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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 151 - Nr. 160 (8. Juli - 18. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0641

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Sheilage.“ Preis vierteſiahrlich


bei den Moftanfalten u dei der Grxpedition: Zwingerfiraße.7



gutiue Yeker in Heidelberg.








Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten“ für die Monate
Zuli, Auguſt, September werden noch fortwährend
bei ſammtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
ſowie in unſerer Expedition eidelberg, Zwinger-
ſtraße 7 entgegengenommen.

Verlag des „Pfälzer Bote.“



die Zefliner %ntid]btüüet

Tind alſo, wie wir geſtern mitgetheilt haben, freige-
Locheu und vanntiſt der Saß:: , Man darf eine
volution auſtiften, wenn man ſich durch ſeine Re-


Öffentlichen NRechtz in der Schweiz erhoben, ſelbſt-
Tedend mur desjenigen bffentlichen Rechts, welches
Siberale 1nDd Radifale zu ihrem Schuße genend machen
ürfen. Der ſchweheriſche Brrichterſtaller der Köln.
* ſchreibt unterm 14 d. M Folgendes über den
Verlauf \ und Sindruck der Schwurgerichts=-Berhand-
Uligen. in Zürich Die Verhandlungen betreffend den
Zelfiner Puͤlſch haben viel des Merkwürdigen. Von
ben_ Mitgliedern der Putſchregierung wurden nur 2,
Simon'und Bruni, vor Gericht geſtellt; ſie und
Iberhaupt die erſten Angeklagten, Coläͤnzani, Bartoni
%. . w, machten Nothwehr geltend, als ob ſie nämlich
ꝛurch die conſervative Regierung zum Aufruhr „ge-
ungen? geweſen wären! Die naͤchfelgenden jedoch,
Und namentlich alle Luganeſen woͤllien nur dazu-
gelommen ſein und dann ſich betheiligt haben, aͤls
die Empörung ſchon ausgebr chen war! Sind die
ANngeflagten ſchuldig, ‚am 11. September 1890 an
Aner Unternehmung theilgenommen zu haben, welche
1 gewaltjame Auflöſung der Regierung des Cautons
eſſin zum Zwecke halte?! Daͤs waͤr die Frage,
Ddie die eidgend{fiichen Gejchworenen in Zurich mit Za
er Nein beaniworten mußten, ſchreibt die Berner
Vollsztg. . Nach der Inquifition der VBertheidiger ſollte
Man hingegen meinen, die Frage laute: „Haben die
Otaatsräthe des Kanions Tejfin verdient, daß man
16 mit. Gewalt gefangen nahm, mißhandelte u. Einen
Achoß?“ Der gewefene Staatsraths⸗Präſident R e
Yini erwies ſich auch als Zeuge in ſeinem langen
erhoͤr der Lage vollſtändig gewachſen. Bezüglich
Bundesanwalts Scherb bemerkt das Genfer













ſür Stadt

Journal: Man hätte während dem größten Theile
der Sitzungen kaum geahnt, daß er hier als Staats-
anwalt amlire, und daß es ſeine Sache wäre auch
irgend einen Belaſtungszeugen etwas zu fragen; hin-
ſichtlich des politiſchen Geſichtspunkts aber, wobei er
ſich lange aufhielt, um feſtzuſtellen zu ſuchen, daß die
teſſiniſche Regierung ſich einer Verletzung der Ver-


von denjenigen der Vertheidiger der Angeklagten unter-
ſchieden.“ Auch die Züricher Freitags⸗Beitung äußert:
„Einen ungefaͤhrlichern, ſchonendern Ankläger“ als
Hrn Scherb konnten ſich die Septembriſten gar nicht
wünſchen.“ Der Vize⸗Praͤſident des teſſiniſchen Ober-
gerichts, Hr. Antonini, hat im Namen deſſelben an
den Vorſitzenden des eidgenöſſiſchen Schwurgerichts
eine ſcharfe Verwahrung gerichtet gegen die von Zeu-
gen und Angeklagten unter Leitung der Vertheidigung
geübte und von der Staatsanwaltſchaft ſtillſchweigend
geduldete Anſchwärzung der teſſiniſchen Rechts-
pflege, zumal ja den ſo ſchmählich angegriffenen
Gerichten keine Möglichkeit geboten werde, ſſich gegen
die Angriffe zu vertheidigen. Von der Freiſprechung
ausgeſchloſſen iſt Caſtioni, nach der Ausſage Van-
mentlen's der Mörder des Staatsrathes Roſſi. Ueber
ihn wurde, wie in der geſtrigen Nummer gemeldet,
ein ſehr mildes Urtheil geſprochen. Die Ausſichten
der durch die Putſchbrüder verletzten Civilpar-
teien, Erſatz für den Schaden zu erhalten, ſind nach
dieſer Freiſprechung gering. Wenn die Revolutionäre
nur „provocirt ihren Unfug angeſtiftet haben, ſo
haben die Geſchädigten als die „Provocirenden natür-
lich auch nur ſich ſelbſt den Schaden zuzuſchreiben.
Das iſt ein Mal „Rechtens in der Schweiz!

