ſich zu entledigen der einzige milde Troft
wäre, der ihYm noch in feinem namenlojen Weh werden
fönne, GSeine Bulfe fieberten, jein Geficht flammte — ja,
er mußtei hr zu Züßen {türzen, ihr Alies fagen, was er der
Mutter beite fagen wollen. — mochte dataus eneftehen, was
da wollte ! *

7 arie.“ rief er balblaut hinüber, zaghaft und
ehend

Sie fuhr zuſammen und blickte auf, mit vorgebeugtem
Oberförper nach der Stelle hiuhordhend,. von woher diejes
Vort zu thr Hinübergeflungen war. Sie glaubte wohl —
fich getäufht 3zu haben. — Und Leopold fand nicht mehr
den Muth, feinen Kuf, zu wiederholen. Die Finger
frampfhaft in das Gezweige der Hede gefrallt. {tand er
da, den Athem anhaltend, den Blik vol Sehnfucht unver-
wandt auf die theuere Geftalt richtend.

Marie erhob fidh und trat mit ängltliden Schritten
au der Laube auf den vom Mondlicht beleuchteten Kies-

weg. }

Iſt Jemand da?“ fraate Sie mit einer Zeftia-
feit. in der Stimme, die ziemlih erzwungen Kang,
Auf igrem Geſichte Iag eine ſehr fichichtbare Jurcht

„Marie! — Fräulein —. Sendler ! . .“ fagte Leopold
{totgg\b.{ „@te“— Sie erkennen mich nicht mehr! — Leopold
2 4

(ortſ etzung folgt.)

räge_—
8——
„ Huber’




 
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