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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 17
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Joseph, Friedrich: Trauerschmuck aus Metalloidsteinen
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Brustkreuz und Bischofsring
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0147

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

Trauerschmuck aus MetalloTdsteinen.

Vor etwa 20 Jahren belebte den englischen Markt eine
Mode, die sich nicht nur in der Schmuckwarenindustrie
sehr bemerkbar machte, sondern auch gleichzeitig in Mode-
artikeln wie Hüten usw. einen grossen Umschwung mit
sich brachte. Das war die Herstellung der Trauerartikel
aus MetalloTdsteinen oder aus den sogenannten Patent-Jet-
Steinen, und wie Pilze schossen damals die Spezialfabriken
dieser Branche aus dem Boden und gaben einer ganz erkleck-
lichen Anzahl von Arbeitspersonen hinlänglichen Verdienst.
Diese Metalloidsteine sind eine künstliche Glasmasse
von schwarzer Farbe, die an der Rückseite mit einem etwa
2 cm Durchmesser umfassenden Messingplättchen versehen
sind, während die eigentliche Oberseite des Steines einen
schönen Glanz besitzt und diesen Stein für Trauerschmuck
sehr geeignet erscheinen lässt. Deshalb wurden auch diese
vielerlei Artikel daraus gefertigt und fanden reissenden Absatz.
In der Neuzeit macht sich dieser Artikel wieder bemerk-
bar, in verschiedenerlei Verbesserungen und Variationen
tritt er heute wieder auf, so dass es sich schon lohnt,
einmal näher auf die Bearbeitung dieser mit kouranter
Bijouterie so nahe verwandter Schmuckartikel einzugehen.
Die allgemein übliche Herstellungsweise solcher Schmuck-
waren besteht darin, aus den verschiedenen Steinen beliebige
Ornamente zu Broches, Nadeln, Hutnadeln usw. zusammen-
zustellen und dann die zu dem Gesamtschmuckstück ge-
hörigen Einzelsteine unter sich durch geschickte Draht-
verbindungen zu vereinigen, und zwar sind es geschickte
Drahtverbindungen schon deshalb, weil man durch eben
die Biegungen der Drähte schon ganz verschiedenerlei
Ornamentierungen des Ganzen ermöglichen konnte.
Die sogenannten Mustermacher setzten zu allererst auf
entsprechend flachen oder gewölbten Wachsplatten das
Original zusammen, wie solches nach seiner Vollendung
aussehen sollte. War diese Arbeit fertig, so wurde ent-
weder das Wachs etwas angewärmt oder werden die Steine
durch Andrücken an das Wachs befestigt. Nun wurde
das Wachsmodell entweder auf einen Pappdeckel oder
Blechplatte gestellt und in unmittelbarer Nähe der äusseren
Steine ein ungefähr 1 Zentimeter hoher Pappdeckel- oder
Blechstreifen um das Modell herumgestellt, so dass in
diesen Kasten ein dünnflüssiger Alabaster-Gips einge-
gossen werden konnte. War dies geschehen, so liess man
das Modell so ziemlich trocken werden, und zwar derart,
dass man noch dünne Stiftchen in den Gips einstecken
konnte, ohne Angst haben zu müssen, dass das Gips-
modell zerbrechen würde. Die Gussoberseite, welche
Brustkreuz und Bischofsring.
Das in dieser Nummer abgebildete Brustkreuz und der darunter
befindliche Ring stammen aus dem Nachlasse eines jüngst ver-
storbenen bedeutenden Kirchenfürsten, der den Verkauf testamen-
tarisch verfügt und den Erlös für eine arme Kirche bestimmt hat.
Aus diesem Nachlass hat die Firma Wilhelm Fischer in Berlin,
Oranienstrasse 143, die kostbaren Pretiosen erworben. Das Brust-

Rückseite des Modelles wurde, machte man nun mit einem
Messer flach, legte das Gipsmodell so hin, dass die
Metalloidsteine mit dem hinteren Messingplättchen nach
oben standen und nun begann der eigentliche Lötprozess.
Als einzige Arbeitsgeräte kamen bei Trauerschmuck nur
Lötwasser, Kornzange und ein zweiseitiger Lötkolben von
etwa 1 Quadratzentimeter Dicke und etwa 12—15 cm
Länge in Betracht, während anderseits die Drähte, je nach
Bestellung verschieden stark, ebenso aber auch aus ver-
schiedenen Metallen wie Gold, Silber, Tombak, Messing bis
hinab zum Eisendraht verwendet wurden. Auch Federstahl kam,
insbesondere zu Hutbändern, Aigrettes usw. zur Benutzung.
War also das Modell zum Auslöten fertig und es
waren als Stützpunkt während dem Löten mehrere Hilfs-
stifte in das Modell eingesteckt, so wurde mit der Aus-
lötung begonnen, jedes einzelne Messingplättchen wurde
dauerhaft mit den Drähten verbunden und zum Schlüsse
wurde das Modellstück mit den nun anhaftenden Steinen
des ersten Stückes vorsichtig aus dem Gips herausge-
zogen, damit keine Steine ausbrechen. War so das erste
Stück ausgelötet, so wurde auch die Modellseite des
Gipsabgusses etwas mit einem Messer abgeschabt, so dass
jeweils die weiteren Steine bequem in die Löcher eingelegt
werden konnten. So entstandene Gipsmodelle können nun
sehr lange aufbewahrt werden und ganze Mengen von
Schmuckstücken in Trauersteinen daraus ausgelötet werden.
Kommen kreisrunde Drahtformen zur Verwendung, so
kann man solche zuvor auf entsprechenden Holzspindeln
aufwickeln, so dass die Fassungen, wie z. B. bei Broches,
alle egal rund werden.
Bei Hutnadeln werden meist die Kopfstücke aus zwei
Teilen zusammengestellt und erst dann die eigentliche
Nadel eingeschoben und festgelötet. Nach dem Löten
kommt noch das Unsichtbarmachen der Lötstellen in Be-
tracht. Mit Eisendraht angefertigte Stücke werden in der
Regel in Wasser tüchtig abgespült, so dass das an Drähten
und Steinen anhaftende Lötwasser gut weggeht, dann
müssen die Gegenstände in Sägespänen getrocknet werden
und hierauf erfolgt das Schwarzmachen derselben durch
Anstreichen mit schwarzem Spirituslack. Bei Silber-
drähten usw. werden nur die Lotstellen betupft, während
sonst die Drähte in ihrem Reinmetallglanz von den
schwarzen Steinen abstechen.
Zieht man noch die unzähligen Formen der Steine in
Erwägung, so lassen sich auf diese Weise unzählige
Schmuckstücke herstellen. Fr. J.

kreuz ist römische Arbeit und mit 17 Brillanten ausgefasst. Es
befindet sich an einer schweren Kette, die ebenso wie das Kreuz
in 18karätigem Golde ausgeführt ist und mit diesem zusammen
358 g wiegt. Der abgebildete Bischofsring enthält einen grossen
Saphir, ein zweiter Ring einen Smaragden feinster Qualität von
43/8 Karat, sowie Brillanten und Rosen. Es wäre wünschenswert,
wenn diese Juwelen unausgebrochen erhalten bleiben könnten.

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