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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 17
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Kleine Mitteilungen des Journal der Goldschmiedekunst
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Steinhandel und Steinkunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0155

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

STEINHANDEL ÜND STEINKUNDE

o

Unter verantwortlicher Redaktion von WILHELM RAU,
Juwelier und Edelstein-Experte in ERFURT.



Vom Diamanten-Markt.
coo Amsterdam. Der Geschäftsgang im vergangenen Monat war
ziemlich ruhig. Obschon der Handel im allgemeinen vorläufig wenig
an den Börsenkrisen und Kursstürzen der letzten Wochen beteiligt
ist, macht sich doch eine gewisse Depression bemerkbar. Nach den
ersten Gerüchten sind bereits einige amerikanische Händler nach
New-York ab gereist. * *
*
«z> Antwerpen. Hier hat bereits wieder eine lebhafte Nachfrage
eingesetzt, besonders mittlere Qualitäten werden stark verlangt, so
dass sich die gesamten Warenbestände bedenklich vermindert haben.
Die Händler klagen fortwährend über den grossen Mangel an
Rohware, diejenigen, welche früher wöchentlich ihren Bedarf in
London deckten, finden jetzt hierzu nur noch alle 14 Tage oder
3 Wochen Gelegenheit; ein Zustand, der sehr schädigend auf die
ganzen Abschlüsse einwirkt.
*
London. Der Handel in Rohware ist dauernd sehr gut. In-
folge der letzten Preissteigerung hat das Geschäft mit geschliffener
Ware etwas nachgelassen. Da sich die Händler gewöhnlich zuerst
etwas sträuben, die erhöhten Preise zu bezahlen.

Vorsicht beim Einkauf von Smaragden.
czz> Es wurde verschiedentlich beobachtet, dass im Edelsteinhandel
in letzter Zeit den Smaragden wieder vielfach „Turmaline“ unter-
geschoben werden. Es handelt sich hierbei um eine schöne smaragd-
grüne Varietät dieses Minerals, von dem man kürzlich grosse Ab-
lagerungen entdeckt hat. Da diese Turmaline dem echten Smaragde
im Werte bedeutend nachstehen, ist die grösste Vorsicht dringend
geboten.
Die Härte ist hei beiden Edelsteinen ziemlich gleich (Turmalin = 7,
Smaragd —772) — Turmalin kann jedoch an seinem starken Dichrois-
mus leicht erkannt werden. Im Dichroskop erscheint neben einem
hellgrünen ein ganz dunkles, fast schwarzes Bild. Durch Erwärmen
wird Turmalin stark elektrisch, in einer Flamme leicht erhitzt, zieht
er Aschenteile und Papierstückchen an. Auch das spezifische Ge-
wicht ist recht verschieden, und zwar für Turmalin 3,11—3,16, für
Smaragd dagegen 2,62—2,78. Die Lichtbrechung ist beim Smaragd
geringer, der Brechungsexponent beträgt 1,57, beim Turmalin 1,64.
Etwas vorsichtigere Händler bieten die Steine unter der Bezeich-
nung „Sibirische Smaragde“ an, hierdurch suchen sie sich selbst zu
decken, ohne aber auch nichts weiter wie eine Täuschung zu be-
absichtigen.
Auch künstliche Smaragde (Emeraude soude oder Emeraude
scientifique) werden jetzt allenthalben offeriert, und zwar unter der
Garantie, dass solche die gleichen Eigenschaften besitzen wie die
natürlichen Steine. Es muss jedoch bemerkt werden, dass es bis
jetzt noch keineswegs gelungen ist, künstliche Smaragde in gleicher
Vollkommenheit herzustellen wie künstliche Rubine. Die angebotenen
künstlichen Smaragde müssen deshalb einfach als Fälschung be-
zeichnet werden. Trotz der Garantie konnten wir feststellen, dass
die Kunstprodukte keineswegs so widerstandsfähig gegen Säuren
sind, wie die natürlichen Smaragde. Dieser Umstand dürfte auch
neben den bereits oben angeführten Eigenschaften des echten Sma-
ragdes als sicheres ünterscheiduugs- und Erkennungsmerkmal dienen.

