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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 221 - Nr. 230 (30. September - 10. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0901

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Ärigeiut taglım au Ausnaheee der Gonn« und Feiertage-
Bamftags wit Unterhaltungsbeilage. Breis vierteljährlid
RE 1.20 ohne Trãgerlohn m. — Beſtellungen
Aden Boflanftalten “ i er Gyrnabitinw Awingerfiraße 7



für S$tadt



KAnzeige-Blatt für die Anıtsbezirke Heidbelderg,
Labenbitrg, Weinheim, Schwebingen, Pilippsburg,
Wiesloch, Bruchfal, Bretten, Nedargemäünd, MoSbac,
Gerbach/ Buchen/ Wallbürn, T.-Bifchof8h. Wertheim 6,











8 5.

Berantwortliher Nebakteur :
guttue geeer In Heidelberg.

/

Seidelberg, Sonntag. den 4. Oftober. 1891

Druek, Serlag ı, Cxpedition vou Gebr. Yuber
in Heidelberg,. Zwiugerſtraße?.





26. Jabeg:







Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten“ für die Monate
Dttober, Noveuiber und Dezeniber werden noch
fortwährend bei ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren
Trägerinnen, ſowie in anſerer Expedition peidelberg,
Zwingerſtraße 7 entgegenzenommen.

Berlag des „Pfälzer Bote.“

2 — —

Der heutigen Aummer liegt ur 40 der Anterhaltungs-
beilnge bei.



Zie Nachrichten über die geſtern ſtattgehab-
te Abgeorduetenwahl finden unſere Leſer auf
der zweiten Seite des Blaites.

ſtzildenoktaiſche Uloͤeifſil

Von den ſozialdemokratiſchen Agitations- oder
auch Budungamitteln werdeu die freie Voltsbühne
und vor allem die Arbeiterbildungs{hule
oder auch Volksuniberfitat genannt, viel zu wenig
gewürdigt. Beide Anſtalten ergänzen fich. In der
Arbeiterdildungsſchule wird der Arbeiter {o weit Her-
Ongebildet, daß er den Aufführungen der freien Volks-
ühne mit Verſtändniß folgen kann. Man muß
Iner von der freien Volksbühne in Berlin veranſtal?
teten Aufführung beigewohnt haben, um zu fehen, mit
Felch' fieberhafter Aufmerkſamkeit die Hunderte im
Zujhauerraum die Vorgänge auf der Bühne ver-
Agen. Die Arbeiterbirdungsſchule Hat für
en kommenden Winter ihren LehHrplan zum großen

heil umgeändert. Die Sterographie und das
Zeichnen find ausgemerzt worden; für den Arbeiter
hat die Stenographie, die übrigens in Berlin an
Delen Stellen uͤnentgeitlich gelehrt-wird, recht wenig

erth. Zeichnen kann der Arbeiter in den vielen
Fortbildunds. und Fachſchulen viel rationeller lernen.
Das Hauptgewicht wird die Arbeiterbildungsichule
auf den Unterrichi im Deutſchen und in der Volks-
Wwirthjchaft legen. Der Unterricht in dieſen Faͤcheln
ſt eigentlich gleichbedeutend mit der Au Z bildung
zum Agitator und Redner. Wir kennen, wie









Das SGebheimniß oöer Sreolin.
42) Von Bernhard DeroZne, (Nachdruk verb.)
Autoriſirte freie Ueberſetzung von Philipp Freidant)



%‚Qen und betrachtete den Fremden. „Sagen

Barkgitter offen fand, die Freiheit, hier einzutreten; wenn
1 mi vergangen hHaben follte, werde ich mich ſoſort
Wieder zurücziehen.“ Der Gäxtner nahm jeinen Hut ab
Und antwortete dem nach jeiner Anficht vornehmen Behucher:
w-Cein, mein Herr, Sie haben kein Unrecht gethan. Mayh-
Wo0d ijt auf den befonderen Befehl der Frau Sutherland
Allen Fremden geöffnet. Sie konnen aljo ohne Scheu den
Nert und die Anlagen ſo oft beſuchen al8 e& JIhnen Ver-
Anligen macht.“ — ch danke, mein Frennd”, jagte hHöflich
£NDir; „ich werde von der Erlaubni Gebrauch ma
jeßte feinen Weg fort und folgte der Allee, bis fie auf
! Stont des alten Herrenhaufjes einmündete. Da hielt er
Mille und betrachtete mit unverhehlter Bewunderung die
weite Zofſade des alten Herrenfibes.

