Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

DOI Heft:
Nr. 37
DOI Artikel:
Steinhandel und Steinkunde
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0319

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

JOURNAL DER GQLDSCHMIEDEKUNST. | |[

o

STEINHANDEL UND STEINKUNDE

Unter verantwortlicher Redaktion von WILHELM RAU,
Juwelier und Edelstein-Experte in ERFURT.



Der Cullinan,
jener kolossale Diamant im Gewichte von 30248/4 Karat, macht
augenblicklich wieder viel von sich reden, da seit einiger Zeit eine
Teilung desselben ernstlich erwogen wird.
Bekanntlich wurde der grosse Diamant am 26. Januar 1905 im
offenen Werke Nr. 2 der Premier-Mine in Südafrika gefunden, und
zwar durch den Manager der Grube, Ferd. Wells, der denselben bei
seinem Nachmittags-Rundgange in dem sogenannten Gelbgrunde
etwa 18 Fuss unter der Oberfläche erblickte. Der Edelstein ist
ungefähr 10 cm lang, 6 cm breit und 5 cm dick. Er gilt als der
tadelloseste aller bisher gefundenen grossen Diamanten, und ist in
Qualität von „reinstem Wasser“ und von edelster Farbe, die man
im Handel mit „blauweiss“ bezeichnet.
Der Diamant ist inzwischen von verschiedenen Autoritäten wissen-
schaftlich untersucht und dabei wunderbarerweise als Bruchstück
eines viel grösseren Steines erkannt worden. Er zeigt drei natür-
liche Kristallflächen des Oktaeders und vier Spaltungsflächen, an
deren Stelle sich Stücke von ganz bedeutender Grösse abgetrennt
haben müssen. Durch die optische Untersuchung wurde nach-
gewiesen, dass sich der Stein als einzelner Kristall und nicht als
Zwilling gebildet hat, ein Umstand, der ihn zu einer besonders vor-
teilhaften Bearbeitung befähigt.
Der Cullinan, der seinen Namen nach dem Präsidenten der
Premier-Minen-Compagnie „T. M. Cullinan“ erhielt, wurde zuerst
ein halbes Jahr lang in Pretoria und Kapstadt ausgestellt. Darauf
sandte man ihn in einem gewöhnlichen eingeschriebenen Postpaket
nach England, während des Transports war er gleichzeitig mit
5 Millionen Mark versichert.
Es wurde damals angeregt, dass die Patrioten von Grossbritannien
und der Kapkolonie den Edelstein durch Subskription erwerben
sollten, um ihn dem König Eduard für die Kronjuwelen Englands
als Geschenk zu überreichen. Zu diesem Zwecke wollte die Premier-
Compagnie den Cullinan für die Kleinigkeit von 10 Millionen Mark
hergeben. Da diese Idee jedoch wenig Anklang fand, wird nunmehr
eine Spaltung des Kolosses erwogen, denn wenn man ihn als ein-
zelnen Brillant schleifen lassen wollte, würde sich wohl schwerlich
ein Käufer finden, der ihn bezahlen könnte. Vom naturhistorischen
Standpunkt ist allerdings die Teilung lebhaft zu bedauern. ca>

Vom Diamanten-Markt.
w Nach einem kürzlich herausgegebenen Berichte der Handels-
kammer von Amsterdam hat die günstige Geschäftslage im Dia-
mantenhandel des Jahres 1905 auch im Jahre 1906 durchweg vor-
gehalten.
Auch im verflossenen Jahre hat die Nachfrage zumeist das
Angebot überstiegen, wodurch die Preise wiederum ständig in die
Höhe getrieben wurden. Besonders die kleinere Ware wurde stark
begehrt und erzielte demzufolge ganz aussergewöhnliche Preise.
Melierte Partien in den Grössen bis zu 4 Grain fanden ebenfalls
einen guten Absatz. Grössere Steine würden besonders von Paris
und Berlin verlangt.
Amerika war wie gewöhnlich wieder der weitaus bedeutendste
Abnehmer, der Bedarf Europas ist ziemlich derselbe geblieben, in
besseren Qualitäten wurde jedoch eine merkliche Steigerung erzielt.
Russland zeigte, infolge der politischen Wirren eine geringere Kauflust.

