JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.
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daran. Und dies könnte unter Umständen eine ganz
gewaltige Baisse sein.
Können wir denn aber gar nichts gegen diese drohende
Gefahr tun? Müssen wir es ruhig mit ansehen, dass
man das herrlichste Erzeugnis der Mutter Erde in den
Staub zieht? — Wir würden wenig dagegen machen
können. Man sagt ja, die Gelehrten wären so ziemlich
bei dem Abschluss ihrer Versuche angelangt und hätten
schon den Weg derartig vorgezeichnet, dass ihre
Nachfolger auf diesem schliesslich doch über kurz oder
lang zum Ziele gelangen könnten. Und dann der un-
berechenbare Zufall; was dem eifrigen Studium in die
Geheimnisse der Natur tief eingeweihter Gelehrten manch-
mal nicht erreichen konnte, hat spielend ein glücklicher
Zufall entdeckt. Wir würden ihn freilich nicht glücklich
preisen und wüssten auch nicht, wem er sonst äusser
dem Entdecker Vorteile bringen sollte. Während jetzt der
kostbare Diamant wenigstens neben seiner schmückenden
Aufgabe noch ein dauerndes Wertobjekt bildet, würde
er dann nur der kleinlichen Eitelkeit dienen usw.
Aber man kann auch trotz der Entdeckung des jüngst
verstorbenen Pariser Chemikers Prof. Moissan doch wohl
über die Zukunft der Diamanten beruhigt sein. Wie
gross auch die Erfolge der Technik namentlich in den
letzten Jahrzehnten gewesen sind, so ist dennoch dem
Schöpfergeist des Menschen eine Grenze gezogen. Er
ist immer noch der Schaffungskraft der Natur gegen-
über nur ein Dilettant geblieben, der die schwierigsten
Probleme immer nur im Prinzip gelöst hat, während
er bisher dem Geheimnis des Werdens und Vergehens
gegenüber hilf- und ratlos ist. Genau so geht es dem
Menschen auch der Entstehung des Diamanten gegen-
über, wie er Jahrtausende hindurch sein Hirn ver-
geblich mit der Kunst des Goldmachens gequält hat.
Einzelne Geheimnisse hat sich trotz unserer hochent-
wickelten Wissenschaft und Technik die Natur doch
nicht abtrotzen lassen und dazu gehört das Gold und
der Diamant. Wir haben es vorläufig daher noch nicht
nötig, uns von einigen Pessimisten in dieser Richtung
der Kopf heiss machen zu lassen.
Die Erhard'schen Intarsia-Artikel.
Innerhalb unserer Branche ist eine alte Kunst wieder
aufgelebt, die wohl Beachtung verdient, und zwar nicht
nur des Namens wegen, an den sie sich knüpft, sondern
auch um ihrer selbstwillen. Diese wieder erweckte
Kunst besteht in den Intarsiaartikeln von Erhard & Söhne
in Schwäb.-Gmünd, die die allgemeine Aufmerksamkeit
des kunstliebenden Publikums auf sich lenken. Die
Technik derselben lehnt sich an jene Intarsiatur oder
Marketerie des 16., 17. und 18. Jahrhunderts an, die
darin bestand, dass ein anderes farbiges Holz, meist
Ebenholz, in Holz kunstvoll eingelegt wurde. Wir be-
sitzen noch Chorstühle, Wand- und Türtäfelungen in
jenen Arbeiten und bewundern darin namentlich die
zum Ausdruck gelangte Geduld und Akkuratesse. Zur
Zeit des XV. und XVI. Louis waren diese Arbeiten be-
sonders in Blüte, nachdem der berühmte Kunsttischler
Boulle es verstanden hatte, seinen sogenannten Boulle-
Möbeln grosses Ansehen bei Hofe zu verschaffen. Man
hatte es dabei mit Metall- und Perlmutter-Einlagen zu
tun, die meist in dunkles Holz, auch Ebenholz eingelegt
waren und wundervolle Effekte erzielen. Auch in aus-
geschnittenem Schildpatt wurden derartige Inkrustationen
vorgenommen und zahlreiche erhaltene Stücke aus jener
Zeit werden heute noch ihres Kunstwertes wegen hoch-
geschätzt.
