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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 37
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Eppler, Alfred: Die Schmuckstein-Ausstellung
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Bestimmung der Temperatur in Emmailliermuffeln
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0306

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

die Fabrikation von geschickt hergestellten Fälschungen
aus Glasflüssen floriert. Sicherlich bestellt z. B. kein
Geistlicher als Auftraggeber die Verwendung von Imi-
tationen, es wird wohl auch in den meisten Fällen der
Preis für echte Steine bezahlt, nichtsdestoweniger werden
solche Imitationen in grosser Menge hergestellt und
sogar direkt als für kirchliche Zwecke geeignet in den
Handel gebracht. Da der Nichtfachmann die Nachahmung
in den meisten Fällen nicht von den echten Steinen
unterscheiden kann, so ist dringend zu empfehlen, die
gelieferten Steine stets durch einen Steinkenner prüfen
zu lassen, dann werden die Imitationen bald von der
Bildfläche verschwinden oder doch dorthin wandern,
wohin sie gehören, in den Fünfzig-Pfennig-Bazar.
Die sich anbahnende neue Entwicklung der kunst-
gewerblichen Verwertung der Schmucksteine muss natür-
lich von den Künstlern ausgehen; sie müssen studieren
und sich mit dem Material vertraut machen, sie müssen
sich begeistern lassen durch seine wunderbare Schön-
heit und seine Eigenart, sie müssen die Technik der
Verarbeitung der Steine kennen lernen und sie fördern,

indem sie ihr neue Aufgaben stellen, und sie müssen
die dauernden Verbindungen darstellen, zwischen der
Schmucksteinindustrie einerseits und den andern kunst-
gewerblichen Zweigen, besonders der Metallbearbeitung
andererseits. Von den Künstlern muss Licht und Wärme
ausgehen, aber gehegt und gepflegt werden muss das
Feuer der Kunst durch die Gunst der Kunstfreunde.
Gehen Künstler und Kunstfreunde voran, dann wird
die Industrie nicht Zurückbleiben; unsere kleine Schmuck-
stein-Ausstellung zeigt ja, dass es an Schmucksteinfabri-
kanten und -Händlern nicht fehlt, die gerne mitarbeiten.
Künstler, Kunstfreunde und Industrielle einander näher
zu bringen, ist ja der Zweck unserer Veranstaltung.
Leider erlaubte es der zur Verfügung stehende Raum
nicht, wie bei der vorjährigen Schmuckstein-Ausstellung
im Kaiser-Wilhelm-Museum in Crefeld in einer wissen-
schaftlich geordneten Abteilung die Rohsteine und
die Technik der Schmucksteinbearbeitung vorzuführen,
so dass sich unsere Ausstellung im wesentlichen auf
fertige Schmucksteine und einige hübsche Arbeiten aus
Stein beschränken musste.*)

Bestimmung der Temperatur in Emailliermuffeln.

Für das Gelingen des Einbrennens der Emaille ist die
Temperatur, welche in den Emailliermuffeln herrscht, mass-
gebend. Sehen wir uns nun eine solche Muffel näher an,
so gelangen wir zu der Überlegung, dass zweierlei
Temperaturen in Betracht kommen. Einmal handelt es
sich darum, die äussere, nicht sichtbare Wandung der
Muffel auf eine bestimmte, verhältnismässig hohe Tempe-
ratur zu erhitzen, damit die durch die Muffelwand dringende
Wärme den eigentlichen Nutzraum der Muffel auf die
Temperatur bringt, welches erfahrungsgemäss für ein gutes
Ergebnis des Brandes notwendig ist. Zweitens muss die
Innentemperatur der Muffel eine solche sein, dass die
Emaille der zu emaillierendenWaren innerhalb einer gewissen,
nicht allzulang bemessenen Zeit zum Schmelzen gelangt.
Die Bestimmung der Temperatur von Emailliermuffeln
geschieht auch wohl heute noch meist lediglich nach dem
Auge durch Schätzung der Temperatur nach der Farbe
der Glut. Wenn auch nicht geleugnet werden soll, dass
die mit der Beaufsichtigung der Emailliermuffeln Betrauten
sich mit der Zeit eine sehr gute Übung und Erfahrung
hierbei aneignen, so ist es doch andererseits zweifellos,
dass das Verfahren ein überaus trügerisches und unzuläng-
liches ist. Der Beobachtende ist von persönlichen Einflüssen,
der derzeitigen Beschaffenheit und Empfänglichkeit seines
Auges, der Einwirkung der Umgebung, ob diese hell oder
dunkel ist, viel zu sehr abhängig, um ein stets richtiges
und einwandfreies Urteil zu haben.
Wie in der Technik überhaupt, so ist auch bei dem
Emaillieren die Sicherheit des Betriebes von der grössten
Bedeutung, und diese kann nur dadurch erreicht werden,
dass man irgend welche „Anzeiger“ für die Höhe der

Temperatur verwendet. Als sehr zuverlässige und seit
einer Reihe von Jahren in sehr vielen Feuerbetrieben an-
gewandte „Anzeiger“ (Pyrometer) für die in einem Ofen
oder dergl. herrschende Hitze haben sich die von Professor
Dr. H. Seger im Jahre 1885 erfundenen und nach ihm
benannten „Segerkegel“ bewährt.
Die Segerkegel sind abgestumpfte dreiseitige Pyramiden
von 6 cm Höhe, welche eine Reihe (im ganzen 61) syste-
matisch zusammengesetzter, an Schwerschmelzbarkeit zu-
nehmender Silikatgemenge darstellen. Sie werden aus-
schliesslich in der Königlichen Porzellan-Manufaktur zu
Berlin hergestellt und tragen als gesetzlich geschützte
Marke ein Zepter. Das Bild 1 zeigt eine Reihe von Seger-
kegeln, welche zur Temperaturbestimmung gedient haben,
wie noch weiter unten ausgeführt werden wird.


Bild 1.

Die folgende Aufstellung gibt die Nummern der für
Feuerungs- und Brennzwecke gebräuchlichsten Segerkegel
und ihre nach Celsiusgraden^est/zätfzte Schmelztemperatur an.
*) Interessenten seien auf das Flugblatt Nummer 22 des Crefelder Kaiser-
Wilhelm-Museums verwiesen.

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