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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 281 - Nr. 290 (10. Dezember - 20. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#1145

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— Marı —— 2 Diertelfährlich





— , Boßta Beſtellungen
bet den Voſtantt anev 2 Awingerſtraße 7,

— ür bie ⏑
4 ⏑
Miesloc, Bruchlal. Vreuen, Nedargemünd, Doshac
Eherhuch Huchen Wallhlrn, Z -Biihofsh, Werkbeim ıc























307 Kebalteur:
‚r in Meidelherg.

4 204





D, Verlag n Ecpebition vn Gebr, Yuber| Yde An
jr Beibelherg, Atwingerürake 7. ä‘ Säéää«









GGGGOS00M0TG0080008080
Beſtellungen

‚uf den „Wfälger Boten für den Monat
Dezember werden noch fortwährend bei jämmtlichen
Poſtenſtalten, hei unſeren Traͤgerinnen, jowie in anſerer
Expedition Heidelberg, Zwinger traße ? entgegen-

genommen. *
Berlag des „Pfälzer Bote.“
— — ——

— —— — — — —⏑ — EFE
Ver heutigen Mummer liegt ur 49 der Anterhaltungs-

netlage bei.

S— — — — — —







— — —





* de huehs liſe

Die deut ſchen Conceſſionen an Oeſter-
reich und Italien ſind der Haͤuptſache nach
folgende (der bisherige Zolljatz für 100 Kilo in Mark
iſt eingeklammerh: Graphit? (20), Schmiedeiſen
1.50 (2.50), Weizen und Roggen 3.50 (5) Hafer





4 (15), Boftjendungen von Tafeltrauben frei (15),
andere friſche Weinbeeren, Trauben der Weinlefe
10 (15), andere friſche Weinbeeren in Fäſſern
oder Keſſeln eingeftampft 4 (15), Butzenſcheiben 12
(24), Glasbehänge zu Kronleuchtern 12 (24), Glas-
perlen, Glasſchmelz 2 (4), farbiges Glas 15 (30),
Hopfen 14 (20), für den Kilozentner brutto; Korallen
und Perlen, zur Verpackung oder Verſendung auf
Fäden oder Schnüren aufgereiht 60 (600). Waaren
aus Bernſtein, Gagat, Jet und Meerſchaum 150
(200), feine Galanteriewaaren 175 (200), unechte
Schmuckſachen 100 (200), Wein und Moſt in
Fäſſern 20 (24), rother Naturwein und Moſt zu
Rothwein von einem beſtimmten Altkohol⸗ und Extract-
gehalt, zum Verſchneiden unter Controle, eben-
ſolcher Wein zur Cognaebereitung unter Kon-
trole 10 (24), Feifch friſches, außer Schwemefleiſch
15 (20), Schweinefleifch ausgenommen Speck 17
(20), Wild (toͤdtes) 20 (30) Korallen bearbeitet, aber
nicht gefaßt 30 (60), Glasflüſſe 20 (60), Eiex 2 (3),
Ochſen 25.50 (30), Jungvieh und Schweine 5 (6).
Die öſterreichiſchen Conceſſionen gegen-
über Deutſchland und Italien ſind (in Gulden)
folgende: Weintrauben 2 (10), gemeine glatte
Schlechter Leumuns.
19 Criminal⸗Novelle von Carl Ed. Klopfer.

Den Hut tief in das Geſicht gedrückt, ſchritt er rüſtia
vorwärts, durch das zunächſtliegende Stadtthor.



härtex und ſvitzex geworden zu jein, die Straßen aber, die
er fajt ſo ena Wwie — eine GefängniBzelle in ſeinem ®e-
dächtniß irug, ſchienen ſich erweitert zu haben, die Häuſer


weichen als ſcheuten ſie die Berührung defjen, der
ja nun von der menſchlichen Geſellſchaft ausgeſtoßen

war.

Er wählte aber gerade die enaſten. einſamſlen Gäßchen
um an das andere Ende des Städteenz zu gelangen nach
der ſchmalen Häuferzelle. wo er ein kleines, einſtöcktges
Gebäude mit ſchmutziagelbem Anſtrich und kleinen, un-
regelmäßig anemander gereihten Fenſtera wußte.

