Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 251 - Nr. 260 (4. November - 14. November)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44149#1025

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext








seient taglıw a MudnGhe dn Gonne vnd Beiertage
“amflags mi Ürterbhaltungsbeilage, Yreig vierteljährlih
E, 1.20: one Trägerlohn u. Boftanfichlag. Beftelungen
5i ben Boftanftaktent r. bat der Gypebition Zwingerfiraße 7.



— Z




te

nzeige-Bla tt für ig Mmtgbezirte Heidelberg,
Vodenburg, Weinheur, Schwetzingen Pbilippsbura,
Wiesioch, Bruchfal, Lreitern, Redargemünd, Mosbad,
Eberbach Buchen, albdürn, TBiſchofoh Wertheim 26.









ca otrtiu otilicher tedattenr:
. 8ulins Yeder in Heidelberg.

E 26 |






— —



Brug, Berlagu. Expedition von Geur. Huber







in Hewelherg, Zwingerſtratze?



——
Beſtellungen

auf den „Pfälzer Boten“ für die Monate
November und Dezeuiber werden fortwährend bei
mmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
bwie in anſerer Erpedition Heidelberg, Zwinger-
ſtraße 7 entgegen zenommen.

Verlag des „Pfälzer Bote.“

— — ———
* rediger Scholl und die Htocfahrt nach Triet.

Der Prediger der freireligiöſen Gemeinde zu Nürn-
berg, Herr Scholl, deffen Lebenzaufgabe e8 ift, den
Katholıcismus. zu befämpfen, hat jüngft im „Nürnb.
Anz.“ drei Artikel gebracht, in welchen er die Verehr-
ung des hl. Rockes herabzuwürdigen ſucht, und den
SVeranftaltern der Walljahrt die Abficht, ein Gefchäft
zu machen, unterſchiebt.

Betitelt ſind dieſe Aufſätze: „Der hl. Rock in

rier, oder was man am Ende des 19. Jaͤhrhuͤnderts
dem gefunden Menjhenverftand noch zu glauben zu-


eine Anklage gegen unſere ganze Gegenwart.“
Sch. wirft uns Aberglaͤuben vor; freilich, wenn
Man die alte Loge, daß wir den Reliquien „göttliche
erehrung“ erweiſen, als Wahrheit behauptet, dann
Mag ein ſo unehrliches Mittel beim Voͤlke den
Slauben an diefe Behauptung hervorrufen. Aber wenn
Derr Sch uns Mangel an gefundem Menjchenver-
Itand wezen unjeres Glaubenz an die Echtheit des
¶ Rocke8 vorwirft, ſo Können wir wahrhaft: mit mehr
KRecht fragen: Wie Lommt : e8, daß Dder geſunde Men-
Henverſtand im 19. Jahrhundert noch-immer an die
Iten Lügen glaubt und daß unehrliche Menſchen dieſe
Silgen ſelbſt den fogen. ‚gebildeten Volte ungeicheut
Vrtragen können? —. Die Antwort Hievauf kanı nur
die fein: weil man auf die Unwiſſenheit des Volkes
Vechnet, und weil der Haß gegen den Katholicismus
auch unehrliche Mittel nicht derabſcheut.
Die Reliquienverehrung iſt, kaun man beinahe
jagen, ſo alt, als die Menſchheit. Auch der Prot'-
kaut und der Atheiſt iſt nicht frei davon. Iſt ihnen
denn nicht auch die Lutherzelle und deren Inhalt, als:
darfe, Stuhl, Tiſch und Bibel 2C. 2C. ein Gegenftand
her Verehrung? — Warum follen wir nicht das
echt haben, eine Reliquie von ſo unendlichem Werthe






zu verehren? „Wenn wir — ſagt P. Agoſtino de
Montefeltro, kathol. Wahrheiten S. 187 — einen BliE
auf die Geſchichie der Völker werfen, ſo ſehen wir,
auf welche Weiſe und mit welcher Verehrung dieſe
das Andenken ihrer großerer Männer, ihrer Helden
bewahren . , .. Wenn aber dieſes die Verehrung der
Völker für ihre großen Männer ift, warum ſollte nicht.
die Religion dasſelbe für ihren göttlichen Stifter und
für Alles, was ihm gehörte, thun koͤnuen ?“

Warum ſollen wir nicht an Wunder durch Be-
rührung des hl. Rockes glaͤuben? — Hat es Jemand
unternommen, das jüngſtẽ Wunder al8 eine Unwahr-
heit nachzuweiſen?

