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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 171 - Nr. 180 (31. Juli - 11. August)
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Gifdeint taglis uu Musiiahme-der, Gonns und Feiertage.
Womftags * UYuterhaltuitgsbeilage: Breie vierteljährlich
' RE 120 vhne — . Befellungen
vei den Bofanftalten u bei der wingerfiraße 7
Berantrwortlicher
Yulins Yeder in Heidelberg.










Beſtellungen

die Monate
Auguſt u. September werden noch fortwährend bei
Rmintlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Traͤgerinnen,
ſowie in anſerer Expedition Heidelberg , Zwinger-
ſtraje 7 entgegengenommen.

Berlag des „Pfälzer Bote.“

— — — —
* Die- proteltantifche Anduldjamteit

äel{glt ſich einmal wieder im grellſten Lichte. Die Aus-
{tellung des Hl. Rockes in Trier ruft den alten, haß-
vollen Reformationsgeiſt wieder wach, der im Prote-
ftantismus immer noch faſt ungeſchwächt fortleht und
von Zeit zu Zeit die Tünche, mit der man ihn an-
ſtandzhalber bemalt hat, von ſeinem unheimlich⸗fana-
Sie läuten alle die Sturm-
zlocken, die Orthodoren und die Proteftantenvereinler
und wetteifern in ihren Schmähungen und Wuthaus-
brüchen gegen die bevorſtehende Feiex zu Trier. Ein-
zig Die „RKreuzztg.“ bewahrt den Anſtand und erinnert
daran, daͤß é die Proteſtanten doch eigentlid) gar
nichis angehe, wenn die Katholiken dem hl. Rock ihre
Ehrfurcht bezeigen wollten; die übrige proteſtantiche
Preſſe aller Schattirungen ſtrengt ihren Scharfſinn
und Witz aufs äußerſte an, um etwas gegen den „rö-
mijdhen Aberglauben herauszullauben. . Dabei ver-
{tehen fie aber von der tath. Lehre ſoviel, daß ſie,
wie der „gelehrte“ Thümmel, von einer „Anbetung
des hHl. Rockes fabeln! Wir möchten wiſlen, was die
proteſt. Theologen eigentlich ſtudiren? Es giht leinen
kath! Dorfpfarrer, der nicht über die proteſte Lehre
genau Beſcheid wüßte dagegen fönnen wir vON den
brol Pfaͤrreru mit derſelben Zuverſicht behaupten,
e8 gäbe‘ unter ihnen feinen, der nicht von der kath.
Lehre ganz falſche Begriffe hätte, Man wundert ſich
oft darüber, allein der Grund iſt leicht
waren e3 doch eben dieſelben verdrehten Behauptun-
gen über die kath Religion, worauf die Reformatoren
ihren Nofall gründeten. Die Lehre vom Abiaß als
Vergebung der Sünden für Geld, die Lehte von der
„Anbetung“ der Heiligen, die Lehre von der allein
ſeligmachenden Kirche als Berdammung aller Anders-
gläubigen mußten und müſſen noch immer das prot.
Lehrgebäude tragen; würden ſie den Proteſtanten in
ihrem waͤhren, kath! Sinne dargeftellt, ſo müßten den-





Delehrf uund Bekehr-f.

Erzählung von Gutmuth vom Walde.
9) Gachdruck verboten.)

Nicht weit nämlich von der Mühle entfernt ſrand eine
uralte Siche von riefigem Umfange, welde ihre Inorrigen
Meite weithin ausbreitete. . In dem Stamm Ddiefer Cihe,
in einer natlürlihen Kiſche itand ein KHeines Muttergotte?-
bildchen. Seit unvordenklidhen Zeiten haud dieſes Bild-
en da, von Allen Hochgeehrt, von Vielen aufgefucht in
Noth 'und Trübjal. Schon in Kindestagen war Sisbeth
mit ihrer guten Mutter Döfter3 in der Woche zu diejem
Onadenbilde gepilgert, hatte dort ihre Händchen fromm ge-
faltet und gebetet. Und diefe ſchöne Sitte batte ſie als
Sungfran nicht vergeffen und nicht unterlaſſen.

