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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 39
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Webel, Oskar: Zur Weihnachts-Saison
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Stübling, K.: Bearbeiten der Metalle mittelst Schleif- und Polierscheiben
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0324

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

P.

namentlich auch in Tageszeitungen haben die Bilder-
Inserate, die, wenn die zur Illustration des Inserates be-
nutzten Entwürfe originell und fesselnd sind, stets eine
gute Wirkung erzielen. Wir haben von einem Künstler
einige geschmackvolle und doch in die Augen fallende
Entwürfe für diesen Zweck herstellen lassen und bringen
in vorliegender Nummer einige Beispiele zu dem Eben-
gesagten. Man stelle sich diese Inserate in dem Salz
irgend einer Tageszeitung vor und wird die Überzeugung
gewinnen, dass dieselben jedenfalls ihre Wirkung nicht
verfehlen werden. Wir werden übrigens diesem Thema
in der nächsten Nummer eine weitere Betrachtung widmen
und empfehlen auch diese der Beachtung.
Als ferneres wirkungsvolles Mittel direkter Reklame ist
die Versendung von Katalogen, Zirkularen und Qeschäfts-
karten zu nennen. Zur Ausstattung der letzteren Reklame-
mittel sollte der Juwelier und Goldschmied die Abbildungen
eigener Erzeugnisse oder Artikel seines Lagers verwenden
und dazu kann er auch die in den Inseraten-Beispielen
verwendeten Entwürfe benutzen. Jedenfalls müssen der-
artige Drucksachen äusserst vornehm und möglichst künst-
lerisch ausgeführt sein, wenn sie ähnlich wie das Schau-
fenster günstige Rückschlüsse auf den Geschmack ihres
Absenders zulassen sollen. Bei der Versendung dieser
Drucksachen vermeide man es, schon auf dem Kuvert eine
Reklame anzubringen und überhaupt dem Briefe von aussen
den Eindruck der Reklame zu verleihen. Damit schwächt
man schon beim Empfang das Interesse des Empfängers
ab und beeinträchtigt vielleicht den guten Eindruck, den
sonst das Ansprechende des Rundschreibens machen

würde. Da Kuverts nicht übermässig kostspielig sind,
verwende man lieber ein solches in weiss von guter
Papier-Qualität, wie man es zu Familien- und privaten
Mitteilungen zu benutzen pflegt. Aufdrucke wie „Ein
Weihnachtsgeschenk“, „Von grosser Wichtigkeit für Sie“,
„Ein wertvoller Wink!“ u. a. m. werden nicht mehr geglaubt
und sofort als das erkannt, was sie sind: ein Köder für
Reklame.
Die zu Weihnachten vielfach übliche und auch von
uns wiederholt durch Vordrucke unterstützte Versendung
von Katalogen und Broschüren ist eine vervollkommnete
und kostspieligere Zirkularreklame. Dieselbe ist entschieden
wertvoll und besonders dann, wenn sie einen Teil des
vorhandenen Warenlagers im Bilde veranschaulicht. Alle
derartige Reklamen, welche man den Kunden oder denen
die es werden sollen ins Haus schickt, sind zwar zweifels-
ohne im Augenblick der Erscheinung vor dem Auge des
Empfängers wirksamer und auch ein wenig nachhaltiger,
als ein blosses Zeitungsinserat. Aber auch sie geraten
leider nur allzuschnell in Vergessenheit, zumal wenn sie
nicht ausserdem hin und wieder durch einige Inserate
unterstützt werden, die sie wieder in Erinnerung bringen.
Die Weihnachtszeit ist für die Angehörigen unserer
Branche die günstigste Gelegenheit, ja nahezu die einzigste
im Jahre, wo sie durch Anspannung aller ihrer Kräfte eine
gute Ernte herbeiführen können. Aber, da niemand dort
ernten kann, wo er nicht gesät hat, gilt es denn auch
für diese Zeit, alles aufzubieten, den Boden des Geschäftes
nach allen Richtungen hin vorzubereiten. Hierzu den
Ansporn zu geben, ist der Zweck der vorstehenden Zeilen.
Oskar Webel.

Bearbeiten der Metalle mittelst Schleif- und Polierscheiben.
Von K. Stübling.

In der Bijouterie-, Silberwaren- und Besteckfabrikation,
wie überhaupt in der Metallwarenfabrikation usw. spielen
die Schleif- und Polierscheiben eine grosse Rolle. Man
hat aber diese Werkzeuge selbst in den grössten Betrieben
fast unverändert so übernommen, wie sie aus jener Zeit
stammen, da es nur spärliche Betriebe mit Kraft gab
(Wasserkraft) und noch der Fussbetrieb überall dominierte.
Man verbesserte wohl Maschinen und Werkzeuge aller Art,
aber die Schleif- und Polierscheiben sind zurückgeblieben.
Sie sind dem schaffenden Geiste wohl zu untergeordneter
Natur, als dass er sich intensiv mit ihnen befassen sollte.
Zu Verbesserungen ist im allgemeinen der Arbeiter wenig
geneigt, denn er betrachtet sie, mit Recht oder Unrecht
sei dahingestellt, als gefährliche Konkurrenz. Richtig ist
ja nun, dass man auch schon seit etwa 15 Jahren da und
dort, und dies insbesondere in unserer Branche, fertige
Schleif- und Polierscheiben beziehen kann. Diese werden
aber manchmal dem praktischen Bedürfnis wenig gerecht
und werden in einzelnen Betrieben oft solche Werkzeuge
von den Arbeitern selbst hergestellt, wobei gewisse Vorteile
zur Verwertung kommen. Dieses liegt in der Natur der Sache.

Da aber gerade in der Verbesserung solcher permanent
in Gebrauch befindlichen Werkzeuge die grössten Er-
sparnisse an Zeit und Arbeitslohn zu machen sind, so
sollte jeder Fabrikant und Betriebsleiter mehr als es bisher
geschieht, sein Augenmerk darauf richten, auch die Schleif-
scheiben den veränderten Verhältnissen anzupassen.
Bei Kraftbetrieb kann für die meisten Arbeiten der
„Woll-Puff“ (Schwabbel), im Rheinland „Hollenschiff“
genannt, benutzt werden, doch wären ganz andere Resul-
tate mit dieser Scheibe zu erzielen, wenn sie nicht gar
zu mangelhaft wäre. Hält man das Arbeitsobjekt stark
an die Scheibe, so verbrennt man es, weil die Scheibe
infolge ihrer hohen Tourenzahl viel Zentrifugalkraft ent-
wickelt und so immer trocken ist.
Weit rationeller arbeitet diese Scheibe bei folgender,
in nachstehenden Figuren veranschaulichten Bauart: Die
Welle der Arbeitsmaschine ist bedeutend stärker zu halten
als wie üblich. Fig. 4 zeigt das vordere Wellenstück in
Längsschnittdarstellung. Es ist mit a bezeichnet und weist
die Bohrung g auf, welche vorne in die Erweiterung h
endigt. In dieser Erweiterung sind einander gegenüber-

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