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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 15
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Künstlich hergestellte Diamanten
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Einjährig-Freiwillige aus dem Kunsthandwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0130

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(0)1-7 =|| 1 JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST. ! ||—. - ■ - — |(q]

Dieser erzeugt über dem Tiegel einen Lichtbogen, dessen
Hitze durch den Abschluss des Kalkblockes nicht ent-
weichen kann und daher mit aller Intensivitätjauf das

eine Behandlung des letzteren durch Säuren, bei welcher
schliesslich die winzigen Steinchen zu Tage treten.
Man erkennt an ihnen deutlich die Kristallform.

Eisen und die Kohle im Tiegel ein wirkt. Die auf diese Weise

Die Amerikaner haben

erzeugte Hitze, die Moissan
auf 3500 Grad Celsius schätzte,
bringt in wenigen Minuten
die Kohle in dem Eisen zum
Schmelzen und -versetzt den
von dem Lichtbogen berührten
Teil des Kalkblockes in eine
derartige Weissglut, dass an
beiden Seiten der Elektroden
eine blendende Lohe heraus-
schlägt, in die man nur durch
farbiges Glas zu blicken
vermag.
Nach 5—6 Minuten wird
der Deckel des Ofens vor-
sichtig abgehoben, der Tiegel
mit einer Zange gefasst und
rasch in das daneben stehende
Gefäss mit kaltem Wasser
getaucht, wobei die Hände
durch Asbestlappen geschützt
werden müssen.
Damit ist der Prozess
beendigt und es erübrigt sich
nur noch, dass die entstande-
nen Diamanten aus dem er-
starrten Eisen gelöst werden.
Es geschieht dies durch


Abbildung 4.
Herausnehmen des Tiegels aus dem elektrischen Ofenj zum Abschrecken.

die Entdeckung Moissans
sofort aufgegriffen; und in
grösserem Massstabe zur
Erzeugung jj von Diamanten
benutzt, aber es ist ihnen
dennoch nicht gelungen,
grössere Steine als bis
höchstens 1/3 Millimeter zu
erzeugen und die Kosten so
zu reduzieren, dass man
von einer Konkurrenz der
natürlichen Diamanten spre-
chen könnte. Immerhin will
es uns aber bedünken, als
ob der Weg zum Ziele doch
schon erschlossen wäre und
es nur noch der Pioniere
bedarf, um ihn gangbar zu
machen. — Sollte nunmehr
dieser nach allem durchaus
nicht so unmögliche Fall in
absehbarer Zeit doch einmal
eintreten und sollten die künst-
lichen Diamanten auch die
optischen Eigenschaften’ der
echten besitzen, dann würde
das Juwelen-Geschäft aller-
dings einen empfindlichen
Stoss erhalten.

Einjährig-Freiwillige aus dem Kunsthandwerke.

Hin und wieder, aber lange nicht häufig genug tritt
aus den Kreisen strebsamer junger Goldschmiede und
Juweliere an uns die Frage heran, ob Aussicht vorhanden
ist, dass ihnen auf Grund ihrer kunstgewerblichen Resultate
die Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Militärdienste
zugebilligt wird, und welchen Weg sie zur Erlangung
dieser Berechtigung einzuschlagen haben. Auf diese Fragen
antworten wir in der Regel wie folgt und möchten wünschen,
dass diese.Erklärung in weiteren Kreisen bekannt würde:
Von dem Nachweise der wissenschaftlichen Befähigung
zum Einjährigen-Dienste dürfen nach der Wehrordnung ent-
bunden werden: Kunstverständige oder mechanische Arbeiter,
welche in der Art ihrer Tätigkeit Hervorragendes leisten.
Personen, welche auf eine derartige Berücksichtigung
Anspruch machen, haben ihre Meldung an das General-
kommando desjenigen Armeekorps zu richten, das für den
Betreffenden oder dessen Domizilort in Frage kommt, und
dem Gesuche die erforderlichen, amtlich beglaubigten Zeug-
nisse beizufügen. Die jungen Leute sind nur einer Prüfung
in den Elementarkenntnissen zu unterwerfen, nach deren

Ausfall die Ersatzbehörde entscheidet, ob der Berechtigungs-
schein zu erteilen ist oder nicht. Nur selten wird aber
von den jungen Kunsthandwerkern etc. von dieser Be-
rechtigung Gebrauch gemacht, und wird einmal auf Grund
der angeführten Bestimmungen ein Berechtigungsschein
zum Einjährigendienste erteilt, dann macht die Erzählung
davon die Runde durch die gesamte Presse. Das sollte
und könnte anders sein! Die Bestimmungen sollten viel
mehr benutzt werden. Wenn ihre Anwendung jetzt als
seltene Ausnahme wirkt, so sind lediglich die Berechtigten
selbst daran schuld, die um die gesetzliche Vergünstigung
nicht nachsuchen. Tüchtige Kunsthandwerker, Gold-
schmiede, Juweliere, Graveure etc. können sich diese Be-
stimmungen zu nutze machen. Esist jaauchnur recht und billig,
dass man jungen Leuten, die sich in einem praktischen Fach
oder durch Kunstfertigkeiten auszeichnen, die Berechtigung
zum Einjährigen erteilt. Es sollen daher Handwerkskammern,
Innungen, Gewerbevereine, Vorsteher von Fortbildungs-
schulen und Lehrmeister darauf hinwirken, dass befähigte
junge Leute sich öfter um den Berechtigungsschein bewerben.

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