„Die Le gende vom hl. Rock iſt vom geſchicht-
lichen Standpunkt aus längſt widerlegt,“ be-
hauptet Herr Sch. und verlangt, daß man ihm aufs
Wort glaube. Aber wo ſind die Beweije? — Er
beruft ſich auf den „katholifchen Prieſter“ Ronge, und
eine beſſere Autorität hätte er wohl kaum wählen
können Warum beruft er ſich denn nicht auf Luther,
der ſchon bei der Ausſtellung von 1512 gegen das
„ſchändliche, lügenhafte Narrenfpiel“ eiferte

Leider vermag die große Menge, zumal der mit
Jorurtheilen und Unwaͤhrheiten großgezogene Prote-
ſtantismus, nicht mit eigenen Augen zu ſchauen, und
was man ihr vorſagt, ſei es auch die gröbſte Lüge,
wenn ſie nur gegen den Katholieismus geht, das gilt
ihr als Wahrheit. ;

Das Heiligthum zu Trier gehört nicht der Legende,
ſondern der Geſchichte an; geſchichtliche Documente
ſind es, welche, gehütet von den Autoritäten der Kirche,
das Heiligthum aͤls echt erklären.

Eine dogmatiſche Lehre iſt dadurch nicht ge-
ſchaffen; kein Katholik iſt zum Glauben an die Echt-
gebunden.

Beſehen wir uns die Gründe, die Herr Sch. für
die Unechtheit vorbringt.

Zunächſt heißt es: Die kleine Chriſtengemeinde
habe damals aile Urſache gehabt, ſich un ſichtbar zu
kaum der
Sefahr der Entdeckung ausgeſetzt haben. Herr
Sch, ſcheint die in der hl. Schrift enthaltenen ge-
ſchichtlichen Thatſachen nicht zu kennen. Pilatus
ſchenkte den Leichnain Jeſu dem Joſeph von Arima-
thäa, und dieſer legte ihn, eingewickelt in leiuencn
Tüchern, ſammt den Spezereien (eine Miſchung von
Myrrhe und Aloe gegen 100 Pfund) unter Beizieh-
ung des Nikodemus ins Grab. „Maria Magdalena
und die andere Maria und des Zoſephs Mutter“





bereiteten Spezereien und Salben. Dies geſchah alles

in voller Oeffentlichkeit; und das Rückkaufen des hl.
Rockes von den Soͤldaten, welches gewiß ſofort er
folgte, kann unmöglich eine Furcht vor „Gefahren
der Entdedung“ veraniaßt haben. Um das
Oberkleid, welches nicht zerſchnitten wurden, loosten
die Soldaten, wem es gehören ſolle (Soh. 19. 23.
24); offenbar in der Abſicht um es beffer verwerthen
zu können; eine andere Abſicht iſt kaͤum Ddentkbar.
Und dieſe Abſicht erreichten fie ohne Zweifel noch vor
oder bei der Grablegung. Bei der hohen Verehrung,
die der Gottesſohn nicht blos bei ſeinen Jüngern gẽ
noß, iſt es nicht zweifelhaft, daß man dieſẽn Roͤck,
getränft von dem Blute des Herrn, nicht achtlos den
Soldaten üherließ. Erinnern wir uns, daß die erſten
Chriſten mit Gefahr ihres Leben8 die blutigen Ge-
wändex der hl. Martyrer an ſich brachten, jo wird
jeder Zweifel ſchwinden.
Chriſtus befahl (Apoſt-Geſch. 1; 4, 15, 26) ſei-
nen Jüngern nach ſeiner Auferſtehung, SFerufalem
nicht zu berlaſſen, ſondern die Lerheißung des Vaters
3u ermarten. An einem dieſer Tage, als ungefähr
120 Perſonen beiſammen waren wurde Mathias an
Stelle Judas als zwölfter Apoſtel gewählt. Capitel
2 dex Apoſtel⸗Geſchichte erzählt Ddie nichts weniger
als Beſorgniß vor Entdeckung verrathenden Vorgänge
am Pfingfifeſte; und Vers 46 und 47 dieſes Capi-
tels erzählt: „Täglich fanden ſie ſich im Tempel
einmüthig zuſammen, brachen das Brod zu Hauſe,
und hielten ihre Mahlzeiten in Heiterkeit und Einfalt
des Herzens. Sie jangen Gott Loblieder
und maren beliebi beim ganzen Volke,
täglich führte ihnen der Hert mehrere hinzu, die
jelig werden wollten:“ Cap. 5 erzählt uns das
Wunder vom Lahmgeborenen durch Johannes und
Petrus Nach Vers 12 deſſ. Capitels ſprachen ſie
zum Volke, und wurden (Cap. 4; 1 ı. ff.) von den
Prieſtern, dem Tempelhauptmaun und Saduzäern
verhaftet. Dieſe entließen fie aber, da ſie nicht wuß-
ten, was ſie damit beginnen ſolltei, mit dein Befehle,
im Namen Jeſu zu keinem Menſchen wieder zu reden
und zu lehren; Petrus und Sohannes aber antworte-
ten: „Man müſſe Gott mehr gehorchen, als den
Menfchen . ... und mi tigroßer Kraft (Ver8 33)
legten die Apoſtel von der Auferſtehung
des Herrn Zeugniß ab.
Und da wagt ein Sch. dieſen Thatſachen gegen-
über dem Volke vorzuluͤgen, die erſten Chriſten hätten
ſich unſichtbar machen müſſen, um der Gefahr der
Entdeckung zu entgehen.



