Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

DOI Heft:
Nr. 23
DOI Artikel:
Elektrische Bohrmaschinen
DOI Artikel:
Semper-Bund-Ausstellung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0196

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

Elektrische Bohrmaschinen.

Von den „Siemens-Schuckert-Werken“, Berlin, wurden in


letzter Zeit verschiedene vorteilhafte Neukonstruktionen elek-
trischer Bohrmaschinen hergestellt, von denen die nebenstehend

abgebildete Form besonders für die Zwecke der Gold- und Silber-
waren- sowie Uhrenfabrikation gebaut ist.
Diese Maschine scheint berufen zu sein, in diesen Industrie-
zweigen künftighin äusserst praktische Dienste zu leisten. Infolge
der geringen Abmessungen lässt sich dieselbe leicht auf jedem
Werktisch anbringen. Das Oberteil mit dem Motor ist in der
Höhe verstellbar, so dass Arbeitsstücke minimaler Stärke, aber
auch ziemlich dicke Blöcke gebohrt werden können. Der Vor-
schub erfolgt durch Heben des Bohrtisches, dessen Auf- und
Abwärtsbewegung vermittels Handhebel bewirkt wird. Die Führung
läuft unten in einer Zahnstange aus, in die ein mit dem Hand-
hebel verbundenes Zahnrad eingreift. Ein Schalter zum Ein- und
Ausschalten des Motors befindet sich praktischerweise in dem
Handgriff des Hebels.
Die Maschine, die auch zum Gewindeschneiden eingerichtet
werden kann, besitzt bei grösster Leistungsfähigkeit und voll-
kommenster Betriebssicherheit eine leichte und wirklich elegante
Bauart. Der Massstab der Abbildung ist 1: 10.
Der Antrieb geschieht durch kleine Gleichstrom-, Drehstrom-
oder Einphasenhauptstrom-Motoren von V1B bis % PS.

Semper-Bund-Ausstellung.

Am 11. Mai wurde in Düsseldorf die Nationale Kunstaus-
stellung durch Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit den deutschen
Kronprinzen eröffnet. Die Ausstellungsleitung hatte auf Ansuchen
des Semperbundes (eines kleinen Kreises von Handwerkern und
Kunsthandwerkern), trotzdem der Raum sehr beschränkt war,
diesem in liebenswürdigster Weise 2 Räume zur Verfügung ge-
stellt. Die Düsseldorfer Stadtverwaltung bewilligte dem Semper-
bund 10000 Mark als Beihilfe für die Ausstellung.
Im Semperbund begann alsbald ein fleissiges Schaffen und
war die Ausstellung des Vereins am 11. Mai, als der hohe Pro-
tektor diese eröffnete, fertig gestellt.
Der Erfolg blieb nicht aus, denn es heisst im Düsseldorfer
General-Anzeiger vom 12. Mai in dem offiziellen Berichte über
die Eröffnung der Ausstellung, bei welcher der Vorsitzende, Herr
Carl Hemming, Maler, zugegen war: „Der erste Besuch des Kron-
prinzen galt natürlich der Düsseldorfer Kunst. Die Führung über-
nahmen Herr Graf von Brühl und Professor Claus Meyer. Zuerst
fesselte Ritzenhofers „Prozession der Kommunikantinnen“ die
Aufmerksamkeit des hohen Gastes, worauf er sich den übrigen
Gemälden zuwandte. Durch den Saal 2 nahm der Kronprinz
dann den Weg nach dem Architektensaal und weiter durch Saal
4 in die Räume des Semperbundes, hier bewunderte der Kronprinz
besonders die Gold- und Silberschmiedearbeiten von der Firma
C. A. Beumers, Düsseldorf, und die Ausführung des Bibliothek-
raumes von Herrn. Buyten, Düsseldorf. Auch das Trauzimmer
fand allgemeinen Beifall.
Am 12. Mai besuchte auch Se. Excellenz Kultusminister von
Studt die Ausstellung und versäumte es nicht, sich auch ein-
mal anzusehen, was der Semperbund in selbständigem Schaffen
zu Wege gebracht. Wiederholt sprach Sr. Excellenz einem gerade
anwesenden Mitglied des Vereins seine Anerkennung für die
hübsche, ruhige und feine Ausstattung der Räume aus.
Zur Zeit der Dresdener Ausstellung wurde dem Semperbund
der Weg verlegt, sein Können zu zeigen, um so erfreulicher ist

es, dass in Düsseldorf die hohe Kunst nicht zögerte und es nicht
für unwürdig hielt, dem kleinen Kreis selbständig vorwärtsstre-
bender Kunsthandwerker 2 Räume zur Verfügung zu stellen.
Viele und gerade diejenigen, welche sich als Förderer und Be-
glücker des Handwerkes und Kunsthandwerkes aufspielen, denken
anders und sollten sich hieran ein Beispiel nehmen. Nicht durch
Zurückdrängen des selbständig vorwärtsstrebenden Kunsthand-
werkers, wie dies in Dresden geschehen und wie es heute auch
bei anderen Gelegenheiten Mode geworden ist, fördert man
das Handwerk und Kunsthandwerk, sondern dadurch, dass dem-
selben möglichst oft Gelegenheit gegeben wird, sich selbständig
zu betätigen, dann mag eine gerechte und sachverständige Kritik
einsetzen, die jedenfalls viel erzieherischer wirkt, als wenn, so
wie heute, dem ausübenden Kunsthandwerker eine Zeichnung in die
Hand gedrückt wird, die dieser dann stumpfsinnig auszuführen hat.
Viel Geld wird zur Förderung des Kunsthandwerkes bei ähn-
lichen Gelegenheiten verausgabt, aber selten stellt man die be-
willigten Mittel dem Handwerk und Kunsthandwerk direkt zur
Verfügung, was zur Folge hat, dass die Ausführenden wohl stets
das machen müssen, was andere vorschreiben und erdacht haben,
wodurch dem Ausführenden die Möglichkeit genommen wird,
selbständig zu schaffen.
Das Vorgehen der Stadtverwaltung in Düsseldorf verdient
grosses Lob und wäre nur zu wünschen, dass andere Verwal-
tungen dem Beispiele Düsseldorfs folgen würden. Herr Ober-
bürgermeister Marx, dem man für sein Entgegenkommen grosse An-
erkennung zollen muss, hat sicherlich ein klares Urteil darüber,
wie man Handwerk und Kunsthandwerk am besten fördert!
Auch wir rufen dem Semperbund „Viel Glück“ zu und wün-
schen nur, dass derselbe unentwegt vorwärts strebt! Hoffen wir,
dass sich auch anderwärts das Kunsthandwerk zu ebenso ernstem
Schaffen zusammenschliesst. Dann werden bald manche Klagen
verstummen, denn das schöne Sprichwort „Einigkeit macht stark“
bleibt immer wahr!

174
 
Annotationen