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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 31 - Nr. 40 (8. Februar - 19. Februar)
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Erſcheut taglich mit zutnahme der Sonn⸗ und Feiertage.
Satiſiags mit UnterhaltungsSbeilage, Preis vierteljährlich
RE 1.20 ohue Zrägerlohn w Boftaufflag. Beftelungen
Dbei den Boflanftalten 1, Det der Erhebition Zwingerfiraße 7.





* 2
* — * — *

für Stadt



Berantwortlidgher Nedakteur :
Julius Yeder in Heidelberg.



— —






Anzeige-Blatt für die Amtsbezirke Seidelbera,
dadenburg. Weinheim, Shwebingen, Philippsburo,
Wiesloch, Bruchfal, Breiten, Nedargemünd, Mosbhach,
Cherbach/ Buchen, Walldürn TBiſchofoh Wertheim 2c.

— *







— — 1008

Druck, Jexlag u. Expedition von Gebr. Huber
in Heidelberg, Zwengerſtraße 7. |



20. Sabrg.










„Vfälzer Boten- für die Monate


auf







*Jaſtenhirtenbrief des Hochw. Herrn
Eribiſchofs von Freiburg.
Zohannes Chriſtian,
durch Gottes Baruherzigkeit und des heiligen apoſto-
liſchen Stuhles Gnade
Erzbiſchof von Freiburg
Metropolit der oberrheiniſchen Kirchenprovinz,
entbietet dem hochwürdigen Clerus der Erzdiöceſe und
allen Chriſtgläubigen Gruß und Segen.

Geliehte Dibeeſanen! Zu allen Zeiten
leidet die Kirche Gottes auf Erden Bedräugniß von
Seiten der Welt. Immer hat ſie den! heiligen



Kampf der Vextheidigung zu führen gegen Irrthüiner
und Leidenſchaften, zegen Unglauben und Gottloſig-

feit. Sie iſt eben die ſtreitende Kirche, welche durch

die irdiſchen Kämpfe würdig werden ſoll, im Jen-
ſeits der triumphirenden Kirche des himmliſchen

Jeruſalem eingefügt zu werden. Selten aber haben
ſich ſo viele, ſo mächtige Gegner zuſammengefunden
zum Kampfe gegen die von ihr begründete chriſtliche
Weltordnung, gegen den Einfluß des heiligen Glaubens
un Staate, in der Geſellſchaft, in der Familie und
in den Einzelnen, wie in der Gegenwart Eine gott-
entfremdete, ja gottfeindliche Wiſſenſchaft war und iſt
überaſt bemüht, den Unglauben in alle Schichten des
chriſtlichen Volkes zu tragen und nach ihren gottloſen
Grundſätzen das ſoziale Leben umzugeſtalten! Offen
erklärt man den Krieg gegen alle chriſtlichen Auffaſſ-
ungen und Einrichtungen und iſt eben eingeſtandener
Maßen mit Eifer am Werke, ſelbſt Landvolk für die
Gottloſigkeit zu gewinnen.

Wiederholt hät der heilige Vater, und haben die
Biſchöfe, ſo jüngſt erſt der deutſche Episcopat in einem
gemeinſamen Schreiben von Fulda aus, das chriſtliche
Volk vor dieſen großen Gefahren gewarnt und zur
gemeinſamen Abwehr gegen den aͤllgemeinen Angriff





des Unglauben eindringlich aufgefordert. Die Geiſt-
lichen ſind, ſoweit es ihrẽ leider geringe Zahl und !


nommenen Kräfte geſtatten, überall mit Eifer bemüht,
dem chriſtlichen Volke ſeine heiligſten Güter zu retten;
gebildete, gläubige Männer aus dem Laienſtande
ſtehen ihnen mit muſterhafter Treue zur Seite und
das chriſtliche Volk zeigt im Allgemeinen ein offenes
Herz zur Aufnahme der chriſtlichen Belehrung. Aber
der Prediger des Umſturzes ſind zu viele, ſie tragen
ihre Agitation bis hinein in die kleinſten Dörfchen.
Und leider laſſen ſich viele aus dem Volke, welche
mit Mühſal und Noth zu kämpfen haben, durch die
ſcheinhare Theilnahme der Verführer an ihrem Loos
und die Vorſpiegelung eines zu erhoffenden irdiſchen
Glückes bethören

In dieſer allgemeinen Gefahr iſt es nothwendig,
daß die Kirche in der Lage ſei, frei und ungehindert
ihre Wirkſamkeit zu entfalten und ihre beſten Ver-
theidiger der chriſtlichen Ordnung in's Feld zu führen.
Zu dieſen zählen aber ohne Zweifel
der kirchlichen Orden.

