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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 241 - Nr. 250 (23. Oktober - 3. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0973

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Ladeubung Weinbeint, “ Sowehingen, Wöilippsbucg,
Vieloc/ Bruchſal/ E retten, Nedargemünd,: MoSbac,
Eberhach/ Buchen. Walldürır, TSiſchofeh. Werthbein 3,














erantmwortluher viedatteur:
Huliund Yeder in Heidelberg.

f 28




Drne, Berlag . Expedition von Gebr.,

; } Huber
5 Heibelbero, Ztvingerüraße

7.














Der heutigen nummer liegt ur 42 der Unterhaltungs-
beiinge ‚bei.

An die Centrumswähler des Jahres 1891 und
an alle Parteigenoffen. *)

... Der hochbedeutſame Wahlkampf des Jahres 1891
t vorüber. Die Ergebniffe find ſo überans glänzend
ür das Centrum, daß Ddie gefinnungsverwandle Preſſe
bon ganz Deutſchland mehr al8 je das Lob der bhad.
entrumswähler verkündet hat. —

Anerkennung und Lob iſt vollauf berechtigt. }
Auch uns drängt es, dies auszujpredhen. E3 iſt
um glückliche Waͤhlergebniſfe

zu erzielen.

Und der redlichen und ſelbftloſen Arbeit hat der
Segen Golles nicht gefehlt. Die großen Anſtrengun-




Mit denen gegen uus gekämpft wurde, geben dem
Frfolge den Charakter eines gleichfalls außergewöhn-
lichen Sieges. Unſere Arbeit iſt einer gerechten Sache
Lwidmet und darum dürfen wir imüer auf den
egen Gottes hoffen, wenn wir ſelber voll und ganz
das Nöthige thun.
Herzlichen Dank al denen, die eifrig mitgeholfen
Dank den Männern, die als Kandidaten
Üre Namen zur Verfitgung ſtellien und dadurch die
rfolge erleichterten und vergroͤßerten!

Dank den Männern, die in größerem oder kleine-
%m umfang mit ſo großent Eifer und Geſchick Leitend
In die Moitation eingegriffen haben!

Dank den vielen Taujenden, die wie eine wohl-
diezipu urie Kriegsſchaar von Pflichtgefühl und Be-
iſterung durchdrungen in Reih und Glied fich {tell:
, am kbenſo entſchloſſen, wie erfolgreich den Schlacht-
f zu erheben! Wir laffen keinen durch !

———— —⏑

*) Wir bemerken: das Centraltomite der Centrums-
Dartei in Sreiburg hat den Redactionen der Centrum3s-
Vrelfe den obigen Auftuf gl eihzeitig zugehen lafjen

zwar mit der ausdrüclihen Beflimmung den-
llben in der Sonntags-Nummer zum Abdruck zu
dengen. Wir waren deßhalb fehr erjtannt, über
p 1Om jonit nicht eigene Eilfertigfeit, mit weldher ein
b“‘flcbßarteß Centrumsblatt entgegen der Beſtimmuns

< Centralleitung, den Aufruf, — der in allen Blättern

Ozeitig erſcheinen follte, — ſchon geftern verbifent-

bebacht fjein, fie in erfter Linie fel bit
8




Vitkämpfer und Geſinnungsgenoſſen!

Was wir in redlicher, von Gott geſegneter Arbeit
errungen, das wollen wir treu bewaͤhren und ent-
ſchloſſen vollenden.

Es wird neue Wahlkämpfe geben, in denen es gilt,
das Errungene feſtzuhaͤlten und daͤs Fehlende zu er-
gänzen.

Die Wahlkaͤmpfe von 1889, 1890 und 1891 haben
uns die Bahn gewieſen, die zum endgiltigen und
bleibenden Siege führt. Wir werden fie nicht wieder
verlaſſen.

Einigkeit und Euergie muß und wird unſere Pa-
role ſein. Energie in der Aufrüttelung und Zu-
ſammenfaſſung der ganzen Widerſtaudskraft, die im
fath. Volke Badens ruht; Energie im unansgefebten
und heharrlichen Kampfe gegen jeue Bartei, Dderen
langjähriges Uebergewicht uns ſo viel Leid und dent
Lande ſo vielen Schaden gebracht hat.

Einigkeit thut mehr als je uns noth. — Einig-
keit in der gauzen Partei! — Einigkeit in der Preſſe!
Einigkeit in der parlamentariſchen Fraktion ! —
Einigkeit in der Partei-Leitung !


