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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 35
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Steinhandel und Steinkunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0303

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.


STEINHANDEL UND STEINKUNDE

Unter verantwortlicher Redaktion von WILHELM RAU,
□ Juwelier und Edelstein-Experte in ERFURT.



Vom Diamanten-Markt.
w Antwerpen. Anfangs dieses Monats war die Geschäftslage
etwas ruhiger, augenblicklich ist der Handel sehr lebhaft, wobei
bedeutende Umsätze erzielt werden. Die Zahl der anwesenden aus-
wärtigen Ankäufer wird täglich grösser, die Industrie ist wieder
gut beschäftigt.

Vermischtes.
Neue Saphir-Minen in Britisch-Indien. Nach einem Bericht
des kaiserlichen Generalkonsulats in Kalkutta werden seit etwa
einem halben Jahre in Kaschmir Saphirminen betrieben. Sie liegen
bei dem Orte Soonjam, etwa 13 Tagemärsche von Srinagar entfernt.
Die Minen, die bereits vor 16 Jahren schon mal ausgebeutet wurden,
nach Erschöpfung eines Mineralganges aber wieder eingingen, be-
finden sich in einer Höhe von 14000 Fuss über dem Meeresspiegel.
Diese Fundstätten dürften wohl die höchstgelegensten dieser Art sein.
Im Juli vorigen Jahres hat die Kaschmir Mineral Company
Ltd. die Förderungsarbeiten wieder aufgenommen, wobei neue Adern
gefunden und abgebaut wurden. Infolge der in jenen Höhen früh-
zeitig eintretenden scharfen Kälte mussten die Arbeiten nach einigen
Monaten schon wieder eingestellt werden. In der kurzen Zeit wurden
jedoch eine bedeutende Anzahl Saphire im Gesamtgewichte von
ca. 70 Pfund gewonnen. 30 °/0 des Wertes stehen dem Maharajah
von Kaschmir als Bergabgabe zu. Die Edelsteine werden in Delhi
und Kalkutta gehandelt und besitzen vorwiegend eine schöne, reine
und tiefblaue Farbe.
w Granaten ans Deutsch-Ostafrika. In dem Werke von
W. Bornhardt „Zur Oberflächengestaltung und Geologie Deutsch-
Ostafrikas“ schildert der Verfasser ein interessantes Granatvorkommen
aus dem Süden dieses Schutzgebietes, das sich als abbauwürdig
herausgestellt hat. Die hier gewonnenen Granaten, welche zur
Varietät der Almandine gehören, haben infolge ihrer hervorragenden
Eigenschaften auf dem Edelsteinmarkt eine schnelle Aufnahme und
guten Absatz gefunden.
Die Fundstelle liegt in der Gemarkung Namaputa, nördlich des
Rovumaflusses, und ist neuerdings unter dem Namen Louisenfelde
näher bekannt geworden. Englische Missionare haben zuerst auf
die Granatfunde aufmerksam gemacht. Die von diesen gesammelten
Exemplare erwiesen sich jedoch zu gering, um einen Abbau lohnend
erscheinen zu lassen.
Durch erneute Hinweise des Engländers Archdeacon Farler wurde
der Kolonialbeamte Everbeck bewogen, die Fundstelle aufzusuchen,
nach dessen Berichte dann Bornhardt eine gründliche Untersuchung
des Vorkommens ausführte. Diese Untersuchung hatte die inzwischen
begonnene technische Ausbeute zu Folge.
Die Granaten wurden zuerst lose an der Oberfläche ihres Mutter-
gesteines gefunden, das aus einem erdig verwitterten Hornblende-
gneis besteht. Es sind bis haselnussgrosse Bruchstücke grösserer
Kristalle, die in dem Gestein selbst in ihrer ursprünglichen Grösse
angetroffen werden. In dem verwitterten Muttergestein bilden sie
rundliche, bis faustgrosse Einschlüsse, diese sind aber meistens so
von Rissen durchsetzt, dass sie schon beim Herausklauben in Bruch-
stücke zerfallen. Es wird jedoch vermutet, dass die tieferen, von
den atmosphärischen Einflüssen verschont gebliebenen Gesteins-
schichten, feste Stücke ohne Risse enthalten. Ein von Farler an-

