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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 131 - Nr. 140 (13. Juni - 24. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0529

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‚WGn tagli mit uuuuapus vet Gonis und Feiertage.
Samftags 4 Unterbaltungsbeilage. Preis vierteljährli ı
%. 1.20 odne Trägerloh ı. Woßanfichla — —
— — Zwingerfiraße 7.



Lerautwortlicher Nedakteur :
dulius Jeder in Heidelberg.






Beſtellungen

* „Pfälzer Boten / für

die Monate
jetzt ſchon bei
itloe Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
Pwie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
ABe 7 entgegengenommen.

B Verlag des „Pfälzer Bote.“

den

— — lie t Yr. 24 der Unterhaltungs
— pgr * 5

— — N

Sittenbrief des Geren Bildofs in Trierüber
die Musftelung des Dl Nodes.

Ötliebte Diözejanen! Dft ſchon iſt mir der



rehſ Neliquie unjerer altehrwürdigen Domkirche,
3 Öffentlichen Verehrung ' wieder auZzuftellen.
K „ Sahren, bei der General-Verſammluͤng der
i Dofifen Deutfchlands, offenbarte fich Ddiefer Wunich
14 überraſchender Weiſe und wurde mit: fo allge-
StMeiner Begeiſterung aufgenommen, daß Alle daraus
(elehen Fonnten, weldY unauslöfGlichen Eindruck die
CBte Ausftelung der Reliquie in den Herzen zUriück-
S°laffen. hatte. €8. ar damals für die alte Mofel-
an .JOwie für die Diözefe, ja für ganz Deutjhland
* die angrenzenden Lander eine ſegensreiche geit,
I Welcher das lathol Leben einen neuen, mächtigen



Bore s leien zurückgekehrt in welchen das gläubige
SI fich yum den. Heiland drängte, un Dden Saum
Eides zu verühren. Und der Herr ſegnete

Tälle uid noch viel Höhere geiſtige Wohlthaten.



dea z Erinnerung an dieſe herrliche Kundgebung
* fatd. Glaubens Hatte gleich bei meiner Berufung
den Stuhl des hl. Eucharius in mir das Ver-
i‘_lngen gelweckt, einſt mit euch, geliebte Diözeſanen,
* dl Reliquie ſchauen zu dürfen, melche die Trieriſche
e had) altehrmürdiger. Neberlieferung als das h.
} Semwand unſeres Heilandes verehrt. Allein
4 Uberhäliniffe ſchienen nicht dazu geeignet, ein
rſeſ zu veranſtalten. Nachdem aber durch
Dites gnädige Fügung beſſere, ruͤhigere Tage ein-,
find, will ich nicht länger den Wünſchen







erzůhlung nach Hesba Stretton von H. v. Remagen.
Nachdrnck verboten)

i 05© bab’ in Nichts gethan, Herr Sergeant, aber er
wifl uf MicQh Losgefprungen wie ein Tiger,“ fagte der ge-
engrein Verſazmann
des iſt e3,“ rief ein in der Thur des Letzteren ſtehen-
Sal . „Ich hab’3 von Anfang an geſehen Der junge
ur ßbenbogex ijt eben erſt aus dem Käfig gefommen — jeht
4 Eeſchorenen Kopf!“ *
Bubowitier Hinweis erregte ein ahlgemeines Halloh der
4 *M, mit. denen die Menge gemiſcht war und unter wel-
Derdie LE al8 einer fich befand, der e3 Hundert Mal eher
* 4 hätte, mit einem gejchorenen Kopfe gefennzeichnet
dn al$ David. Bleich, mit hängendem Kopfe wie
ibn seoliener Kudel, ftand David da, unter der Fauſt des
2* chuh überragenden Schutzmannes. Ein beim
bet nehen gebliebener, wohlgekleideter Handwer-
bar eNote fih nun facht heran und fragte David: /Waz
8 f mit, dem Manne? Wenn ich recht gehört, handelt
der € W einen Ning? — David wollte antworten, aber
wehrte das ab.
U Dem e HD meine Sachen nicht,“ ſaate er ſcharf ; dann
Daft M Üfandleiher fich wendend ; „Sie verlangen die Ber-
UNg diefes Sungen ?“