Sie vorzüglich ſind es ja geweſen, welche die
heutigen Culturvölker Europas dem Chriſtenthum
und der Cultur zugeführt haben, ſie vermögen ſie

auch darin zu erhalten; ſie bilden auch heute noch
die kräftige Hülfstruppe zur Löſung der Aufgaben
der Kirche, zur Bekämpfung der Feinde der chriſtlichen
Geſellſchaftsordnung, zur Heilung der ſozialen Schäden


Als durch die große Voͤlkerwanderung des vierten
und fünften Jahrhunderts das alte weſtrömiſche Reich







Völker nach hundertjährigen Kämpfen und Wander-
ungen in feſten Wohnſitzen ſich niedergelaſſen hatten,
hat die göttliche Vorſehung die geiſtige Macht der Kirche


Chriſtenthum und der Geiſtesbildung zu gewinnen.
Und dieſe große Aufgabe hat die Kirche ganz vorzüg-
lich durch ihre Ordenslèute, beſondeks durch die
Söhne des großen heiligen Ordensſtifters Benediktus
ausgeführt.

Zu den Angelſachſen nach Eugland hat der heil.
Papſt Gregor I, der ſelbſt aͤus dem Orden des
heil. Benediktus hervorgegangen war, im Jahre 596
den hl. Abt Auguſtinus mit 40 ſeiner Ordensgenoſſen
geſendet.

Mit wunderbarem Erfolg haben ſie dieſes von
Natur aus edle Volk zum Glauben und chriſtlichen
Leben geführt; und von ihren berühmten Klöſtern,
die ſie in raſcher Folge in ganz Englaͤnd errichteten,
verbreitete ſich ein traͤftiges Glöubensleben,




Hohenm gerxolos echk.

Ein hißoriſcher Roman aus dem 13. Jahrhundert

von Nachdr. verb.)
Zohann BRaxl Bempf,
Dr. phil,

Unterdeffen kam die von der Prinzbach zurückgekehrte
Vrozeffion der Burg näher, das Bolt drängte gegen den
Cingang auch Hans wollte dabin eilen.

— „Dalt an, Hans,“ rief ihn Wendelin zurück, „komm
ſetze dich auf die Steinbank vor diefen Stallgebäude und
warte da, dexweil ich etwas nachfrage
„ Dans gehorchte und eine geraume Zeit verging, Wende-
lin tam nicht zurüd. Die Prozeffion mußte jeden Augen-
blick die Zugbrüce pafjieren. Pferdegetrapp, Pialtergebet
und Gejang wurde bereits vernehmbar und Hans hielt auf
Jeiner einjamen Bank nicht mehr länger aus ſondern eilte
dem Burgthor zu, er am gerade noch recht, Ddem Einzug
zuzujehen. Infolge der großen Hibe war derfelbe ziemlich
auSeinander gezogen und von dem Straßenfaub überweht,
ichien aber durch die vielen Reiter noch impojanter zu jein,
wie 3zuvoOr. In Schweiß gebadet kamen die einzelnen Ab-
theilungen an und ihrer wartete ein von dem zurückge-
bliebenen Berfonal bereitgeftelter guter Trunk im Schloß-

Vox da ab nahm das Feſt erſt den eigentlichen An-
fang. Die Edlen verfammelten ſich wiedet im- großen !
Ritterfaale und das Volk Iagerte draußen auf dem grünen
Kafen, effend, trinfend, Iherzend, fingend und minnend.