gelegter und von Bornhardt zu seinen Untersuchungen benutzter
Schacht stand bis zu seiner 4 Meter tiefen Sohle noch immer in dem
erdig verwitterten Hornblendegneis, in dem sich die Granaten un-
regelmässig zerteilt, aber so häufig vorfanden, dass sich aus einem
Quadratmeter Wandfläche des Schachtes mehrere Dutzend Einschlüsse
herausklauben liessen.
Das Mineral gehört seiner chemischen Zusammensetzung nach
zur Gruppe der Eisentongranaten und stellt einen magnesiareichen
Almandin dar. Die meisten Stücke sind klar durchsichtig und be-
sitzen ein ungewöhnlich starkes Lichtbrechungsvermögen; die ver-
suchsweise angeschliffenen Steine zeichnen sich durch ein lebhaftes
Feuer vor zahlreichen anderen Granatarten vorteilhaft aus. Die
Farbe ist schön kolumbinrot mit einen Stich ins bräunliche.
Bornhardt liess durch 20 Träger in 3 Tagen gegen 100 kg der
an der Oberfläche liegenden Stücke aufsammeln und brachte dieses
Material mit nach Europa, wo die Steine sofort günstigen Absatz
in verschiedenen Edelsteinschleifereien fanden. Die daraus geschliffene
Ware hat bei ihrem ersten Erscheinen auf dem Edelsteinmarkte
grossen Anklang gefunden, welches ein nennenswertes Steigen des
Rohmaterials hervorbrachte, so dass heute ein Preis von 400 Mark
pro kg häufig gezahlt wird.
Die Ergiebigkeit der Fundstätte scheint auf längere Jahre hinaus
gesichert, die Aussichten werden noch günstiger, wenn das Mineral
auch in den tieferen unverwitterten Gesteinsschichten angetroffen wird.
In der Nähe des Granatlagers beobachtete Bornhardt noch einen
etwa 1 Meter mächtigen Mineralgang, der schon früher wiederholt
von anderen Besuchern aufgesucht worden war. Neben Quarz, Feld-
spat und Kaliglimmer treten in diesem Turmalin und Beryll auf.
Die Turmaline zeigten eine fast schwarze Färbung, von den beiden
Beryllarten, Smaragd und Aquamarin, wurde die lichtgrünliche Art
des letzteren gefunden. Diese Edelsteine waren aber nur selten
durchsichtig und dabei meistens so bröckelig, dass sie zu Schmuck-
steinen keine Verwendung finden können.
In der Puiel-Mine bei Kimberley wurde kürzlich ein vor-
züglicher Diamant von über 73 Karat gefunden, und der bereits
für 260000 Frc. verkauft wurde.
coo Die Juwelenflrma Tiffany, New-Tork, lässt in der Hudson-
Bai geologische Untersuchungen anstellen, da ihr von verschiedenen
Experten Berichte zugegangen waren, nach denen sich in diesem
Gebiete diamantenführende Ablagerungen befinden sollen.
«z> Bei Bello Horizonte (Brasilien) wurde eine Lagerstätte
vorzüglicher Turmaline gefunden, die Ausbeute ergab ca. 200 kg.
Die Steine sind auf dem Markt von Allemanha für 400000 Reis
verkauft worden.
* Amethystfunde. In den Striegauer Granitbrüchen wurde eine
grosse krystallreiche Höhle entdeckt, in der auch Amethystfunde
gemacht wurden.
* Die Entdeckung eines neuartigen Edelsteines wird aus
Kalifornien gemeldet. Der dort gefundene Stein ist von grosser
Schönheit und klar und durchsichtig. Die Farbe des Steines ist
blau mit violetten Schattierungen und von einer Tiefe, die mit dem
Saphir wetteifert. Er ist nicht so hart wie der Saphir, doch härter
als der Opal; in der Hitze wird er hellrot und nimmt beim Abkühlen
seine natürliche Farbe wieder an. Der Stein wurde nach dem Lande,
wo man ihn fand, „Benito“ genannt.

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