ſtimmt ausgeprägie Strömung gezeigt, von der ge-
tragen die neuorganifirte Partei die Hocherfreulichen
Erfolge errungen hat.

Von dieſer Strömun g hat die Parteileitung ſich
tragen laſſen und wird es in gleicher Weiſe auch in
Zukunft thun. Dieſe Strömung wird auch für die
parlamentaxiſche Vertretung unferer Partei Leitſtern
ſein und bleiben. ;

Wie früher, ſo jetzt und immer:

Mit Gott für Waͤhrheit, Freiheit und Recht!

Das Central Comite der Centrumspartei.

olitiide Wochenüberlicht.

Heidelberg, 24. Oktober.

Der Bollmar-Scandal auf dem ſoziald. Par-
teitag in Erfurt iſt, wie vorauszuſehen war, aus-
gegangen wie das Hornberger Schießen. Erſt zieht
der ganze Heerbann der bekannteſten Parteireoͤner
Bebel, Liebknecht und Singer, Heine, Fiſcher und
Oertel, mit den ſchärfften Waffen gegen ihn zu Felde;
man wirft ihm „opportuniftijhe Regierungoͤpoͤlitik
„ſozialiſirenden Nationalliberalismus?, „Boulangis-
mus vor ein Antrag Dertel (Nürubergj verurtheilt
offen die Vollmar ſche Taktik, uͤnd der Parteitag er-
klärt ſich mit dieſem Antraͤge einverſtauden; dann
droht Vollmar mit ſeinem Ruͤcktritt; der bereits am





Das Geheimniß òex Cveolirt.
59) Von Bernhard Derosne. Nachdruck verb.)

Autoriſtrte freie Neberſetzung von Philipp Freidant)

Die geheimnigvolle Madht, welde Gajton Lenoir be-
jefim fonute mur die Familie Evelinens betreffen nicht {ie
nell.‚bff: jedenfalls hatte, fie ihrem Großvater verfprechen
Aallen, 3 Niemanden zu enthüllen. Da er feine Frau auf-
Qg Liebte, {o konute er nichts, anderes ihun, al8 Ddiefes
ker hrechen zu achten und die Widerwärtiakeiten zu ertragen.
den Dlieh diefen Übend jehr lange auf und die Betrachtung
® im Mondenglanze filbern ihimmernden Meeres und
Mit funfelnden Sternen bejäeten Himmelsgewölbes
;figflmte ihn milder, und wefentlich beruhigt juchte er nach
in dternacht jein Sclafzimmer auf, Seine Frau lag jhon

© tiefem Sohlafe ; zärtliches Mitleid. erfülte fein Herz, al8
fe { friedlich {Olummern Wie ein Engel lag fie

f . Jung, fo uniuldig, fo Ihön! Er murmelte leife für
Wr Du armes, fMeines, un/duldiges und ſo unglückliches
m‚efen‚ Du treuer Schab ! SGott jet gelobt,

' Ndeften3 nicht den Schlaf verjant !”






Er-Zroubadour in der Richtung zur Terraffe hinwandelte
und dabei feine ewige Cigarre rauchte. „In der Chat, ein
jehr pünktlichex Mann,“ fagte er, indem er fich zwang, mög-
lichſt aleichaultia zu erficheinen, „Ih habe den Menidhen


ihm beliebe, meine Anlagen befuͤchen Ich haͤlte indeſſen
nicht geglaubt, daß er mit jeinem Bejuche {o yänktlıch jein
werde.“, AWieder frat vor jein geijtiges Aırge dDas höhniiche
SGeficht Gaſten Lenvir3 und heiß Ihoß ihnm das Blut in
den Kopf. Er ſteckte ſein Zuch in die Tafche und benab
ſich in das Zimmer feiner Fraun
mer eintrat, {ah er fie vor dem Bilde dex mater dolorosa
knieen und ihre Andaͤch? verrichten. Arthur ‚wartete, bis
fie mif derfelben zu Ende warund jagte: „Weißt D, mein
Liebling, wer in unjerem Park ift?” — „Nein, Arthur.”
— „E8 itt der Mann, weldhen Du ſo ſeht fürchteit und
welcher Deinen Ring beſitzt.