Den in den Ritterjaal Eintretenden kam eine üihle
Luft, gemiſcht mit dem feinften Blumenduft, erquidend ent-
gegen, denn der Fußboden war mit Rofen, Lavandel und
Silien frijd beſtteut worden. Eine lärmende Heiterkeit
ſich kund und das Mittagsmahl nahm ſeinen
Anfaͤng.

Welch wohlthuender, Appetit entwickelnder Anblick der
groben forgfältig aedeckien reinen Tafel! Anappen boten
den Herrfchaften nieend daͤs Waſſer zum Händewaſchen
bar, wie die Sitte erforderte, indem fie aus einem Gießz
fafje das Vaffer goffen : die Wläße wurden wie abendS zu-
vor eingenommen. Die Tiſche waren mit ſchneeweißen, mit











chriſtliche Wiſſenſchaft, binnen eines Jahrhunderts über
die ganze Nation.

Von dort aus kamen dann die Mönche nach
Deutſchland, in Unſex Vaterland Hier waren
zwar ſchon früh, theilweiſe von Apoſtelſchülern, die
Grundlagen des Chriſtenthums gelegt; es beſtanden
bereits die älteſten Bisthümer Irier, Köln Mainz
u. a. Aber dieſe erſten chriſtlichen Anpflanzungen
wurden durch die beſtändigen Durchzüge der barba-
riſchen Völter faſt wieder zerſtört. Zetzt drangen
nach einander apoſtoliſche Männer, Ordensleute aͤus
England, Irland und Gallien, mit der Leuͤchte des
Glaubens in die deutſchen Gaue vor, und die Germanen
öffneten zahlreich ihre Augen dem himmliſchen Lichte.
In unfjerer Nähe, in Alemannien, predigten die Hei-
ligen Fridolin und Priminins, Columban, und fein
Schüler Gallus. Der heilige Emmeran verkündigte


burg, der hl. Kilian in Oftfcanken. Als Gründer
der Kirche von Salzburg wird der hHl. Rupert; als
erſtex Biſchof von Freyſing der hl. Eorbinian verehrt.
In Friesland waren als Boten des Evangeliums die
angelſächſiſchen Mönche Wigbert und Willibrord
thätig. Als der eigentliche Apoſtel Deutſchlands aber
weil er das
Meiſte für die Ausrottung des Heidenthums und für
die feſte Begründung der Kirche in unſerem Vater-
lande geleiſtet hat. Auch er war ein angelſachſiſcher
Nönch Von Papſt Gregor erhielt er die apoſtoͤliſche


Erfolge in Thüringen, Heſſen und Frieslande errichtet ;
mehrere Klöſter und beſetzte ſie mit Mönchen, die
ihm aus England gefolgt waren. Zum Erzbiſchof
von Mainz erhoben und an die Spitze des ganzen
oſtfränkiſchen Clerus geſtellt, ſorgte er für die kirch-
lichen Bedürfniſſe des ganzen Laͤndes mit raſtloſer
Thätigkeit, bis er in Friesland bei Ausſpendung der
hl. Firmung von den Heiden ermordet wurde. Der
Ol. Srzbifchof Lullus von Mainz, der hl. Sturmius,
Abt von Fulda, und viele andere heilige Schüler des
ruhmreichen Apoſtels wirkten unermüdlich in ſeinem
Geiſte weiter.

Doch auch in den übrigen Ländern Europas
haben Ordensleute ſich die größten Verdienſte um die
Ausbreitung und Pflege des chriſtlichen Glaubens
und Lebens erworben Viele Hunderte von Orts-
und Städtenamen in Frankreich, Italien, Spanien ꝛe.
geben heute noch Zeugniß von ihrer Gründung durch
heilige Mönche. Und wenn ſie auch nicht überall
den erſten Grund zu den chriſtlichen Niederlaſſungen









Eine mahre Schüffeljtadt baute fich auf der Tafel auf,
große und FMeine, hohe und niedere Schüffeln, die verfchie-
denartigſten Gerichte enthaltend, ebenivo ESEjhüfjeln, aus
denen ein Gaſt allein oder mit dem nächften Tiſchaenoffen
zujammen ſpeiste. beſchwerten außer den Salzfälfern,
Nellern. Löffeln und Trinkgejchirren den Tijh. Die hohen
ainnernen und ſilbernen Kannen und die andern Trinkye-
fäße, in denen ein herrlich Koftbarer Wein perlte, über-
ragten Thürwe aleich die Schüffelburg. Das einen ziem-
lih großen Schaß bildende Gold- und Silbergejchirr fand
beute vole Berwendung, kunftvoll, in den erften Goldjchmie-

meine Bewunderung.