Ein ſchönes, altes und hiſtoriſches Haus für dieſes
ne Qand, jagte er zu fich jelbit. Ich möchte wohl wiffen,
wo ſich das Zimmer Evelinens befindet — und dann, ob
fie in diejem Uugenblid wohl an mich denkt, ob fie wohl
ine Ahnung davon Hat, daß ich in diejem Wugenblie {
Nabe bei ihr bin., Er jebte jeinen Weg weiter fort; denn
fine junge Magd Kam gerade aus dem Haufe und ſchun
(n zu beobachten. Er {pazierte in Ddem alten Barke, in
* OÖbitgärten und in den weiten Feldern, wendete fih um

Herrenhaus hHerum und befand fih endlih auf der
Yojenbedectten Terrafje,. mit ihrem herrlihen Ausblik auf

W nahen Ocean. , Er lehnte fich auf die eijerne Balujtrade
WnD betrachtete fange die ruhigen Wogen des Meexes,
Sde fich mit leijem Geräujh am Uier brachen. „Ein
Vrächtiger Blaß, um fich zu tödten; ich würde lieber über
EBaiuftade ins Meer jpringen; al3 mi der Rache






ton mit häßlihem Sachen, Der Zußpfad zit, jeiner









ſchreibt, mehrere Handwerksgeſellen, die den Unterricht
in dieſer Anſtalt genpſſen, und wir ſind überraſcht
was dieſe Leute, die übrigens ınit dem größten Eifer
die Schule beſucht haben, gelernt haben! Während
ihnen früher jede Fähigkeit maͤngelte, ihre Gedaͤnken
in einer halbwegs verſtändlichen Form zum Ausdruck
zu bringen, ſind ſie heute faſt Meiſter des Wortes
Aus dieſer Schule werden — das iſt zweifellos —
der Sozialdemokratie eiue ganze Anzahl volk3-
thümlicher, fanatiſcher Redner und Agi-
tatoren entitehen. Und das iſt für die
Sozialdemokratie ein werthvoller Erfolg. Denn die
Thatſache läßt ſich leider nicht aus der Welt ſchaffen,
daß es den übrigen Parteien an Reduern für die
fleinen Volks und Bezirksverſammlungen fehlt.
Für die Agitation auf dem Lande und in den kleinelen
Landſtadten iſt es aber unbedingt nothwendig, daß fie
über Redner perfügen konnen, die den Gedankengang
des kleinen Mannes voll zu würdigen verftehen. Die
ſozialdemokratiſchen Agitatoͤren in Meklenburg haͤllen
nimmermehr ſolche Erfolge erringen koͤnnen, wenn fie
eben nicht in den Gedankengang des kleinen Maͤnnes
voll eingedrungen wären. Ünd Reduer ſolches und
andern Schlages bildet die Arbeiterbildungsſchule; denn
der Unterricht im Deutſchen, in der Volkswirthſchaft
iſt ganz darnach berechnet, ob der Redner vor den
Formern und Buchdruckergehülfen der großen Induſtrie-
ſtädte (ohere Stufe) auftreten ſoll; ob er ſein Licht
leuchten laſſen wird vor den Maurern, Tiſchlern der
mittleren Provinzialſtädte (mittlere Stufe) oder ob er in
der verqualmten winkeligen Dorfſchenke die Taglbhner
und Ziegelarheiter aufhetzen ſoll Natürlich wird in
der Arbeiterbildungsſchule auch Unterricht in der Ge-
ſchichte ertheilt, dabei verſucht man dem Arbeiter plan-
mäßig die Liebe zum Vaterlande aus dem Herzen zu
rauben, alle Attentäter und Mörder umgibt man mit
einem Gloxienſchein und ſtellt ſie als edle Menſchen
hin. In dieſem oder ähulichem Sinne verfährt man
auch in dem Unterricht in der Geſchichte in der Volks-
uniberſität. Planmäßig und folgerichtig gehen die
Leiter der Arbeiterbildungsſchule vor und wenn von
ihrem Wirken bis jeßt wenig in die Oeffentlichkeit



gedrungen iſt, ſo darf das nicht, wie hier und dort
ein Beweis dafür aufgefaßt werden,
daß wir es mit einem verkrachten oder dem Krachen
nahen ſozialdemokratiſchen Unternehmen zu thun haben.


