JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.
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Kreise seiner 76 Angestellten den Tag der 25. Wiederkehr
der Gründung des Geschäftes festlich begehen. 1884 er-
wiesen sich auch die bis dahin innegehabten Geschäfts-
räumlichkeiten als zu klein, und die Firma bezog ihr Heim
in dem neuerbauten Grundstück Scharrenstrasse Nr. 5—6,
wo ein schöner geräumiger Laden sowie helle grosse
Kontor- und Fabrikräume geschaffen waren. Getragen
von der Gunst des Publikums und auswärtiger Goldschmiede
(die Firma arbeitet mit über 250 auswärtigen Goldschmieden),
entwickelte sich das Unternehmen immer mehr. Manch
schönes Kunstwerk ist aus dem Geschäfte hervorgegangen,
so mehrere silberne Humpen für die Halloren, Hochzeits-
gaben für fürstliche Persönlichkeiten. Dies alles trug dazu
bei, den Ruf der Firma weit über die Grenzen ihrer
Vaterstadt hinauszutragen.
Im Jahre 1899 übergab der damalige Seniorchef seinem
Sohne Hermann Walter und seinem Neffen Augustin
Schilling käuflich das Geschäft. Der erstere ist seit 1883
ununterbrochen in der Firma tätig, letzterer hat von 1868
bis 1873 im Geschäft gelernt und als Gehilfe mit aller-
bestem Erfolge gearbeitet. Im Jahre 1879 gründete er
sich in Mühlhausen in Thüringen ein eigenes Unternehmen,
das, als er es im Jahre 1899 abgab, wohl das erste am
Platze genannt werden durfte.
Mit vereinten Kräften haben die beiden jetzigen In-
haber sich alle technischen Vorteile der Neuzeit zu Nutze
gemacht, den ganzen Betrieb elektrisch eingerichtet, teils
um die Arbeiter zu entlasten, teils um den gestellten An-
sprüchen genügen zu können.
Als ein geradezu klassisches Beispiel von gutem Ein-
vernehmen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sei
hier erwähnt, dass 15 Angestellte länger als 25 Jahre
dem Geschäfte angehören und ihre bewährten Kräfte den
Chefs zur Verfügung gestellt haben.
Der unerbittliche Tod entriss, wie schon erwähnt, am
9. September 1903 den Seniorchef der Firma, den Juwelier
Hermann Walter im 73. Lebensjahre aus dem Kreise seiner
Familie, Freunde und treuen Arbeiterschar. Nur wenige
Jahre waren ihm beschieden, die wohlverdiente Ruhe
nach einer langen gesegneten Arbeitszeit geniessen zu
können. Durch seinen eisernen Fleiss, sein grosses Wissen
und Können, sowie durch seine Herzensgüte, hat er sich
bei allen, die ihn gekannt haben, ein bleibendes Andenken
gesichert.
Im März 1906 wurde die Firma wiederum mit einem
ehrenvollen Auftrage betraut, nämlich den. Ehrenbürgerbrief
für den scheidenden Oberbürgermeister hiesiger Stadt her-
zustellen. Auch diese Aufgabe wurde in kürzester Zeit
zur vollsten Zufriedenheit der Auftraggeber gelöst. Im
selben Jahre am 19. August wurden die beiden Inhaber
durch die Ernennung zu „Herzoglich Anhaitischen Hof-
juwelieren“ ausgezeichnet.
Um selbst den gesteigerten Anforderungen, aber auch
den verwöhntesten Ansprüchen genügen zu können, ent-
schlossen sich die beiden Inhaber, einen Laden im Hause
der Stadt Hamburg, Grosse Steinstrasse 73 in Halle, zu
eröffnen, was denn auch am 11. November 1906 geschah.
Dieses jüngste Geschäftslokal der Firma Hermann Walter
ist, abgesehen von dem im Innern und in den Auslagen
enthaltenen Juwelen und Edelmetallarbeiten, schon durch
seine moderne Ausstattung eine kunstgewerbliche Sehens-
würdigkeit von Halle geworden, die nach aussen in treffender
Weise die Gediegenheit der geschäftlichen Grundlage und
der Leistungsfähigkeit der Jubelfirma repräsentiert.
Möge der Segen auch auf diesem neuen Unternehmen
ruhen, so wie es in den verflossenen 50 Jahren der Fall
gewesen ist. Das bisherige Wirken der beiden jetzigen
Inhaber bietet jedenfalls dafür Gewähr, dass die Firma
sich auch in Zukunft das verdiente Vertrauen und die
allgemeine Achtung weiter erhalten und stets darauf
bedacht sein wird, mit dem Zeitgeiste gleichen Schritt zu
halten und eine allzeit würdige Vertreterin der deutschen
Juwelier-, Gold- und Silberschmiedekunst zu sein.