Nach dem zweiten Gange erhob ſich Walther und
begrüßte ſeine Gaſte auch jeßt wieder aufs Herzlichlte und
indem er ſeinen Trinkbecher ergriff und hoch in die Hoͤhe
hielt, ſchlaß er freudig erregt mit den Worten: „IcH trinke
auf das Wohl unſerer werthen Gäſte!“ *

Fröhlich erklangen hierauf die Becher zum allſeitigen
St. Zohannes Segen.

Valther war es nicht genug, allein puren Wein auf-
zutijdhen, ſondern er lieB ein ®etränfe bereiten, das die
Stärfe und Kraft des Weines, die Würze und Duft heil-
ſamer fräftiger Krautex und die Süßigkeit und den Wohl-
geſchmack des Honigs Hatte.

Begeiftert hiervon, ergriff Herr von Ueſenberg das
Wort und ſchloß mit dem Lobe auf den fürtrefflichen
Brauer des Zanbertrankes:

„Der Wirth habe danc,

daz er sö wol gebrouwen het.
1ch getraue diesem cläret**)
Nie niht geliches 2
So tiures und sö riches,
Trinkt ouch ir, ez ist guot,.,
gar sunder widerstrit,

*) Servietten Ü
**) cläret ein geklärter angeſetzter Wein, heute noch bei den



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— ——



Die Tafelmuſik unter der Leitung Trudperts forgte für
fortgefeßte Heiterkeit und ein Spaßmadjer riß während der
Pauſen des mit den verſchiedenartiaſten Gerichten ausge-
ſtatteten Mahles ſeine beißenden Voͤffen.

Da trat ein Knappe zu Herrn Walther und meldete ihHm,
ein fahrender Sänger bitte um die Vorlaffung zum Bor-
trage ſeiner Lieder

Frau Heilika, dies vexnehmend, frohlockte vor Freude
darüber und Walther zu dem Anappen gewendet und nach
der Thüre deutend praͤch! Vermelde dem Sänger, er fei
willkommen und ſolle eintreten.“

Herein trat eine ſchlanke, aroße, kräftige Geſtalt mit


Ledenhaare, das ein um die Stirn geleates glänzendes
Metallband zufanımen hielt. In der linken Hand die Leier
tragend und die rechte auf die Bruſt gelegt, verneigte er
ich ohne ein Wort zu reden, tief vor der Gefelljchaft.
Aller Augen waren verwundert auf den ſchoͤnen Füngling
gerichtet, ſelbſt Trudpert ſperrte Mınd und Naje auf. E3
konnte ein gewöhnlicher Sänger jein, dafüt Iprach das
feingefchnittene Geficht, das ein kleines wohlgehflegtes
Schnurrbärtchen zierte. Unter feiner hochgewölblen Stirne
blickte ein vielſagendes Augenbaar feurig glänzend herbor.

„Benedicte,“ grüßte der Fremde.

„Sott vergelt Euern Gruß,“ erwiderten die Gaͤſte

Edle Frauen und Hohe Herren, erlaubet mir meinen
Geſang anzuſtimmen?“

Es ſei ihm gewährt.“

Große Spannung im Saale — der Fremde nahm feine
Stellung ein, hob den Kopf aufmärts und begann, nad-
dem er die erſte Weife präludiert hatte :

Mit lust trit ich an diesen ring,

Gott grüss mir allesburgerskind,

Gott grüss mirs alle gleiche,

die armen als die reichen,

Gott grüss mirs allgemein,

die grossen als die kleinen!

solt ich einen grüssen, die ander nit,
so sprächens, ich war kein singer nit:
ist kein singer umb disen kreiss,








































































 
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