Als er endlich vor dieſem Hauſ. ſtand und zu den
vier letzten Fenſtern im Stockwerke emporſah, die er, adh,
o wohl fannte, da konnte er faſt nicht alauden, daͤß er
ſeinem Biele wirklich ſo nahe war. c ihm, al
wehre ihm eine unſichtbare Hand den Eintritt in den
Thorweg, als follte e& ihm nicht vernünnt ſein, ſeinen
einzigen, ſo beſcheidenen Herzenswunſch erfüllt zu ſehen.


dem gelobten Lande aushreckend/ das zu erreichen ſeine
k — war — und das ihmewig verſchloſſen bleiben
ollte.

Mit einer unmuthiaen Hopfheweaung ſchüttelte Hügel
endlich dieſe wunderlichen, trübfeligen Keflexionen ab und
betrat feſten Jußes den finſteren Hausflur. Er taſtete ſich
die Wand entlang, bis er zu der engen gexundenen Holz-
treppe kam, die er früher tagtäglich des Oefteren empor-
geftiegen war — zu ſeinem und ſeiner Mutter Heim.
Stoddunfel war es auch da, wie fonſt um dieſe Zeit
Iber ficheren Schrittes nahm er Stufe um Stufe, die
Dand, die am Gelaͤnder fortlief, kannte da jeden Nagel,
iede Fuge. — Endlich war er auf dem gedielten Corridor
eben angelangt. Mit einem Sprung ſtand er vor der












Baumwollenwaaren xoh 32 (34), gebleicht 40 (45),
gefärbt 40 (55), mehrfarbig gewebt und gedruckt 60


Baumwollgewebe; feine Gewebe roh 70 (80), gẽbleicht,
gefärht, mehrfarbig gewebt und bedruckt 100 (120),
geſtickte Wehwaaren und Spitzen 225 (300); für
Vollgarne ſind mäßige Ermäßigungen vorgefehen,
Wollſammte ev. Band- und Knopfwäaͤaren 85 (100),
Seidenwaaren: ſeidene Knopf- und Poſamentierwaaren
300 (400), ganz ſeidene glatte Gewebe 200 (500),
andere Ganz Seidenwaaren 400 (500), Papier, Tas
peten 18 (25), Papeterien und Luxuspapier 18 (30),
Leder: Lackleder 9 (18), feine Lederwaaren 32 50 (35).
Von Holzwaaren moͤgen hervorgehoben werden: Spiel-
zeug: grobes, bloß gehobelt ünd roh, geſchnitzt oder
gedrechſelt 5 (unverändert), anderes 12 (20), broncirte
oder vergobete Leiſten 12 (15), Bein- oder Hornknöpfe
Uhren und Brillen-

glas unverändert, Glasplättchen und Glastnöpfe 7.50
(12), Glas und Emailwaaren 12 (15), Dachſchiefer
25 Kreuzer (1 fl.) Roheiſen 0.65 (0. 80). Auf andere
Eiſenaxten einzugehen kann unterlaſfen werden; es ſind
meiſt kleine Ermäßigungen Schwarzwälderuhren 40
[100]. Kinderſpielzeug mit Seide und Spitzen 75
[100], mit anderen Webwaaren 50 [unverändert].
Jlalien ermäßigt ſeinen Zoll für Holzſpielzeug auf
60 [75], gemeine Kurzwaaren aus Holz 50 [60].
Die italieniſchen Zugeſtändniſſe find im
Sanzen recht gering, außer für einzelue grobe
Eiſenwaaren.

Aus dem deutſch belgiſchen Vertrag iſt
Folgendes als das Wichtigſte hervorzuheben: Belgien
ermäßigt den Bierzoll von 6 auf 5 Fres. für den
Hectolitex, für vergoldete und broneirte Holzleiſten von
10 auf 50 Procent des Werthes, für Hammel- und
Schafböcke von 2.50 auf 2 Fres. das Etück.