Der amerikanische Konsul von Amsterdam schätzte die Ausfuhr
im Jahre 1905 nach den „Vereinigten Staaten“ auf 24067 707 Frc.
und im Jahre 1906 auf 28933585 Frc. Die Katastrophe von San
Franzisko ist danach für den Diamantenhandel ohne Wirkung geblieben.
Die Förderung der Premier-Mine betrug:

im
Dezember
1905. . . .
. . . . 41016
Karat
Februar
1906. . . .
. . . . 45277
n
März
1906. . . .
. . . . 71084
n
August
1906. . . .
.... 104809
n
Oktober
1906. . . .
. . . . 112478
»5
Dezember
1906. . . .
.... 118056
n

Die Produktion ist also wesentlich gesteigert worden. Mit einer
neueren Ausbeutungsmethode erzielte man in der Mine „Dutoitspan“
53 Karat per Ladung, wohingegen früher nur 41/2 Karat per Ladung
erzielt wurden. Auf Kimberley wurden durch eine zweite Bear-
beitung der diamanthaltigen Erde noch etwa 8 Karat aus jeder
Ladung gewonnen.
Die Aussichten für das Jahr 1907 liegen sehr günstig und er-
wartet man allgemein bestimmt einen bedeutend steigenden Umsatz
in diesem Jahre.

Vermischtes.
cgo Perlen und Farbsteine. An den verschiedenen Handels-
plätzen macht sich eine besonders rege Nachfrage nach Perlen und
Farbsteinen bemerkbar. Besonders schönere Qualitäten des Saphirs
sind stark begehrt und erzielen daher sehr gute Preise. Welche
abnorm hohen Beträge für Perlen gezahlt werden, ist aus folgenden
Verkäufen ersichtlich, die an einem Tage (22. Juli ds. Js.) in Paris
abgeschlossen wurden. Ein Kollier von 43 Perlen wurde mit
170000 Francs bezahlt, die Perlen hatten ein Gewicht von 613 Grain.
Ein Kollier von 45 Perlen im Gewichte von 683 Grain erzielte
132500 Francs und ein solches von 189 Perlen, die zusammen
2300 Grain wogen, erreichte einen Preis von 112500 Francs.
* Ein amerikanisches Diamantenfeld. Herr Georg F. Kunz, der
bedeutendste Juwelensachverständige der Vereinigten Staaten, macht
bekannt, dass in Pike County, Arkansas, ein Diamantenfeld von
hundert Morgen Ausdehnung gefunden worden sei. Ein des Lesens
und Schreibens unkundiger Eingeborener fand im vorigen Sommer an
einem Wege zwei funkelnde Steine, die von einem lokalen Sachver-
ständigen als Diamanten erkannt wurden. Herr Kunz, der zu Rate
gezogen wurde, erklärte nach genauer Untersuchung, dass der Boden
vulkanischer Fels sei und demjenigen der südafrikanischen Diamant-
minen sehr gleiche. Bis jetzt wurden 130 Steine, viele von ihnen
weiss und von gutem Wasser, auf einem Flächenraum von nur 5
Morgen gefunden. Das ganze Feld ist jetzt in Händen von lokalen
Kapitalisten und wird jetzt sorgfältig bearbeitet. Es ist dies das
erste Mal, dass in Amerika ein wirkliches Diamantenfeld gefunden
worden ist.

Briefkasten.
W. M. in F. Der uns zur Untersuchung eingesandte Edelstein
ist ein Zirkon, und zwar handelt es sich um einen jener unnormalen
Exemplare, die bei sehr geringem spezifischem Gewicht eine merk-
lich schwache Doppelbrechung zeigen. Näheres hierüber finden Sie
in unserer Edelsteinkunde (Preis 5 Mark).

291
 
Annotationen