xW ch b —
feine %erhgäu%ägébeüßer und Steuerzahler — ich fordere

Wehren Sr dem Bolizeigerihte maaſt Du Dich Deiner Haut
Recht Har Cote der Schußmann zu David. „Wenn Du
Mit mi Wwird Dır Recht werden, aber jetzt mußt Du

t mir.“
‚Dadid hi ; ; i

Y hielt xaſch Umſchau im Kreiſe der ihn umgeben-

* — — ob er keines unter denjelben gewahre,

ihigen . Getannt jei; er wolle feiner Mutter doch Botichaft

des alt Da iraf jein Auge Auge den tirumphirenden Blick

der f 8 Aiaccit; hinter dem letzteren Iugte Koger hervor,

dem Mar Dt in den Vordergrund waate, aus Furcht vor

fiörbd‚ater' Chenjo ging au®d Cuklid voriüber, fein leeres
en unter dem Urm. Al8 er ſah, wer im Spiele

22)










\
x

fuͤr Stall

Seidelberg, Sonntag, den


meines gläubigen Voltes widerſtehen.
vertrauten Heerde
nungen ener. ſolchen Feier ‚vorenthalten: zu dürfen.
Es iſt mix ein Troſt, heliebie Diözeſanen, euch jetzt
zu dieſer Feier einlaͤden zu Lönnen: Möge ſie wie
die frühern Ausſtellungen unfern Glauben kräftigen,
unſere Liebe zu Chriſtus 110 zu ſeiner Kirche ver-
mepren das chriftliche geben Lutfalte Dann iſt
uner Gebet ‚ erhört, und unſer innigſter Wunſch er-
füllt, dann ſeien die Opfer und Anſtrengungen, welche
dieſe Feier uns auferlegt, freudig Goll dem Herrn
eweiht. Ka ı ; 1
4 Von jeher, geliebte Dibzeſanen, war es Sitte in
der Kirche, die Religuien der Heiligen zu verehren.
Ihre ſterbliche Hülle, die Segenftände; welche in
ihrem Gebrauch waren erſchienen den Chriſten immer
als theuerer und werthvollel denn Gold und Edel-
ſteine. Liegt es ja in der menſchlichen Natur, Gegen-
ſtände, die uns theueren Perſonen angehört haben,
nit inniger Liebe zu/bewahren. . Indem Gott ferner
durch ſoiche Reliquien der Heiligen Wunder wirkte,
hat er ſelbſt ihre Verehrung angeregt und beſtätigt.
Die Apoſtelgeſchichte berichtet un8; daß man Schweiß-
ficher und Hüxtel des hl. Pautus auf Ddie-Kranfkert
legte; bei dieſer Berlihrung wichen die Krankheiten,
und die böſen Geiſter . führen.aus ) Die Kirche
Chriſti welche „die Säule 1und Grundfeſte der Wahr-
heit“ iſt, hat es daher ftels gebilligt, daß den Ueber-
reſten der Heiligen beſonder? Ehre erwieſen werde,
und in der Kirchen-VBerfammlung: von Trient feier-
lich erklärt, daß diefer Gebrauch den Gläubigeu er-
laubt und heilſam iſt.9

Wenn es aber lobenswerth und nützlich iſt, die
Heliquien der Heiligen zu verehren, weil diefe als
Verkzeuge des h. Geiftes duͤrch die Gnade unſeres
Heilandes Jeſu Chriſti heldenmüthige Tugenden ge-
ibt und die ewige Krone ſich erworben haben, ſo
gebührt gewiß eine weit größete Ehre jenen Gegen-
tänden, welche dem Heilande ſelbſt angehörten und
durch die Berührung ſeines heiligſten Leibes geweiht
worden ſind. Die Krippe, in welcher der menſchge-
wordene Sohn Gottes gelegen, die Windeln, welche
ſeinen zarten Leib umhuͤllten die Kleider, die er ge-
tragen, die Geißelſäule, welche mit ſeinem koſtbaren
Blute benetzt wurde, die Dornenkrone, welche ſein
heiliges Haupt durchbohrte, die Nägel, mit welchen
er an's Kreuz geheftet wurde, das Kreuz ſelbſt, an
deſſen Stamme er ſich als Sühnopfer für die ge-

1— 19 12
?) Sess, 25 de Invocat, Sanet.



war, {Oüttelte er wit erftaunter, leidvoller Miene den
grauen Kopf und ging vorüber. Femanden beim Namen
3u rufen ſchien Dayid bedenklich,; aber er ließ jeine Un-
liegen doch laut werden und zwar. in {o fMäglihem Tone,
baB mehr als ein Vorübergehender gerührt und mit Mit-
leid für ihn erfüllt wurde.