Schnellen Schrittes eilte das Mädden zur Thüre hin-
aus, um ihr. frommes Borhaben auszuführen. Der Pfad
zu dem Gnadenbilde führte an dem Bacdhe entlang unD
durch einen Tannenbejtand. Lisbeth achtete nicht darauf-
daß der hochgehende Bach feine Waſſer auf den Bfad {pülte;
auch nicht, daß die naßen Tannenzweige ihr SGeficht bes
nebten. Der irijihe Morgenwind, welger leije in _ den
Mipfeln der Tannen {pielte, that ihr wohl, und das Zwit-
ichern und Gejinge der Bogel erhob ihr, niedergebeugtes
Gemüth. Vor dem Bilde in der Eiche kniete fie ſodann
nieder und verfenkte ſich in’2 Gebet. Lange betete die
Sunafran und fromm und innig. Shr kummerbeſchwertes
Herz ſchuͤttelte ſie hier aus vor dem Bilde der Schmerzens-
fönigin, der Troͤſterin der Betrübten.

Eiue lange Weile war vexgangen, und die Iungfrau
fniete doͤch dort im ©ebete, vertrauenzvoll empor zum Dilde
der Gotteamutter - {chauend....Da hoͤrte fie,. wie. Smyritte
durch den nahen Buchenwald Halkten, und fie blicte umher.
€ war der Chriftoph, welder da fam nachdem,er feine
Botijchaft in Betreif des Dores au8gerichtet. . Der Jüng-
Ting ſchriti fajt ſchüchtern voran, als er der Betenden an-
ild{))tig imcgrb. Sr wollte. ſuͤn dorübergehen. Doch, Lisbeth
erhob ſich

„Bijt Du ſchon zurück, Stoffel ?“ fragte fe.

"So, foeben komme ich,“ lautete die Antwort. Es







für Stadt




ſelben nothwendig die Reformatoren in einem etwas
bedentlichen Lichie erſcheinen und deßhalb dürfen die
prot. Theblogen nichts andexes lernen und lehren.
Für uns Kalholiken aber wird ehen dadurch wieder
ſchlagend bewieſen, daß wir die Wahrheit haben.
Wir dedürfen leiner Verdrehungen der prot. Lehre,
wir bedürfen auch keines Haſſes gegen den Proteftan-
tigmu38, denn unſere Kirche {teht auf feſtem Funda-
wente gerade und ohne Wanken da, während die prot.
Kirche, ohne rechtes Fundament erbaut, uur dadurch
ſtehen kaun, daß ſie ſich 4 kath. Kirche lehnt,
wie ein halb entwurzelter Baum gegen einen unver-
ſehrten. Selbſt ohnẽ Halt draͤngt ſie mit ihrem gan-
zen Gewichte gegen „KRom“, wenn aber Rom fallen
koͤnnte, würde der Proteſtantismus allſogleich mit ins
Jerderben ſinken. Die Proteſtanten müſſen Rom
haſſen und werden es haſſen, bis der Proteſtantismus
zufammenbricht, denn Rom, welches allein den Sturz
ihrer Kirche noch aufhält, iſt zugleich ein beftändiger,
augenſcheinlicher Beweis für die ſchiefe Lage derlelben.
Selb{t in reinen Aeußerlichkeiten macht ſich das Fehlen
der feſten Grundlage im Proteſtantismus bemerktich.
Der unerträglicy falbungsvolle Ton ſo vieler proteſt.
Schriftſteller und Prediger rührt nur daher, weil
ihnen ihr Glaube keine natürliche Exrwärmung gewährt
und ſie ſich deshalb mit einer kimſtlichen behelfen
müſſen. Der kath. Prieſtex und Ordensmann. obwohl
weit ſtrengeren religidjen Anforderungen unferworfen,
al8 der proteſt. Prediger, iſt immer ein Meni dı,
dein nichls Menſchliches fremd iſt, er iſt ein Volks-

obwohl daͤs Volt ſeine hohe Würde voͤlllommen be-
greift und achtet. Er ſteht als Seelenhirt, als ſitt-
fiches. Borbild. der Gemeinde am Altar und auf der
Kanzel, er führt die Prozeſſionen und Wallfahrten,
aber wan findet ihn auchin der Mitte ſeiner Gerieinde
al8 gemüthliden und jovialen Chrengaft, wenn dieſ-
ihre, weltlichen. Volkofeſte feiert. . Der „Hert Paſter
muß. Dabei. ſein, ſonſt fehlt dem Feſte das Beſte. Wie
piel ‚aber, daͤdutch für die Sitilichteit, für die moraliſche
Veredlung des Volkes gewonnen . wird, mag ſich Jeder
feicht auoͤrechnen. Der proteft. Prediger ijt ſelten ein
VBolfsmann... Er iſt meiſt nur Theologe. Seine Vor-
bildung hat ihn gewöhnt, als ſeine Hauptaufgabe nicht
die Seelforge, ſondern die kheologiſche Controverſe zu
betrachten, von der ſeine Gemeinde faſt nichts ver-
] ſteht. Es ſei fern von uns zu behaupten, der Pro-

teflantismus ühe gar keiue Seelſorge, aber das kanı
nicht gelengnet werden, daß er darin dem Katholizis-
mu8 weit nachſteht. Er hat ja auch keine Vorbild-



war ein ſchwerer Gang, den i that; doch, bevor i ging,
habe ich auch dort gefniet undD mir den Muth geholt.“

