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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 43
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Gründung einer Diamantschleiferei-Industrie in Südafrika / Das Hochzeitspoem eines Juwelieres
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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

eirUwenig ungewöhnlich, aber gewiss originell und in ihrem orchi-
deenartigem ornamentalen Schmuck sehr modern. Letzteres kann
man auch von dem wohltuend handlichen Becher sagen.
Die Jardiniere und die beiden Schirmgriffe im Stil Louis XVI.
verwenden die Ornamente dieser wieder modern gewordenen
Stilepoche in für uns verständiger Weise und werden so gewiss
Anklang finden. Wir hatten Gelegenheit, von demselben Künstler
noch einige Plaketten zu Gesicht zu bekommen, die uns in ihren
Motiven aus der Schwab. Alb den Beweis erbrachten, es in ihrem
Urheber mit einem vielseitig befähigten Plastiker zu tun zu haben.
Ferner bringen wir noch ein Gürtelschloss von Friedr.
Pfaelzer & Soehne in Stuttgart im Bilde, das für das Töchterlein
oder die Braut eines Jagdliebhabers geeignet sein dürfte. Es ist
ein allerliebstes Arrangement der Verkörperung der Poesie des
Waldes und gleichzeitig bezeugt es, dass die genannte Gold-
warenfabrik auch in diesem Schmuckgenre Bedeutendes leistet
Die übrigen Abbildungen dieser Nummer finden an Ort und
Stelle ihre Erläuterungen.

Gründung einer Diamantschieiferei-Industrie
in Südafrika.
* Von dem Bestreben’geleitet, die Einnahmequellen der Kap-
kolonie zu erhöhen und die ungünstigen Geschäfts- und Arbeits-
verhältnisse Südafrikas durch Schaffung neuer Industriezweige zu
heben, hat sich eine am 1. August d. J. in Kapstadt unter dem
Vorsitze des Mayors von Kapstadt tagende öffentliche Versamm-
lung für die Einführung eines Ausfuhrzolles auf Diamanten sowie
dafür ausgesprochen, die Unterstützung der Regierung für eine
zu gründende Diamantschleiferei-Industrie zu erbitten.
Nach einem in der Cape Times vom 2. August d. J. enthaltenen
Versammlungsberichte hat sich die „Association for the Promotion
of the Diamond Cutting and Polishing Industry in the Cape Colony“
mit der britischen Konsularvertretung in Holland — wie es scheint —
erfolgreich in Verbindung gesetzt, um einen Stamm von Diamant-
schleifern zur Auswanderung nach Südafrika zu veranlassen. Die
Kosten hierfür sollen aus dem zu erhebenden Ausfuhrzoll für rohe
Diamanten bestritten werden.

Das Hochzeitspoem eines Juweliers.
Anlässlich der Hochzeit des Juweliers J.J.jr. in Döbeln i. S.
hat dem jungvermählten Paare der Pastor H. mit einem Geschenke
ein Poem überreicht, das entschieden weitere Verbreitung ver-
dient Aus diesem Grunde möge es denn auch in den Spalten
unseres „Journals“ Platz finden:
Ein Goldschmied arbeitet im Döbelner Land —
Weithin ist sein Name im Volke bekannt —
Er hat schon manch Meisterwerk kunstreich gemacht,
Manch güldenes Schmuckstück von seltener Pracht.
Einst rief er: „Was nützen die Kleinodien mir,
Was nützen die Steine Rubin und Saphir,
Diamant, Amethysten, Topas und Achat,
Opal und Türkis, Malachit und Granat,
Hinfort bleibe ich nicht mehr im Hause allein,
Ich such’ mir den köstlichsten Edelstein;
Den will ich dann fassen so wacker, so frei
Ins Gold meiner Liebe, ins Gold meiner Treu!“ —
Den Edelstein fand er in Weissenberg;
Und schnell ging der Goldschmied gar hurtig ans Werk.
Er schmiedete Ketten von Kostbarkeit,
Die Herzen zu binden für ewige Zeit;
Er schmiedete Ringe so rein und so hold
Als Zeichen der Liebe im leuchtenden Gold;
Er lötete schliesslich den zärtlichsten Bund
Im seligen Kusse von Munde zu Mund.

Nun ist es gefunden, nun bleibt es sein —
Sein teuerstes Kleinod, sein Edelstein!

*
Liebes Bräutchen lass Dir sagen, —
Denn Du bist der Edelstein, —
Wirst von lauter Lieb getragen,
Sollst Dein Herz in Liebe weih’n!
Meinen Rat will ich Dir geben,
(Wenn Du nur fein stille schweigst),
Wie Du Dich im künft’gen Leben
Stets als Edelstein ihm zeigst.
Auch Euch kommen Sorgen,
Wolken verdunkeln den Morgen,
Du aber bleib heiter,
Jage die Wolken ihm weiter.
Schau ihn an mit blauem Auge so süss,
Wie ein Türkis!
Kommt er nach Haus einmal zu spat,
So bleibe schweigsam wie Achat,
Doch kommt die Sache öfters vor,
So hebe kühn Dein Haupt empor
Und sprich — (jetzt kann’s nichts schaden) —;
„Potz Bomben und Granaten!“
Ruft er: „Heisa, juchheisasa,
Morgen kommt meine Schwiegermama!“
Vergeht er fast vor Liebesmüh,
Ist er zu zärtlich gegen sie,
Dann verstehe Du keinen Spass,
Ernst bleibe wie ein Rauchtopas!
Wenn er je schlechte Laune zeigt,
Wenn er einem Brummbär gleicht,
Dann singe Du
Ein Liedchen dazu,
Lass deiner Liebe Flammen glüh’n
Feurig wie Rubin!
Ist Dir beim Mittag das Essen missraten,
Zerkocht die Kartoffeln und hart noch der Braten,
Dann schweige fein stille, — ist Dir’s auch fatal
Umkose ihn schmeichelnd als milder Opal!
Verlangt er den Schlüssel zu oft,
Viel häufiger als Du gehofft,
Dann flehe holdselig ihn an:
„Bleib bei mir, entzückender Mann!“
Doch den Schlüssel umschliesst Deine Hand,
Hart bleibst du, wie ein Diamant!
❖ ❖
So zieht mit Gott hinaus ins Leben!
Dein Herz sei stets ein Edelstein!
Doch Du sollst schützend sie umgeben
Mit Gold der Treue fromm und rein!
Was soll des Hauses Losung bleiben?
Darf ich’s in Euer Herz Euch schreiben?
Gott halt’ in Gnaden treue Wacht
In diesem Haus bei Tag und Nacht!
Ein neues Heim — ein neues Hoffen!
Ihr werdet dann nur glücklich sein,
Steht auch dem Herrn die Türe offen,
Zieht Er mit Seiner Gnade ein.
Nehmt auf den Herrn mit Seinem Frieden
Als Himmelskleinod schon hienieden!
Gott halt’ in Gnaden treue Wacht
In Eurem Haus bei Tag und Nacht!

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