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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 39
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Webel, Oskar: Zur Weihnachts-Saison
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0321

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Journal der Goldschmiedekunst

Amtliches Organ des Verbandes Deutscher
der Goldschmiede-Innungen zu BERLIN, BRAUNSCHWEIG,
KOLBERG, LEIPZIG, LIEGNITZ und SCHWEIDNITZ, der
der Goldschmiede-Werkgenossenschaft BERLIN (E. G. m. b.H.),
GÖRLITZ u. STETTIN und derVereine der Juweliere, Gold-u.
und WESTFALEN, KÖLN, MÜNCHEN, WIESBADEN,

HERR!. SCHLAG DACH?.,


Inhaltsverzeichnis u. Bezugsbedingungen
befinden sich am Schlüsse des redakt. Teiles.

|llr.39

LEIPZIG

21. September 1907.

28.
Jahrgang

Erscheint jeden Sonnabend
in zwei sich abwechselnden Ausgaben.

3uweliere, Gold- und Silberschmiede,
CHEMNITZ, GERA-ALTENBURG, GLEIWITZ, GLOGAU,
Innung pfälz.Gold- u. Silberarbeiter (Sitz: NEUSTADT a.H.),
der Freien Vereinigungen der Gold- und Silberschmiede zu
Silberschmiede von BADEN, WÜRTTEMBERG, RHEINLAND
WÜRZBURG und des Regierungsbezirks FRANKFURT a. O.
LEIPZIG, Reichsstrassc 18-20



Nachdruck aller Artikel ohne Genehmigung der Redaktion ist verboten.

Zur Weihnachts-Saison.

^Das Jahr neigt sich dem Ende zu und das Geschäft
unserer Branche ihrer Hochsaison. Wie im allgemeinen
in allen Ländern, wo christliche Kultur ihren Einfluss
erlangt hat, sich um diese Zeit die Geschäftswelt für
die bevorstehende Kampagne rüstet, so natürlich auch
bei uns. Der eine tut dies allerdings mehr, als der
andere, und im gleichen Verhältnisse pflegen dann
gewöhnlich auch die Resultate auszufallen. Der geschäft-
liche Erfolg in unseren Tagen geht eben aus einem
unvermeidlichen Konkurrenzkämpfe hervor, der oftmals
recht erbittert ausgefochten wird und in der Hitze des
Gefechtes nicht selten die sonst für heilig gehaltene
Nächstenliebe vermissen lässt. Der Sieg bleibt auch hier
stets auf der Seite des Stärkeren oder auf dessen Seite,
der den Eindruck des Stärkeren zu erwecken vermag.
Es ist gut, wenn man sich vor Beginn der Saison
dieser Tatsache bewusst wird, und unter dem Gesichts-
winkel dieser Tatsache die Vorbereitungen für das
Weihnachtsgeschäft trifft. In erster Linie hält man da
wohl die Heerschau über das Warenlager und gerät meist
in ein leidiges Dilemma dabei. Der Überblick über
das Lager stellt zunächst fest, dass es eigentlich reich
genug versorgt ist und nach menschlichem Ermessen
den weitgehendsten Ansprüchen genügen müsste.
Aber, aber das Publikum selbst in dem engeren
Kreise einer festen Kundschaft ist eine gar vielköpfige
Menge von ebenso vielen Sinnen und Wünschen; diese
nach allen Richtungen hin zufrieden zu stellen, dazu
gehört schon ein Stück Vorsehung: denn allen Leuten
recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann! Doch
auch hierin muss der Geschäftsmann das Menschen-
mögliche zu erreichen suchen und bei der Komplettierung
seines Lagers für die bevorstehende Weihnachtssaison
alle Eventualitäten ins Auge fassen, wenn er nicht ein-
mal in einem reuevollen Augenblick sich dem Vorwurfe
aussetzen will, etwas versäumt zu haben. Wir wollen

mit dieser Mahnung selbstverständlich nur daran er-
innern, dass es in der Goldwarenbranche gar sehr von-
nöten ist, sich rechtzeitig die Frage vorzulegen, was man
etwa zur Vervollständigung des Lagers bei Berück-
sichtigung der Forderung des jüngsten Geschmackes
und der neuesten Mode anzuschaffen hat, da alljährlich
in der vorgerückten Zeit der Saison die Beschaffung
von Ware sehr erschwert ist. Unsere Fabrikanten und
Grossisten sind in den letzten Wochen vor Weihnachten
erfahrungsgemäss derartig mit Aufträgen überhäuft, dass
sie oftmals auf Lieferung von späteren Bestellungen
verzichten müssen.
Es ist gewiss unendlich schwer, angesichts dieser
Tatsache, das richtige Mass für die Einkäufe zu finden,
aber vielleicht zweckmässig, lieber ein wenig reichlich
einzukaufen und für das grössere Lager noch etwas
übriges in Propaganda nach aussen zu tun, um eine
Erhöhung des Umsatzes zu bewirken. Bleiben dann
noch einige Wünsche des Publikums unerfüllt und einige
Gegenstände unverkauft, so ist dies ausreichend durch
den erhöhten Gewinn wettgemacht. Diese Propaganda
zur Weihnachtszeit ist daher die nächste dringende Auf-
gabe eines rührigen Geschäftsmannes. Sie setzt aber
nicht erst bei der direkten Reklame ein, sie beginnt viel-
mehr schon beim Einkauf und den eigenen Leistungen,
die ja immer die beste Empfehlung für ein Geschäft
sind und bleiben. Aber man muss auch bestrebt sein,
die Leistungsfähigkeit in das richtige Licht zu stellen.
Dazu hat der Juwelier und Goldschmied die nächst-
liegendste Gelegenheit in seiner Schaufenster-Auslage.
Das „Wie“ der Vorführung, das Arrangement und die
Beleuchtung der Gegenstände im Schaufenster sind so
unendlich wichtige Faktoren des Erfolges, die — wir
möchten sagen — des Schweisses der Edelsten wert
sind, und wir können hinzufügen, dass sie auch tat-
sächlich für die geriebensten Geschäftsleute unserer

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