„Dir haft dier gebetet; Stoffel !” ſagte Sisbeth. „Das
war ſchoͤn und gut. Das-gefält mir ſehr. Dann eile nur
zu dem armen Unglüclichen!” Ü

Des Jünalings SchHritte bekamen jebt gleihtfam Flügel,
ſo eilig wurden fie; denn diejes Sob aus dem Munde des
vor ihnt: o hoch gefhäßten Mädchens ihat ihm unendlich

woht-

Lisbeth kehrte nun auch mit vielem Troſt im Herzen
zu ihrer. Mutter zurüd. Diefje hatte in der Nacht fehr
weitig_gefhlafen, ſedoͤch von all’ der Unruhe auf dem Ge-
höfte nichts gehört.

Lind, wo warſt Du ?“ fragte Anna. „Du biſt erreat
und Deine Kleider ind naß.” ı.

„Sch war vor dem Onadenbilde, Mutter !“

„Vor dem_Bilde der Gottesmutter ? O, das war gut!
Dort iit eine Yuelle des Zroftes. Nicht wahr, Joſe und
der Vaͤler ſind noch nicht da

„Muttex !“ bat jebt 10 vecht innig das Mädchen, Nutter
faffe Dich.; denn ich habe Dir Truͤbes zu berichten!”

Und nun erzählte Lisbeth, ſchonend und forgjam; Die
Mutter. Hörte und jchluchste, hr Herz Hätte brechen mögen
vor Leid:; doch fie Hörte, zitterte und {hwieg. Und alz
Qisbeth UAlle8 berichtet hHatte, {prach Auna betend: „I
jOmerzhafte Mutter, hilf mir tragen ! — Dann fagte ſie.
e3 werde ihr zu lang, bis der Bater den Ioje bringe. —

Lisbeth kuͤßte ihre betrübte Nutter und dankte Gott,
welcher ihr Gebet erhört und der Mutter Fajffung verlichen
Hatte. Dann ging fie in den Hof hinab, wo dex Verun-
glücte war. Sie fand Heinrich, Stoffel und den Arzt,
welchen Veier von Schauberz ausgefandt hatte Dores
fag:ınoch immer da mit gefhloffenen. Augen, : fortwährend
tieß er jhmerzvolles Stöhnen aus, Der Arzt hHatte Mil-
derungsmittel verordnet, fagte aber, daß wenig Hoffnung
vorhandeit jei; Jobald er zu Haufe fei,. müfe er veriehen
werden. Zebt Famen- Männer mit einer bequmen Zrag-
hahre, und HeimmwärtS ging, der Trauerzug, von vielen
Fhränen begleitet. — An folgenden Abend war Dores todt.
Er war aber eines bußfertigen Todes geſtorben!






KAnzeiger-Blatt für ne mm&mw 2——
Ladenburg, Weinheim, SGwedingen, : —
Wiekloch, Bruchſal Breiten; Nedargenründ, Mosbach,
— Wallraru T.-Bifhof3h. Werthennec
— — — Duber | Iß ſunt

in Geidelberg,. Zwiuserſtraße 7, ; 26.










ungsauſtalten dazu wie die Kath, Seminare. Infolge
deffen iſt auch In den prot. Gemeinden der Haß gegen
Kom daͤs haͤuptfachlichſte, religibſe Gefühl. Daͤrauf
laͤßt ſich aber keine joziale Wirkſamkeit begründen, u..
daher auch die Klagen aus proi. Kreiſen jelb{t, daß
die Prediger keinen Einfluß auf das Volt Hätten.
Wer Augen hat zu ſehen, der ſehe! Luther fiührte
die Priejterehe ein, um den Prediger volfsthümlicher
zu machen, und jetzt iſt der eheloje, kathol Prieſter
voltsthümlich, der verheirathete Prediger aber ſteht
dem Volte fern. Menſchliche Weishelt haͤtte ſich der
prat Anſicht angeſchloſſen, darum kann man nur ſagen,
daß die kath. Kirche hierin von Gott berathen war.
Sın Kampfe gegen die Sozialdemokratie, in der Mij-
{ton8thätigfeit und uͤberall ſteht der eheloſe, katholiſche
Prieſter voran, obwohl der Proteſtautismus über die
Unterftiübung des Staates verfügt, immer mehr ſucht
der Proteftantismu8 kath. Einrichtungen nachzuahmen.
— der Diaͤkoniffen Orden wurde in Nachahmung der
barmbherzigen. Schweſtern gegründet, die Gründung
don Seminaren wird verlangt, in England reformirt
ein großer Theil der Proteſtanten den Gottesdienſt
nach kaiholiſchem Muſter — und dann wollen dieſe
Stümper uns lehren, was wir glauben ſollen oder
nicht? Wir bitten die Herren Prediger, die 0 gern
auf die Bibel ſchlagen, einmal über den bibliſchen
Spruch nachzudenken: An ihren Früchten werdet ihr
fie erfennen !” Vielleicht vergeſſen ſie dabei das
Haͤnderingen über die Ausſtellung des hl. Rockes.