Die Intarsien der Firma Erhard & Söhne bilden eine
neue Etappe in der Kunst der Intarsiatur. Sie frischen
den verblichenen Ruhm einer drei Jahrhunderte hin-
durch blühenden Technik auf, die in den letzten Jahr-
zehnten beinahe in Vergessenheit geraten war. Die
Inkrustationen von Erhard & Söhne übertreffen in künst-
lerischer Beziehung, sowie in Dauerhaftigkeit der Aus-
führung alle bisherigen Arbeiten und sogar die Boulle’s.
Die Technik der Arbeit erklärt dies. Die von ersten
Künstlern entworfenen Ornamente werden in sogenanntes
Semilormetall, einer goldähnlichen Kupferlegierung, aus-
gesägt. Dann wird ein genau hierzu passendes Reperce
in Palisander-Holz hergestellt und beides auf einer mit
feinen Stiftchen versehenen Metallplatte befestigt. Diese
Befestigung ist so innig, dass man die Platte biegen
kann, so viel man will, ohne dass vor allen Dingen
das Holz abplatzt, was bekanntlich der Nachteil aller
älteren und auch der Intarsiaarbeiten Boulle’s ist. In-
folgedessen ward erreicht, alle möglichen runden Ge-
fässe herzustellen und die Intarsiatechnik zu Gegen-
ständen zu verwenden, für die sie bisher ungeeignet war.
Die Wirkung der Erhard’schen Intarsien ist eine
ungemein reizvolle und ästhetische und von den an-
spruchsvollsten Kunstfreunden als solche anerkannt.
Als Schmuck-Schatullen, Necessaires und ähnliche Be-
hälter von Gebrauchs- und Schmuck-Gegenständen in
Edelmetall dürften diese Arbeiten kaum ihresgleichen
finden. Einige Beispiele der wiedererweckten Intarsia-
kunst zeigen wir nebenstehend im Bilde.
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daran. Und dies könnte unter Umständen eine ganz
gewaltige Baisse sein.
Können wir denn aber gar nichts gegen diese drohende
Gefahr tun? Müssen wir es ruhig mit ansehen, dass
man das herrlichste Erzeugnis der Mutter Erde in den
Staub zieht? — Wir würden wenig dagegen machen
können. Man sagt ja, die Gelehrten wären so ziemlich
bei dem Abschluss ihrer Versuche angelangt und hätten
schon den Weg derartig vorgezeichnet, dass ihre
Nachfolger auf diesem schliesslich doch über kurz oder
lang zum Ziele gelangen könnten. Und dann der un-
berechenbare Zufall; was dem eifrigen Studium in die
Geheimnisse der Natur tief eingeweihter Gelehrten manch-
mal nicht erreichen konnte, hat spielend ein glücklicher
Zufall entdeckt. Wir würden ihn freilich nicht glücklich
preisen und wüssten auch nicht, wem er sonst äusser
dem Entdecker Vorteile bringen sollte. Während jetzt der
kostbare Diamant wenigstens neben seiner schmückenden
Aufgabe noch ein dauerndes Wertobjekt bildet, würde
er dann nur der kleinlichen Eitelkeit dienen usw.
Aber man kann auch trotz der Entdeckung des jüngst
verstorbenen Pariser Chemikers Prof. Moissan doch wohl
über die Zukunft der Diamanten beruhigt sein. Wie
gross auch die Erfolge der Technik namentlich in den
letzten Jahrzehnten gewesen sind, so ist dennoch dem
Schöpfergeist des Menschen eine Grenze gezogen. Er
ist immer noch der Schaffungskraft der Natur gegen-
über nur ein Dilettant geblieben, der die schwierigsten
Probleme immer nur im Prinzip gelöst hat, während
er bisher dem Geheimnis des Werdens und Vergehens
gegenüber hilf- und ratlos ist. Genau so geht es dem
Menschen auch der Entstehung des Diamanten gegen-
über, wie er Jahrtausende hindurch sein Hirn ver-
geblich mit der Kunst des Goldmachens gequält hat.