—er dentiße MWihel

ſcheint in Rußland noch immer als der harmloſe,
gutmüthige und — dumme Menſch von ehemals an-
geſehen zu werden. Die Keulenſchläge, welche er auf
den Rücken der frech gewordenen Fraͤnzoſen nieder-
ſauſen ließ, der Frieden, welchen er ſeinen Feinden
Frankfurt diktirte, die Einigung des deutſchen


unter einem Hohenzoller als Kaiſer einen für alle
Welt ſichtbaren und fühlbaren Ausdruck fand, der

— — 4⏑ — die wohlberannie
Küche der Mutter führie. Seine Hand, die ſich ſchon nach




zurück ein banger Athemzug ließ ſeine Bruſt erheben Er



Sejang einer Frauenftimme zu hören. Was follte das be-
deuten ? — Hatte Mutter am Ende die WohHnung gewech-
ſelt? Nun, das konnte er ja bald erfahren.

Die Klingel ſchrillte laut an ſeiner kräftigen Hand,
lang und gellend, wie ein klaffendes Hiündehen. Kurze
Schritte trippelten drinnen über den Eſtrich von BZiegel-
ſteinen. Als die Thüx aufging, jah fih Higel im Zwie-
licht einer Küchenöllampe einem KkHeinen Mädchen von
etma acht Jahren gegenüber, das ihn mit großen Wugen
anſtarxte. *

Es wird nichts gegeben,“ fagte ſie mit altklugem
Ton und wollte die Thüre wieder in das Schloß werfen.
44 ihn wohl für einen bettelnden Handwerks

urſchen.

Nein — nein, ich verlange ja nichts lam es ſtockend
und mühjam aus jeinem Munde, „ich möchte nur eine —
Erfundigung einziehen. Sage doch, mein Kind, wer wohnt
denn hier 2 e D

„Schuftermeifter Cheling,” anttwortete die Kleine zögernd
ihn mit einem mißtirauifchen Blick mefjend? „aber e$
werden heute keine Beftellungen mehr angenommen.“ *

„Und — weißt D nicht, wo FIrau Suſanne Hügel
— Ddie Wittwe Hügel himaezogen iſt? Wohnt fie vielleicht
wo anders in dieſem Hauſe?“

Das Mädchen dachte nach und ſchüttelte zweifelnd
den Kopf. Da trat von dem Nebenzimmer, das als Werk-
ſtätte diente, ein kleiner härtiger Mann in Hemdsärmeln
und im Sederfchurzfell auf die Schwelle der Küche.

Was wollen Sie hier ?“ fagte er ziemlich barſch.

Veopold z0g feinen Hut und trat näher, feine Er-
fundigungsfrage {Ohüchtern wiederholend. Sein Herz
vachte in unerklärlicher namenlojer Augft. Sr fah in die
Werkitatt — das war nodh das alte Zimmer, wo er des
Abendꝰ mit ſeiner Mutter beim traulichen Sampenfheine
zu plaudern pflegte, aber jetzt blickte es ihn in jeiner Unorde






Induſtrjeſtaaten, ſein erfolgreicher Wettbewerb auf
dieſen Gebieten mit anderen Nationen und die da-
durch nothwendig gewordene Verwendung deutſchen
Geldes im Reiche ſelbſt, all’ das ſcheint den Ruͤffen
unbekannt geblieben zu ſein, ſonſt könnten ſie einer-
ſeits Deutſchland nicht in ſo brutaler Weiſe mißachten
und behandeln, wie ſie es thun, andererſeits würden
ſie es angeſichts ihrer eigenen Haltung aber wohl
noch weniger wagen, auf die fruͤhere Gutmüthigleil
und Schwäche des deutſchen Michel ſpekulirend, ihm
ſein gutes Geld aus der Taſche locken zu wollen.