Das SGeheimniß öer Sreokin.
Von Bernhard Derosne. Nachdruck verb.)
Autoriſirte freie Ueberſetzung von Philipp Freidant)
23. Kapitel.
Die Flucht Evelinens.
Dir alte antife Uhr der Vorhalle ſchlus zehn Uhr.ſie
Alus elf Uhr in ihrer eintönigen Weije und noch immer
War der Herr des Haujes nicht zurüdgefehrt. Lucy be-

Aann bereits fich . zu beunruhigen. Sie wußte wohl, daß
„poeline Dereit3 auf ihr Zimmer gegangen war.



l Thür Döffnete und Arthur erfchien.
Opfer ihrer teufliſchen Rache erblickte, ttſetz
Das Ausſehen ArthHurs war entjeßlich, und wie ein Nacht-
Wandler richtele ‚er feine Schritte. na dem Saale ; er fah
?uch nicht Das Autlitz des ZcHloßherın trug einen ſolch
rii Ausdruck, wıe fie ihn niemalo an ihm bemertt



3 folgen.

y Luey richtete daher feine Schritte geräuſchlos nach
— und feßte fich, , mit geheimem. Schreden der
Mmenden Dinge harrend, aur ihr Sopha. „©o ift denn
eb“bhth die Stunde nieiner ſo Nange und {o geduldig harren-
Häm ?tche gekemmen! Mein Brief hat über alle Crwaniung
ir

1* mitztrauen; ich bin geſpannt darauf, wie alles enden
5 umfingen, 'und wilde Zväume ängftigten fie die ganze
l_ütbt. Shr Letter Arthur Sutherland erjhien ihr im
ß Yüume und Ddrohte fie zu töbten: Das blaffe Antliß des-
hatte aber anitatt der blauen die ſchwarzen, zorn-
Unfelnden Augen RebefkaZ. Die ganze Nacht wurde Luͤch
ene Diefen Whantom verfolgt und bedroht, fterbensmüde.
°ndlich erwachte fie und Herzensfroh begrüßte fie die
btmblen der jungen Sonne. Während Lucy wenigitens
b?“ Schlaf nefunden Hatte, war e& Arthur nicht veroͤönnt,
ieſen Bruder des Todes als Tröſter in feiner Herzens-


— — — —

noth wihkommen heißen zu können. Mit langen Schritten
durchmaß er den weiten Speifefaal und fonnte ſich nicht
ent/chließen, ſein Schlafzimmer auͤfzuſuͤchen Cr hatte den
Muth noch nicht gefunden,

Seine Phantaſie malte fich
wieder ſo aus, wie
ſchildert hatte.
dieſe geheime Zufjammenkunft mit. dent ſchönen Fremden
catſchuldiaen tein Geheimniß gab e8,
hHüllen ihre Biliht war. Sie haͤtie fich herabgewürdigt,
gleichermaßzen aber auch ihn,. und zwar auf eine Weife
wie es einem ſeiner VorfahHren noch niemals geſchehen!
Aber in ſeltſamen Widerfpruch fühlte Arthur Suther-
land, daß ihm feine Fran nod niemalS {o tren gewefen
Tei, wie in diefem Augenblid. Er fuchie ſich dann wieder
zu beruhigen in den langen: Stunden dieſer elenden Nacht,
indem er ſich jagte, daß ihm ;a der andere Morgen alles
enthüllen werde. Er würde ſeine arme, 1
St. Maria und von Denjenigen, welche über fie zu Hatfchen
wagten, wegführen und fie würden einen friedlichen Winkel
der Eyde finden, wo fie glüclih und ruhig wie in der er-
ſten Zeit ihrer Ehe leben fönnten. — Kein Geheimniß
konnte fie beide trennen, Teine Furcht. und kein Zweifel
duxften fie fernerhin quälen, ihr Leben mußte fich friedlich
und glücklich entwideln. ;

Aber was ſind menſchliche Tränme !

