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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 21
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Fasserwerkzeuge zum Mille griffes-Fassen
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0177

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

Fasserwerkzeuge zum Mille griffes-Fassen.

Die vielfache Verwendung des Platins hat in unserer Juwelen-
bijouterie eine bestimmte Art von Fassung in den Vordergrund
gedrängt, das sogenannte Mille griffes, gegen welches sowohl
Facfenarbeiten als auch Inkrustationen etc. im Hintergründe bleiben.
Wie wir ja schon mehrfach diese Fassmethode selbst im „Journal
der Goldschmiedekunst“ erwähnt und deren Herstellung ausführ-
lich beschrieben haben, so bleibt die Tatsache bestehen, dass
diese eine der schwierigsten Arbeiten des Juweliers ist und je
feiner der Mille griffes (die Zahnung) ausfällt, desto eleganter
die fertige Fassung aussieht.

Fig. 2. Fig. 4. Fig. 5


und so die einzelnen Kornfeldchen der Fassung oben etwas ab-
gerundet und Glanz gemacht, so dass das ganze dem Mille griffes
ähnlich war.
Vor ungefähr zwei Jahren hat nun Schreiber dieses als Fach-
mann Versuche gemacht, durch rotierende Rädchen eine schnellere
Teilung der Fassung und gleichzeitig ein eleganteres Mille griffes
als seither zu erreichen, was auch teilweise gelang, es fehlte je-
doch nur noch an einem passenden Werkzeug, welches in rich-
tigem Grössenverhältnis zur Hand des Passers stand und wurde
auch darin bald Wandel geschaffen durch die Mille griffes-Rädchen,
wie solche in Fig. 6, 7 und 8 abgebildet sind.
Die Werkzeuge bestehen aus etwa 10 cm langen Stahlstäbchen,
welche zur besseren Handhabung mit dem einen Ende stichelartig
in einem Holzheft stecken und an deren vorderem Ende die ver-
schiedenen Rädchen je nach Bedarf eingespannt werden können.
Fig. 8 zeigt das Werkzeug von der Seite und lässt deutlich den
Einschnitt erkennen, in dem sich die Achsen der einzelnen Rädchen


Fig. 6.



, ft

Fig. 8.

Diese genaue und feine Arbeit setzt aber auch geschickte
Arbeitskräfte voraus, und ist die Mehrzahl der Fässer nicht in
der Lage, einen solch feinen Mille griffes herzustellen und leistungs-
fähige Arbeiter sind sehr gesucht. Dass nebenbei das Platin
bezüglich schönem Glanzschnitt noch extra behandelt werden
muss, haben wir schon zu verschiedenen Malen erörtert. Da nun
einerseits tüchtige Arbeitskräfte fehlten, andererseits aber auch
kurantere Bijouterien in Frage kommen, bei welchen ebenfalls
Mille griffes angebracht werden sollte, wegen der ungeheuren
Zeitaufwendung aber solch fertige Waren unverhältnismässig teuer
geworden wären, so sann man auch hier auf Erleichterungen.
Grössere Fabriken arbeiteten die ganze Fassung ins Stahlgesenk
ein und wurden hier die einjustierten Steine nur vorsichtig ein-
gerieben oder mit Stichen befestigt. Aber auch die Juweliere
sannen auf Hilfsmittel, solche Mille griffes-Drückereien schneller
vollenden zu können. Das Einzelkorneisen wurde anfänglich
durch ein Reihenkorneisen ersetzt, es wurden mehrere Korn-
vertiefungen nebeneinander in das untere Ende eines Stahlstäb-
chens eingeschlagen und nun gleichzeitig 4—6 Körner angedrückt.
Bei ganz kuranten Arbeiten nahm man auch einen groben Faden-
stichel, machte die einzelnen Riefen etwas tiefer und schärfer und
teilte so die obere Kontur des geschnittenen Fadens in Felder
ein. War die ganze Fassung so bearbeitet, so wurde mit einem
Polierstahl oben über den so geteilten Faden hin- und hergerieben

einlegen lassen und durch einen Riegel vor dem Herausfallen
geschützt werden können. Rechts und links von den eigentlichen
Zahnungsrädchen laufen noch zwei dünne, kaum über ersteres
hinausragende Hartgummiplättchen (a), die dem Werkzeug nicht
nur als Führung dienen, sondern auch die Fassung selbst vor
einer Verletzung durch zu starken Druck des Rädchens oder gar
durch Ausrutschen zu schützen. Bei Fig. 8 ist zur besseren
Veranschaulichung das eine Gummischeibchen weggelassen.
Auch die in den Figuren 1—5 abgebildeten Werkzeuge haben
in letzter Zeit vielfach Verwendung gefunden und ist bei beiden
Methoden allerdings erforderlich, dass man sich je nach Grösse
und Feinheit der einzelnen Mille griffes-Körnchen auch die ver-
schiedenen Rädchen machen lassen muss.
Während nun die in Fig. 1 - 5 abgebildeten Werkzeuge in
ähnlicher Ausführung von den Herren Gebr. Ott in Hanau ge-
liefert werden können, sind die in Fig. 6—8 abgebildeten Instru-
mente nur von dem Artikelschreiber im Original angefertigt
Derselbe gibt jedoch im Interesse der Allgemeinheit allen Interes-
senten die Berechtigung, sich solche anzufertigen und steht auf
Wunsch gern mit Aufklärungen zu Diensten.*) Fr. Joseph.
*) Wir machen gleichzeitig auf das Werk des gleichen Autors: „Der Ju-
welier und das Fassen“ aufmerksam, das als 3. Band unserer Fachbibliothek
zum Preise von 2 Mark 50 Pfennig von Herrn. Schlag Nachf. in Leipzig be-
zogen werden kann. Die Red.

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