Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

DOI Heft:
Nr. 27
DOI Artikel:
Die Achatschleiferei und deren verwandte Berufszweige
DOI Artikel:
Jubiläen im Hause Wilhelm Müller - Berlin
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0220

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

0

nehmer oft reichlichen Gewinn einbringt. Man sieht auch
diese Spezies noch sehr viel hausindustriell tätig und feiert
dieses Gewerbe im Jahre 1913 seinen hundertjährigen Ein-
zug in Idar. Die verschiedenartigen Methoden der Färbe-
kunst zu beschreiben, würde hier zu weit führen und
wollen wir dies einer späteren Extraabhandlung vorbehalten,
es sollte nur hier nicht unerwähnt bleiben.
Soweit die eigentlichen Berufe, welche mit den Steinen
selbst zu tun haben. Die Aufmachung der Steine und
deren vielseitige Verwendbarkeit brachten aber auch noch
anderen Gewerben reichlichen Verdienst, und es mögen
hier nur die bekannten „Gemmenschneider“ (Camee-
schneider), die „Steingraveure“, „Juweliere“ etc. genannt
werden, die alle ihr ehrlich Teil mit beitragen, die Stein-
kunst und ihre Entwickelung zu fördern.
Zum Schlüsse unseres Kapitels möge noch der Auktio-
nen gedacht werden, in welchen das vom Auslande im-
portierte Rohmaterial zur Ausbietung kommt, und bringen

wir auch hierzu eine Abbildung (Abb. 8). Die meist von
Brasilien und dessen benachbarten Ländern eintreffenden
Steine werden in Grössen abgeteilt, in sogenannten Extra-
fächern sortiert und so abgeteilt in öffentlicher Auktion
versteigert. Derartige Steinauktionen finden in öffentlichen
Gasthäusern statt und wird durch die Tagesblätter hierzu
eingeladen; die „nummerierten Lose“ werden von den
Interessenten meist nach Pfundgewicht versteigert und erst
nach dem Zuschlag wird vom Auktionator das Gesamt-
gewicht des Loses festgestellt und nebst Steigerungsnote
dem Meistbietenden übergeben, der dann entweder in einem
eigenen Betriebe schleifen oder aber auch die Steine in
sogenannten „Lohnschleifereien“ herstellen lässt.
Soweit unsre Oberstein-Idarer Steinindustrie, die durch
ihre nie rastende Entwickelung eine Weltbedeutung erlangt
hat. Für den Besucher dieser Städte ist eine eingehende
Besichtigung der Betriebseinrichtungen etc. sehr empfehlens-
wert. Eine Reise dahin lohnt sich auch sonst. f

Jubiläen im Hause Wilhelm Müller-Berlin.

*
Das Haus Wilhelm Müller in Berlin hallt in diesen
Tagen von den Glückwünschen fast unzähliger Freunde
wieder. Am 27. Juni d. J. beging der weit und breit ver-
ehrte Inhaber, Herr Oskar Müller, die Feier der 25. Wieder-
kehr seines Hochzeitstages und am 1. Juli d. J. kann der-
selbe auf eine 25 jährige Tätigkeit als Träger einer Firma
zurückblicken, die einen Weltruf geniesst und in Deutsch-
land unbestritten als die erste ihrer Art gilt. Dass der-
artige Ereignisse das Interesse aller Angehörigen unseres
Kunstgewerbes verdienen, ist zweifelsohne, um so mehr
aber, als es sich dabei um eine Persönlichkeit handelt,
deren bestrickende Liebenswürdigkeit und jederzeit ebenso
gerechtes als taktvolles Handeln ihr ein Ansehen bereitet,
wie keiner zweiten innerhalb unserer Branche.
Wir erachten es daher als eine Ehrenpflicht der Fach-
presse, dass sie dem allverehrten Jubilar und seiner getreuen
Lebensgefährtin zu diesen freudigen Ereignissen im Namen
aller, nach Tausenden zählenden Leser die aufrichtigsten
Glückwünsche darbringt und zu dem reichen Kranz der
Blüten herzlicher Zuneigung, Dankbarkeit und Anerkennung
noch den Lorbeer hinzufügt. Möge es dem verdienten
Jubilar noch recht, recht lange vergönnt sein, an der Seite
seiner geliebten Gattin ein erhebendes Familienglück zu
geniessen und an der Spitze seines Geschäftes dieses zu
immer grösserer und weithin leuchtender Entfaltung zu
führen!
Wenn wir bei dieser Gelegenheit in der Chronik des
Hauses Wilhelm Müller blättern, dann gewinnt dieses
Doppel-Jubiläum eine noch grössere Bedeutung. Das Jahr,
in das es fällt, enthält neben den genannten noch einige
nicht minder bemerkenswerte Erinnerungstage für die
Familie und das Geschäft, denn vor 90 Jahren, am 8. März
1807, wurde der Begründer dieses Hauses geboren, der
bei seinen zahlreichen Freunden noch heute und gewiss

für immer unvergessene „Papa Müller“, und vor 60 Jahren,
am 23. Mai 1847, führte dieser seine Gattin an den Altar,
gleichzeitig auch den Grundstein zu dem heute imposant
emporragenden Geschäftshause legend. Ausserdem sind
50 Jahre verflossen, seit dem der Jubilar, Herr Oskar Müller,
das Licht der Welt erblickte.
Herr Oskar Müller kann angesichts dieser Fülle von
Gedenktagen mit Genugtuung auf deren Bedeutung als der
Abschluss einer Zeit blicken, die eine treffliche Begründung
für das Dichterwort bildet, „Arbeit ist des Bürgers Zierde,
Segen ist der Mühe Preis“. Aber mit gerechtem Stolze
kann er besonders auch auf seine eigene Tätigkeit in den
verflossenen 25 Jahren zurückschauen, indem sich an sie
der ständig wachsende Erfolg geheftet hat und es ihr
vergönnt war, die Lebensarbeit seines Vaters in dessem
Sinne weiter auszubauen. Dass der Jubilar trotz seines
emsigen Schaffens, trotz des grossen Umfanges seines
Geschäftes und der hierin liegenden Verantwortlichkeit
noch Zeit gewonnen hat, für die Interessen seiner Be-
rufskollegen Wort und Tat in die Wagschale zu legen,
dessen müssen wir aber heute noch besonders gedenken
und namentlich daran erinnern, dass er in dem Vorstands-
körper der „Freien Vereinigung in Berlin“ und als Schrift-
führer des „Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und
Silberschmiede“ oftmals mit seinem treffenden Urteil, seinem
in einem grosszügigen Handelsgeschäft geschulten Blick
und mit seiner weisen Mässigung dem guten Willen einen
gangbaren Weg gezeigt hat.
Wir alle haben dem Jubilar viel zu danken und darum
schliesst sich auch das „Journal der Goldschmiedekunst“
dem langen Zuge der Gratulanten an und bringt Herrn
Oskar Müller und seiner verehrten Gattin zur silbernen
Hochzeit und zum Berufsjubiläum seine Huldigung in treuer
Ergebenheit dar!

198
 
Annotationen