Deutſched Reich.

* Berlin, 16 Juli. Die Nordd. Allg Ztg.“
bemerkt zu der Meldung der /Kreuzzeitung über die
Wahrſcheinlichkeit eines Beſuchs des Kaiſer Alexander,
von ſolchen Abſichten des Czaren ſei überhaupt nichts
bekannt; auch erſcheine die Lesart der Kreuzzeitung
ſchon wegen der Motivirung, welche den Beſuch des
Czaren in Berlin mit dem Beſuch eines franzöſiſchen
Geſchwaders in Rußland in Verbindung bringe in
hohem Grade unglaubwürdig

Berlin, 16. Juli Die Blätter melden die Be-
gegnung der leitenden Staatsmänner des Dreibun-
des ſei nicht in Ausſicht genommen. Dagegen ſteht
feſt, daß Kalnoky und Caprivi anläßlich der bſter-
reichiſchen Manöver, deuen auch Kaiſer Wilhelm bei-
wohnt, eine Entrevne haben werden.














Knzeig ** Iatt,für bie Mmtsbezirie Heidelberg,
Sadenbnrg, Weinheim, Schwebingen, PHilippsbhnrg,

Wiesloch;, Bruchſal Bretten, Nedargemünd, Mosbach,
Eberbach · Buchen/ Waldärn; T.Biſchofeh Wertheintae,

— — — IR Anl
in Heidelberg,. Zwingerſtraze 7, .. 26. 3“".





= In Sachen der Bochumer Stempelfalſch-
un gen ſchreibt Herr Fusangel in ſeiner Zeitung:

Herr Generaſdirektor Baare laßt in der Koͤln.
Ztg Derklären, die Unterſuchung wegen der auf dem
Bochumer Verein vorgekonmenen Unregelmaͤßigkeiten
richtete ſich nicht gegen den Vorſtand, ſoͤndern


Duſe Naͤchricht iſt ihrem ganzen Inhalte nach er-
fun den Erſtens ſchwebt gar keine Un terſfuchung
in der Stempelfäljdhungs-Angelegenheit, ſondern es
iſt ein Ermittelung3verfahrten eingeleitet und


amten, ſondern auch gegen den Vorſtand des Werkes,
wenn anders der Generaldirektor Baare, der Ge-
und der techniſche Direktor
Dieffenbach zum Vorſtande gehören.“ ;

== Zu dem Kapitel der SIl da ten miß hand-
lungen, Das kürzlich in Würzburg wieder eine ſo
traurige Illuſtrirung erfuhr, ergreifen auch gemäßigt
liberale Blätter das Wort und weiſen auf die Noth-
wendigkeit hin, derlei ſchlimmen Dingen ein Ende zu
machen. Die Münchener „N. Nachr.“ ſchreiben bei-
ſpielsweiſe: ; ;
Es iſt ein Glück, daß unſer öffentliches Militär-
gerichtsverfahren derartige Schäden nicht hinter ge-
ſchloſſenen Thüren wie in Preußen begräbt, fondern
ſie außer dem Verdikte des Richters auch dem Ur-
theile der öffentlichen Meinung übergibt welches jedes
Mal ſchmerzlich erregt wird, wenn Söhne des Volkes
anſtatt zum Schutze des Vaͤterlandes erzogen zu wer-
den an Leib und Geiſt geſchaͤdigt werden. Disziplin
muß ſein, und wir ſagen! lieber zu viel als zu wenig
Manneszucht! Aber Rohheit und Grauſamkeit gehören
nicht auf die Exerzierplatze und in die Kafernen!“

Die Fr. Zig.. bemerkt dazu: Diejenigen preußiſch-
freiſinnigen Blaͤtter, die dann und mann die Bedent-
lichkeit der Reſervatrechte nachzuweiſen ſich bemüßigt
finden, werden mit uns darin übereinſtimmen, daͤß
vielleicht das ſchlimmſte unter allen das preußiſche
der geheimen Mililärgerichtsverhand-
ung iſt



Ausland.