Da wir ferner in der Person des einen Inhabers der
Firma, in Herrn Hermann Walter den Jüngeren, aber auch
eine Kraft besitzen, die seit langen Jahren opferfreudig
als Ausschussmitglied unseres Verbandes und als Vorstands-
mitglied der „Halleschen Vereinigung“ für die Allgemeinheit
gewirkt hat, tragen wir wohl eine Dankesschuld ab, wenn
wir aus Anlass dieses Jubläums ihm und der Firma namens
der Angehörigen unseres Kunstgewerbes, aber auch im
Namen der Fachpresse die aufrichtigsten Glückwünsche
darbringen. Das Haus Hermann Walter blühe, wachse
und gedeihe!
Aus den Erfahrungen eines Goldschmiede-Gehilfen.
Von H. K.
1. 18karät. Gold ist angeblich, ja mitunter tatsächlich
die für den Goldschmied am schwierigsten zu verarbeitende
Legierung. Wie oft habe ich schon in den Fachblättern
Fragen von Kollegen über 18karät. Gold und seine Be-
handlung lesen können, ja wie oft musste Jch schon als
Lehrling wahrnehmen, dass sich unsere Gehilfen ganze
Tage lang abquälten, nur um ein paar Eheringe in ge-
nanntem Golde fertig zu stellen. Da wurde mit Borax,
mit Braunstein geschmolzen, abgetrieben und wieder etwas
zugesetzt; kalt, heiss ausgegossen, kurz es wurde nichts
unversucht gelassen. Endlich, nach vieler Mühe und ab-
gesehen von den diversen verlöteten Rissen und Risschen
waren die Ringe fertiggestellt. Dass aber dieselben ohne
Tadel und mit gutem Klang abgeliefert wurden, war selten
der Fall. So war es damals, und ich glaube nicht fehl
zu gehen, wenn ich behaupte, so ist es zum Teil auch
noch heute. Nun möchte ich doch den Herren Kollegen
mit meinen Darlegungen über diese Kalamität so hinweg-
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Kreise seiner 76 Angestellten den Tag der 25. Wiederkehr
der Gründung des Geschäftes festlich begehen. 1884 er-
wiesen sich auch die bis dahin innegehabten Geschäfts-
räumlichkeiten als zu klein, und die Firma bezog ihr Heim
in dem neuerbauten Grundstück Scharrenstrasse Nr. 5—6,
wo ein schöner geräumiger Laden sowie helle grosse
Kontor- und Fabrikräume geschaffen waren. Getragen
von der Gunst des Publikums und auswärtiger Goldschmiede
(die Firma arbeitet mit über 250 auswärtigen Goldschmieden),
entwickelte sich das Unternehmen immer mehr. Manch
schönes Kunstwerk ist aus dem Geschäfte hervorgegangen,
so mehrere silberne Humpen für die Halloren, Hochzeits-
gaben für fürstliche Persönlichkeiten. Dies alles trug dazu
bei, den Ruf der Firma weit über die Grenzen ihrer
Vaterstadt hinauszutragen.
Im Jahre 1899 übergab der damalige Seniorchef seinem
Sohne Hermann Walter und seinem Neffen Augustin
Schilling käuflich das Geschäft. Der erstere ist seit 1883
ununterbrochen in der Firma tätig, letzterer hat von 1868
bis 1873 im Geschäft gelernt und als Gehilfe mit aller-
bestem Erfolge gearbeitet. Im Jahre 1879 gründete er
sich in Mühlhausen in Thüringen ein eigenes Unternehmen,
das, als er es im Jahre 1899 abgab, wohl das erste am
Platze genannt werden durfte.
Mit vereinten Kräften haben die beiden jetzigen In-
haber sich alle technischen Vorteile der Neuzeit zu Nutze
gemacht, den ganzen Betrieb elektrisch eingerichtet, teils
um die Arbeiter zu entlasten, teils um den gestellten An-
sprüchen genügen zu können.
Als ein geradezu klassisches Beispiel von gutem Ein-
vernehmen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sei
hier erwähnt, dass 15 Angestellte länger als 25 Jahre
dem Geschäfte angehören und ihre bewährten Kräfte den
Chefs zur Verfügung gestellt haben.
