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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 23
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Steinhandel und Steinkunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0199

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.


STEINHANDEL UND STEINKUNDE

Unter verantwortlicher Redaktion von WILHELM RAU,
Juwelier und Edelstein-Experte in ERFURT.



Vom Diamanten-Markt.
ooo Es herrscht noch immer eine gewisse Unsicherheit vor, wozu
auch insbesondere die augenblickliche Abflauung in der Hochkon-
junktur sämtlicher Industrien wesentlich beiträgt. Es macht sich
allenthalben eine störende Zurückhaltung bemerkbar; da auch nun-
mehr die stilleren Monate beginnen, scheint mit einer baldigen er-
heblichen Besserung nicht gerechnet werden zu können.
Obschon die gesamten Preise keineswegs eine nennenswerte Ab-
schwächung erfuhren, dürfte für den Einkauf doch immerhin eine
günstige Zeit vorliegen, da die Händler meistens günstigere Kondi-
tionen stellen als wie solche sonst üblich sind. Auch steht vor
Beginn der Herbstsaison immerhin eine erneute Anspannung des
Marktes in Aussicht. Ein Interessent, der also augenblicklich freies
Kapital zur Verfügung hat, kann dieses im angedeuteten Sinne bei
einiger Geschicklichkeit sicher sehr nutzbringend anwenden. Vor
Übertreibungen muss allerdings dringend gewarnt werden, da sonst
infolge des Zeitverlustes etc. leicht das Gegenteil von dem Erhofften
eintreten könnte.
Aus Antwerpen erhielten wir die Nachricht eines neuen Fallise-
ments, welches die Firma Glas betrifft. Die Passiven belaufen sich
auf 140000.— Frcs.
Die Berichte aus London lauten gerade nicht ungünstig. Der
Verkauf in geschliffener Ware ist in letzter Zeit zwar ziemlich
ruhig, was auf den Einfluss der zahlreichen Bankerotte des Konti-
nents zurückzuführen sein dürfte. Eine ganze Anzahl Verkäufer
sind anwesend, es wurden auch einige grössere Transaktionen in
Brillanten sowohl wie in Farbsteinen gemacht. Der Verkauf der
Rohware seitens des Syndikats vollzog sich regelmässig, da reich-
liche Aufträge vorlagen.

Farbstein-Moden.
ooo Bei den neuesten Schmuckstücken kann man eine steigende Ver-
wendung farbiger Edelsteine beobachten. Hierdurch sind einerseits
ganz besonders aparte Pretiosen geschaffen worden, die andrerseits
bei einer gewissen Kostbarkeit doch einen entsprechend geringen
Preis besitzen. Man wird deshalb wohl nicht fehlgreifen, wenn man
die bezüglichen Anregungen wenigstens zum Teil auf die in den
letzten Jahren horrend gestiegenen Diamantpreise zurückführt. Im
Interesse eines dadurch sicher in Aussicht stehenden erhöhten Um-
satzes ist die ganze Bewegung nur zu begrüssen.
Neben farbenprächtigen Edelsteinen werden besonders abgetönte
Nuancen bevorzugt. Vor allen ist es der liebliche himmelblaue oder
blaugrüne Beryll, welcher als Aquamarin bezeichnet wird, den man
gern in einer Carmoisierung mit kleinen Diamanten zusammenstellt.
In derselben Fassart werden auch mit dem neuen Kunzit recht
hübsche Effekte erzielt, da dessen Malvenfarbe recht vornehm wirkt.
Die Verwendung dieser beiden Mineralarten ist in allen Variationen
möglich, zumal eine grosse Auswahl in allen nur erdenklichen
Phantasieformen leicht zu haben ist.
Sehr schöne Kontraste werden auch in den Zusammenstellungen
von Diamanten mit edlem Topas erreicht, den man häufiger in seinen
hellblauen, dunkelgoldgelben und lilafarbenen Tönungen sieht.
Die benutzten, in allen Farben vorkommenden edlen Spinell-
varietäten wirken besonders durch ein lebhaftes Feuer und Farben-

spiel, wegen denselben Eigenschaften wird auch gern gelber und
olivgrüner Saphir sowie die amthystfarbige Art des Korunds verwandt.
Auch dunkelrote und dunkelgrüne Turmaline werden viel ver-
arbeitet und vorwiegend in Platina gefasst, da solche mit diesem
Metall vorteilhaft harmonieren. Ein vorliegender dunkelbrauner Zir-
kon in mattgoldener Fassung machte ebenfalls einen hübschen Ein-
druck.
In den gewählten Schliffarten sucht man durch die verschieden-
artigsten Formen die gebotene reiche Abwechselung noch wesentlich
zu erweitern, so dass selbst der verwöhnteste Geschmack auf seine
Rechnung kommen dürfte.
Wir wünschen noch, dass dieser Umschwung in der Schmuck-
warenfabrikation allen Beteiligten einen vollen Erfolg bringen möge.

Vermischtes.
ooo Edelstein-Produktion auf Madagaskar. Zu den bisher be-
kannten Ländern, in denen Edelsteine gefördert werden, ist seit
zwei Jahren die Insel Madagaskar als neues beachtenswertes Ge-
biet hinzugetreten. Nach verschiedenen Gutachten von Experten
sind die auf Madagaskar entdeckten Edelsteine von vorzüglicher
Qualität. Besonders die gefundenen roten Turmaline, welche im
Handel vielfach als „Rubellit“ verkauft werden, sind von ausser-
ordentlicher Farbenschönheit und besitzen ein selten lebhaftes Feuer.
In Frankreich setzt man auf die Erträgnisse dieser Kolonie die
grössten Hoffnungen.
* *
ooo Edelstein-Produktion in Kalifornien. Der Umfang der
Förderung verschiedener Edelsteine in Kalifornien, wie Edeltopase,
Turmaline, Kunzite usw. ist nach einem Bericht des berühmten
amerikanischen Mineralogen Dr. Kunz in den letzten Jahren be-
deutend gestiegen, so dass von diesem Staate in nicht allzuferner
Zeit das bisher an Edelsteinarten reichste Gebiet, der Ural, über-
flügelt werden dürfte.
* *
*
ooo Blaue Diamanten, die bisher zu den kostbarsten Seltenheiten
zählten, können nunmehr auch künstlich hergestellt werden. Nach
der bezüglichen Methode werden gewöhnliche Diamanten einer
längeren Einwirkung von Radiumbromid ausgesetzt, wodurch diese
eine schöne blaue Farbe erhalten, die sehr beständig ist und selbst
durch langes Erhitzen in starker Salpetersäure keine Veränderung
erleidet. Äusser der blauen Farbe nahmen die bestrahlten Diamanten
starke radioaktive Eigenschaft an.
Die bezüglichen Experimente wurden seitens des englischen
Forschers William Crookes dnrchgeführt.

Briefkasten.
ooo E. S. in E. Legen Sie einen der gekauften Rubis reconstituees
in die auf Seite 135 (Nr. 17 des Journals) beschriebene Ätztinte.
Wenn Ihnen die Steine als gute Qualität verkauft wurden, müssen
dieselben die Ätzeinwirkung vertragen können. Sollte der unter-
suchte Stein aber die Politur verlieren und matt werden, so hat man
Sie mit einer ganz gewöhnlichen Fälschung bedient. Eventuell sind
wir gern bereit, Ihnen einen Stein kostenlos zu untersuchen, den
Sie uns zu diesem Zwecke unter Beifügung des Rückportos einzu-
senden belieben.

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