Wenn wir vom deutſchen Michel ſprechen, meinen
wir das deutſche Volk, von welchem wir natürlich
jeue feilen Creaturen ausnehmen, welche dem deutſchen
Namen zum Hohne und zur Schande Rußland dei
ſeinen hinterliftigen Geldmaͤnipulationen Handlanger-
dienſte zu leiſten bexeit ſind. Man ſollte es für un
moͤglich halten, daß ſich deutſche Männer dazu her-
geben könnten, abex das Unglaubliche ſcheint wirklich
wahr werden zu ſollen: erfte Berliner Bankhaͤuſer
ſollen dem Vernehmen nach ſich um eine neue
ruſſiſche Anleihe förmlich beworben haben!!
Di: „Köln. Volksztg. ſchreibt darüber: „Ein Ber-
liner Bankkonfortium ſoll eine vierprozentige Eifen-
bahn⸗ Prioritäts⸗Anleihe im Betrage von 85 Millionen
Rubel übernommen haben Zu dieſem Zweck ſtellt
ſich die Preſſe des Herrn Wiſchnegradski eutzückt über
die Rede des Reichskanzlers v. Caprivi. Noch ehe
die Rede in Petersburg aͤnders als im telegraphiſchen
Auszuge bekannt war, wurde von dort an Berliner
Blätter gemeldet, ſie habe einen gänzlichen Umſchlag
in dem Urtheil der ruſfiſchen Preſſe gegen Deutſchland
bewirkt. Dann telegraphirte der ruſſiſche Finanzminifter
an die hieſige ruſſiſchoffiziöſe „Allg. KReichs-Korr.“,
der Wortlaut der Rede habe den erſten tiefen Ein?
druck auf die Regierungskreiſe nur verſtärkt. Seit
langen Jahren habe keine öffentliche Kundgebung
aus Centrat Curopa ſich in Petersburg ſo alge-
meinen Bejfalls und ungetheiſter Zuſtimmung zu
erfreuen gehabt. Nur ſchade, daͤß der „Graſhdaͤniu?
ſchon vorher die Wahtheit verrathen
hatte durch einen boshaften Artitet
voll Gift und Hohn gegen Deutſchland.
Eine Staatsanleihe wagt Herr Wiſchnegradski
Deutſchland denn auch noch immer nicht zuzumuthen ;
die Eiſenbahngeſellſchaften werden vorgefſchöben und
jollen ſich mit Berliner Banken über eine Prioritäts-
Anleihe verſtändigen. Iſt die Verſtändigung, wie es
nach dem ohen Ceſagten den Anſchein hat, geglüct,
ſo wird hoffentlich wenigſtens das deutſche Bublikum







nung wit ſeinen ſchmutzigen, rohen Möbeln fremdartig an
Zwei Keine Anaben balgten ſich zwiſchen zwei umMgeWOLf-
; enen Dreifühen und Lederabfallen auf der Diele, und in
der Zenſterecke ſand ein bleiches, junges Weib, mit einem
Linde auf dem Arme, das fie durh eine eintönige Melodie
; und ein wiegendes Hinundherfhaufeln ihres KMöorpers in
; Schlaf zu lullen ſuchte. Aus dem _ anjtoßenden Zimmer
HMangen die leiſen, abgeriffenen Töne einer Iragenden
Jide auf der ein offenbarer Anfänger die erften Ererzitien
bexübte Leovold konnte ſich keine Rechenſchaft daritder
geben, marum ihn dieſe Scenerie mit einer ſo tiefen, webh»
; müthigen Zroftlofinfeit, mit einem ſo bitteren Gefühle der
Verlafienheit erfüällte.

„Sie ſuchen die Wittwe Hügel? Ja, das war unſere
Borgängerin in dieſer Wohnung,“ gab der Schuhmacher
zur Auskunft. } S '

„Und wiſſen Sie nicht wo die Dame hingezogen iſt?“
fragte Seopold, den Athem anhaltend und , feine Augen
auf die bärtigen Lippen des Handwerkers heftend, al3 er-
* er von dieſem einen Urtheilsſpruch auf Leben oder

od.

rau Hügel! Die iſt ia geſtorben ſo glaube ich
wenitgitens. He. Analieſe iſt e& nicht ia? wandte fich
Ieiiter Coeling an die Frau in der TFenfterede, feine
Ehehälfte die jeBt mit dem Säugling auf dem Yrm, eben»
falls an die Schwelle der Küche kam. ;

„Heiliaex Gott, was iſt Ihnen denn ſchrie ſie auf,
al8 jie ſah das ſich der Fremde an die Thürfühlung lehnte
todtenblaß, am ganzen Leibe zitterte, mährend ein frampf-
haftes Zucken ſtößweiſe ſeine Xehle erfchütterte und feine

Lippen verzerrte. ; !
„Todt — todt — die — Mutter!“ ſchluchzte er auf
und ſchloß die Augen.
„ „Shre Vutter? fragte der Schuſter erſtaunt und
reichte ihm die Hand zur Unterftügung, um ihn nicht um-
ſinken zu laſſen.

ortſetzung folgt.)




 
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