dient die Volksuniperſität die allerernſteſtẽ Beobachtung
und Aufmerkſamkeit, die Männer, welche in dieſer

Linken, welcher das nahe Gehölz durchſchnitt 30g ſeine Auf-
merkſamkeit auf ſich. Er folgte ihm und befand ſich bald
in dem alten, halbzerfallenen Bavillon, in welchem doͤr
einigen Jahren Philivp Sutherland den Schmerz um feine
Abweijung durd) Eveline niedergekämpft hHatte. Er {jeßte
ich auf die landliche Bank bei dem legten lahmen Tijche
und hetrachtete wohlagefällig die ſchöne Ausſicht auf Ddie






Er blieb hier einige Beit fißen und überleate, finiter vor
ſich Hinbrütend, wie er am ſicherſten die {Hrecklihe Trangddie,
welche ſich bald in dieſem Haufe abſpielen follte, ın Scene
jeße.‘ Seine Augen auf die Terraffe gerichtet, hHatte er
Folgenbe3 Selbitgefpräch : „Sine aute Stätte für eine ge-
heine Zufammenfunft, il wie ein Grab, einjam, wie
mitten im Urwalde! Ein Mord fönnte hier begangen
werden, ohne daß er bemerkt würde. Ich möchte wohl
wiffen, ob Frau Arthur Sutherland auf Ddiejer Terrafie
häufig ſpazieren geht. Wenn dies der Jal wäre, könnte
i hier bleiben und ſie nach Belieben beobachten, ohne von
ihr geſehen zu werden. Es wäre mir in der Thal eine
Luſt ſie zu ſehen Diefes junge, blafje und blonde Mädchen,
welches heute Morgen in das Hotel gefommen in ſchien
mir nicht zu glauben, als ich ihr fagte, ich Hätte Eveline
niemal8 gefehen. Ich möchte gern wiffen, oͤb Eveline ihrer
Mutter gleicht.“

Gaſton Lenvir unterbrach kurz ſein Selbſtgeſpräch, um
ſich eine Cigarre anzuſtecken Als diejelbe in gutem Brande
war, erhob er ſich lanaſam nach dem Vaͤrkhor Der
Gärtner war noch immer an den Roſen befchäftigt, doch
unterbrach er ſeine Arbeit, als der Fremde fich naberte.
Sich auf ſeinen Rechten ſiützend, frug er Gaiton: „Nur,
woie finden Sie Maphwood ?” — Ausgezeihnet,“ fante
Lengir/ „i hatte Feine Ahnung davon, etmwas: Derartiges
in St Maria zu finden.“ — „Im weiten Umkreis“, jagte
der Gärtner, „gibt e auch Fein folches Befißthum, noch
weniger aber eine ältere. und reichere Familie wie die der‘
Sutherlands.” — „In der That! Ih f)abe dapon ſprechen
hören”, bemerkte Höflich Gaͤſtön Lenvir, „daß Frau Suther-



lard Franf ſei Hofentlich geht es Zhr doch befier ?“ —
„Biel beffer, mein Herr, fie iſt bereits im Stande, aufzıt-

Anſtalt herangezogen werden, dürften in nicht zu langer
Zeit den groͤßlen Einfluß auf die ſozialdemokratiſche
Bewegung und damit auf die weiteſten Voͤlkoͤkreiſe
gewinnen



Deutſches Reich.

»Berlin, Olt. Auf dem polniſchen Hat ho-
likentag in Thorn hat der Abg. v. Stablewsti
eine Schlußrede gehalten, welche bezeichnend fuͤr die
politiſche Haltung der Polen unter dem jehigen
Kaiſer iſt. Er ſagte u. A.:

