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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 35
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Webel, Oskar: Vom Verbandstag in Kiel
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Sicherheitsvorrichtung für Friktionspressen etc.
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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.


mentszwecken verwandt, wurde aber durch die geschicht-
lichen Reminiszenzen unseres schon oben genannten
wohlunterrichteten Cicerone in interessanter Weise be-
lebt. Die danach erfolgende Abfahrt von Sonderburg
ward durch die geradezu rührende Herzlichkeit der
Sonderburger eine so erhebende, dass sie uns wohl
noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Gewiss aber
auch die Rückfahrt, die an ausgelassener Fröhlichkeit
nichts zu wünschen übrig liess.
Der kommende Morgen zerstreute die Festteilnehmer
in alle Winde. Ein Teil trat eine Reise nach Kopen-
hagen, ein anderer nach dem ostholsteinschen Seen-
gebiet, andere nach der sogen. „Holsteinschen Schweiz“,
nach Hamburg und Helgoland usw. an.
Bei einer Schilderung der besuchten Sehenswürdig-
keiten Kiels und seiner Umgebung darf der Besuch der
Kaiserlichen Werft und das Kriegsgeschwader nicht ver-
gessen werden. Das letztere war am Sonnabend vor
dem Verbandstag eingetroffen und lag majestätisch im
Kriegshafen, über den wir von dem Pavillon aus, in
dem die Verhandlungen stattfanden, den herrlichsten
Überblick hatten. Wir haben natürlich auch einer dieser
schwimmenden Festungen einen Besuch abgestattet und
zwar dem Linienschiffe „Preussen“, das allein 36 Mill.
Mark gekostet hat. Die Einrichtungen eines solchen
Kolosses ringen dem Laien den höchsten Zoll der Be-
wunderung ab. Die aus Nickel-Chrom-Stahl bestehenden
Panzer haben einen Durchmesser von 250 mm und
bergen hinter ihren Wandungen neben einer Bemannung
von 700—800 Leuten eine kaum glaubliche Last von
Maschinen, Dampfpinassen, Geschützen grössten Kalibers
und allen erdenklichen Gebrauchsgegenständen für die
zahlreiche Mannschaft, sowie Gefechtsmunitionen, dass
man erst dadurch eine leise Ahnung von der Trag-
fähigkeit des Wassers erhält. Das Leben an Bord eines
Kriegsschiffes ist von dem Kasernenleben des Landheeres
himmelweit unterschieden und verlangt von den Matrosen
eine gute Portion von Ausdauer, Entbehrung und Arbeit,
die man ihnen allerdings in der humansten Weise zu
erleichtern bemüht ist. Als Beweis hierfür diene das
eine Kuriosum, dass bei dem Einnehmen von Kohlen
ununterbrochen die Schiffskapelle ihre anfeuernden
Weisen ertönen lässt.
Als eine notwendige Ergänzung des Besuches eines
Kriegsschiffes und der sonstigen Besichtigung der Kriegs-
flotte hat der Besuch der Kaiserlichen Werft zu gelten.
Wir haben denselben unter der Führung eines kundigen

Thebaners, eines Dipl.-Ingenieurs des Schiffsbau-Ressorts
vorgenommen und einen Einblick in diese Werkstatt
kühnen Menschenfleisses erhalten, der uns zeitweilig recht
kleinlaut gemacht hat. Zirka 8000 Arbeiter schaffen Tag
und Nacht an den Schutzmitteln unseres deutschen
Handels auf fernen Meeren und unserer Küsten gegen
ein feindliches Eindringen vom Meere aus. Die mäch-
tigen Trocken- und Schwimm-Docks, die Werkplätze
des eigentlichen Schiffsbaues, die Hellingen, führen uns
erst die erschreckende Grösse der Panzerschiffe vor
Augen, die draussen im Hafen, zur Hälfte im Wasser
versenkt, friedlich zu schlafen scheinen, aber nichts-
destoweniger jeden Augenblick bereit sind, aus ihren
Feuerschlünden böswilligen Feinden Verderben und
Entsetzen entgegen zu schleudern. Neben in Arbeit
befindlichen neuen Schiffen, neben eben fertiggestellten,
wie die „Pommern“, und in Reparatur befindlichen, wie
die erst von der Nordlandreise heimgekehrte „Hohen-
zollern“, sahen wir auch den Friedhof der veralteten
Kriegsschiffe, deren System überholt und deren sich auf
viele, viele Millionen beziffernden Unkosten nun brach
im Hafen liegen. Aber gerade die hohen Aufwendungen,
die wir für unsere Flotte zu machen gezwungen sind,
fordern uns zu einem Vergleich mit denen des Aus-
landes, mit den Englands, Amerikas, Japans usw. heraus
und überzeugen uns davon, dass uns noch unendlich
viel dazu fehlt, einen wirklichen Schutz unserer Handels-
interessen in dem Konzert der Mächte auf dem Welt-
meere und einen ausreichenden Schutz unserer Wasser-
grenzen zu besitzen. Aus diesem Grunde möchten wir
wünschen, dass es jedem Deutschen vergönnt wäre,
einmal die Kaiserliche Werft und die Deutsche Kriegs-
flotte eingehend besichtigen zu können.
Die Tage von Kiel haben bewiesen, dass es ein
glücklicher Gedanke war, den Verbandstag einmal an
diesen interessanten Stützpunkt des Deutschtums zu
verlegen und dass auch der Gedanke des schon ge-
nannten Redners vom Festmahle zweifelsohne den Nagel
auf den Kopf trifft: Führen wir mit unseren Verbands-
tagen alljährlich unsere Mitglieder an alle bemerkens-
werten und schönen Punkte unseres deutschen Vater-
landes, dann muss sich immermehr die Liebe zur Heimat,
die Liebe zu unserem herrlichen Deutschland entwickeln
und in dieser wird auch die Liebe zur Heimatskunst
und die Freundschaft zu den Berufskollegen Wurzel
schlagen. Möge sich dies aufs Neue im nächsten Jahre
in Alt-Heidelberg betätigen! Oskar Webel.

Sicherheitsvorrichtung für Friktionspressen etc.

Die vielen Unfälle, welche beim Bedienen von Balan-
ciere, Friktionspressen und dergl. Maschinen vorkommen,
hat die Edel- und Unedelmetallherufsgenossenschaft in ihren
letzten Sitzungen beschäftigt und die Sektion, zu welcher
auch Pforzheim gehört, empfiehlt eine Schutzvorrichtung

der Maschinenfabrik von Albert Bolle & Jordan in Berlin,
Ritterstrasse 14, die wir nachstehend unsern Lesern vor
Augen führen.
Die Schutzvorrichtung, welche in der ständigen Aus-
stellung für Arbeiterwohlfahrt in Charlottenburg unter-

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