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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 15
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Kleine Mitteilungen des Journal der Goldschmiedekunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0135

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Aus der Werkstatt.
Royaltin
und dessen Anwendung für Graveure, Schnitte und Stanzen usw.
Unter obigem Namen bringt die Firma Otto Röseke in Stutt-
gart eine gesetzlich geschützte Metalllegierung in den Handel,
die sich zu verschiedenen Zwecken sehr gut eignen soll, z. B. lür
Schnitte mit gegossenen Oberführungen, zu denen es sich sehr
gut giessen lässt und ziemlich hart ist, so dass die daraus ge-
machten Führungen jahrelang halten. Um einen Schnitt fertig-
zustellen, werden Platte und Meissel wie gewöhnlich bearbeitet,
die ersteren werden gehärtet, die letzteren bleiben weich. Nach-
dem die Meissel möglichst nahe dem gewünschten Querschnitt
bearbeitet sind, dorne man sie vorsichtig durch die Platte durch,
dieselben werden der vollständigen Länge nach gleich und
schön glatt. Nun stellt man die Meissel genau senkrecht in die
Platte, ebenso 4 Führungsstifte in die Ecken. Um den so vor-
bereiteten Schnitt lege man einen Blechrand, dessen Höhe der
Länge der Meissel entspricht und nunmehr giesse man die
Royaltin-Komposition ein. Um das Anfliessen des Metalls an
die Meissel zu verhindern, streiche man diese mit Kopier-
tinte ein. Hierauf bearbeitet man den Gussblock oben und unten
sowie an den Seiten schön glatt und winkelrecht und befestigt
die Meissel wie gewöhnlich in einer Einschubplatte bezw. Press-
kopf. Je länger die Führung ist, desto solider der Schnitt.
Emaillieren von Sterlingsilber.
Die Zunahme an emaillierten Juwelenstücken und Silberwaren
hat beim Emaillieren von Sterlingsilber eine Schwierigkeit ergeben,
die viele Hersteller solcher Waren stutzig machte und vielfach
hörte man, dass solches Metall nicht zum Emaillieren passend sei.
Oft hielt die Emaille gut und gab eine gute Farbe, in den meisten
Fällen jedoch brach dieselbe wieder aus oder aber es wurde eine
Missfarbe erzielt.
Die Fabrikanten von Sterling-Silberwaren haben nun heraus-
gefunden, dass diese Misserfolge meist darauf zurückzuführen
sind, dass nach dem Ausheben des Emailgrundes die im Metall
vorhandenen Kupferbestandteile schuld an dem schlechten Halten
der Emaille waren. Es wurden deshalb Versuche gemacht, die
Schmuckgegenstände nach dem Ausstehen (Auschanovieren) aus-
zuglühen, in eine heisse verdünnte Schwefelsäurelösung zu legen
und erst dann die Emaille aufzutragen, und die Versuche waren
von gutem Erfolg gekrönt. Die Schwefelsäurebeize löste das in
der Oberfläche der Chanovierung befindliche Kupfer auf und liess
nur reines Silber zurück, auf dem dann die Emaille gut hält. Kupfer-
beimischungen hingegen wirkten störend auf die Farbe und Halt-
barkeit der Emaille. Eine Mischung von 1 Teil Schwefelsäure auf
16 Teile Wasser hat sich als sehr vorteilhafte Einlegebeize bewährt.
Glanzschneidon von Platin.
Beim Fassen des Platins, ebenso auch beim Polieren der
einzelnen Schmuckstücke aus Platin wird sich in den meisten
Fällen eine bleigraue Farbe zeigen, die nicht gut aussieht und

vermieden werden muss. Es wurden selbstverständlich alle mög-
lichen Versuche gemacht, auch hier einen tief schwarz glänzenden
Glanzschnitt und schwarze Politur zu erhalten und hat sich da-
bei Terpentinöl besonders gut geeignet. Hat man z. B. beim
Fassen alle Arbeiten bis zum Glanzschneiden vollendet, so tauche
man den zu letzterer dienenden Stichel mit der Spitze etwas
in Terpentinöl und beim nunmehrigen Glanzschneiden wird eine
schöne schwarze Schnittfläche erscheinen. Auch beim Polieren
haben sich die gleichen Resultate gezeigt, wenn man an die
Polierfeile etwas Terpentinöl brachte und dann mit Pariser Rot
polierte, durch das nachfolgende Auswaschen der Waren ver-
schwindet jeglicher vom Terpentin noch anhaftende Fettstoff,
wie auch der üble Geruch verschwindet.
Gestanzte Stahlgegenstände zu härten.
Solche Stücke besitzen meist Spannung, die um so grösser ist,
je ungleichere Querschnitte sie aufweisen und um solche Spannungen
aufzuheben, müssen die Gegenstände unter Luftabschluss aus-
geglüht werden. Zu diesem Zwecke bringe man die Stücke in
Töpfe, Kästen, verschlossene Röhren etc. umgebe dieselben mit
genügenden Mengen zerkleinerter Holzkohle, verschliesse die
Deckel, eventuell luftdicht mit feuerfestem Thon und dann kann
das Glühen bis zur Rotglut beginnen, worauf die verschlossenen
Kästen langsam zur Seite gestellt werden und langsam erkalten.
Nun beginnt das eigentliche Härteverfahren, das darin besteht,
dass man das Stahlstück zuerst ins Wasser taucht, bis die Glut
verschwunden ist, dann wird es schnell herausgenommen und in
ein bereitstehendes Gefäss mit Öl geworfen, wo es nun bis zur
vollständigen Abkühlung liegen bleibt. Anstatt Öl kann auch
kochendes Wasser angewendet werden, und wird hierdurch der
Stahl von innen nach aussen langsam angelassen.

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Im Verlage des „Journal der Goldschmiedekunst“ ist soeben
ein kleines Werkchen erschienen, das allen Abonnenten des
Blattes gegen Einsendung von 25 Pfennigen franko zur Ver-
fügung steht. Es ist ein „Ratgeber für Werkstatt und Laden“,
der auf reichlich 90 Seiten in seinem 1. Teile eine Fülle von
Rezepten bietet, die viel Wissenswertes enthalten und gar Manchen
aus einer Verlegenheit helfen werden.
Der zweite Teil enthält eine eingehende Anleitung zur Er-
kennung von Edelsteinen, zur Verwertung von Abfällen in der
Werkstatt, eine Selbstkosten-Berechnung, eine Information über
die Erlangung des Meistertitels und die Berechtigung zur Ein-
stellung von Lehrlingen, ferner über die Erlangung des einjährig-
freiwilligen Zeugnisses von Kunsthandwerkern, Legierungsvor-
schriften u. a. m. Das Werkchen soll alljährlich eine Fortsetzung
erhalten, damit durch diese mit der Zeit eine recht umfassende
Sammlung von Erfahrungen und Winken für die Praxis geschaffen
wird, die als Ratgeber in allen zweifelhaften Fällen zur Hand ist.
Wir bemerken schliesslich noch ausdrücklich, dass dieser „Rat-
geber“ jedem Abonnenten zu Diensten steht, indes nur auf
Verlangen zugesandt wird.

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