* Zır Biedertaufe der Kronpringelfin . Sopbie
nimmt heule der Reichsbote das Wort. Er will noch
immer hoffen, die Nachricht werde ſich nicht bewahr-
heiten, und bemerkt dann; Eine Aufklärung über
dieſe Geruͤchte iſt dringend geboten. Denn wenn die
Saͤchlaͤge in der That ſo iſi, wie ſie hier geſchildert
witd, ſo iſt ſie eine traurige traurig für diẽ deutſche
Kaifertochter, an der ſich die ſchiefe Ehene, die ihr
Glaubenswechſel eingeleitei hat, raͤſch vollzieht, traurig
für das Anſehen der evangeliſchen Kirche, deren
Schirmherr der deutſche Kaijer iſt. Es iſt von
ebangeliſcher Seite alles geſchehen, um die Heirath
des krouprinzlichen Paares von Griechenland zu er-
möglichen, von griechiſchrorthodoxer aber ebenſo alles/
um die religiöfe Geiviſſensfreihen, die der preußiſchen
Prinzeſſin geſichert war und noch am Tage ihrer
Hochzeit durch die doppelte Trauung durch Kögels
Hand zum Auͤsdruck kam, zu beſchränken und zu unter-
graben. Die neue Anmaͤßüng der griechiſch erthodoren
Kirche iſt ein Fauſtſchlag in das Geſicht der



6

Wir ſind der Ankunft unieres braven Müllers Beter
Stollen bei dem Krankenlager ſeines Sohnes um Bieles
vorausgeeilt, Nunmehr müjjen wir zu ihm zurüctehren.
SRüftig voͤraͤnſchreitend war Keter Bald aus der Hoblſchlucht
gefommen, wo_er ſo Trauriges mitaeſeben hHaite und er
fanı bald nach Schauberg: — Der Markt, weld’ ein Bild ?!
Wie Hatte hier das Unwetter gehauft in den Buden und
Gezelten! E3 war eim wildes Durdheinander, _ eine UNge-
ordnete Mafie, was jih den Bliden darbot. Doch, Beter
eilte weſter Jhn Fümmerten die im Dunkeln dort {Maf-
fenden, theilweije fluchenden Budenbefiger nicht Zhm lagen
ganz andere Sorgen in der Seele. Er eilte weiter.

— „Beter, nur langjam!“ ſprach da eine Stimme, und
ein Mann trat dem Eilenden entgegen.

__ Der Müller {tubte, deun er Kannte im erften Augen-
blick den Sprechenden nicht. Genau ſchaute er auf.
— „S& {tebt gut,“ vedete der Gefragte: „Deßhalb wollte
ich Dir eben entgegen kommen, um dich zu beruhigen.
Der Dokktor iſt bei dem Kranken und hHat {o eben die Wunde
verbunden. Er erklärt den guſtand des Jofje für ganz un-
gefährlich. Nur einige Tage gute Pflege und Schonung;
dann fei Alles aut.

„Nun, Vott jei Dank,“ _ entgegnete Beter mit tiefem
Seufzer. „Dann wird der Doktor drunten in der Mühle
nöthiger fein, als hier.” :
Wie 3* fragte Bernhard erſchrocken. Iſt Deine



Nein, Nein!” fiel Vetes ihm in Wort. Nihts von
meinen Leuten!“ Und der Müller berichtete Bernhard das,
was er in der Hohlidhlucht erfahren.

„Mein Sott! Mein. SGott! Welch” eine Nacht !“ pra
erreat Bernhard. „Der liebe Gott jucht diele Burjchen
eugnal ſründlich heim. Wenn ſie fichis nur mal zu Herzen
nehmen !”

— „ DMit dem Dores {teht’3 ſchlimm, meinte Beter. „Der
wird ſchwerlich davon Fommen.“
Gortſetzung folgt.)

Fra




 
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