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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 29
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Kannibalismus im Handel
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Unsere prämiierten Laden-Sicherungen, II
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0232

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

der Rücksichtslosigkeit nicht allzu enge Grenzen ziehen,
trifft besonders auf unsere deutschen Verhältnisse in
der Edelmetallbranche zu. Der in dieser herrschende
„Kannibalismus“ ist mit einer der wesentlichsten Fak-
toren unserer ungesunden Verhältnisse. Fast jeder
Verbandstag hat sich mit der Feststellung dieser Tat-
sache beschäftigt und versucht, sie auszurotten. Leider

sind die getroffenen Massnahmen bisher noch lange
nicht ausreichend gewesen, den immer üppiger ins Kraut
schiessenden Übelstand des Detaillierens der Fabrikanten
zu verhindern. Es ist daher hohe Zeit, dass dem
immermehr überhandnehmenden treffend bezeichneten
„Kannibalismus im Handel“ ganz energisch zu Leibe
gegangen wird.

Unsere prämiierten Laden-Sicherungen.
II.

Einen zweiten Preis (bekanntlich den höchsten zur
Auszahlung gekommenen) erlangte Herr G. Uhde in Neu-
stadt a. d. Dosse mit der nachstehend beschriebenen Ein-
richtung, die in mehrere Einzelteile zerfällt, nämlich
/. Die Sicherung des Türschlosses gegen dessen
Öffnung mittels eines Nachschlüssels. Diese ist dadurch
erreicht, dass der für gewöhnlich zum Öffnen oder Schliessen
des Schlosses gebrauchte Schlüssel teilweise
aus Isoliermaterial gearbeitet ist (vgl. Fig 1,
wo das Isoliermaterial, im vorliegenden Falle ; | j ■
Hartgummi, schwarz ist). Einige Teile des
Schlosses sind voneinander isoliert, dagegen jTl
mit den Polen einer Batterie verbunden. So-
bald ein gewöhnlicher, metallener Schlüssel
oder Dietrich nur für einen Augenblick in
das Schlüsselloch eingeführt wird, schliesst
er den Strom, und eine Fortschellglocke tritt
in Tätigkeit. Diese Glocke kann entweder
im Laden (und dann zugleich für die Passanten
hörbar) oder auch in der Wohnung des H
Ladeninhabers angebracht sein.
II. Die Sicherung des Türschlosses gegen [ f fü
Anbohren oder Aussdineiden erfolgt in der LI
Weise, dass auf einem genügend grossen Fig L
Teil der Tür in der Umgebung des Schlosses
zwei ganz dünne (nur 0,1 mm starke) Messingblechtafeln,
die übereinander gelegt, aber durch eine ganz schwache
Isolierschicht getrennt sind, angebracht werden, und zwar
zwischen Schloss und Tür. Jede der Messingplatten ist
mit einer Leitung verbunden. Je nach der Art des Schlosses
(aufgeschraubtes, Einsteck-Schloss usw.) muss natürlich
die Art der Anbringung der leitenden Schicht ent-
sprechend abgeändert werden.
Wird nun der Versuch gemacht, das Schloss auszu-
schneiden, so dringt der Bohrer oder das Stemmeisen mit
Leichtigkeit durch die beiden dünnen Bleche. Dadurch
sind diese in metallische Verbindung gebracht, und sofort
ertönt die Alarmglocke, die der Einbrecher durch kein
Mittel mehr zum Verstummen bringen kann, auch wenn
er augenblicklich den Bohrer wieder herauszieht.
III. Die Sicherung gegen das Aufbrechen der Tür
wird folgendermassen erzielt: Die Türkante und der gegen-
überliegende Falz am Türfutter werden mit je einem

schwachen Metallstreifen (Bandeisen oder Bandmessing)
versehen. Diese beiden Metallstücke stehen unsichtbar
mit der elektrischen Leitung in Verbindung und können
zudem durch Überstreichen mit Ölfarbe ganz unauffällig
gemacht werden. Beim geringsten Versuche des Auf-
brechens, d. h. schon beim ersten Ansetzen des Brecheisens,
gelangt die Alarmglocke augenblicklich in Tätigkeit.
IV. Die Sicherung gegen das Ausschneiden der Tür-
füllungen. Nur bei eisenbeschlagenen Türen wird es
möglich sein, das Ausschneiden der Türfüllung ganz zu
verhindern; es muss also auch gegen diese Gefahr Vor-
sorge getroffen werden, und zwar um so mehr, als in
Uhrengeschäften sehr häufig Glastüren zu finden sind.
Durch die nachstehend beschriebene Einrichtung wird nun
zwar nicht das Ausschneiden der Füllungen, wohl aber
die Hauptsache, das Eindringen der Diebe, mit Sicherheit
verhindert, weil auch hier ein fortgesetztes Alarmzeichen
ausgelöst wird. Diese Vorrichtung ist insofern besser als
die bekannten Pendelkontakte, weil diese nach dem Ver-
schliessen der Tür von aussen nicht mehr eingestellt
werden können.
An die Innenseite der Tür wird (bei c und d in Fig. 2)
ein in einem leichten Metallrahmen (D) gespanntes, eng-
maschiges Drahtgeflecht derart eingehängt, dass die Spitzen
des Metallrahmens 4 bis 5 cm weit durch den Schlitz
zweier bei a und b auf die Tür geschraubten Führungs-
stücke hindurchreichen. In Fig. 3 ist ein solches Führungs-
stück M in natürlicher Grösse besonders abgebildet. Es
besteht aus einer viereckigen (oder auch runden) Platte p
und der eingenieteten, 3 bis 4 cm langen Führung f.
Dieser Teil f ist oben auf etwa 2/3 seiner Länge derart
mit Hartgummi (//) belegt, dass die Spitzen des Rahmens
das darunter liegende Metall nicht berühren können. Die
Grundplatte p eines oder beider Stücke ist unauffällig mit
der einen, in der unteren Türkante verlegten Leitung ver-
bunden; die andere Leitung hat Verbindung mit einem der
Haken c oder d (Fig. 2). Wird nun im Ernstfälle eine
Türfüllung tatsächlich entfernt, so versperrt dann noch
das dicht anliegende Drahtgeflecht die Öffnung. Jede
Berührung desselben (bei einem Versuche, die Maschen
zu durchkneifen usw.) würde genügen, dem Rahmen eine
kleine Bewegung nach innen zu geben. Dadurch verlässt
mindestens eine der Spitzen den Hartgummi-Schlitz und

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