Der unerbittliche Tod entriss, wie schon erwähnt, am
9. September 1903 den Seniorchef der Firma, den Juwelier
Hermann Walter im 73. Lebensjahre aus dem Kreise seiner
Familie, Freunde und treuen Arbeiterschar. Nur wenige
Jahre waren ihm beschieden, die wohlverdiente Ruhe
nach einer langen gesegneten Arbeitszeit geniessen zu
können. Durch seinen eisernen Fleiss, sein grosses Wissen
und Können, sowie durch seine Herzensgüte, hat er sich
bei allen, die ihn gekannt haben, ein bleibendes Andenken
gesichert.
Im März 1906 wurde die Firma wiederum mit einem
ehrenvollen Auftrage betraut, nämlich den. Ehrenbürgerbrief
für den scheidenden Oberbürgermeister hiesiger Stadt her-
zustellen. Auch diese Aufgabe wurde in kürzester Zeit
zur vollsten Zufriedenheit der Auftraggeber gelöst. Im
selben Jahre am 19. August wurden die beiden Inhaber
durch die Ernennung zu „Herzoglich Anhaitischen Hof-
juwelieren“ ausgezeichnet.
Um selbst den gesteigerten Anforderungen, aber auch
den verwöhntesten Ansprüchen genügen zu können, ent-
schlossen sich die beiden Inhaber, einen Laden im Hause
der Stadt Hamburg, Grosse Steinstrasse 73 in Halle, zu
eröffnen, was denn auch am 11. November 1906 geschah.
Dieses jüngste Geschäftslokal der Firma Hermann Walter
ist, abgesehen von dem im Innern und in den Auslagen
enthaltenen Juwelen und Edelmetallarbeiten, schon durch
seine moderne Ausstattung eine kunstgewerbliche Sehens-
würdigkeit von Halle geworden, die nach aussen in treffender
Weise die Gediegenheit der geschäftlichen Grundlage und
der Leistungsfähigkeit der Jubelfirma repräsentiert.
Möge der Segen auch auf diesem neuen Unternehmen
ruhen, so wie es in den verflossenen 50 Jahren der Fall
gewesen ist. Das bisherige Wirken der beiden jetzigen
Inhaber bietet jedenfalls dafür Gewähr, dass die Firma
sich auch in Zukunft das verdiente Vertrauen und die
allgemeine Achtung weiter erhalten und stets darauf
bedacht sein wird, mit dem Zeitgeiste gleichen Schritt zu
halten und eine allzeit würdige Vertreterin der deutschen
Juwelier-, Gold- und Silberschmiedekunst zu sein.
Da wir ferner in der Person des einen Inhabers der
Firma, in Herrn Hermann Walter den Jüngeren, aber auch
eine Kraft besitzen, die seit langen Jahren opferfreudig
als Ausschussmitglied unseres Verbandes und als Vorstands-
mitglied der „Halleschen Vereinigung“ für die Allgemeinheit
gewirkt hat, tragen wir wohl eine Dankesschuld ab, wenn
wir aus Anlass dieses Jubläums ihm und der Firma namens
der Angehörigen unseres Kunstgewerbes, aber auch im
Namen der Fachpresse die aufrichtigsten Glückwünsche
darbringen. Das Haus Hermann Walter blühe, wachse
und gedeihe!
Aus den Erfahrungen eines Goldschmiede-Gehilfen.
Von H. K.
1. 18karät. Gold ist angeblich, ja mitunter tatsächlich
die für den Goldschmied am schwierigsten zu verarbeitende
Legierung. Wie oft habe ich schon in den Fachblättern
Fragen von Kollegen über 18karät. Gold und seine Be-
handlung lesen können, ja wie oft musste Jch schon als
Lehrling wahrnehmen, dass sich unsere Gehilfen ganze
Tage lang abquälten, nur um ein paar Eheringe in ge-
nanntem Golde fertig zu stellen. Da wurde mit Borax,
mit Braunstein geschmolzen, abgetrieben und wieder etwas
zugesetzt; kalt, heiss ausgegossen, kurz es wurde nichts
unversucht gelassen. Endlich, nach vieler Mühe und ab-
gesehen von den diversen verlöteten Rissen und Risschen
waren die Ringe fertiggestellt. Dass aber dieselben ohne
Tadel und mit gutem Klang abgeliefert wurden, war selten
der Fall. So war es damals, und ich glaube nicht fehl
zu gehen, wenn ich behaupte, so ist es zum Teil auch
noch heute. Nun möchte ich doch den Herren Kollegen
mit meinen Darlegungen über diese Kalamität so hinweg-
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