Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

DOI Heft:
Nr. 1
DOI Artikel:
Prolongation von Wechseln
DOI Artikel:
Unsere Lehrlings-Konkurrenzen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0022

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST. | ||=

zu Gebote stehenden Geld- und Verkehrsmittel in Be-
wegung setzen sollte, um die, wie sie wusste oder doch
annehmen musste, in dritter Hand befindlichen alten
Wechsel womöglich noch vor dem Protest einzulösen,
obgleich die Klägerin kaum noch hoffen konnte, dass sie
dem Protest zuvorkommen werde, auch wenn dies viel-
leicht in Wirklichkeit noch gelungen wäre. Die Saum-
seligkeit und diese Zumutung der Beklagten seien nicht

mit einer Auslegung des Verlängerungsvertrags vereinbar,
wie Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte
sie erfordern.
Diesem Urteil kann man nur beistimmen. In die Lage,
einen Wechsel nicht einlösen zu können, darf schliesslich
jeder Geschäftsinhaber einmal kommen; aber dann darf
er sich auf keinen Fall auch noch saumselig und „bum-
melig“ zeigen!

Unsere Lehrlings-Konkurrenzen.

Nachdem unsere Lehrlings-Konkurrenz im Jahre 1905
eine so allgemeine Anerkennung, besonders von Seiten
der Meister, gefunden hat, und sich heute schon die
günstigen Einflüsse dieses und der mit der letzten Oster-
prüfung der Innungen und Vereinigungen verbundenen,
gleichfalls vom „Journal der Goldschmiedekunst“ veran-
stalteten Prämiierung von Lehrlingsarbeiten bemerkbar
gemacht haben, wollen wir auch in diesem Jahre einige
Anregungen für den Nachwuchs unseres Kunsthandwerkes
schaffen. Zu diesem Zwecke veranstalten wir auch für
Ostern 1907
eine Prämiierung von Lehrlingsarbeiten
und ferner
ein Preisausschreiben für Lehrlinge.
Während wir schon in dieser Nummer die Preise und
einige nähere Bestimmungen über die zunächst in Frage
kommende Oster-Prämiierung von Lehrlingsarbeiten ver-
öffentlichen , werden wir erst in nächster Nummer des
„Journals“ die Aufgaben und Bedingungen für das Preis-
ausschreiben bekanntgeben. Wir teilen aber schon heute
mit, dass auch bei diesem Preisausschreiben in gleicher
Weise wie bei dem von 1905 die Ausstellung der einge-
gangenen Lehrlingsarbeiten und deren Prämiierung zum
nächsten Verbandstag in Kiel vorgesehen ist und dadurch
wiederum die Konkurrenz und die Erlangung eines Preises
eine erhöhte Bedeutung erhält.
Wir wollen nicht unterlassen, schon heute die Herren
Lehrmeister an das Erzieherische zu erinnern, das zweifels-
ohne der Teilnahme des Lehrlinges an einer derartigen
Konkurrenz innewohnt. Wird doch durch diese das
Streben des jungen Mannes in einem ganz besonderen
Grade angespornt und er damit aus sich heraus gelockt,
sich an die für ihn erreichbar höchsten Aufgaben heran-
zuwagen. Es bedarf aber bekanntlich bei dem in der
Entwickelung begriffenen jungen Menschen oftmals nur
eines äusseren Anlasses, um ihn mit Hilfe des dadurch

erweckten Selbstbewusstseins in den Sattel zu heben und
ihm Wege zu weisen, die er in seinem Alltagsgleise vielleicht
nimmermehr gefunden haben würde. Aus diesem Grunde
sollte sich schon heute der Lehrmeister dazu entschliessen,
seinem Lehrling Gelegenheit zu geben, sich sowohl an
den in vielen Städten und bei den meisten Innungen und
Vereinigungen üblichen Ausstellungen von Lehrlingsarbeiten,
namentlich aber auch an unserer diesjährigen grossen
Konkurrenz beteiligen zu können. Der Lehrmeister ist in
den weitaus meisten Fällen auch derjenige, der zunächst
den Vorteil von dem erhöhten Streben seines Zöglinges hat
und darf auch nicht die moralische Genugtuung unter-
schätzen, die es ihm gewähren muss, dem ihm anvertrauten
Lehrling die Bahn zu seiner Vervollkommung geebnet und
ihm die Mittel an die Hand gegeben zu haben, einen Preis
zu erringen, der nicht zuletzt den Lehrmeister selbst ehrt.
Wir haben die Bestätigung aus dem Munde einer ganzen
Anzahl von Lehrmeistern erhalten, dass unsere beiden
letzten Prämiierungen bezw. Konkurrenzen einen äusserst
fühlbaren wohltätigen Einfluss auf die Auffassung der Lehr-
linge von ihrer Arbeit und ihrem Berufe gehabt haben, dass
bei den einzelnen Teilnehmern merklich eine Erhöhung
des Standesbewusstseins wahrgenommen werden konnte
und dass diese nicht nur ihrer Ausbildung, sondern auch
ihrer sozialen Anschauung zugute gekommen ist. Die er-
weiterten Gesichtspunkte eines jungen Kunsthandwerkers
entfernen ihn gleichzeitig von der Anschauung, sich nur
als Lohnsklave zu betrachten, sie erheben ihn über das
Niveau des blossen Arbeiters und tragen dazu bei, einen
Nachwuchs zu erziehen, der die Aussicht auf eine Hebung
unseres schönen Goldschmiede-Kunsthandwerkes gewährt.
Darum möchten wir schon heute dringend ans Herz
eines jeden Lehrmeisters die Bitte legen: Lasst Euren
Lehrling an den Preis-Konkurrenzen des „Journal der
Goldschmiedekunst“ teilnehmen und tragt dadurch Euer
Pflichtteil dazu bei, die Entwickelung Eures Zöglings
zu fördern und durch ihn zu der Veredelung unseres
Kunstgewerbes beizutragen!


io
 
Annotationen