‚. „Wenn nur demand meiner Mutter ſagen wollte, was
mir xaſſirt iſt!“ *

Er merfte, wie Roger ihm ein Zeichen gab, daß er
biefe Botfhaft beforgen werde. Dann gings weiter zur
Bolizeiftation. — für David ja kein undekanntes Nacht-
quartier.

C{8beth hatte die Zimmerthiür zum Hausflur ein wenig
geöffnet und faß da in fehnliher Erwartung der Rücktehr
David’S. Ihre Mutter ließ, fjeitdem. ſe des zerknirrten,
abgetragen Fingerreifs anfichtig geworden, feinen Augen-
blid vorübergehen, ohne nach ihrem eigenen, auf ſo fehuͤde
YUrt vertechjelten Ringe zu jeufzen. Ihr Schmerz darüber
war um ſo bitterer, al3 fie wenig Hoffnung hegte, daß
David ihr richtiges Pfandftück mwiedererlangen werde. Sie
erinnerte ſich. daß derjelbe Streich, wie man ihr erzählt
hatte, auch ſchon andern Frauen gefpielt und ihnen beim
Verſatzmann die Trauringe verwechfelt oder „Abgefhwigt"
— wie fie fiQ ausdrücten — worden waren; auch dieſe
früher betrogenen Frauen waren nie mehr zu ihrer Sache
gefommen. Alfo fortan jollteeine andere Berfon, für welche
er nur den baaren Metallwerth hatte; ihren Trauring
tragen und damit prunfen! So lag fie da, über ihr inne-
xe® Seid wehllagend und winfelnd über ihre leiblidhen
Oualen, die fie auf einmal mit erneuter Hewalt gefaßt
hielten. Loch bevor fie meinten, daß David zurük jein
könne, kam Roger ins Zimmer geftürzt.. Er war ganz
athemlo8 und nicht im Stande, ein zujammenhängendes
Xort Herauszubringen. Die Talgkerze brannte noch und
jo blieb ihnen die im Gefichte wie im ganzen Körper des
Knaben ſich tundaͤebende Aufregung nicht verborgen.

„Er. iſt wieder eingeltedt,“ hraͤchte er endlich heraus.
„ _ieh’” i ihn noch dor mir. Huti wie hat er den alten
Auirt angeiprungen — eine BuNldogge hätt’8 nicht {döner

machen fönnen! Da Iag der Alte aber. au ſchon ' am


















Knzeige=-Blatt für die AmtSbezirke Seidelberg,
Ladenburg, Weinheim, Schwebingen, Poilippsburg:
Wiesloch, Bruchfal, Breiten, Nedargemütnd, MoSdach,
Werbach, Buden, Walldärn, TBiſchofoh. Wertheim 2C,
Druk, VBerlag ı. Expedition von Gebr. Huber
in Heidelberg/ Zwingerſtraße?

——



%.3







lallene Menſchheit hingab, ſtanden zu allen Beiten in
der größten Verehrung. Dieſes koſtbare, uns ehr-
würdige Holz,“. ſchreibt der hi. Jehannes Damascenuts,
„an welchen Ehriſtus ſich ais Dpfer fur un hingab/
nuß pflichtſchuldig verehit werden weil.es durch die
Berührnng ſeines heiligften Leibes . .und. Blırtes ge-
heiligt worden iſt Auf aͤhuliche Weiſe muͤſſen wir
die Lägel verehren, die Lanze und die Kleider, {owie
die Orie, wo ſein Leib ruhte ebenſo die Krippe die
Kreuzigungsſtatte auf Holgatha und das Grab aus
welchem das Leben entfproßte.“.1). Und-mit Recht;
denn die Verehrung wird den Rrliquien nicht ihrer
ſelbſt wegen eriviefen ſondern in Beziehung auf den
Herrn/ dem ſie angehörten. Treffend ſchreibt darüber -
in Biſchof aus dem 9. Jahrhundert, Jonas von
Orleans: 5 „Nicht das Kreuz beten wir an als un-
Ern Herrn ſondern -vielmehr Jenen, der durch das
Lreuz die Herrſchaft des : Todes zerſtört hat.
Wenn wir das Kreuz kuͤffen, ſo geſchieht es gewiß
nicht des Holzes wegen ſondern dielmehr aus Liebe. ;
zu Dent, welcher uns wiedergab, was wir durch den
Baum im Paradieſe verloren haben. Alle Ehre die
dem, Kreuze erwiefen wird. entſpringt der Liebe und
Ehrfurcht, welchẽ wir Demjenigen zollen; der ant :
Kreuz gehangen hat;“ ?) ; ;
Wohl hat uns der Herr in
größere Güter hinterlaͤſſen,
Heiligen als ſein h. Gewand: vor allent die hl. Sa-
kramente, welche uns die Verdienſte ſeines Leidens
und Sterbens zuwenden. Kn dem Geheimniſſe des
Altars beſitzen wir unter den Brodsgeſtalten ſogar
den Sohn Gottes ſelbſt mit - Leib und Seele, mit
Gottheit und Menſchheit. Weil wir - aber dieſe
Wunder der Allmacht täglich ſchauen, bedürfen wir
zuweilen einer außerordentlichen Anregung, und dieſe
vird uns durch die Fefte det Heiligen und ihrer
Religuien zu Theil; Liue ſolche Anregung ſoll unz
der Anblick des heil Rockes in beſonderm Maße
vermitteln.