Die Widerstandsfähigkeit gegen Säure wird vermittels einer
Ätzmethode probiert und diese folgendermassen gehandhabt:
Man beschafft sich zunächst in einer Drogenhandlung eine kleine
Quantität „Glasätztinte“, eine äusserst scharfe Säure, die aus Fluor-
wasserstoff-Fluorammonium, gefälltem schwefelsaurem Baryt und
rauchender Fluorwasserstoffsäure besteht und nur in Gummifläschchen
verabfolgt werden kann. Von dieser Säure giesst man einige Tropfen
in ein kleines Bleischälchen oder ein Celluloidnäpfchen und lässt
den zu untersuchenden Stein eine Minute darin liegen. Dann nimmt
man ihn vorsichtig mit der Kornzange heraus, spült ihn gut mit
Wasser ab und trocknet mit einem wollenen Tuche. Ein natürlicher
Smaragd hält diese Probe ohne beschädigt zu werden aus, die Fäl-
schungen dagegen werden rauh und verlieren vollständig die Po-
litur, so dass sie nachher ganz matt und trübe aussehen. Beim
Experimentieren mit Glasätztinte muss aber die grösste Vorsicht
angewandt werden, da die Säure absolut nicht mit der Haut in
Berührung kommen darf, da solches unweigerlich äusserst schmerz-
hafte und bösartige Geschwüre im Gefolge haben würde. Auch ist
Glasätztinte vor Wärme zu schützen, da durch Erhitzen giftige
Dämpfe erzeugt werden. Am ratsamsten ist es, bei den Experimenten
Gummihandschuhe oder wenigstens Gummifingerschützer anzuziehen.
Sollte aber doch mal auf irgend eine Art etwas von dem Ätzmittel
auf die Hände kommen, so hat man solche sofort gut mit Wasser
abzuspülen und mit Salmiakgeist abzuwaschen, wodurch die schäd-
liche Wirkung aufgehoben wird.

Vermischtes.
■zr. Diamantschleifereien in Amerika. Seit einiger Zeit trachtet
man in Amerika danach, durch die grössten Versprechungen immer
mehr europäische Arbeitskräfte der Diamantschleifer-Industrie an-
zusiedeln. Die erhöhte Einfuhr von Rohdiamanten gibt den besten
Beweis dafür, dass man drüben diesen Industriezweig immer hei-
mischer zu machen sucht, welches leicht eine gänzliche Verschiebung
der bezüglichen Handelsgebräuche im Gefolge haben könnte. Auch
dürfte es unschwer festzustellen sein, dass durch diese Akklimati-
sation der europäischen Diamantschleifer-Industrie eine bedenkliche
Konkurrenz erwachsen würde, was die in Frage stehenden Interes-
senten veranlassen sollte, rechtzeitig Gegenmassregeln zu ergreifen.
* *
*
•//. Ein- und Ausfuhr von Edelmetallen. Deutschlands Ein-
fuhr an Edelmetallen hatte im letzten Jahre einen Wert von
488,7 Millionen Mark (1905: 307,4 Millionen, 1904: 500,1 Millionen);
der Wert der Ausfuhr belief sich auf 118,7 Millionen Mark (1905:
110,2 Millionen, 1904: 92,8 Millionen).

Briefkasten.
L. M. in B. Zur genauen Bestimmung des spezifischen Gewichts
dürfte die von Ihnen geschilderte Wage wohl kaum zu benutzen
sein. Für Ihren Zweck wäre es am besten, wenn Sie sich eine so-
genannte „Chemische Analysen-Wage“ anschaffen würden. Diese
Wagen werden bis zu 1/15 Milligramm Empfindlichkeit angefertigt
und befinden sich in einem Glaskasten, der beim Wiegen geschlossen
wird, um jeden störenden Luftzug abzuhalten. Die Gewichtsein-
stellung geschieht von aussen mittels eines Schiebereiters.

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