Einzelne Geheimnisse hat sich trotz unserer hochent-
wickelten Wissenschaft und Technik die Natur doch
nicht abtrotzen lassen und dazu gehört das Gold und
der Diamant. Wir haben es vorläufig daher noch nicht
nötig, uns von einigen Pessimisten in dieser Richtung
der Kopf heiss machen zu lassen.
Die Erhard'schen Intarsia-Artikel.
Innerhalb unserer Branche ist eine alte Kunst wieder
aufgelebt, die wohl Beachtung verdient, und zwar nicht
nur des Namens wegen, an den sie sich knüpft, sondern
auch um ihrer selbstwillen. Diese wieder erweckte
Kunst besteht in den Intarsiaartikeln von Erhard & Söhne
in Schwäb.-Gmünd, die die allgemeine Aufmerksamkeit
des kunstliebenden Publikums auf sich lenken. Die
Technik derselben lehnt sich an jene Intarsiatur oder
Marketerie des 16., 17. und 18. Jahrhunderts an, die
darin bestand, dass ein anderes farbiges Holz, meist
Ebenholz, in Holz kunstvoll eingelegt wurde. Wir be-
sitzen noch Chorstühle, Wand- und Türtäfelungen in
jenen Arbeiten und bewundern darin namentlich die
zum Ausdruck gelangte Geduld und Akkuratesse. Zur
Zeit des XV. und XVI. Louis waren diese Arbeiten be-
sonders in Blüte, nachdem der berühmte Kunsttischler
Boulle es verstanden hatte, seinen sogenannten Boulle-
Möbeln grosses Ansehen bei Hofe zu verschaffen. Man
hatte es dabei mit Metall- und Perlmutter-Einlagen zu
tun, die meist in dunkles Holz, auch Ebenholz eingelegt
waren und wundervolle Effekte erzielen. Auch in aus-
geschnittenem Schildpatt wurden derartige Inkrustationen
vorgenommen und zahlreiche erhaltene Stücke aus jener
Zeit werden heute noch ihres Kunstwertes wegen hoch-
geschätzt.
Die Intarsien der Firma Erhard & Söhne bilden eine
neue Etappe in der Kunst der Intarsiatur. Sie frischen
den verblichenen Ruhm einer drei Jahrhunderte hin-
durch blühenden Technik auf, die in den letzten Jahr-
zehnten beinahe in Vergessenheit geraten war. Die
Inkrustationen von Erhard & Söhne übertreffen in künst-
lerischer Beziehung, sowie in Dauerhaftigkeit der Aus-
führung alle bisherigen Arbeiten und sogar die Boulle’s.
Die Technik der Arbeit erklärt dies. Die von ersten
Künstlern entworfenen Ornamente werden in sogenanntes
Semilormetall, einer goldähnlichen Kupferlegierung, aus-
gesägt. Dann wird ein genau hierzu passendes Reperce
in Palisander-Holz hergestellt und beides auf einer mit
feinen Stiftchen versehenen Metallplatte befestigt. Diese
Befestigung ist so innig, dass man die Platte biegen
kann, so viel man will, ohne dass vor allen Dingen
das Holz abplatzt, was bekanntlich der Nachteil aller
älteren und auch der Intarsiaarbeiten Boulle’s ist. In-
folgedessen ward erreicht, alle möglichen runden Ge-
fässe herzustellen und die Intarsiatechnik zu Gegen-
ständen zu verwenden, für die sie bisher ungeeignet war.
Die Wirkung der Erhard’schen Intarsien ist eine
ungemein reizvolle und ästhetische und von den an-
spruchsvollsten Kunstfreunden als solche anerkannt.
Als Schmuck-Schatullen, Necessaires und ähnliche Be-
hälter von Gebrauchs- und Schmuck-Gegenständen in
Edelmetall dürften diese Arbeiten kaum ihresgleichen
finden. Einige Beispiele der wiedererweckten Intarsia-
kunst zeigen wir nebenstehend im Bilde.
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