Welch' chriſtliches Herz koͤnnte zuch gleichgiltig
bleiben vor einer Reliquie, die fo eindringlich an das
Leben und Wirken unferes Heilandes hienieden er-
innert. Dieſes h. Gewand trug der Sohn Gottes
auf ſeinen Wanderungen durch die Städte u. Feden
Paläſtina's, es wurdẽ mit feinem Schweiß befenchtet,

ſeiner Liebe noch viel
als die Religien der

*) De fide Orthod. 4, c, 11. Migne Pat. Gr. col 1130,
131. ;
?) Jonas Aurelian,

de pultu Imagin,
Patr. lat, t; 16, col, 342


Boden! Der Alte jagte, Shr {ei eine Diebin und Säuferin
und noch waz Schlimmeres, i
eingejalzen, hui! I wollt’ dafür dem Alten eben auch
Eins verfeßen, aber da hHatte der David ihn ſchon auf dem
Riicken liegen. —— hat fich wacker für feine Mutter

gewehrt Frau 5e

Aber wo bleibt er denn ?” fragte die Mutter, nach
Athein fOnappend, die vor Schredeu ſtarren Augen *
en

die Thüre gerichtet, wo EI8beth noch ſtand und durch
jeden Augenblict ge-





Hausilur fah, alz müffe der Bruder
fprfgr;gegn fommen und fie hinter idm von jeinen Verfolgern
zuſchlichen
„„ SOr habt’3 ja gehört: ins Gefängniß haben fie ihn
geführt,“ anttvortete Roger, einen derben Sluch, wie er e8
bon feinem Vater gelernt Hatte, hinten drein ſchickend.
Der in der Nähe ſtationirie Schußmann war bei der
Hand, bevor ich mich zu David durchgearbeitet und vor
ihm gewarnt hatte Der alte Quirf ließ ihn verhaften
und da haben fie ihn auf die olizeiwache geführt, wo er
brummen muß bis morgen früh. Da rief er ‚lauf in die
enge; „®eh' Ciner zu meiner Multer und jage ihr, was
mir _baflirt ijt!“ 3Rid hat er dabei angefehen, und da
bin i jofort ber. VieNleidt laffen fie in morgen fruͤh
—— 008 Jüt ⏑⏑
0gar das für folde Dinge nicht ſcharfe Auge Ro ers
gewahrte doch die Beränderung bei diefer Nachricht,
in den bleichen Zügen der Kranken vorging. Kein Laut
lam üher ihre Lippen. Sie bra zurüg auf ihren Stroh-
Ja und wandte das verzweifelnde Geficht gegen die Wand,
Eisbeth ſchicte den Roger fort, löſchte leiſe und - forglich
das Talglicht aus und froch fjachte auf den Sad nehen fie.
Sie legte zärtlih den Arm um das Haupt der Mutter
und bra ihre Hoffnung zu;. David fönne ja _gar nicht
im Gejängniß zurüc behalten und Quirk unbeltraft bleiben,
wenn die Bolizei den wahren Sachverhalt erfahre.

(Fortfegung folgt.)


 
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