A Lucy Sutherland des anderen Morgenz zur ge-
wöhnlihen Frühftücsftunde in den Saal trat, fand fie
ihcen Better Ihlummernd in einem Seffel vuhen. Cr fah
in ſeinem Schlaf ſo blaß und angegriffen au8, Daß ſich das
jonit {9 harte Derz Such3 erweichte und fie angeficht3 der
Qualen ihres hHerben Opfers. Herbe Sewiffensbiffe empfand.
„UArmer Urthur, wie fonute er doch {o glücklich jein, wenn
er dieſe Ereblin, welche ihn umgarrte, niemal8. fennen ge-
lernt haben mürde. Gegen Mittag erwachte Arthur; er
fühlte ſich am ganzen Körpet gerändert. Er erinnerte ſich
einen Augenblick ſpäter, daß er beim OGrauen des Morgens











eingejd)lummert war und wie ein Blig tauchten die CGreig-
niffe des geitrigen Abend3 vor feinem getitigen Auge
auf. — Er erinnerte fich auch, daß der Tag angekommen /

Ebenſo unftichhaltig iſt der weitere Einwand
— — * — — — —0 — 2
war, an weldem ibm Gafion Lenvir das Geheimniß des
—— feiner Fran enthüllen jollte. Er 30g die Slode,
um die Dienerſchaft herbeizurufen. In diefem Augenblick
trat Such ein. „Endlih bift Du erwacht?” fagte. fie
lächelnd. Wie kommt e8, daß Du hier einſchlafen fonntejt 5?
— Das weiß ich feibft nicht,
— „Jeiemand ?“ fing Arthur Sutherland ein weniq be-
fommen. „Ih hatte Femanden erwartet, Herın Lengir
nämlich ; wenn er fommen {ollte, bitte, {ühre ihn in Die
Bibliothek.“ Luchiihlug die Augen nieder und verbeugte
fich ftilfichweigend. . „Soll ich Dir das Frühftück in die
Bibliothek bringen?“ — „Vitte, fetgut. Sit Cveline ſchon
aufgeftanden ?“ Ich war noch nicht im Bimmer der
San Sutherland: Sol ich mich nach Ihrem Befinden
erfundigen ?“. — „O nein.“ — Arthur Sutherland begab
ich in die Bibliothek und erwartete dort den in Ausſicht
geftellten Befuch. Er freute {ih dort 1chon im VBoraus,
Eveline mit der Nachricht überrajchen zu fönnen, daß er
bas @eheimniß erfahren und Ddaß fie von dem Fremden
chts Er frühitücte, zwang feine
xeinlichen Gedanken nieder und befchäftigte . RO mit der
Frlediauna von Briefen und fpäter mit der Leſung feiner
Heitungen. Bei jedem Klang der Glode .des Hauptein-
gangeS durchihauerte ihn der Gedunke, den Befuch. des
Mannes zu erhalten, der ihm das Geheimniß ſeiner Frau
heute zu enthüllen gedachte.

Stunde auf Stunde verann, der Extroubadour er{chien
aber nicht. Jedet Ruck des Stuündenzeigers3, jeder Schlag
der Ölode (pannten‘ ſeine Nerven in höchjter Erwartung
und feine Ungeduld murde nach und nach unerträglich
— nun nicht lange mehr warien !“ entfchloß {ich
YArthur Sutherland nun endlich. Icoh werde Lenvir auf="
ſuchen, denn dieſe Ungewißheit kanı ich nicht länger mehr
ertragen. Er ſchellte und befahl, fein Pferd zu fatteln.
Auf dem Wege zum Bark begegnete. er Lucy. Sit meine
Frau bereits zum Fürhſtück heruntergelommen ?“ frug
Zlrthur. „Noch nicht.“ Arthur Sutherland febte jeinen

Fortſetzung folgt.)



 
Annotationen