Konm, 16. Juli Papſt Leo empfing heute
Mittag den preußiſchen Geſandten d. Schlözer, wel-
cher am Dienſtag ſeinen Sommer Urlaub antritt

Paris 16. Juli. Aus Villefrauche de Rouer-
gue wird gemeldet, daß um Mitternacht der von
Toulouſe aͤbgegangene Expreßzug zwiſchen Najac und
Laguepic entgleiſt ſei! Zwölf Waggons ſeien um-





— Dafein.

Erzählung nach Hesba Stretton von H. b. Rem agen.
Nachbrnck verboten)

Mit einem lauten Schrei, der aber ein Freudenfchrei
War, jant SI3beth neben.‚dem Bette in die Kniee. , Gott
Öott {ei. Dank! —; David war; aljo doch nicht ſo fchlimm,
alS er ihr erfchienen. E3 war nicht jein Wille, was Blackett
t’@rubt.„ und er hHatte ſeine Hand nicht dazu geliehen, es
AUSzuführen. . Er war doch wenigitens teii Mörder!
$ Hal er waͤr mein NRetter,“. murmelte Euklid ein über

08 andere Mal, und {o.oft,-als.ob- fein Kopf noch immer
Öfrwirzt mwäre.. „Elabeth, David allein dank’ ih’8, daß ich
Nicht todt bin, ihm allein!“ ;
ur 33 währte in der Zhat bis zum Dritien Tage, bevor

MÜlid jeines Gedächtnijfies wieder volljtändig mächtig war
?B}lb eine gerichtlidh gültige Zeugenausſage machen konnte.
. (adett und David wurden zur Mourtheilung vor den Cen-
Yal-Criminalhof in der alten Bailey bei Netwgate berwieſen.
war von Portsmouth eiliaſt zurückaekommen, um

vem Vater beizuſtehen. .

Eupy Der, gefürchtete Lag kam endlih heran, an weldem
‘bufilb‚ Frau Linnet und die beklagenswerthe Elsbeth vor
gn Oohen Gerichtshofe. zu ericheinen Hatten, um gegen
hlud?ett und Dayid ‚ZeuagntB abzulegen. Herr Zohn Dudley
üfte einen. Anwalt zur Vertheidigung David’3 genonımen,
amit derfelbe, ' was. zu ſeinen Guniten geltend gemacht
erden könne. vor den Richtern. in. die Waagſchale werte,
And fo der RechtSipruch über den unalücklihen Süngling
Möglichit mild.ausfalle. ‚Shn gänzlich frei zu bringen, da-
3U mar allerdings nicht. die mindelte Hoffnung.
j Als Elsheth in die Zeugenbauk aufgerufen wurde, da
* He mur zwei Gefichter, beftimmt vor ſich alle übrigen
8 Wammen. vor ihren Nugen. Das eine war das hleiche

— Diejer {tand da mit gefenftem. Kopfe,
Slnen traurigen Blick-{tarr auf Jie gerichtet, ein Bild des

AMmer3 und gänzliher moralijdher VBernichtung:: Ihr
Grgenüber hatte fie da ernite, zuhige Gejicht des Nichter2
Sk dem durchdringenden, forjhenden Blie. AlS fie die

ntwort auf Ddie Frage nadh ihrem Namen gab, jah fie,



— —— —



wie Ddie Lippen David's ſich bewegten, als ſpräche auch er
ihren Namen vor ſich hin. *

Faſt mechaniſch und nur auf die ihr geſtellten Fragen
Antwort gebend, erzähte Elsbeth Davidb’s Vorgeſchichte:
wie und weshalb er die heiden erſten Male verurtheilt
worden ſei und welches Leid dieſe Vexurtheilungen über
ihn, ihre Mutter und ſie ſelbſt gebracht habe Er war,“
ſetzte ſie ſchluchzend hinzu, „gegen mich und die Mutter alle
Zeit herzensgut, und er iſt mir auch noch gut, das weiß
ich Ex wollle niemals erfahren, wo ich wohne, aus Furcht,
durch ſeinen Verkehr mit mir Schande über mich zu bringen.
O Daby Davy !” ; .