„Den Thron hat ein Monarch beſtiegen, welcher
es bewieſen hat, daß er auf der Höhe feiner Aufgahe
und ſeiner Zeit ſteht; er hat den Kampf aufgenommen
gegen die zerſetzenden Fackoren der Neuzeit, während
anderſeits politiſch im Oſten auch eine zroße Gefahr
zu beſchwören iſt: Rußland mit ſeiner fremdenartigen
Cultur mit ſeinem offieiellen religibſen Fanatismus,
mit ſeinem Raſſenhaß und ſeinem Beftreben, eine
univerſal ſlaviſche Monarchie zu gründen oder wenigjtens
eine drückende Hegemonie aufzurichten. „Auf welcher
Seite ſollen wir uun ſtehen?“ ſo fährt Reduck
unter ſtürmiſchem Beifall fort. „Darauf antwortet
unſere Geſchichte, unſere Erziehung, unjere Cultur.
Wir find die Söhne eines Volkes, welches ſeine Zu-
gehörigleit. zum Weſten nie verleugnet hat, wir {ind
Söhne der katholiſchen Kirche, in der Rußland ftels
ſeinen Todfeind erblickte. Wir haben den Culturkampf
überſtanden und die antipolniſchen Geſeße und wir
haben allen Lockkungen der Anarchie widerſtanden, die
an uns herangetreten und noch herantritt, und es i{ft
nach den heutigen Verhandlungen angezeigt, zu con-
ſtatiren, daß e& uns erlaubt wird, als Poten inner-
halb der preußiſchen Monarchie leben zu dürfen. Der
hohe Sinn unferes Monarchen macht es uns zu Pflicht,
daß wir alle ſeine ſo groß uͤnd weit angelegten
Pläne nach unſeren Kräften unterftüßen und fördern.

Eſſen, 2. Okt. Wie hier verkautet, foll Re-
dakteur Fusangel nach Verbüßung ſeiner einmonat-
* Gefängnißſtrafe gegen eine Caution freigelaffen
werden.

Munchen, 2. Okt. Zu Vorſtänden der Cent-
rumsfraktion wurden Dr. Baller und Dr. Orterer
gewählt.

Metz, 1. Olt. Die aus Frankreich kommenden
Züge ſind mit Reiſenden überfült. An den Grenz-
ſtationen iſt heute morgen jede Controle der Reifenden
eingeſtellt. Die meiſten der Ankömmlinge ſind ſeit
Einführung des Paßzwanges nicht mehr im Reichs-
itehen“, fagte man mir. „Wir werden fie dielleicht heute
Morgen im Garten fehen. Wenn fie wohl ift, geht fie {ehr
gern hier {pazieren.“ — „Sicherlich hat ſie doch einen Lieb-
lingsfpasiergang ?“ forfchte Gaſton Lenvir vorfichtig. „Ka,
ja, mein Herr, es iſt die Terrajje, welche ſich am Ufer des
Meere3 erhebt: dort geht Frau Sutherland während des
Tages gern fpazieren und Abends befindet fie fich Ddort
Häufig In der Gejellichaft ihres Gemahls, S3 iſt zwar eine
%tn[)‘assfemfame Stätte, doch ſcheint fie dieſelbe beſoͤnders zu
ieben.”

‚„Ueber den Geſchmack von Menſchen ſoll man nicht
ftreiten,“ fagte Lenvir und fügte noch hinzu: „Soh habe die
Wblicht, in St Maria einen kieinen Aufenthalt zu nehmen;
ich moͤchte von Zeit zu Zeit gern hierher Kommen. Glauben
Sie, daß Herr Sutherland mir dies geftatten wird ?“
Ich glaube, mein Herr, jagte der Gärtner, auf welchen der
Fremde mit feinem freundſichen Laͤchen und feinen welt»
männi{den Manieren einen ſehr günſtigen Eindruck gemacht
hatte: „bis iebt wurde der Zutritt zum Garten noch Nie-
manden verſagt und. e3 iſt nicht wahrfeheinlich, daß man
mit Ihren eine Ausnahme machen wird. Das Einzige,
was man bei jedem Befucher vorausfegt, iſt, daß derjelbe
feine Blumen pflüct. Im Uebrigen Können Sie thun und
laffen, was Ihnen beliebt.” — „Herr Sutherland ijt {ehr
gütig und ich bin ihm, wie quch Ihnen recht verbunden.
Adien, mein Freund, ich denke moͤrgen wiederzukommen,
um hier die Zeit todtzuſchfaaen.“

Haſton Lenoir zeigte ſich den ganzen Tag zerſtreut und
zachſinnend. Die Hübjhe Sophie, welde. den Reft des
Taoes wie ein Schmetterling um ihn herumflatterte, fragte
fich, welde Urfachen wohl dem Benehmen Gafjtonz zu
Srunde liegen Können. Er blieb vollitändig umm und
ſchien ihre Gegenwart gar nicht zu bemerken. Er vermied
auch den Umgang mit jeinen Genofſen, fondern blieb alein
in dem Gaxten des Gaithofes, in welchem er hin und Her
matg)tette‚ Betrachtungen anſtellte und unzählige Cigarren
rauchte.

— —


 
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