Sie begann wie Capenlaub zu zittern, und ihre weit
geöffneten Augen heſteten fich mit dem Ausdruck des tiefften
Schreckens auf ihren Gemahl. „Cveline, mweißt Dır, was




"@Uefine . x z “
) wird dieſen Morgen nicht herunter kommen,
gggte Arthur. „Sie hat Kopfichmerzen und erfucht Dich,
renbbug Frühſtück auf ihr Zimmer ſchicken zu laffen.“ Wäh-
ees 5* der Mahlzeit wartete Luey fehnſüchtig
„Quf, da
br“?ßen Wwerde; allein er ſchwien beharrlich. Sr las wie
Zage feine Briefe und Beitungen, während er tapfer
berhftucfie und war bereits im Begriff, mit einem Buche in
* and das Zimmer zu verlaften,. alz ihn ein Ausruf
4 Confine. zum Bleiben veranlaßte. . Sie {tand am
j ifte_r‚ welches auf den Park führte und irgend etwaͤs
gebt wte befondere Aufmerkfamfkeit erregt zu haben, „Waz
* da dor?? frug Arthur Da draußen ift der Mann,“
dag SUCh, „Don dem wir geltern gefprochen Haben.“ Meber
* Mmünnlihe Geſicht Arthurs. - jlammte eine brennende


Nin ftammeln, aber ihre Stinme verfagte ibren Dienit.
„Lieber Engel,“ fagte Arthur, indem er ſich ſeiner Frau
näherte . und ſe umfaßte, „warum fürchteft Du diefen
Sremden {o jehr, obgleich idh da bin, Dih zu jchüßen?
DHeige Dich doch tapfer, Cbeline! Erlaube mir doch dieſen
Fremden aufzujuchen und von ihm Deinen Ring zurück-
Tordern. Ich werde ihn dann wie einen Verbrecher vom
Hof jagen ”

Eveline ſtieß einen Schrei der Verzweiflung aus,
fammerte ich an den Arnr Arthur3 und Ichaute ihn ent-
jebt an. „Nein, nein, nein!” Hagte CEveline. „Und wenn
e8 fih um tauſende von Welten handelte, nein!. Ich-bin
vollitändig in der Gewalt diejes Mannes, und. mein Leben,





Dich, wenn Du mich lelſt {predhe nicht mit ihm, vermeide,
ihn zu reizen, idn zum Nenßerlten zu bringen. SFage ihn
nicht aus Deinem Eigenthum und verlange auch den Ring
nicht zurüd !” — „Aber Cvyeline !“ — „O, Arthur, ih darf
ja nichts ſagen! Und wenn Du e3 eines Tages erfahren





— —

Samſtag angenonimene Antrag Dertel wird wieder
zurückgezogen und Vollmar widerruft ſchließlich ſeine
Nücktritlserklaͤrung. Das lieft ſich wie die reiuſte
Kemödie, und doch iſt es von Samſtag bis Montag
genau ſo in Erfurt zugegangen . Die Drohung-
daß man die Berliner uͤnd Magdeburger „FJungen“
aus, der Partei hinauswerfen werde, i{t wahr ge-
macht worden, denn ihr „freiwilliger“ Austritt war
eigentlich ein höchſt unfreiwilliger.. Mber man hat ſich
nicht getraut, gegen v. Bolmar das gleiche Mittel
anzumwenDden. Um ihn zurüczuhalten, hat man das
gemiß ſehr fragwürdige Mittel. nicht geſcheut, einen
Antrag, den die Verjammlung bereitz „gutgeheißen“
hatte (jo . hatte Bebel felbſt erflärt), nachträglich zu
fajjiren, Allerdings hat auch v. Bollmar ſelbſt etliches
Vaſſer in ſeinen Wein gethau, indem er erklätte, er
ſtehe auf dem Boden der Bebel'ſchen Reſolution,
einer Nefolution, welche die Wahlagitation 1und par-
Mentariſhe Thätigkeii nur als Mittel zur ſozia-
liſtiſchen Propaganda bezeichnet, mährend Bollmar im
Gegenſatze zu dieſer Anficht den Parlamentaris-
mus zur Erreichung ſortſchreitender praktiſcher
politiſcher Erfolge benußt wiſſen will, Gewiß wird
Liemand glauben, daß durch dieſen Ausgaug die
Frage Bollmar endgiltig entſchieden fei, ſie it nr
Der Gegen-
ſatz zwiſchen Vollniar einerſeits und Bebel, Liebknecht
Und Singer andererſeits iſt ſo groß, daß er durch
derartige Verkleiſterungsverſuche nicht aus der Welt
geſchafft wird.

