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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 7
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Das Edelmetallwaren-Gewerbe im In- und Ausland: Jahresbericht der Handelskammer Hanau
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0067

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Journal der Goldschmiedekunst

Amtliches Organ des Verbandes Deutscher
der Goldschmiede-Innungen zu BERLIN, BRAUNSCHWEIG,
KOLBERG, LEIPZIG, LIEGNITZ und SCHWEIDNITZ, der
der Goldschmiede-Werkgenossenschaft BERLIN (E. G. m. b.H.),
GÖRLITZ u. STETTIN und derVereine der Juweliere, Gold-u.
und WESTFALEN, KÖLN, MÜNCHEN, WIESBADEN,


HERIIL SCHLAG ÜACHF.,

Inhaltsverzeichnis u. Bezugsbedingungen
befinden sich am Schlüsse des redakt. Teiles.

Dr. 7.

LEIPZIG,


Suweliere, Gold- und Silberschmiede,
CHEMNITZ, GERA-ALTENBURG, GLE1WITZ, GLOGAU,
Innung pfälz.Gold- u. Silberarbeiter (Sitz: NEUSTADT a.H.),
der Freien Vereinigungen der Gold- und Silberschmiede zu
Silberschmiede von BADEN, WÜRTTEMBERG, RHEINLAND
WÜRZBURG und des Regierungsbezirks FRANKFURT a. 0.


Nachdruck aller Artikel ohne Genehmigung der Redaktion ist verboten.

Das Edelmetallwaren-Gewerbe im In- und Ausland.
Jahres-Bericht der Handelskammer Hanau.

Die günstige Konjunktur, welche im Vorjahre für die
Edelmetallwarenfabrikation und deren Hilfsgewerbe allge-
mein (mit teilweiser Ausnahme der Silberbranche) verzeichnet
werden konnte, hat im Jahre 1906 nicht nur angehalten,
sondern sich namentlich für Juwelensachen, Goldbijouterie
und Ketten noch gesteigert. Der Bedarf in diesen Waren
war sowohl in Deutschland wie auch im Auslande noch
höher als seither, und Produktion und Absatz dehnten sich
noch aus. Leider konnte dies in vollem Umfang nicht
ausgenutzt werden, da einerseits Mangel an tüchtigen
Arbeitskräften herrschte, andererseits man mit Rücksicht
auf die mehrseitige Verteuerung der Fabrikationskosten sich
einzurichten genötigt war, um nicht selbst die Konkurrenz-
fähigkeit namentlich im Verhältnis zum Auslande zu ge-
fährden. Dabei kamen insbesondere die Lohnerhöhungen
in Betracht, welche durch die Arbeiterbewegung des letzten
Jahres herbeigeführt sind und eine erhebliche Mehr-
belastung der deutschen Edelmetallindustrie gebracht haben;
in manchen Betrieben musste denn auch hinsichtlich der
Überstunden sparsamer als bisher gerechnet werden, was
zur Folge hatte, dass ihre Produktion nicht bis zur vollen
Möglichkeit ausgedehnt werden konnte.
Ein weiterer wesentlicher Faktor für die Kalkulation
ergab sich aus der Preissteigerung, welche Platin, Silber,
Perlen, Diamanten und Edelsteine noch fortgesetzt erfuhren-
und wenn auch unter ihr bisher die Nachfrage namentlich
nach feineren und feinsten Schmuckgegenständen nicht
allzu fühlbar gelitten hat, so war es doch nicht möglich,
die Verkaufspreise in das entsprechende Verhältnis zu den
Gestehungskosten zu bringen. Speziell in manchen Aus-
landsstaaten, wie England und Österreich-Ungarn, und
allgemein fast in dem Silberwarengeschäft war kaum eine
nennenswerte Preiserhöhung durchzusetzen. Im Ausland
spricht dabei äusser den Zollverhältnissen namentlich noch
der Umstand mit, dass dort vielfach eine leistungsfähige

einheimische Edelmetallindustrie im Erstarken begriffen
ist, die für die deutsche schon heute eine bedeutsame
Konkurrenz darstellt und künftighin eine ernste Gefahr zu
werden droht.
Was wir in unserm letzten Jahresbericht über die
schleppende Zahlungsweise der Kundschaft sagen mussten,
trifft leider unvermindert auch auf die Erfahrungen des
Jahres 1906 zu, eher vielleicht noch verstärkt durch den
feuern Geldstand. Die Bemühungen der Verbände des
Edelmetallgewerbes, eine Verkürzung und einheitliche
Regelung des Zahlungsziels für die Branche herbeizuführen,
sind auch in diesem Jahre ohne sichtbare Erfolge geblieben.
Von besonderer Bedeutung war im Berichtsjahre die
schon erwähnte Lohnbewegung, welche, vom Deutschen
Metallarbeiterverband ausgehend, nacheinander alle wich-
tigeren deutschen Fabrikationsstätten für Edelmetallwaren
ergriffen und neben ihren materiellen Wirkungen namentlich
die Folge gehabt hat, dass überall auch die Unternehmer,
soweit dies nicht vorher schon geschehen, sich in Arbeit-
geberverbänden organisiert haben, so dass nunmehr für
die Edelmetallindustrie der Zustand vorliegt, dass die
Arbeitsbedingungen durch Vereinbarungen von Verband zu
Verband geregelt werden. Damit ist aber zugleich das
bis vor kurzem gerade in dieser Industrie vielfach noch
bestehende patriarchalische Verhältnis zwischen Fabrikant
und Arbeiter beseitigt und durch die Schablone des Tarif-
vertrags abgelöst worden. Die Wirkungen des neuen
Zustandes bleiben abzuwarten.
Über die einzelnen Zweige der Edelmetallwaren-Fabri-
kation und ihrer Hilfsgewerbe ist sodann folgendes zu
berichten:
Die Fabrikation feiner Gold- und Juwelenwaren konnte
für das Berichtsjahr einen noch bedeutenderen Aufschwung
als für 1905 verzeichnen. Sie war das ganze Jahr hindurch,
teilweise schon vom Juni ab mit Überstunden sehr stark

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