In Thränen ausbrechend, breitete ſie die Arme nach
ihm aus, als wolle ſie ihn umarmen im Angeſichte Allex,
in deren Augen er doch ais ein ſo tief Geſunkener da ſtand
David legte ſeinen Kopf auf die Schranken, vor denen er
ſtand. und gerieth felber, trotz äußerfter Anſtrengung, es
zurückzuhalten, in krampfhaftes Weinen.

Erſt als Euklid ſeinen Eid ablegte ſchaute David wie-
der auf. Euklid ſchien ſeit dem mörderiſchen Ueberfall um
viele Jahre gealtert zu ſein Das araue Haar war nun
ſchneeweiß, die Wangen und Schläfen ſo eingefallen, als
jet er ein Achtziger. Er nidte David lächelnd zu, in aller
Freundlichkei! Was den Angriff auf ihn felbit betraf, ſo
jeßten Enklid's Ausſagen David außer alle Schuld; nur
Blackett habe ihn thätlich angegriffen und David dies mit
aller Macht abzuwehren geſucht.

„David dell hatte keine Hand gegen mich ‚erhoben,
Mylord und Richter! betheuerte er mit Wärme und Nach-
druck· Er kämpfte für nich/ und ich ſtände ietzt nicht mehr
hier ohne ſeine wackere Hülfe. Ich habe den Jungen von
Kindesbeinen an gefannt, und an ihm ſelber hat es gelegen,
wenn nicht ein rechtſchaffener Mann aus ihm geworden iſt!
Nachdem er aber einmal im Gefänaniß geſeſſen hatie,
war's mit dieſer Möglichkeit vorbei; aber er iſt ein Kind
von guter Art geweſen, von feiner braven Mutter her.“

Die Erwähnung ſeiner Mutter machte wieder einen
erſchütternden Eindruck auf David; ſein Geſicht wurde
leichenblaß und ſeine Lippen zuckten. Es war ihm, als
höre er dieſelbe feinen Namen rufen. Seit Jahren hatte





er iede Erinnerung an jeine Mutter zurückgedränat; aber
nun trat ihr Bild lebhaft vor ſeine Seele wie fie da faͤß
bei dem rotken Schen eines ſpaͤrlichen Kohlenfeunerhenz
und. ihm und Elsbeth von ihrem fleißigen und - ehHrlihen
Bater erzählte. : Nart arbeiten und ehrlih leben, — das
war der Inbeariff der ganzen Sittlichfeit, welche die Mutter
ihren Kindern hHatte lehren konnen und woͤbei fie ihnen
immer den Vater als nachzuahmendes Beifpiel vor Augen
itellte. Gott ſei Dank, daß die gute Frau im SGrabe lag
und Achts wußte von feiner Schuid und von feiner
Schande!

Nachdem Euklid aus der Zeugenbank herausgetreten
war, beachtete Dayid kaum mehr, was um .ihm. her vor-
ging;. ſein Kopf ſchwirrte ihm, voll von allerhand Sin-
drüden, von denen keiner haftete Sr börte wohl, daß bald
Dieſer aufftand und redete, hald Jener; der Eine nur
wenige Minuten, der Andere länger; aber er begriff von
dem Allem nihts; e3. war ihm ais würde . in fremden
Sprachen ; verhandelt, . Seine früheren VBerurtheilungen
waren doch fo fummarifd und fchnell abgemacht, — wozu
jebt {o_viele Umftände und ſo viel verwickeltes und ver-
wirrendes Hin- und Herverhandeln?
nmitten ſeiner Gedanfenflucht drang noch einmal der
Name der Mutter ihm ans Yhr. Er wandte die Augen
dem Sprecher zu und dann auch nicht mehr von demjelben
ab, bis er zu reden aufhörte Der Anwalt den Dudley zu
Dayid’sı Bertheidigung beſtellt batte hHatte das Wort.

Mit vierundzwanzig Jahren war E{3beih Fell, die
Mutter des Angeflagten, eine Wittwe E3 blieben ihr
zwei Kinder groß. zu ziehen und zu ernähren, ein Anabe
und ein Mädchen. Wie haben wir ihr darin beigeftanden,
was baben wir ihr gethan, ihr dieſe wahrlich nicht Leichte
Aufgabe - zu erleichtern? Als die Frau, nach langem,
wadern KRıngen im Kampfe des Leben3, unheilbar erfrankte,
Jagten wir. ihr.:. fie dürfte in’3 ArbeitshHau3 eintreten, in
die Geſellſchaft der Auswürflinge ihres Geſchlechtes

Fortſetzung folgt.)


 
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