Kaiſer Franz Jofeph von Oeſterreich iſt nicht
nur ein glänbiger Katholſt, ſondern auch in jeder
Weiſe befliſſen, ſeiner Hochachtung vor den Gebräuchen
der Hirche deutlichen Ausoͤruck zu geben Den. Aus-
ſpruch des Kaiſers über die Volksmifſtonen haben
wir ſchon berichtet: Heute liegt uns wieder ein Fall
vor, der unſer volles Intereſſe in Anſpruch nimmt,
Bekanntlich wurde das Jagdſchloß Naierling,
wo Schuld und Sühne ein blühendes Menſchenleben
dahinſtreckten, niedergeriſſen und an Stelle desjelben
ein Karmeliterinnen⸗Aloſter erbaut. Im Kloſter be-
findet ſich angeblich auf derſelben Stelle, wo RKron-
prinz Rudolf aus dieſer Welt ſchied, eine liebliche
Kapelle Wir ſagen angeblich, weil das Drama
don Materling noch immer ungelüftet iſt, doch thut
dies nichts zur Sache. Dieſe Kapelle mwar bereits
im Januar ds. Is. fertig und wurde fofort cons
ſecrirt! damit lam Gedächtnißtage (30. Januar) die
erſte hl. Meſſe geleſen werden koͤnne. Das waͤr der
ausdrückliche Wuͤnſch des Kaiſers. Die Conſecration
‚ follteft, ſo wollte ich, ich wäre niemals geboren.“ Sie rang
die Hände, fiel auf das Sophazurüc und verfiel in krampf-
haftes Weinen. Sie alich in ihrem Schmerz mehr einem
Kinde als einer reifen Frau, und ihre Thränen floſſenſo
reichlich und heftia. wie fie nır jemals ‚eint Kind vergoflen
haben mag. „Aber mein Siebling,“ rief Arthur ganz er-
‚Ihreckt, „jet doch nicht ſo zweifelhaft, beruhige Dich doch!
Ich wil ja ANeS thun, was Du verlangit, So-jehr e8
mir widerſtrebt. will ih Dich ſogar nicht!einmal in Schug
nehmen gegen die Unmaßungen dieſes Unverfchamten.“

E3 dauerte lange, bis fich Eveline etwas heruhigt hatte;
He ſcmiegte ſich tief in die jeidenen Kiffen des Sophas und
klagte dann uher heftige Kopfjidhmerzen. Arthur gab jeiner
armen Frau dann einen Abſchiedotutz und. verließ Ddas
Zimmer nachdem er vorher jorglih die Borhänge zuge-
zogen hatte Als er den großen Rafjenplas. vor-dem Herren-
haufe betrat, begegnete er Gaſton Lenvir, welcher fih auf







dem Wege der Terraffe befand und wie immer rauchte. Der
Letztere 30g höflich den Hut ab und grüßte den Schloß-
herın wie einen alten Bekannten. „Suten Morgen, Herr
Sutherland,“ fagte er. „Id Hoffe, Ihre Siebenswürdigkeit
nicht zu mißbraucdhen, wenn ich Ihre Srlaubnig, Ihren
Vark zu jeder Zeit zu beſuchen, ſchon fo frühe benuße. &3
iſt eine alte @©ewohnheit von mir, frühe aufzufteben und
nur der jhöne Morgen hHat micdh veranlakt, mi der Ge-
fahr auszujeßen, Ihuen laͤſtig zu falen. . Sin froftiger
Gruß war die Antwort Arthur Sutherlands. Gafton
Lenvir blidte feinem Gegner mit feinem gewohnHeitsmäßigen
ſpöttiſchen Lädeln nach „Hnt,“ dachte laut der Creole,
„Haft Dır Dich anders bejonnen, Arthur Sutherland ? Ich
hahe Anderes gehofft; ich dachte, mir mürden ung üder
biefert, präctigen King oder Über andere Dinge augein-
anderjegen mülfer. Über i fehe, wir find Aug gemorden.
Unſere hübfche, Heine Everine, hat fich alen heftigen Maß-
regeln widerſetzt und wir liebe uns gar zu ſehr/ um uns
Kummer zu machen. Nun, wie e8 Dir gefällt, Arthur
Sutherlend Das Ende bringt alles! möchte nur
wiſſen, ob mich Rebekka, dieſe wilde Katze veute beobachtet.“



(Fortſetzung folgt.)


 
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